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Nehmen, wie es kommt
#23
Ohne blaue Bohnen zum Hallelujah

Ein Computerspielheld kennt keinen Rost, vielmehr bewahrt seine digitale Biologie Spannkraft wie Frische. Folglich kramten sich die Helden ohne jedes Ächzen aus den Betten, als nach dem langen Winter die Schneeschmelze die Wege freispülte und erwanderten sich in der aufblühenden Natur den Weg zum grausen Spukschloss. Nicht einmal meinem Jäger gelang es, ein zinnenbekröntes, drei Etagen hohes Anwesen zu übersehen, also ward es auf Anhieb gefunden. Klopf, klopf, hinein.

Einmal darinnen, offenbarte sich das Werk eines Architekten, den anzubeten sich jeder Messie verpflichtet fühlen sollte. Überall war an Ecken, Winkel, Abstellflächen und Sammelplätze gedacht worden, die in vorbildlicher Weise selbst abnorme Mengen der Zeugnisse eines ausgeprägten Sammelwahnes aufnehmen könnten. Offenkundig war der Hausherr erst kürzlich eingezogen, denn noch stand das Schloss - genauer: die gemauerte Kredenz - größtenteils leer. Zu meinem größten Bedauern sah ich mich gezwungen, ihm selbst das Wenige zu nehmen, das er bereits horten konnte, denn ich trachtete nach seinem Kartenstück. Zu seinem größten Bedauern sah er sich außerstande, meinem Wunsch nachkommen zu wollen, entsprechend ließ ich ihn von meinen Helden in aller Artigkeit erschlagen. Neuer Zähler: 6 Kartenstücke.

Ich prüfte meine Notizen und las in meinen Vermerken von noch zwei verbleibenden kartenstückgebenden Möglichkeiten: Zunächst das Einhorn, das aber bekanntlich einer ganz eigenen Zeitrechnung folgt und auf die kalendarische Kompetenz eines so saumseligen Gesellen wollte ich lieber nicht Thorwals Schicksal verwetten. Blieb noch der Händler Kolberg, den ich allerdings bereits erfolglos gesucht hatte. Nur was heißt hier "allerdings", wenn das Geschick einer kompletten Gegend daran hängt? Eben. Daher rüstete ich keine Geringere als meine eigene Einstellung, es mit dem größten Feind des Durchschnittsspielers aufzunehmen und zog gegen das zufallsabhängige Eintreten Höchstwichtigen ("ZAEH") zu Felde. Hoho - und was war das für ein Gegner!

Handelsübliche Heldensagen vermitteln ob solcher Suchreisen gerne den Eindruck entschiedener Dramatik. Da wird angekämpft, durchgerungen, entbehrt, strapaziert, durchgehalten und eine arge Not gelitten. Meine Helden hingegen verbrachten ihre Tage mit landschaftsholder Wanderung und ihre Abende am gemütlichen Grill. Wieder und wieder und wieder. Es gibt schlimmere Feinde als Mordor-Orks; ereignislose Routine beispielsweise. Wer die Spielbeschreibungen auswendig aufsagen kann, sei auf die Stadttexte verwiesen: Mir wurde diese Spieletappe zu einem immerwährenden Groenvelden.
Die Thorwaler Fauna wird sich erst in Jahren von den umfänglichen Streifzügen meiner Helden erholen, denn während mein Jäger schon in seinen Anfangstagen ein Vertreter der Einstellung "Erst schießen, dann fragen" war, hat er mittlerweile endlich das notwendige Talent perfektioniert, dem Reh tatsächlich ein Dirty Harry zu sein. Make my day, Bambi. Auch der Druide sammelte fleißig und während ich wieder und wieder das Halbrund des Premer Golfs in erfolgloser Händlersuche abschritt, dachte ich während der ebenso zahlreichen wie einträglichen Krautverkäufe immer häufiger daran, dass die 20.000 Goldstücke für ein eigenes Schiff kein gänzlich unerreichbares Ziel seien. (Doch, eigentlich schon. Wer sich die Mundwinkel beschweren möchte, kann ja mal gucken, was passiert.)

[Bild: kolberg.png]
Allein schon der tückische Blick. Kein Wunder, dass so jemand über Monate gehässig kichernd himterm Busch hockt.

Und plötzlich kommt Kolberg einfach so um die Ecke. Gerade noch müssen mich meine Helden zum wiederholten Male zwingen, sie doch nur noch dieses eine Mal von Daspota nach Varnheim zu klicken, da taucht der Händler auf und will für läppische 60 Dukaten sein Kartenstück veräußern. Meine Helden tragen inzwischen über das Hundertfache bei sich; es ist zu finanzieren. Puh, was für eine Geduldsprobe. Und mit diesem Kartenstück steht die Tür zum Finale sperrangelweit offen.


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Nehmen, wie es kommt - von HelmhamsterHD - 09.08.2013, 22:31
RE: Nehmen, wie es kommt - von aeyol - 09.08.2013, 22:42
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RE: Nehmen, wie es kommt - von Alrik Alrikson - 09.08.2013, 23:12
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RE: Nehmen, wie es kommt - von Mandur - 15.08.2013, 15:03
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RE: Nehmen, wie es kommt - von Crystal - 18.08.2013, 23:15
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RE: Nehmen, wie es kommt - von Gaddezwerch - 25.08.2013, 14:48
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RE: Nehmen, wie es kommt - von Alrik Alrikson - 30.08.2013, 12:26
RE: Nehmen, wie es kommt - von HelmhamsterHD - 31.08.2013, 10:42



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