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Sternenschweifs letztes großes Geheimnis
#8
Spiel der Götter
 
Mit einem mulmigen Gefühl stiegen wir in die Katakomben des Phextempels. Ach, was erzähle ich euch, das wisst ihr. Als gleich zu Beginn ein paar Proviantpakete herumlagen, wollte ich reflexartig danach greifen, doch Haldan verbot es. „Wir hätten an Nahrung denken sollen“, protestierte ich“. „Vertraut Ihr mir oder nicht?“, zeigte sich Haldan gereizt. Später erfuhr ich, dass auch diese meine Sorge völlig unbegründet war. Haldan hatte uns in Tiefhusen zuvor nämlich aufgeteilt. So schickte er Mayana in den Firuntempel, die infolgedessen neun Tage und neun Nächte weder Hunger noch Durst spürte. Und da Haldan und ich acht Tage davon schliefen, verspürten wir ebenfalls keinerlei Hunger- oder Durstgefühl.
Mich hatte Haldan gestern Abend in den Hesindetempel beordert. Schon nach kurzem Gebet (und großer Spende) erklärte man mir, dass uns Hesinde resistenter gegen Magie machen würde. Noch fühlte ich mich gut, etwas zu unserem Gelingen beitragen zu können. Noch. Denn schon nach dem ersten Geplänkel mit ein paar Untoten war die Geisterstunde schnell vorbei und wir bekamen es mit mehreren „Priestern“ zu tun. Weil Priester jedoch nicht über Magie verfügen, war mir klar, dass wir es hier mit einem Haufen magiebegabter Scharlatane zu tun hatten. Da erstaunlicherweise alle ihre Zauber misslangen, musste ich mich bestätigt fühlen, von Hesinde erhört worden zu sein. Das wurde ich auch, jedoch war das, wie ich später erfahren musste, nicht entscheidend. Unmittelbar nachdem Haldan diese Scharlatane mit seinen Wurfsternen in die Flucht getrieben hatte, nötigte er uns, ein Lager zu errichten. Mayana müsse sich erholen, um auf ihren großen Traum vorbereitet zu werden. Er habe bei Travia um Schutz in der Nacht gebeten, wir seien sicher.
Natürlich traf auch diese Geschichte nur vordergründig zu, denn tatsächlich mussten wir den Tag zu Ende verstreichen lassen, damit Mayana wieder zaubern konnte oder besser gesagt durfte.
Weit später, als wir den Salamanderstein schon lange abgeliefert hatten, erfuhr ich, dass Haldan nicht nur im Traviatempel war, sondern sich im wahrsten Sinne des Wortes auch in die Höhle der Löwin begeben hatte – den Tempel der Rondra. Dort handelte er in seiner Dreistigkeit dann doch tatsächlich mit der Göttin ein Geschäft aus: Wir würden 24 Stunden auf Magie verzichten und dafür würde sie uns innerhalb desselben Zeitraumes den nächstbesten Kampf über, in dem gegen uns gezaubert würde, vor aller Magie schützen. Dadurch war klar: Die „Priester“ konnten uns überhaupt nichts anhaben. Von wegen Hesinde mit ihrer Resistenz. Pah. Dennoch belohnte die Göttin des Wissens Haldans Tat und Geldspende, indem sie ihm später in einem Gewölbe unter Tjolmar zu göttlicher Klugheit verhalf. Aber auch diese Geschichte ist euch bereits bekannt.
Bleibt vielleicht noch zu erwähnen, dass Haldan diesen Handel mit Rondra noch ein paar Mal wiederholte. Ich erinnere mich, als ich einmal von ihm nach Tiefhusen zum Beten geschickt wurde, weil Mayana mit 20 Feinden ihrer Sippe etwas zu „klären“ hatte. Auch hier hob Rondra die Magie der Elfen auf und Haldan schlug sie mit seinem Angstgift in die Flucht. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn diese 20 tatsächlich alle gezaubert hätten. Oder aber, als wir Lowangen mit dem Salamanderstein verlassen wollten. Gefährliche Schwarzmagier, wie die Lieder singen. Von wegen! Haldan sandte Mayana als Vorhut nach Tiefhusen zum Rondratempel. Und als sie den Segen der Göttin hatte, zog ich Seite an Seite mit Haldan gegen die 20 Schwarzmagier. Haldan fackelte auch hier nicht lange und schleuderte seine Angstgift-Wurfsterne, denen die Magier dank Rondra nichts, aber auch rein gar nichts, entgegensetzen zu hatten. Und zu guter Letzt, jetzt kommt es ja auch nicht mehr darauf an, den Kampf gegen Arkandor kenne ich ebenfalls nur vom Erzählen. Dieses Mal war nämlich ich wieder mit Beten zu Rondra dran gewesen. Ich habe mir von Mayana sagen lassen, es sei gar nicht mal  so spannend gewesen. Sie stand gelangweilt herum und Haldan musste nicht ein einziges Mal seine Wurfsterne ziehen (hätte den Drachen auch nicht besonders gejuckt). Denn nachdem Rondra dank meines Gebets auch Arkandor seiner Macht beraubt hatte, schleuderte Haldan säckeweise Lotosgift, das wir noch kurz zuvor in Kvirasim besorgt hatten, auf den Drachen. Und damit nicht genug: In diesem letzten Kampf überlistete er sogar die Göttin! Er kramte einen Silberring aus der Tasche, den er bei Vindaria Egelbronn in Lowangen gefunden hatte und warf Arkandor gut und gerne zehn magische Feuerlanzen an den Wamst. Ihr seht, es war also alles halb so wild. Das Einzige, was noch halbwegs Spannug versprach, war Mayanas Traum – Sternenschweifs letztes großes Geheimnis.
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RE: Sternenschweifs letztes großes Geheimnis - von Fíonlaighrí - 20.04.2020, 18:55



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