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Nach Riva importiert: Tagebuch eines Kriegers
#24
Endlich waren die fünf Magier bereit und prompt meinte dieser Saldor Foslarin, wir hätten uns Zeit gelassen. Nur Radagasts strenger Blick und ein fester Griff um das Handgelenk meiner Schwerthand hielten mich davon ab diesen vorlauten Kerl in zwei Teile zu spalten. Mein Griff zum Schwert war jedoch nicht unbemerkt geblieben und so beeilte sich die Magierin Haldana, uns den Zweck der mitgebrachten Kajuboknospen zu erklären. Jede der zwölf Knospen ermögliche uns, eine halbe Stunde ohne atmen auszukommen. Ein Plan B sozusagen, falls der Zauber der Magier nicht lange genug vorhalten sollte. Am Hafen brachte Lea Bleischuhe herbei, welche uns die Fortbewegung auf dem Meeresgrund ermöglichen sollten. Schließlich wurde auf jeden ein Zauber gesprochen, der für die nächsten sechs Stunden das Atmen unter Wasser ermöglichte und ein weiterer Zauber, welcher uns selbst im tiefsten Wasser zum Sehen verhelfen sollte. Als uns das Atmen an Land immer schwerer viel, ließen wir uns schließlich auf den Grund des Hafenbeckens sinken.

Nach einiger Zeit hatten wir uns an die ungewöhnliche Situation, Wasser zu atmen, gewöhnt. Doch als wir die ersten Schritte unter Wasser wagten, wurden wir schon angegriffen. Obwohl das Kämpfen unter Wasser sehr ungewohnt und noch dazu äußerst kräfteraubend war, stellen diese fünf Wassermenschen kein Problem für uns dar. Daher war es auch kein Problem, daß nach dem Kampf gleich nochmal fünf dieser Wassermenschen auftauchten. Wir machten uns also bereit auch ihren Angriff abzuwehren, doch warteten wir vergebens. Anstatt anzugreifen bedeuteten sie uns, ihnen zu folgen. Nach einer kurzen Weile erreichten wir einen riesigen Palast. wir wurden weiter, in einen großen Saal geführt. Und plötzlich standen wir im Trockenen. Das Wasser wurde von einer unsichtbaren Wand zurückgehalten. Der Raum war mit Neckern, so nannten sich diese Wassermenschen, bevölkert und vor uns erhob sich ein steinerner Thron, mit einem gekrönten Necker darauf. An der Seite des Neckerkönigs stand ein junger Matrose, der das Wort an uns richtete. Er versicherte uns, daß wir hier in Sicherheit wären, stellte uns die Necker, den König und sich selbst vor und berichtete uns, wie er hier her gekommen sei. Schließlich teilte er uns mit, daß er ausgewählt worden war, zwischen uns und dem Flußvater des Kvill zu vermitteln. Der König hatte einen Auftrag für uns. Wir sollten für ihn herausfinden, warum einige seiner Kinder in letzter Zeit bösartig geworden waren. Wenn möglich sollten wir die Ursache beseitigen, ohne die Necker zu töten. Wir bekamen auch noch Hintergrundinformationen, hauptsächlich darüber, was Necker so bösartig machen könnte. Ich hatte nur mit einem Ohr halb zu gehört, da ich eine wunderschöne Neckerin entdeckt hatte und nun damit beschäftigt war, sie im Geiste auszuziehen. Was, offen gesagt, bei der Kleidung der Necker nicht sehr viel Vorstellungsvermögen verlangte. Doch dann wurde ich wieder hellhörig. Als Gegenleistung für unsere Hilfe versprach uns der König einen Leuchtstab, der als eine Art Schlüssel für die Erkundung der Abendstern von Nöten war. Und schließlich ließ er noch verkünden, daß uns eine Neckerin namens Zorka begleiten würde. Sie würde große Zuneigung für einen aus unserer Gruppe empfinden und der Flußvater war sich sicher, daß diese Gefühle erwidert würden. Als sich meine Angebetete daraufhin in Bewegung setzte und auf uns zu kam, fühlte ich mich irgendwie ertappt.

Wir brachen also auf und begannen, das Hafenbecken zu erkunden. Unweit vom Palast wollte sich Imel an einer riesigen Perle im innern einer riesigen Muschel vergreifen und wurde beinahe verschlungen. Er hatte großes Glück, daß er sich nur relativ geringe Verletzungen zuzog, die dennoch in nächste Zeit seine Gewandtheit stark einschränken werden. Ich bin mir jedoch sicher, daß der Zwerg nach diesem kleinen Vorfall in Zukunft nicht mehr ganz so neugierig sein wird. Wir suchten weiter und konnten in einer versunkenen Truhe ein Silberkettchen und einen Heiltrank finden und der wissensdurstige Alatar wurde von einer Muräne gebissen. Schließlich entdeckten wir einen Necker, der laut Zorka zu den Abtrünnigen gehörte. Also gingen wir in Deckung und beobachteten ihn. Der Necker bewegte sich schnurgerade auf ein Haus zu und verschwand darin. Auch nach langem Warten, kam er nicht wieder heraus. Also beschlossen wir nachzusehen. Der Eingang des Gebäudes wurde allerdings von einer Wasserpflanze versperrt. Als Imel sich vorbeizwängen wollte, wurde er von den Fangarmen der Pflanze umschlungen. Der zähe Zwerg hackte verzweifelt eine Tentakel nach der anderen mit seiner Orknase ab, doch befreien konnte er sich erst, als Alatar ihm mit seinem Asthenildolch zu Hilfe kam. Als wir das Gebäude dann endlich betreten konnten, war von dem darin verschwundenen Necker nichts zu sehen.

Imel entdeckte jedoch schnell die versteckte Falltür, die den Weg in den Keller freigab. Wir begannen also den Keller zu durchsuchen und stießen auch bald auf die ersten Necker. Da wir versprochen hatten, die abtrünnigen Wassermenschen wenn irgend möglich zu schonen, versuchten wir uns vor ihnen zu verstecken. Half leider nur nichts. Einer von ihnen entdeckte uns und griff sofort an. Also machten wir die vier Necker nieder und erforschten den Keller weiter. Nach ein paar uninteressanten Räumen waren wir plötzlich von fünfzehn Neckern eingekreist. Wie zuvor reagierten sie äußerst aggressiv, und wie zuvor hatten sie meiner Ochsenherde und Imels Orknase nichts entgegenzusetzen. Die Magier, allen voran Radagast, paßten auf die kleine Zorka auf. Dieser meinte nur kurz, daß es wohl sehr ratsam wäre, sie dem König unbeschadet zurück zu bringen. Schließlich fanden wir den Grund für die Aggressivität der Necker: einen Weinkeller. Wir zerstörten den gesamten Alkoholvorrat indem wir die Flaschen mit unseren Bleischuhen zertraten und machten uns dann auf den Rückweg zum Neckerkönig.

Der Flußvater war sehr erleichtert darüber, das wir nicht nur den Grund für die Bösartigkeit einiger Necker herausgefunden hatten, sondern diesen auch noch beseitigt hatten. Wie versprochen überreichte er uns einen Leuchtstab, den Imel sofort untersuchte und dann einsteckte. Also machten wir uns, immer noch in Begleitung der schönen Zorka, auf zur Abendstern. Am Wrack angekommen suchten wir nach einem Eingang und fanden schließlich ein großes Loch in der Bordwand. Da sich das Schiff beim Sinken auf den Kopf gedreht hatte und das Leck nun nur knapp über dem Grund war, lag es weit über der ehemaligen Wasserlinie der Abendstern und konnte unmöglich der Grund für ihren Untergang gewesen sein. Für uns war es jedoch ein idealer Zugang zum Inneren des Schiffes. Imel trat als erster vor das schwarze Loch. Dann stoppte er plötzlich, zog während einer eleganten Ausweichbewegung blitzschnell seine Orknase und enthauptete eindrucksvoll eine Holzstatue. Der Holzkopf hatte ihn wohl etwas erschreckt. Er beschloß das auffällige Zucken in unseren Gesichtern zu übersehen und begann geschäftig das wild durcheinandergewürfelte Innere des Schiffes zu durchsuchen. Nachdem er ein paar wertlose Dinge gefunden und gleich wieder weggeworfen hatte, entdeckte er über sich eine Tür. Also zog Imel seine Metallschuhe aus, band sie an ein langes Seil und ließ sich nach oben gleiten, bis er in den Schrank klettern konnte. Als er eine weitere Tür in diesem Schrank erblickte, holte er die Bleischuhe nach und bedeute uns es ihm gleich zu tun.

Als wir uns alle in dem Schrank drängten, öffnete er mit dem Leuchtstab die Tür. Wir hatten kaum Zeit alle durchzuschlüpfen, schon schwang die Tür hinter uns wieder zu. Da sich die Farbe des Leuchtstiftes verändert hatte und sich damit die Türe nicht mehr öffnen ließ, waren wir fürs erste eingeschlossen. Also durchsuchten wir erstmal den Raum, in dem wir nun gefangen waren. An der gegenüber liegenden Seite der Schranktür befand sich noch eine Tür mit farbigem Schloß. Doch auch diese Farbe paßte nicht zum momentanen Aussehen des Leuchtstabs und wie befürchtet, ließ sich die Tür nicht öffnen. Doch endlich fand Imel in einer Truhe ein farbiges Prisma, welches an einer Seite eine runde Vertiefung in der Größe des Leuchtstabes aufwies. Also benutzte Imel den Leuchtstab mit der Glaspyramide und plötzlich wechselte dieser auf die Farbe der zweiten Tür. Wir konnten endlich weiter. Auch der nächste Raum hatte wieder zwei Türen. Nachdem Imel den Leuchtstab mit der Pyramide erneut auf die nächste Tür eingestellt hatte, kamen wir in einen Raum mit nur noch einer Tür. Dafür befand sich in der Mitte eine Truhe. Als wir uns jedoch auf die Truhe zubewegen wollten, sank plötzlich der Wasserspiegel im Raum, bis wir völlig im Trockenen standen. Dafür war um die Truhe herum ein Eislabyrinth entstanden, in welchem sich insgesamt neun Wasserelementare tummelten.

Da das Labyrinth sehr eng war, beschloß ich, alleine zur Truhe vorzudringen, während die anderen die Elementare außerhalb des Labyrinths beschäftigen und auf Zorka aufpassen sollten. Nachdem das erste Elementar, das ich ohne größere Probleme erledigen konnte, plötzlich wieder an anderer Stelle auftauchte, mußten wir unsere Taktik umstellen. Während ich versuchte, meine größere Schnelligkeit auszunutzen, die Elementare konnten sich nur sehr langsam bewegen, und mich so an ihnen im Labyrinth vorbei zu schummeln, hielten sich die Magier die Wasserelementare mit Hexenknoten vom Leib. Ich kam gut durch und stand bald dem letzten Elementar, welches die Truhe bewachte, gegenüber. Wie beim ersten, war auch dieses überraschend schnell besiegt. Als ich aber direkt vor der Truhe stand, war der Spuk plötzlich vorbei. Der Raum war wieder bis oben hin mit Wasser geflutet und von Elementaren und Labyrinth war keine Spur mehr. Als Imel dann versuchte, die Truhe zu öffnen, sprang sie von selbst auf. Zu aller Überraschung war sie aber leer. Mir drängte sich plötzlich die Redensart vom Schlag ins Wasser auf.

Der Rückweg war mit Leuchtstab und Pyramide kein Problem, und schließlich brachten wir dem König seine Zorka unversehrt zurück. Dann mußten wir erfahren, daß der Flußvater den Stab die ganze Zeit besessen hatte. Wenigstens rückte er ihn nun raus. Abschließend bot er mir noch an, bei den Neckern und Zorka zu bleiben. Doch ich bin und bleibe ein Krieger. Dieses pazifistische Leben wäre nichts für mich und ich konnte ja auch schlecht meine Freunde im Stich lassen. Also hieß es Abschied nehmen. Wir zogen unsere Bleistiefel aus und ließen uns nach oben treiben.
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"Research is like sex: sometimes something useful is produced, but that's not why we do it." -- Richard Phillips Feynman, Physiker und Nobelpreisträger, 1918-1988


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RE: Nach Riva importiert: Tagebuch eines Kriegers - von JackyD - 09.01.2007, 08:54



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