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Nach Riva importiert: Tagebuch eines Kriegers
#25
Rohezal nahm den erbeuteten Stab freudig entgegen und untersuchte ihn lange und gründlich. Etwas enttäuscht beendete er dann aber seine Studien. Er konnte die Runen auf dem Stab nicht richtig übersetzten, und selbst eine kleine Unkorrektheit konnte in diesem Fall fatale Folgen haben. Schließlich meinte er, es gäbe in Riva eine Kräuterfrau und Wahrsagerin, welche die Runen eventuell übersetzten könnte. Außerdem berichtete er uns, daß in unserer Abwesenheit der Bau der Königin im Keller des neuen Rathauses gefunden worden war. Dieser sei zwar magisch gesichert, aber die Magier seien zuversichtlich. Einige von Lothurs Männern, jene, die er aus dem Kampf gegen die Piraten heraushalten konnte, würden einen Tunnel dorthin graben. Natürlich blieb es an uns, den Borbaradstab zu Quenya zu bringen. Das jeder Gardist und Büttel der Stadt nach uns suchte, war den Magiern scheinbar entfallen.

Wir warteten also auf die Nacht. Die Magier nutzten die Zeit, durch Meditation ihre Kräfte zu stärken. Evingolis, Imel und ich nutzten die kleine Kampfpause für ein kleines, feines Würfelspielchen. Des nachts schlichen wir uns dann zuerst in die neue Kanalisation unter dem Marktplatz. In der neuen Kanalisation ging es dann vorsichtig zum Ausgang in das verlassene Haus in der Holberkersiedlung. Von dort nutzten wir jeden Schatten, um ungesehen zur Wahrsagerin zu gelangen.

Beim Anblick der Runen auf dem Stab bekam Quenya glänzende Augen und machte sich sofort daran, diese zu studieren. Sie vergaß sogar, einen Preis für die Übersetzung auszuhandeln. Kurze Zeit später nahm sie uns nicht einmal mehr war. Sie war ganz vertieft in die verschiedenen Schriftrollen, welche sie in immer größerer Zahl aus den Regalen zog. Nach langem Brüten über Bergen von Pergament richtete sie sich plötzlich auf und fragte sichtlich beunruhigt, wem dieser Stab eigentlich gehöre. Imel erschrak und rutschte fast von dem Sack, auf dem er eingedöst war. Dann meinte er schlicht: Borbarad. Nun war es an Quenya ordentlich zu erschrecken. Sie zuckte merklich zusammen, ließ sich auf ihren Sitzplatz fallen und vergaß für kurze Zeit zu atmen. Ich wertete das als ein ganz und gar nicht gutes Zeichen. Imel beeilte sich daraufhin, der bleichen Wahrsagerin die ganze Geschichte zu erzählen, natürlich nur in einer Zusammenfassung. Nach den Erklärungen kehrte wieder etwas Farbe in Quenyas Gesicht zurück. Mit noch etwas zittriger Hand schrieb sie uns die Übersetzung auf ein Pergament. Sie erklärte uns, daß sie uns sowohl eine sinnhafte, als auch eine wortwörtliche Übersetzung der Runen aufgeschrieben hatte, und gab uns noch einige Anweisungen für die Magier mit auf den Weg.

Durchs Holberkerhaus, über die neue Kanalisation und die alte Kanalisation erreichten wir schließlich mit Runenstab und Übersetzung das neue Gildenhauptquartier. Rohezal war hoch erfreut uns zu sehen und nahm den Runenstab wieder an sich. Dann stürzte er sich auf die Übersetzung. Außer ihm war allerdings niemand zu sehen. Lothur führte seine Leute in den Kampf gegen die Piraten. Der war nun in eine entscheidende Phase getreten und er hielt uns so auch den Rücken frei. Die restlichen Magier sammelten ihre Kräfte für die bevorstehenden Aufgaben. Wir taten es ihnen gleich, und versuchten uns etwas auszuruhen und vielleicht auch ein, zwei Stunden Schlaf zu finden.
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Wir wurden durch die plötzlich aufkommende Geschäftigkeit und Hektik, in den noch vor kurzem totenstillen Räumlichkeiten der Gilde geweckt. Schon war auch jemand bei uns, der von Lothur nach uns geschickt worden war. Also rappelten wir uns von unserer Ruhestätte auf und folgten dem Boten. Anscheinend waren plötzlich wieder alle hier. Man hatte nur noch auf uns gewartet. Und schon begannen die Magier uns zu berichten, was sie einen Plan nannten. Mir wurde richtig schlecht dabei. Die Magier waren sich sicher, daß sie mit dem Runenstab die Macht der Königin derart schmälern könnten, sodaß einige Leute unbemerkt in den Bau eindringen könnten. Als Imel sich laut darüber wunderte, wie groß der Bau wohl sei, erklärte Landor Gerrano, daß dieser etwa mannshoch, so in etwa wie ein großer Ameisenhaufen, sei. Weiters fügte er lapidarisch hinzu, daß diejenigen welche sich in den Bau wagten, geschrumpft würden. Imel konnte sich daraufhin ein ernstes "Wir also - wieder mal!" nicht verkneifen, und ich kann es ihm nicht verübeln. Uns wurde erklärt, daß die Magier damit beschäftigt wären, den Bannzauber aufrecht zu halten. Und die Gilde würde in Riva für Unruhe sorgen, um alle eventuellen Beobachter abzulenken. Oh ja, den Schrumpf-Dich-In-Den-Bau-Teil hatten sie uns angedacht. Doch das dicke Ende kam wie immer zum Schluß. Wir konnten nichts mitnehmen: keine Waffen, keine Rüstungen, keine Kleider, das war nun wirklich ein sehr schlechter Scherz. Alles was sie uns würden mitgeben können, war ein Amulett, mit dem wir den Tod der Königin berichten konnten. Und selbst hier hatten die lustigen fünf noch eine Pointe versteckt: würden wir das Amulett benutzten, noch bevor die Königin tot sei, würden uns die magischen, unzerstörbaren Wände des Baus zerquetschen. Zum Abschluß meinte Rohezal noch, daß wir gute Chancen hätten, da die Königin sehr geschwächt sein würde. Mir lag schon die Frage auf den Lippen, warum sie die Sache dann nicht selbst erledigen würden, doch fiel mir Radagast ins Wort. Er meinte, daß wir uns nun zurückziehen würden, um uns für unsere Aufgabe vorzubereiten. Wenn Blicke töten könnten ...
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"Research is like sex: sometimes something useful is produced, but that's not why we do it." -- Richard Phillips Feynman, Physiker und Nobelpreisträger, 1918-1988


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RE: Nach Riva importiert: Tagebuch eines Kriegers - von JackyD - 09.01.2007, 16:46



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