(11.04.2010, 20:28)Rabenaas schrieb: Am Beispiel "systemrelevante Banken" zeigt sich doch das ganze Dilemma. Die Kanzlerin diskutiert über Nacht mit Herrn Dr. Ackermann darüber, ob der Staat die HRE retten muss. Herr Dr. Ackermann bzw. die Deutsche Bank ist aber gleichzeitig der Sachverständige und Vertreter des Interessenverbandes. Irgendwie werden also 102 Milliarden (Steuer-)Euro in die Bankenwirtschaft gepumpt. Die Kanzlerin appelliert anschließend an das Gewissen der Bänker. Die Bankenaufsicht, die den Braten gerochen hat, wird mundtot gemacht. Das Geld ist Futsch, aber der Wähler darf weiter wählen.Ja, daß da konkret viel im Argen ist, bestreitet doch auch niemand. Ich sage ja nur, daß ich mir schon vorstellen kann, daß es systemrelevante Banken gibt (und auch, daß die HRE eine solche war/ist), die ein Staat mit Steuergeld retten muß, um Schlimmeres zu verhindern, weil die Pleite soundsoviele andere mitreißen würde. - Daß es leider nicht erreicht wurde und werden wird, daß diejenigen für die Krise bezahlen, die sie verursacht haben, ist wohl mittlerweile klar. Bei den Bänkern (v.a. auch außerhalb Deutschlands) geht letztlich alles weiter, wir zuvor. Und da sehe ich das eigentliche Versagen der Politik bzgl. der Krise - auf nationaler, wie auf internationaler Ebene.
Das Informations-/Interessenkonfliktsdilemma ist aber nicht politikspezifisch. Nehmen wir mal an, Du habest 50.000 € geerbt und die wolltest Du möglichst gut und sicher, am besten unter Inanspruchnahme von staatlichen Zuschüssen in eine Altersvorsorge investieren. Das Problem: Bei wem kannst Du Dich darüber informieren, welche Anlage die beste ist? Letztlich nur bei einem Bänker und der will Dir im Zweifel schon wieder das Produkt seiner Bank verkaufen und ist damit nicht neutral.
Daß Sachverstand nicht selten interessengebunden ist, ist ein allgemeines Problem, daß eben auch in der Politik besteht. Die Aufgabe muß es sein, Entscheidungsträger so weit als möglich frei von einseitiger Beratung zu machen und ggf. zu zwingen, auch Gegenansichten miteinzubeziehen (hätte z.B. im Fall Asse einiges verhindern können). Dafür wären z.B. viel restriktivere Lobby-Regelungen nötig.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."