26.03.2020, 08:40
Dieses sehr schöne Spiel braucht einen eigenen Faden.
Die Spoilergefahr ist hoch.
Wer den Faden zu Teil I sucht: https://www.crystals-dsa-foren.de/showth...p?tid=3886
Nachdem ich nach schlappen 1,5 Jahren Pause den ersten Teil von Pillars of Eternity zu Ende gedaddelt habe, um endlich mal wieder einen Spielstand in einen Folgetitel eines Spieles importieren zu können, muß ich zuerst mal genau dieses Feature heftig bemängeln.
Wie eine Katze vorm Mäuseloch harre ich der Installation von Pillars II. Das Spiel startet, nur um mir erstmal zu erzählen, was alles in Teil I und in der Zwischenzeit so alles passiert ist. Dabei hatte ich noch gar nichts importiert.
Dann latscht man durch ein Spiegelkabinett von Erinnerungen. Immer noch nichts importiert.
Schließlich quatscht man mit nem Typen. Während dieses Gespräches ist es endlich soweit: mittendrin eine Unterbrechung zwecks Savegameimportes. Endlich.
Funktionierte auch ganz gut, der Endstand von Pillars I wurde auf Anhieb gefunden. Aber noch während ich anfing, mir wieder die Hände zu reiben, ein satter Hieb in die Magenkuhle: Charaktererstellungsbildschirm! Ahhh... was'n das?! Wenn die Entwickler nicht mal Basics aus dem alten Spielstand ziehen, meinetwegen auch abgeändert, umgewandelt, dem zweiten Teil angepasst, dann sind womöglich auch meine peniebelst gehorteten Habseligkeiten nicht mehr da.
Mit dem Gedanken stürze ich in einen endlosen, emotionalen Abgrund.
Grummelnd krame ich alte Screenshots hervor und klicke mich verzweifelt durch die Charerstellung. Am Ende der Schlag auf die 12: Namen eingeben! WTF?
Im CAPS LOCK Modus (geistig, wie real) tippe ich den Namen ein. Shit, zurück. Nochmal. Hä? Vertippt. Nochmal. Wie jetzt... geht nicht? Ich kann nichtmal den Namen meines Helden so eingeben, wie er im ersten Teil war?
Statt "Cí-Jassár Cúthalion" muß ich "Cí Jassár Cúthalion" schreiben? Euer Ernst?
Aufschlag.
Instant-Quit. Energische Suche nach dem Deinstallations-Button. Verwirrung verhindert Fund. Kaffee holen. Atmen.
Später... na, vorm Deinstallieren vielleicht doch mal kurz anspielen. Grafik checken. Und den (auswählbaren) rundenbasierten Modus.
Gedacht, getan. Erneut durchs Jammertal. Irgendwann: Skriptende. Der erste Spielbildschirm. Enge Schiffskabine, ein Schrank, eine Schublade, so gut wie leer. Im Inventar auch nix. Nicht ein einziges, verdammtes Item aus Teil 1. Kopfschütteln. Prompt eine neue Interaktion: Piratenüberfall. Kampfbildschirm. Hatte ich gespeichert? Geht jetzt nicht mehr. Im Kampfmodus nicht möglich, obwohl rundenbasiert.
Also durch. Oh, gut gelungen, der Rundenmodus. Elegant. Fast Jagged Alliance-like. Daumen hoch dafür, meine zerschmetterte Hoffnung erhebt sich leicht aus dem Einschlagskrater des Abgrunds.
Schließlich: Kampfende. Suche den Speicherbutton. Bildschirm verschwindet jedoch adhoc. Neue Skriptinteraktion. WTF? Ein Sturm erfasst die Schaluppe. Meterhohe Wellen. Keine Sekunde nach einer vereitelten Enterung bei ruhiger See. Danke schön. Oh, eine Kiste mit der Aufschrift "Caed Nua" [Name der eigenen Burg aus Teil I] droht, ins Wasser zu fallen. Da müßen meine Schätze drin sein! "Hinterher hechten und sichern?" Logen. Ja, selbstverständlich! Wie? Ein Besatzungsmitglied stolpert über Bord? Jetzt? Im selben Moment? Wer is'n das überhaupt? Kenn' ich nich'. Ach, der hält sich noch an der Reeling fest. Den ziehe ich danach wieder rauf, wenn die Kiste gesichert ist... Platsch.
Liebe Leute von Obsidian, ein Savegame-Import geht anders. Und Spielbedienungskomfort, gerade bei Spielstart, auch. Setzen, 6!.
Soweit meine erste, eingängliche Erfahrung mit Pillars of Eternity II und meine gröbste Kritik.
Hiernach verbesserten sich meine Spielerfahrungen drastisch. Exponentiell, quasi.
Der Rundenkampfmodus macht mir sehr viel mehr Spaß als der pausierbare Echtzeitkampf. Die Animationen fetzen. Die Seegefechte sind etwas speziell. Gewöhnungsbedüftig, oder nein: lernbedürftig. Meißt entere ich lieber. Die Welt ist groß und vollgestopft mit klugem Inhalt. Interessante Dialoge mit manchmal erstaunlich schweren, tiefsinnigen, teils überraschenden Antwortoptionen. Ähnlich wie schon in Teil I, nur irgendwie schlanker. Pfiffiger. Nicht ganz so ausschweifend, mehr auf den Punkt. Klasse Autoren und Übersetzer. Grandioser Humor.
Auch beim verfeinerten Reputationssystem. Man sollte tunlichst darauf achten, wer mit wem zusammen in der Party ist. Das ist manchmal etwas störend, aber irgendwie auch interessant. Viele kleine Wortgefechte innerhalb der Crew oder auch deren ungefragt abgesonderte Kommentare in Dialogen sorgen öfters für echte Lacher. Unter anderem der in der Hauptstadt umherwandernde Stadtschreier mit stets aktuallisierten Neuigkeiten zeugt von viel Liebe zum Detail, erzeugt Athmosphäre und manchmal gar klug eingestreute Hints für den Spielverlauf.
Athmosphäre, beziehungserzeugende Wiedererkennungseffekte sind wohl auch die einzige Daseinsberechtigung für den Savegameimport aus Teil I. Oder sollen es sein. Je nach Entscheidungen und/oder Resultaten im Vorgänger zu Pillars II ereignen sich Begegnungen oder begegnet man Ereignissen. Oder eben auch nicht.
Leider funktioniert dies nicht immer zu 100%, manche Skripte sind wohl buggig. So blieb mir das Wiedersehen mit der in eine Drachenjägerin verpflanzten Drachenseele verwehrt, während ich einen Abkömmling des Luftdrachen einsammeln durfte, den ich eigentlich gekillt hatte, in Pillars I.
Aber das Meißte funzt wohl wie gedacht und sorgt für etliche Aha-Effekte. Nett. Immerhin.
Der gerügte Bedienungskomfort ist, trotz einiger Makel, insgesamt betrachtet doch stark verbessert. Meine Jäger und Sammler Seele ist auch recht glücklich, nur der Aspekt des Ausbaus und der Verwaltung des Eigenheimes tat einen Schritt rückwärts. Ein eigenes Schiff ist sicher was tolles, zumal in einem Inselreich, die Komplexität und die Möglichkeiten der eigenen Burg samt 15-stöckigem Dungeon in Teil I werden jedoch lange nicht erreicht. Und dann noch die Mörderpreise für Galleonen. Werd ich mir wohl erst bei Spielende leisten können. Momentan bin ich, grob geschätzt, bei Halbzeit. Vielleicht leicht drüber schon. Rund 50.000 Kupfer in der Tasche, ne Galleone liegt bei etwa 100.000. Da werd ich mir ne Dhau für 30.000 als Zwischenschritt wohl besser gleich aus dem Kopf schlagen.
Die Spinnen, Skelette und Liche aus Pillars II nagen auch echt am Hungertuch, im Vergleich zu ihren Kollegen aus Teil I. In den Höhlen und Verliesen der Inseln finden sich auffällig oft nur minimalste Geldbeträge. Ein- oder zweistellige Summen sind eher die Regel, denn die Ausnahme.
Im Gesamteindruck reißt es das Spiel echt raus. Etliche Details wurden verfeinert und verbessert, das Ding fesselt mich ungemein. Wie eine füllhorngleiche Schmuckschatulle, die man zwar erst aufkriegen muß, dann aber seine Hände immer und immer wieder durch seinen funkelnden Inhalt gräbt.
... mein Schatz...
Die Spoilergefahr ist hoch.
Wer den Faden zu Teil I sucht: https://www.crystals-dsa-foren.de/showth...p?tid=3886
Nachdem ich nach schlappen 1,5 Jahren Pause den ersten Teil von Pillars of Eternity zu Ende gedaddelt habe, um endlich mal wieder einen Spielstand in einen Folgetitel eines Spieles importieren zu können, muß ich zuerst mal genau dieses Feature heftig bemängeln.
Wie eine Katze vorm Mäuseloch harre ich der Installation von Pillars II. Das Spiel startet, nur um mir erstmal zu erzählen, was alles in Teil I und in der Zwischenzeit so alles passiert ist. Dabei hatte ich noch gar nichts importiert.
Dann latscht man durch ein Spiegelkabinett von Erinnerungen. Immer noch nichts importiert.
Schließlich quatscht man mit nem Typen. Während dieses Gespräches ist es endlich soweit: mittendrin eine Unterbrechung zwecks Savegameimportes. Endlich.
Funktionierte auch ganz gut, der Endstand von Pillars I wurde auf Anhieb gefunden. Aber noch während ich anfing, mir wieder die Hände zu reiben, ein satter Hieb in die Magenkuhle: Charaktererstellungsbildschirm! Ahhh... was'n das?! Wenn die Entwickler nicht mal Basics aus dem alten Spielstand ziehen, meinetwegen auch abgeändert, umgewandelt, dem zweiten Teil angepasst, dann sind womöglich auch meine peniebelst gehorteten Habseligkeiten nicht mehr da.
Mit dem Gedanken stürze ich in einen endlosen, emotionalen Abgrund.
Grummelnd krame ich alte Screenshots hervor und klicke mich verzweifelt durch die Charerstellung. Am Ende der Schlag auf die 12: Namen eingeben! WTF?
Im CAPS LOCK Modus (geistig, wie real) tippe ich den Namen ein. Shit, zurück. Nochmal. Hä? Vertippt. Nochmal. Wie jetzt... geht nicht? Ich kann nichtmal den Namen meines Helden so eingeben, wie er im ersten Teil war?
Statt "Cí-Jassár Cúthalion" muß ich "Cí Jassár Cúthalion" schreiben? Euer Ernst?
Aufschlag.
Instant-Quit. Energische Suche nach dem Deinstallations-Button. Verwirrung verhindert Fund. Kaffee holen. Atmen.
Später... na, vorm Deinstallieren vielleicht doch mal kurz anspielen. Grafik checken. Und den (auswählbaren) rundenbasierten Modus.
Gedacht, getan. Erneut durchs Jammertal. Irgendwann: Skriptende. Der erste Spielbildschirm. Enge Schiffskabine, ein Schrank, eine Schublade, so gut wie leer. Im Inventar auch nix. Nicht ein einziges, verdammtes Item aus Teil 1. Kopfschütteln. Prompt eine neue Interaktion: Piratenüberfall. Kampfbildschirm. Hatte ich gespeichert? Geht jetzt nicht mehr. Im Kampfmodus nicht möglich, obwohl rundenbasiert.
Also durch. Oh, gut gelungen, der Rundenmodus. Elegant. Fast Jagged Alliance-like. Daumen hoch dafür, meine zerschmetterte Hoffnung erhebt sich leicht aus dem Einschlagskrater des Abgrunds.
Schließlich: Kampfende. Suche den Speicherbutton. Bildschirm verschwindet jedoch adhoc. Neue Skriptinteraktion. WTF? Ein Sturm erfasst die Schaluppe. Meterhohe Wellen. Keine Sekunde nach einer vereitelten Enterung bei ruhiger See. Danke schön. Oh, eine Kiste mit der Aufschrift "Caed Nua" [Name der eigenen Burg aus Teil I] droht, ins Wasser zu fallen. Da müßen meine Schätze drin sein! "Hinterher hechten und sichern?" Logen. Ja, selbstverständlich! Wie? Ein Besatzungsmitglied stolpert über Bord? Jetzt? Im selben Moment? Wer is'n das überhaupt? Kenn' ich nich'. Ach, der hält sich noch an der Reeling fest. Den ziehe ich danach wieder rauf, wenn die Kiste gesichert ist... Platsch.
Liebe Leute von Obsidian, ein Savegame-Import geht anders. Und Spielbedienungskomfort, gerade bei Spielstart, auch. Setzen, 6!.
Soweit meine erste, eingängliche Erfahrung mit Pillars of Eternity II und meine gröbste Kritik.
Hiernach verbesserten sich meine Spielerfahrungen drastisch. Exponentiell, quasi.
Der Rundenkampfmodus macht mir sehr viel mehr Spaß als der pausierbare Echtzeitkampf. Die Animationen fetzen. Die Seegefechte sind etwas speziell. Gewöhnungsbedüftig, oder nein: lernbedürftig. Meißt entere ich lieber. Die Welt ist groß und vollgestopft mit klugem Inhalt. Interessante Dialoge mit manchmal erstaunlich schweren, tiefsinnigen, teils überraschenden Antwortoptionen. Ähnlich wie schon in Teil I, nur irgendwie schlanker. Pfiffiger. Nicht ganz so ausschweifend, mehr auf den Punkt. Klasse Autoren und Übersetzer. Grandioser Humor.
Auch beim verfeinerten Reputationssystem. Man sollte tunlichst darauf achten, wer mit wem zusammen in der Party ist. Das ist manchmal etwas störend, aber irgendwie auch interessant. Viele kleine Wortgefechte innerhalb der Crew oder auch deren ungefragt abgesonderte Kommentare in Dialogen sorgen öfters für echte Lacher. Unter anderem der in der Hauptstadt umherwandernde Stadtschreier mit stets aktuallisierten Neuigkeiten zeugt von viel Liebe zum Detail, erzeugt Athmosphäre und manchmal gar klug eingestreute Hints für den Spielverlauf.
Athmosphäre, beziehungserzeugende Wiedererkennungseffekte sind wohl auch die einzige Daseinsberechtigung für den Savegameimport aus Teil I. Oder sollen es sein. Je nach Entscheidungen und/oder Resultaten im Vorgänger zu Pillars II ereignen sich Begegnungen oder begegnet man Ereignissen. Oder eben auch nicht.
Leider funktioniert dies nicht immer zu 100%, manche Skripte sind wohl buggig. So blieb mir das Wiedersehen mit der in eine Drachenjägerin verpflanzten Drachenseele verwehrt, während ich einen Abkömmling des Luftdrachen einsammeln durfte, den ich eigentlich gekillt hatte, in Pillars I.
Aber das Meißte funzt wohl wie gedacht und sorgt für etliche Aha-Effekte. Nett. Immerhin.
Der gerügte Bedienungskomfort ist, trotz einiger Makel, insgesamt betrachtet doch stark verbessert. Meine Jäger und Sammler Seele ist auch recht glücklich, nur der Aspekt des Ausbaus und der Verwaltung des Eigenheimes tat einen Schritt rückwärts. Ein eigenes Schiff ist sicher was tolles, zumal in einem Inselreich, die Komplexität und die Möglichkeiten der eigenen Burg samt 15-stöckigem Dungeon in Teil I werden jedoch lange nicht erreicht. Und dann noch die Mörderpreise für Galleonen. Werd ich mir wohl erst bei Spielende leisten können. Momentan bin ich, grob geschätzt, bei Halbzeit. Vielleicht leicht drüber schon. Rund 50.000 Kupfer in der Tasche, ne Galleone liegt bei etwa 100.000. Da werd ich mir ne Dhau für 30.000 als Zwischenschritt wohl besser gleich aus dem Kopf schlagen.
Die Spinnen, Skelette und Liche aus Pillars II nagen auch echt am Hungertuch, im Vergleich zu ihren Kollegen aus Teil I. In den Höhlen und Verliesen der Inseln finden sich auffällig oft nur minimalste Geldbeträge. Ein- oder zweistellige Summen sind eher die Regel, denn die Ausnahme.
Im Gesamteindruck reißt es das Spiel echt raus. Etliche Details wurden verfeinert und verbessert, das Ding fesselt mich ungemein. Wie eine füllhorngleiche Schmuckschatulle, die man zwar erst aufkriegen muß, dann aber seine Hände immer und immer wieder durch seinen funkelnden Inhalt gräbt.
... mein Schatz...
Egal, wie tief man die Messlatte des menschlichen Verstandes setzt - jeden Tag kommt jemand und marschiert aufrecht gehend darunter hindurch.