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Die Rache der Elfin
#3
Dritter Tagebucheintrag am Feuertag den 10. Travia

. . . Boromir befand sich nun bereits den dritten Tag bei Rodiak und nur seiner starken Selbstbeherrschung war es zu verdanken, dass es nicht zu offener Zwietracht kam. Boromir überlegte, welch ein Glück es war, dass er und nicht Aragorn dem Verwalter entgegen getreten war. Bei Aragorn, dem die Ehre über alles ging, hätte Rodiak mit seiner Taktik Erfolg gehabt. Ebenso bei Haldir oder Legolas, die noch zu jung waren, um Geduld oder Zurückhaltung zu üben. Rodiak kam näher und verwickelte Boromir in ein Gespräch.
"Es gibt Widerstand gegen meine Herrschaft in Thorwal." Boromir musterte Rodiak von der Seite.
"Wie unklug von den Leuten" erwiderte Boromir gleichgültig.
Rodiak drehte sich ruckartig um. Seine Augen blitzten und seine Rechte hing Millimeter über dem Schwert. Boromir war sprachlos. Der Mann würde tatsächlich wagen, seine Waffe gegen einen Krieger zu erheben. Fast war er enttäuscht, als Rodiak sich abwendete und sich wieder entfernte.
"Eines Tages töte ich ihn noch" sagte Boromir leise. Faramir kam nun besorgt näher.
"Habe ich recht gesehen? Er wollte sein Schwert ziehen?" Faramir ´s Blick war hart und forschend.
"Offentsichtlich fiel ihm gerade noch rechtzeitig ein, dass ich ein ehrbarer Krieger bin."
"Sei vorsichtig Bruder, er will dich umbringen."
"Versuchen kann er es" meinte Boromir höhnisch.
"Er soll ein heimtückischer Kämpfer sein." Faramir war sehr ernst geworden.
"Hälst du ihn für stärker als mich?" fragte Boromir einwenig gekränkt.
"Nein, das nicht" versicherte Faramir rasch. "Ich hatte noch keine Gelegenheit, ihn beim Kampf zu beobachten, aber man hört so allerlei. Er tötet oft, auch wenn garkein Grund dazu besteht."
"Sind wir Schwächlinge, weil wir den Kampf meiden?" fragte Boromir aufgebracht. "Du schämst dich wohl für unsere Erziehung?"
"Nein. Das trifft weder für dich noch auf mich zu. Aber die Herausforderung, mit der uns Rodiak täglich begegnet, ist schwer zu ertragen. Manchmal bedauere ich es fast, dass er uns keinen Grund zum kämpfen gibt."
"Vielleicht ändert sich das noch. Irgend etwas in Thorwal macht unseren stolzen Verwalter nervös" gab Boromir zu bedenken.
"Hier in der Taverne befindet sich eine verborgene Kraft" murmelte Faramir.
Ich holte derweil die Asche aus dem Ofen und hatte mich so still wie möglich verhalten, damit mich Rodiak nicht hinausschickte. Ein Lächeln stahl sich über meine Züge. Starke Edelmänner in Thorwal. Eine günstige Gelegenheit. Aber ich musste mit großer Vorsicht zu Werke gehen. Diese Edelmänner waren ein besonderer Menschenschlag. Sie kannten weder Zorn, noch Gier oder Furcht. Ihr Urteilsvermögen blieb immer ungetrübt. Ihre Reaktionen waren schnell. Auch ein Firnelf und ein Waldelf waren unter den Edelmänner und in deren Adern floß das gleich Elfenblut, wie in meinen Adern. Es hatte die gleiche Farbe wie Menschenblut. Ich wußte es, denn ich wurde oft genug geschlagen. Einen Moment blieb ich stehen und hielt den Atem an. War das die Gefahr, die ich vor ein paar Tagen in der Morgendämmerung gespürt hatte? Die entscheidene Begegnung zwischen Rodiak und den Edelmännern? Nein, die Warnung hatte nichts mit Rache zu tun gehabt. Der Ascheneimer schlug gegen meine Schienbeine, als ich mit schlürfenden Schritten durch die Tür in die Küche ging. Rodiak sollte es kalt haben. Ich hatte kein neues Feuer im Ofen entfacht. Mein Lachen hallte dumpf von den feuchten Wänden wider. Der Koch schaute mich nur verwundert an und stieß mich an einen der Spülsteine. Ich machte mich daran, die fettigen Bestecke mit Sand abzureiben. Zwei Hunde waren an den Bratspieß gekettet und drehten ihn langsam herum. Der Koch rieb den zähen Ochsen, den man schnell geschlachtet hatte, mit Gewürzen ein und fluchte über die knappen Vorräte. Getrocknete Früchte, von der letzten mageren Ernte, wurden aufgeweicht und zwei der ältesten Mägde putzten Wurzelgemüse. Ein Küchenhelfer knetete Brotteig und ein anderer bereitete mit großer Sorgfalt die Soße zu. Ich starrte ihn wie gebannt an, bis er nach der falschen Gewürzdose griff. Dann schob ich unauffällig mehr Holz in den Brotofen. Ich steuerte die Hunde so, dass sie verschieden schnell liefen. Dadurch verkohlte das Fleisch auf der einen Seite und blieb auf der anderen roh. Das Festmahl sollte zu einem Fastenmahl werden . . .


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Die Rache der Elfin - von Dragonweyr - 07.10.2009, 09:41
RE: Die Rache der Elfin - von Dragonweyr - 08.10.2009, 00:58
RE: Die Rache der Elfin - von Dragonweyr - 10.10.2009, 00:04
RE: Die Rache der Elfin - von Dragonweyr - 11.10.2009, 00:30
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RE: Die Rache der Elfin - von Dragonweyr - 13.10.2009, 22:08



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