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Vier verruchte Gefährten
#8
16. Travia, 18 nach Hal.
Finsterkoppen-Binge, 2. Ebene, II. Teil


Karvak war mittlerweile überzeugt, daß er sich mit den Anderen in südliche Richtung durch die Binge bewegte. Der Gang mündete nach ungezählten Schritten in einen breiteren, abrupt efferdwärts verlaufenden Korridor, der in der Mitte durch breite Trennwände unterteilt war. "Vorsicht!" mahnte Aigur und wies auf die mit Eisen eingefassten Löcher in der südlichen Wand. Die Mündungen der Armbrustbolzenfallen sahen bedrohlich aus, doch ließen sie vermuten, daß sich irgendetwas von Wert am Ende des Korridors befinden musste. Umso größer war zunächst die Ernüchterung unter den Verruchten, als sie eine weitere Tür aufgebrochen hatten und in eine nur kleinere, scheinbar unbedeutende Kammer gelangt waren. Kaum war die Gruppe weiter in den Raum vorgegangen, da schloß sich mit einem mahlenden Geräusch plötzlich die Wand hinter ihnen. Aigur fluchte; Korbranor machte einen Satz und trommelte mit den Fäusten aufgebracht gegen den Stein. Lark von Wolven stemmte die Arme in die Hüften und sah den Brabaker Beschwörer mißmutig an. "Wunderbar und was nun?"


Aigur besah den sonderbaren Hebel. "Es muß einen Weg geben ..." überlegte der Thorwaler laut. Als er den Hebel umlegte, geschah nichts. Nach einem weiteren vergeblichen Versuch, der dem Thorwaler bereits die pulsierenden Adern an der Schläfe wachsen ließ, schob sich Karvak neben ihn und prüfte die Anlage eingehend. "Dahinter ..." Mit ein paar Griffen nahm der Magus eine Platte von der Wand und legte einen kastenförmigen Schacht mit der dahinter liegenden Mechanik frei.
"Da haben wir es", stellte Karvak fest und streckte seinen knöchrigen, langen Zeigefinger auf eine alte gerissene Kette. Aigur griff in seinen Rucksack und mit einem Rasseln holte er jene Kette hervor, die er in der oberen Ebene in der weiten Kammer am Boden liegend gefunden hatte. Mit etwas Mühe gelang es Karvak und Aigur unter den zweifelnden Blicken des Edelknechts und des Jägers die Kette in den Schacht zu flechten. Dann setzte der Thorwaler noch die Kurbel ein, die er samt eines Kästchens mit Wagenschmiere in einer Truhe zuerst als wertlos empfunden hatte. Mit ein paar kräftigen Drehungen setzte sich in der Kammer nach und nach tatsächlich wieder etwas in Bewegung. Stein fuhr über Stein. Doch anstatt des Eingangs, auf den die gespannten Blicke des Edelknechts und des Jägers gerichtet waren, öffnete sich ein Durchgang in der gegenüberliegenden Seite des Raumes.
"Was wollt ihr mehr?" lachte Aigur kopfschüttelnd und schritt wieder munter aus, daß die verruchten Gefährten Mühe hatten aufzuschließen.
Sie wären beinahe zusammengestoßen, denn Aigur war unvermittelt stehengeblieben, als er in einen seltsam eingerichteten, weitläufigen Saal gelangt war. Eine mit geheimnisvollen Glyphen und einem großen Dodekagramm gravierte Goldplatte prangte in der Mitte des Saals. Eine Truhe, ein gewöhnlich aussehender Holzschrank und ein großes Bett gehörten zu den Einrichtungsgegenständen. Karvak stieß mit dem Ende seines Zauberstabs auf die Goldplatte. Dann machte er einen prüfenden Schritt darauf und als abermals nichts geschehen war, ging er in die Hocke und untersuchte die Zeichen an den Enden des Dodekagramms. "Was immer hier wohnt, wir sollten auf der Hut sein", meinte der Magus raunend.
Aigur und Korbranor interessierten sich dagegen vielmehr für den Inhalt der Truhe als plötzlich ein Geräusch ertönte. Von dem Holzschrank an der anderen Wandseite kletterte eine kleine, schmale Gestalt mit faltigem, eingekniffenen Gesicht herunter und begann mit einer piepsigen Stimme zu schnattern: "Aha, an fremdem Eigentum vergreifen, wenn der Besitzer gerade nicht zuhause ist, solche seid Ihr ..."
Korbranor, Aigur und Lark hatte es die Sprache verschlagen, nur Karvak stellte sich dem Kobold entschlossen entgegen. Er versuchte dem Männlein zu erklären, was sie in diese Halle geführt hatte, doch der Kobold ließ dem Magus keine Gelegenheit zu Wort zu kommen.
"Rätsel ... Rätsel!" rief der Kobold aufgeregt.
Als Larks Hand langsam zum Griff seiner Streitaxt glitt und Kavrak dies sah, wirbelte er herum und packte ihn am Arm. "Bist du wahnsinnig! Dieser Kobold ist sehr mächtig. Vielleicht kann er uns geradewegs zum Salamanderstein helfen!" Der Edelknecht machte eine herablassende Handbewegung, ließ den Magus aber zunächst gewähren.
Lark wandte sich an Aigur. "Das ist mir nicht geheuer", raunte er dem Thorwaler zu, während Karvak mit dem Männlein sprach. "Dieser Hexer könnte uns einfach ausliefern, wenn er wollte." Ein entzückter, greller Laut aus der Kehle des Kobolds ließ Lark aufmerksam werden. Doch mit einem Mal wurde ihm schwarz vor den Augen ...
... Als sich die Welt um ihn herum wieder mit dem bläulichen Dämmerlicht von Karvaks Fackel füllte, stellte der Edelknecht mit heruntergefallener Kinnlade fest, daß sie sich alle in jenem großen Raum befanden, in dem sie zuvorderst gegen die untoten Zwerge gefochten hatten. Korbranor schüttelte ungläubig den Kopf, nur Karvak schien über das Geschehene fasziniert zu sein. Lark hieb verdrossen eine Faust gegen die Reste der eingeschlagenen Tür zum Raum. "Wir sind keinen Schritt weitergekommen, Magier", grollte der Edelknecht düster.
Karvak aber gestattete sich ein überlegenes Grinsen, als er einen silbernen, verzierten Schlüssel hochhielt. "Das würde ich so nicht sagen, Herr Ritter!"
Svellttaler Geschichten
Geschichten und Abenteuer aus dem Svelltland und den Schildlanden


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Vier verruchte Gefährten - von Boronar - 29.08.2011, 22:36
RE: Vier verruchte Gefährten - von Boronar - 29.08.2011, 22:38
RE: Vier verruchte Gefährten - von Hendrik - 30.08.2011, 13:33
RE: Vier verruchte Gefährten - von Rabenaas - 30.08.2011, 20:04
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RE: Vier verruchte Gefährten - von Boronar - 12.10.2011, 19:22
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RE: Vier verruchte Gefährten - von Boronar - 07.12.2011, 21:55



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