06.10.2013, 09:46
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.10.2013, 09:50 von Alrik Alrikson.)
(05.10.2013, 08:46)Zurgrimm schrieb:(04.10.2013, 21:35)Alrik Alrikson schrieb: für mich persönlich stellt sich kein Spielgefühl ein, wie ich es beim Original hatte und habe.[...] Die interessante Frage wäre aber: Was fehlt zum originalen Spielgefühl? Es sind ja die i.w. gleichen Texte und Questen, die gleiche Musik, die gleiche Story und die gleichen Dungeons sowie ein immerhin ähnliches, rundentaktisches Kampfsystem. Woran liegt der Verlust an positivem Spielgefühl gegenüber dem Original? Ist es die Grafik? Ist es das Kampfsystem? Sind es die Reisen? - Das wäre sicherlich auch interessant zu ergründen, auch damit eventuelle weitere Entwicklungen dahingehend besser werden können. [...]
Das macht die Beantwortung der Frage ja so schwierig und ich habe auch schon öfters lange darüber nachgedacht. Das Original war grafisch weit weniger anspruchsvoll und passte auch teilweise überhaupt nicht in die DSA-Welt (Aussehen der Tempelgeweihten, des Herbergsvaters, keine Unterscheidung zwischen einfachem Haus und Feste in Thorwal usw.), die Sounds waren (von der CD-Musik einmal abgesehen) wirklich schlecht und nervig, die Figuren im Kampf sahen oft halbverhungert aus und unterschieden sich nicht im kleinsten Detail von einer Figur gleichen Typus und Geschlecht.
Warum also macht das Original dann mehr Spaß als das Remake? Ich denke, hierfür sind primär zwei Dinge zu beachten.
1. Jemand, der beide Spiele kennt und mit dem Original "großgeworden" ist, wird eine ganz andere, sehr subjektive und vielleicht auch emotionale Bindung an "sein" Spiel haben, und sobald dieses Spielgefühl nicht mehr auftreten (kann), wird er das Remake als schlechter empfinden. Hinzu kommen Ereignisse, die im Original möglicherweise als sehr wichtig und stimmungsvoll empfunden wurden und die nun fehlen oder stark verändert wurden. Für mich persönlich ist das Intro des Originals eines der besten der Spielegeschichte und ich finde, dass es auch heute noch sehr stimmungsvoll ist und auch grafisch (von den grünen Orks einmal abgesehen), in Kombination mit den Musikstücken, als episch zu bezeichnen ist. Dieses Intro wurde im Remake zu einer Farce degradiert, in welcher Musik und Text einfach übereinandergelegt wurden und dem Spieler überhaupt kein Gefühl der Welt, in welcher er sich befinden soll, vermittelt wird.
Ein weiterer, für mich sehr herber Rückschlag, ist die Charaktergenerierung. Dieses kleine "Spiel im Spiel" verdeutlicht im Remake leider nur die Hässlichkeit der Figuren, die zudem auch noch überhaupt keinen Bezug zu den Typen haben (von Thorwaler und Zwerg einmal abgesehen). Die Bilder im Original hingegen zeigten liebevoll gezeichnete Personen, welche sich in sehr vielen Details unterschieden und zudem absolut stimmungsvoll umgesetzt wurden. Dass im Kampf später davon nichts mehr zu sehen ist, bedeutet hingegen nicht, dass man nicht dieses schöne Bild des Kriegers oder Magiers im Kopf hat, wenn mit ihm agiert wird. Hinzu kommt, dass der gesamte Charaktergenerator edler, heller, insgesamt stimmiger wirkte als dieses braun in braun des Remakes.
2. Wer nur das Remake kennt, wird es mit anderen, grafisch überlegenen, Spielen vergleichen, sich über den Mangel des "an die Hand genommen werdens" wundern oder vielleicht auch mit einer fehlenden Spielführung nicht zurechtkommen. Hinzu kommt, dass trotz der sehr hohen Auflösung des Spiels und auch der unterschiedlich gestalteten Städte zuwenig Augenmerk auf typisches DSA-Design der Häuser der Region Thorwal gelegt wurde, dass ohne Karte praktisch keine Differenzierung der Häuser möglich ist, und dass dadurch (in meinem Fall) der jeweilige Ort nur auf der Karte erkundet wurde, da ich mich anders ohnehin nicht orientieren könnte. Kurzum: trotz grafisch und technisch hervorragender Möglichkeiten werden diese nicht genutzt um ein atmosphärisches Bild einer Stadt zu schaffen. Als Beispiel dafür fällt mir nun die Drakensang-Reihe ein, die wirklich sehr stimmungsvoll umgesetzt wurde. Wie so oft angeführt wurde, hatten diese Entwickler ganz andere Budgets und auch keine knapp 50 Städte zu realisieren, aber bei einem 3D-Remake wird eben grafische Schönheit erwartet, zumindest aber kein "Einheitsbrei".
Dieser grafische Aspekt findet sich dann auch im Kampf wieder, welcher ja ein zentrales Element des Spieles ist. Wenn sich dort dann keinerlei Veränderungen an den Charakteren finden (mit Ausnahme der Waffe oder des Schildes), in Abhängigkeit davon, wie ich sie ausgerüstet habe und zudem aus den nicht stimmungsvollen Figuren noch nicht einmal frei gewählt werden kann, welche Variante ich nun haben möchte, dann überzeugt das leider nicht. Bei Rollenspielen ist es extrem wichtig, dass sich der Spieler mit seinen Helden identifizieren kann, und dies fehlt hier vollkommen, da keine wirkliche Bindung zu diesen Figuren auftritt. Ich glaube, auch wenn ich da nur für mich sprechen kann, dass der Spieler sehen will, wie seine Helden aussehen. Entweder in einer Third-Person-Perspective, in einer isometrischen Ansicht oder zur Not als "Anziehpüppchen" im Charakterbildschirm.
Insgesamt mangelt es also wohl daran, dass es an liebevollen, atmosphärischen Details fehlt, dass auf der anderen Seite aber Dinge gezeigt werden, die nicht in das DSA-Bild passen, dass hier und da kleine Unstimmigkeiten auftauchen, die insgesamt zu einer großen Unstimmigkeit werden, dass also, kurzum, keine Immersion stattfindet.
"Alrik war durstig und hat getrunken."