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Unterwegs mit Zwergen
#21
Unterwegs mit Zwergen #19 – Der Name des Schiffs

Zwei Stunden war der Kutter bereits der Küstenlinie gefolgt – träge, schwankend, zäh. Ein schwimmender Husten. Furka stand an der Reling, kaute auf einem zu trockenen Stück Brot und spuckte über Bord, als ihm etwas auffiel: ein rundlicher, verfärbter Fleck auf dem Wasser, nicht größer als ein Teller, aber seltsam... leblos.

Der Kapitän – ein Mann mit schlechten Zähnen und einer noch schlechteren Meinung über das Meer – sah kurz hin, zuckte die Schultern und tätschelte mit einem halben Lächeln den Kopf seiner Enteraxt.
„Das kommt schon mal vor.“

Furka und Keldi tauschten Blicke.
Nicht zustimmend.
Nicht beruhigt.


---

Der Angriff kam in der Nacht.
Halbzeit der Reise.
Die Küste im Dämmerlicht, die Klippen der Hjaldorberge warfen lange Schatten auf das Meer.

Niemand schlief richtig. Der Laderaum war zu modrig, zu muffig, zu... lebendig. Also lag die Gruppe an Deck, in Decken gewickelt, halb dösend.

Dann – dieses Geräusch. Kein Knarzen. Kein Brechen.
Etwas... Zähes.
Und dann das Rucken. Das Schiff lief sacht in etwas hinein.

Furka war der Erste, der die Augen öffnete. Ein Reflex, vielleicht. Er richtete sich auf – und sah, wie sich die Tentakel über die Bordwand schoben.
Dann ging alles schnell.

Die tastenden Glieder griffen zu.
Packten.
Rissen.

Althea, noch halb in ihrer Decke, wurde von einem Fangarm erfasst, Archon gleich mit ihr. Tondar und Hurdin, eben noch dösend, sprangen auf – und wurden ihrerseits gepackt. Nur Furka, der sich gerade hatte aufrichten wollen, duckte sich rechtzeitig unter einem Tentakel hinweg und warf sich zwischen Althea und das schleimige Gliedmaß.

Keldi hatte seine Axt noch nicht ganz in der Hand, da riss der Krakenmolch Archon hoch, schleuderte ihn wie ein Spielzeug zurück aufs Deck – wo er hart aufschlug und liegen blieb.
Dann – eine Welle.
Zwei.
Ein Aufbäumen – und ein zischendes Knacken.
Mit einem einzigen Schlag fegte der Molch Hurdin und Tondar über Bord.

Hurdin schrie nicht. Tondar versuchte zu greifen, verfehlte – und klammerte sich dann doch an die Bordwand.
Ein Zwerg kann nicht schwimmen.
Aber kämpfen? Kämpfen kann er.

Furka und Althea rangen im Zentrum des Chaos mit dem Tentakel, das sie zu verschlingen schien. Ihre Dolche blitzten im schwachen Licht. Es war kein koordinierter Kampf – es war ein Überlebensinstinkt.

Keldi, der zuvor systematisch Tentakel abtrennte, warf schließlich die Axt von sich und griff nach Hurdins Arm.
Althea, die kaum mehr Luft bekam, murmelte verzweifelt ein Wort –
„Ignifaxius.“
Und plötzlich –
Feuer.
Schrei.
Der Tentakel zuckte zurück.

Furka taumelte.
Althea sackte zusammen.
Archon lag noch immer reglos auf den Planken.
Tondar keuchte. Hurdin hustete Meerwasser.
Keldi stand mit gespannter Armbrust am Bug – schweigend, wachsam.

„Der war kleiner als der andere“, murmelte jemand.

„Der Kahn ist aber auch kleiner“, kam es zurück.

„Vielleicht... ein Küstenkrakenmolch?“, fragte Archon, als er mit einem Rest vom Hjallander-Wein in den Kreislauf zurückgeholt wurde.

Niemand lachte.


---

Als die Küste von Skjal in Sicht kam, wurde kein Wort mehr gewechselt.
Die Gruppe verließ das Schiff, ohne sich umzusehen.

Nur Althea drehte sich ganz kurz.
Ein Gedanke formte sich, klar, bitter, wahr:

„Reist doch per Schiff“, hatte Garsvik gesagt.
„Das ist viel bequemer.“

Und dann gingen sie weiter.
Landwärts.
Lebendig.
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