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Nehmen, wie es kommt
#27
Finale Bravour

Dank der hinreichend ausgefüllten Karte folgerten meine Helden schlau, wo das Schwert zu suchen sei und schon während der ersten Schritte des finalen Abenteuers wuchsen sie über sich selbst hinaus. Zwar fehlten mir die Kartenstücke oben links, aber eine gar nicht eingezeichnete Dracheneiche hält echte Heroen nicht davon ab, eben jene dennoch zu erkennen, wenn sie zwischen Vilnheim und Phexcaer patroullieren. Du bist erkannt, Schwertpfad! Ab in die Büsche.

Der Jäger stürzte an der ersten Möglichkeit und das Spiel führte akribisch Protokoll, damit ich auch nicht eine einzige Kleinigkeit der folgenden Peinlichkeit übersehe:
- Weg verfehlen? Jepp.
- Auf morschen Ast treten? Jepp.
- Umknicken? Jepp.
- In dornigen Busch fallen? Jepp.
- Übel zerkratzt werden? Jepp.
- Die Stiefel dabei verlieren? Jepp.
- Slapstick-Einlage abgeschlossen? Nein.

Der Druide konnte nämlich unmöglich zurückstehen, platschte in seiner ganzen Hagerkeit in den Fluss und war auf der Stelle erkrankt. Eingedenk seiner früheren Missetaten an hilflosen Patienten war ich der Spielmechanik aber ganz dankbar, die verhinderte, dass er einen Heilversuch an sich selbst anrichten könnte. So folgte er den Helden hustend, niesend und tropfend in die alte Stille der verlassenen Burg. In kürzester Zeit fanden die Recken fast alle Stellen, die Geröllkrater oder Deckeneinstürze bargen und hätten sich fast selbst als architektonische Burgbestandteile verewigt. Doch mein allsehender Weitblick hatte die Sechse mit einem Heilkrautvorrat versehen, der sie davor bewahrte, sich schon in den oberen Etagen zu zertölpeln.

Mein erkrankter Druide machte die Kämpfe gegen Zombies durchaus interessant, denn mit seinem auf nur einen einzigen Punkt zusammengeschrumpelten Bewegungspunktevorrat gab er eine beispielhafte Illustration der alten Zombiefilmregel, nach der sich stets einer verletzt und deshalb noch langsamer humpelt, als ein Zombie hinterher torkeln kann. Das Spiel schien Freude an dieser Konstellation zu finden und platzierte den Druiden verlässlich exponiert. Natürlich war es auch im abschließenden Großkampf gegen die Untoten nicht anders.

[Bild: hyggelik.png]
Hyggelik wartete wohl schon etwas länger auf die Helden.

So sehr viel hatte sich nicht geändert; den meisten Schaden machte immer noch der Jäger und ein auf etliche Helden verteilter Pfeilnachschub sicherte mir die Waidmannkanonade als dauerhaften taktischen Halt. Ich deute den Kampfausgang so, dass auch das hartnäckigste Skelett irgendwann zerbricht, wenn die Last der in ihm steckenden Pfeile zu groß wird. Vermutlich empfand auch der sichtlich alte Hetmann Hyggelik diese Vorgehensweise, mit der mir das Ungeschick meiner Nahkämpfer zu übergehen gelang, als sattsam originell, denn er überreichte den Helden die begehrte Waffe. Leider war es kein Pfeil, sondern nur ein magisches Schwert, was im weiteren Verlauf zu kleineren Verlegenheiten führen sollte, doch ein Gast mit Sinn für Ziemlichkeit sagt danke, was immer auch ihm gereicht wird.

Mit einem erkrankten Druiden im Schlepptau und den unmöglichen Bodenverhältnissen um mich herum, stand mir nicht der Sinn nach mußevollem Verweilen, also hieß ich den Magier, aus seiner lethargischen Anteilnahmslosigkeit zu erwachen und den Trupp per Transversalis als Eilgut zum Ausgang zu senden. Schwupp, raus. Der Druide wurde in Phexcaer umgehend geheilt und des Jägers Füße neu besohlt. Zwischen besagter Stadt und dem Einsiedlersee legten sich meine Helden auf die Lauer und gedachten voll kenntnisreicher Tücke, das in ein oder zwei Jahren hier vorbeiziehende Orklager abzufangen. Oder so ähnlich. Ich habe ihren Plan nicht verstanden, was indes nicht weiter ins Gewicht fällt, denn er hat ja funktioniert. Die Orks erschienen an erwarteter Stelle.

[Bild: finalkampf.png]
Duell auf Augenhöhe: Mannsweib gegen Orkproll

Und wenn ich in einem ein gelehriger Schüler zahlreicher Computerrollenspiele bin, dann darin, den Ork umstandslos zu hassen. Ich plante nicht nur einen Sieg, ich dürstete danach, den Hauergesichtern eine Schmach zu bereiten. Die definitive Erniedrigung sollte darin bestehen, den Endgegnerchampion von einer Frau verprügeln zu lassen. Meine Kriegerin gürtete Grimring und ich klickte mit all der Routine, die sich nach zwei Jahrzehnten "Schicksalsklinge" so ansammelt, auf den Kampfgong. Leider kämpfte meine Trulla zum Fremdschämen schlecht, zum Glück übertrumpfte sie der Ork in seinem ziellosen Ehrgeiz aber just darin und ehe ich mich fragen konnte, ob man das Spiel etwa überlisten könne, indem man gezielt schlechte Werte auf den Endgegner projeziert, zerbröselte dieser bereits zu Pixelstaub.

In der abschließenden Beförderung widerstand der Thorwaler mit eingespielter Übung meinen ebenso wiederholten wie kärglichen Mühen, seinen Aberglauben auf unter 6 zu senken. Er ist ein Mann von Tradition und bleibt seiner Herkunftskultur fest verbunden. Dafür erhob sich der Zwerg mit einem Getösewert von 8 zum besten Axtkämpfer und die Kriegerin kann hinfort die blonden Locken noch betörender schwingen. Beste Voraussetzungen für die Party. Festgaben wie Festworte waren voll mondänen Pomps und während die Helden noch ihre neuen Heldenabzeichen glitzern lassen, klingen mir die Ohren vom allseits ertönenden Lob: Noch nie hätte man Helden wie diese zum Ruhme Thorwals siegen sehen. So ist es.


Ende


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Nehmen, wie es kommt - von HelmhamsterHD - 09.08.2013, 22:31
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