09.04.2011, 21:48
(09.04.2011, 14:17)Boneman schrieb: Allein mit dem Verständnis deiner Interpretation von Sachlichkeit und Emotionalem hapert's bei mir noch etwas, das heißt, was denn dann das übrig bleibende Emotionale ist, das nicht die Entscheidung beeinflussen sollte, wenn es doch "als sachlicher Fakt" mit einfließen soll.Es soll dann als sachlicher Fakt einfließen, wenn es eine allgemein Tendenz ist, eine Gefühlslage, die eine relevante Zahl von Menschen "verständlicherweise" teilen. So ist es sicherlich bei den AKW-Übungsflügen. Es darf aber nicht jede emotional aufgeladene Ansicht einfließen. Wenn (fiktives Beispiel) einzelne Mütter ihre Kinder nicht mehr raus lassen, weil sie nicht wollen, daß diese an einem Feld mit Gen-Mais vorbeilaufen, dann ist das eben nicht mehr rational nachvollziehbar. Deshalb kann man nicht den Anbau von Gen-Mais kritisieren, weil dann Mütter ihre Kinder nicht mehr rauslassen können. - Wenn hinreichend viele Mütter so empfinden, mag das natürlich irgendwann "umschlagen", so daß man auch darauf reagieren muß.
Anderes Bsp.: Wenn etwa eine Tierseuche ausbricht und in einem Umkreis von X Kilometer alle Rinder gekeult werden müssen, dann ist es eine emotionale Argumentation, wenn einige Aktivisten ein Tier "retten" wollen, weil es so ein liebes, junges, unschuldiges Kalb ist, das doch nichts dafür kann. Hier ist das Mitleid eben nicht mehr rational verständlich vor dem Hintergrund der Seuchengefahr. Darauf kann man keine Rücksicht nehmen.
Außerdem ist es eine Frage der Art der Reaktion auf das Argument. Auf ein Fakten-Argument (das AKW ist nach wissenschaftlichen Standards unsicher) muß absoluter reagiert werden (Abschaltun oder Nachrüstung des AKW), während es bei Argumenten mit der emotionalen Lage von Menschen (Anwohner fürchten sich vor einem Atom-Unglück) vielleicht "weichere" Mittel gibt, auf diese subjektiven Empfindungen einzugehen (Information, Anhörung, kostenlose Medikamentengabe für den Notfall o.ä.). Eine Abschaltung wegen der Faktenlage nach unbegründeter Ängste wäre wohl unverhältnismäßig.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."