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Der Fall Hoeneß und die Steuerhinterziehung
#31
(13.03.2014, 18:49)Silencer schrieb: Selbst wenn er da etwas naiv gehandelt hat, gerade jemand mit diesen finanziellen Möglichkeiten hätte doch ohne weiteres jederzeit entsprechende Überprüfungen veranlassen können.
Ein Konto in der Schweiz eröffnet sich ja auch nicht von selbst. Und die Schweiz wählt man als Heimat für sein Geld nicht zufällig. Natürlich hat Hoeneß sich zu irgendeinem Zeitpunkt mal mit Steuerfragen beschäftigt und wußte prinzipiell, daß er da den deutschen Behörden Angaben schuldig ist. Anderes halte ich für unglaubwürdig.

(13.03.2014, 18:49)Silencer schrieb: Btw zunächst gehts in die Revision und falls er in den Knast wandert, kommt er wahrscheinlich eh nach 2/3 der Haftstrafe wieder raus.
Er kann sogar nach der Hälfte der Zeit wieder raus kommen, wenn bedeutende Milderungsgründe vorliegen (was man hier wohl annehmen kann). Und auch für die Zeit, die er zu verbüßen hat - wenn das Urteil bestätigt werden sollte - gibt es ja die Möglichkeit des Offenen Vollzugs. Das bedeutet, daß er tagsüber raus darf und am Wochenende nicht selten zu seiner Familie. Die Nächte muß er aber in der JVA verbringen und Reisen darf er auch nicht. Freiheitsstrafe bedeutet nicht immer, daß man 24 Std. am Tag weggeschlossen wird. Da gibt es schon unterschiedliche Formen. Für einen Multimillionär, der Luxus gewohnt ist, wäre aber natürlich auch der offene Vollzug schon sehr unangenehm.

(13.03.2014, 18:13)tommy schrieb: damit meine ich nicht, dass er jetzt straffrei oder so davon kommen sollte, aber ich finde die Strafe ist vielleicht doch etwas hart...oder wie seht ihr das?
Nein und ja. ;) Ich finde, wie gesagt, nicht, daß er aufgrund seiner angeblichen Ahnungslosigkeit milder hätte bestraft werden sollen. Und ich finde das Urteil nun auch nicht unbedingt "betrüblich". Der Strafrahmen für eine Steuerhinterziehung ist wie er ist und 28 Mio. € sind halt kein Pappenstiel. Da sind 3 1/2 Jahre von der Obergrenze ja sogar noch ein Stück weit entfernt.

Gleichwohl finde ich es schon immer - auch jenseits des Falles Hoeneß - etwas problematisch, wenn jemand, der ein reines Finanzdelikt vom Schreibtisch aus begangen hat, sonst aber ein sozial integrierter, engagierter Mensch ist, plötzlich in eine JVA umziehen soll, in der ja auch Gewaltverbrecher sitzen. Ich sage nicht, daß es diese Strafdrohung gar nicht geben darf. Sie ist wohl sogar nötig, um eine präventive Wirkung zu entfalten. Aber gerade in einem Fall, wo ein Geständnis vorliegt und allein schon durch den Prozeß ein Lebenswerk infrage gestellt wird, würde es für mein persönliches Gerechtigkeitsempfinden auch genügen, wenn eine Bewährungsstrafe + deutliche Geldstrafe verhängt würde.

Ich bin alles andere als ein Fan des FC Bayern und auch von Herrn Hoeneß hatte ich noch nie eine besonders hohe Meinung. Tatsächlich sähe ich es gerne, wenn er als Präsident abgesetzt wird, denn das wäre eine fühlbare Strafe für ihn und eine neue Führung könnte den FC Bayern allenfalls sympathischer machen. Aber ich muß Uli Hoeneß nicht ins Gefängnis gehen sehen. Ich weiß nicht, was ihn bewogen hat, diese Konten dem deutschen Fiskus zu verschweigen. Skrupellose gesellschaftliche Gleichgültigkeit war es wohl nicht, denn gespendet hat er ja wohl. Ob seine Reue echt ist, weiß ich auch nicht. Aber jemanden wie ihn (zumindest für die Nächte) in eine 6 m ² kleine Zelle zu stecken, das ist eine Art körperlich fühlbare Strafe, die ich als eher für gewalttätige oder zumindest rücksichtslose oder bis zuletzt uneinsichtige Täter passend empfinde.

Wie gesagt, der Strafrahmen für die Steuerhinterziehung ist prinzipiell in Ordnung und somit ist auch dieses Urteil aus meiner Sicht nicht schlechterdings untragbar. Damit muß der Steuerhinterzieher eben rechnen. Aber hart finde ich es eben schon irgendwo. - Straffreiheit hätte ich hingegen schlimmer gefunden. In Bezug auf die Reichweite der Folgen einer Selbstanzeige empfinde ich unser Steuerrecht als viel zu nachsichtig. Über das Ergebnis des Falles von Frau Schwarzer kann ich mich z.B. durchaus ärgern, denn sie hat letztlich finanziell einen guten Schnitt gemacht durch die Kombination von Selbstanzeige und Verjährung.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."
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RE: Der Fall Hoeneß und die Steuerhinterziehung - von Zurgrimm - 13.03.2014, 20:25
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