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Vier verruchte Gefährten
#1
DRAMATIS PERSONAE

[Bild: LarkvonWolven2d6917bfJPG.jpg]
Lark von Wolven
Krieger (Der Edelknecht aus der Baronie Schneehag)
Stufe: 5
Gottheit: Firun

MU: 13 KL: 12 CH: 12 FF: 8 GE: 14 IN: 13 KK: 16

AG: 2 HA: 7 RA: 6 GG: 6 TA: 5 NG: 6 JZ: 4

Lebensenergie: 50
Rüstungsschutz: 10
Magieresistenz: 6
AT/PA Basis: 9

Herausragende Talente:
Schwerter 6, Äxte 7, Zweihänder 9, Schleichen 10, Geschichte 10, Kriegskunst 13, Fährtensuchen 6

Gewandung, Ausrüstung und Waffen:
Eisenhelm, Lederharnisch, Plattenzeug (Arme/Beine), Hose, Stiefel, Streitaxt, Bastardschwert, Morgenstern, Schleifstein, Proviantpakete (3), Zunderkästchen, Fackel (2), Essgeschirr, Schlafsack, Wasserschlauch

Zitate:
"Der wohlfeile Herr Baron führt einen Wagenzug über den alten Karrenpfad - Rasch! Ich brauche noch ein paar Männer für einen Handstreich!"
"Bei allen Dreigehörnten! Was soll ich mit Gefangenen?! Die zehren nur am Proviant!!"
"Heda, Anshold und Grimmert! Langsamer! Nach vorn sichern! Feridor, Curt, Schilde hoch, verfluchtnocheins!"
"Eine kleine steinerne Burg hoch oben auf einem Sporn nah bei der Alten Straße, dazu ein paar ergebene Schwertgesellen - Fürwahr, das wär ein rechtes Auskommen für all meine Lebetage!"


[Bild: Karvaka7258413JPG.jpg]
Karvak
Magier (Der Geistertreiber aus Brabak)
Stufe 5
Gottheit: Praios

MU: 15 KL: 16 CH: 13 FF: 8 GE: 12 IN: 13 KK: 13

AG: 3 HA: 7 RA: 7 GG: 8 TA: 6 NG: 6 JZ: 7

Lebensenergie: 40
Astralenergie: 80
Rüstungsschutz: 2
Magieresistenz: 8
AT/PA Basis: 8

Herausragende Talente:
Speere 8, Stichwaffen 7, Selbstbeherrschung 10, Bekehren 6, Pflanzenkunde 11, Magiekunde 12

Herausragende Zauber:
Horriphobus 5, Furor Blut 8, Foramen 5, Ignifaxius 6, Armatrutz 5

Gewandung, Ausrüstung und Waffen:
Zauberstab (4. Stabzauber), Hose, Robe (groß), Waffenrock, Stiefel, Dolch, Schreibzeug, Wasserschlauch, Bastardschwert, Eitriger Krötenschemel (2), Vierblättrige Einbeere (4), Schlafsack, Holzkohle, Proviantpaket, Seil

Zitate:
"Nein, sagt das lieber nicht. Praios hat sich von mir abgewandt - ich erhalte anderen Beistand."
"Schont Eure Klingen, denn hier gebraucht es einen Helfer aus Blakharaz`Domäne!"
"Oh, es ist ein seltenes Werk., obgleich nur ein fleckiger Octavo - und doch hat es goldene Zierbeschläge!"
"Nein, ausgeschlossen! Ich arbeite an einer neuen Thesis! .... Wieviel sagt Ihr? Dreihundert und mehr?”


[Bild: Korbranor650d27d2JPG.jpg]
Korbranor
Jäger (Der Rechtlose aus dem Finsterkamm)
Stufe 5
Gottheit: Praios

MU: 15 KL: 13 CH: 11 FF: 9 GE: 13 IN: 13 KK: 16

AG: 3 HA: 7 RA: 7 GG: 7 TA: 7 NG: 5 JZ: 6

Lebensenergie: 53
Rüstungsschutz: 6
Magieresistenz: 5
AT/PA Basis: 8

Herausragende Talente:
Waffenlos 7, Äxte 6, Speere 7, Schußwaffen 10, Körperbeherrschung 7, Schleichen 9, Verstecken 10, Fährtensuchen 10, Fesseln 12, Wildnisleben 11, Sinnesschärfe 6

Gewandung, Ausrüstung und Waffen:
Lederhelm, Lederzeug (Arme/Beine), Lederharnisch, Hose, Stiefel, Kriegsbeil, Kurzbogen (2), Orkbogen, Schlafsack, Wasserschlauch, Proviantpakete (3)

Zitate:
"Nicht nach Reichsend! Wenn die Städter mich wiedererkennen, werden sie mich ergreifen und aufhängen!"
"Hört meinen Rat und jagd dort mit größter Vorsicht! Dieser Wald gehört zu des Grafen Bannforst."
"Ich habe keine Freunde oder Verwandte, nur Feinde. Dafür gehört mir allein die Finsterwald-Schlucht!"
"Nur Pfeil und Bogen, pah! Damit werdet Ihr`s hierzulande nicht weit bringen. Ein gut geschliffenes Beil oder einen wuchtigen Kolben müsst Ihr schon noch Euer eigen nennen!"


[Bild: Aigure4a7c776JPG.jpg]
Aigur
Thorwaler (Der Plünderer aus Phexcaer)
Stufe 5
Gottheit: Travia

MU: 13 KL: 10 CH: 9 FF: 10 GE: 15 IN: 13 KK: 15

AG: 5 HA: 5 RA: 4 GG: 4 TA: 7 NG: 6 JZ: 6

Lebensenergie: 61
Rüstungsschutz: 8
Magieresistenz: -3
AT/PA Basis: 9

Herausragende Talente:
Waffenlos 9, Hiebwaffen 8, Äxte 9, Wurfwaffen 7, Körperbeherrschung 6, Klettern 9, Selbstbeherrschung 7, Zechen 9, Orientierung 9, Sinnesschärfe 7

Gewandung, Ausrüstung und Waffen:
Topfhelm, Krötenhaut, Kettenzeug (Arme/Beine), Hose, Schild, Orknase, Skraja, Säbel, Schneidzahn, Schlafsack, Brecheisen, Wasserschlauch, Proviantpakete (5)

Zitate:
"Meine Ahnen haben einst in Myrburg ein ganzes Heer der Orken von den Mauern geworfen. Was ihr euch hier bieten lasst, ist lächerlich, das Wohl!"
"Tod und Ork sind erträglicher als ihr Pfeffersäcke! Es wird Zeit, die Lage hier erträglich zu machen."
"Dunkles tschu dunklem und hellesch tschu hellem! Dann hälschte auch länger dursch, du Orkenschklave!"
"Und ich sage der Überfall dort oben lohnt nicht! Ihre Häuser sind aus Stein und brennen nicht. Bei denen gibts nichts zu holen und es heißt, in der Nacht stimmen sie dunkle Gesänge an und sprechen zu ihren Toten!"
Svellttaler Geschichten
Geschichten und Abenteuer aus dem Svelltland und den Schildlanden
#2
10. Travia, 18 nach Hal.

Nach einem langen, ermüdenden Tagesmarsch einen endlos emporsteigenden Bergpfad hinauf, erreichten Lark von Wolven, Karvak, Korbranor und Aigur zur Abenddämmerung die alte Zwergenstadt Finsterkoppen im Finsterkamm. Nach den kräftezehrenden Kämpfen gegen Räuberbanden und Horden von Orken, gegen Wolfsrudel und landsässige Ritter, verlangte es ihnen nach dunklem, stark gehopftem Zwergenbier, einer strohbedeckten Lagerstatt und einigen Stunden Schlaf. Wiewohl der Magus Karvak sicher daran glaubte, daß sich der Salamanderstein in der Binge Finsterkoppens befand, waren sich die Gefährten ausnahmsweise einig, ein oder zwei Tage in der uralten Bergstadt der Finsterkamm-Agroschim zu verweilen, um die Kräfte für das Kommende zu sammeln.

[Bild: Zwergenhausde2ab31fJPG.jpg]
Während nun Korbranor und vor allen Dingen Karvak im Vorbeigehen die schmuckvolllen Steinmetzarbeiten an den gedrungenen Behausungen der Zwerge bestaunten, drängten Lark und Aigur mit finsterer Laune zu einer entfernten Stelle innert der langen Häuserreihen, bei der sich aus einer Esse eine dunkle, schmale Rauchsäule in den wolkenverhangenen Himmel schraubte. Sowohl der Edelknecht als auch der Thorwaler hatten einige Schäden und Zerstörungen an ihrer Ausrüstung hinnehmen müssen, seit sie im letzten Frühjahr aufgebrochen waren, den Salamanderstein für Sudran Alatzer zu finden. Der Preis für die Reparaturen bei einem zwergischen Schmied würde sicher hoch ausfallen und den geringen Beutegewinn der letzten Monde beträchtlich schmälern. Was nutzten die 1000 Dukaten, die der Pfeffersack in Kvirasim geboten hatte, für solch eine aufwendige Unternehmung, wenn sie dann durch vier geteilt die Wiederherstellung der eigenen Ausrüstung ausgleicht und nur wenig mehr davon übrig hält? Besonders Aigur erfüllte diese trübe Aussicht von Tag zu Tag mehr mit düsterem Zorn.
Ihre Waffen gaben sie dem Zwergenschmied Ogrim, Sohn des Olgosch, und nur Karvaks Feilschen ließ ihnen noch etwas mehr als zwei Dukaten in ihren Geldbeuteln zurück. Während der kräftige Olgrim zuerst die zerbrochene Streitaxt des Edelknechts behandelte, suchten die verruchten Gefährten nach einer Schänke. Und weil Korbranor, der sich in Finsterkoppen bereits umgehört hatte, die Einkehr in der Schänke "Hammer und Amboß" empfohlen hatte, entschloß sich das zweilichtige Gespann, die Binge zu betreten. Die vor dem reich verzierten Portal des Berges aufgestellten Wachen musterten die Neuankömmlinge unter ihren tief zusammengezogenen, buschigen Augenbrauen. Lark von Wolven machte eine beschwichtige Handbewegung zu den Anderen und deutete eine Verneigung an. Diese Geste mißachtend, begann einer der Wachen mit dunkler Stimme die Gebote zum Eintritt in die Binge vorzutragen. Dieser Vorfall hatte die Laune Aigurs nicht gerade aufgehellt und zum ersten Mal sah man auch dem weidener Edelknecht einen Zug von mühsam beherrschter Wut an.
Als die Verruchten aber dann die Schänke "Hammer und Amboß ´" betraten, schien ihr brodelnder Zorn besänftigt zu werden. Die Schänke war ein tief in den Fels gehaunes Gewölbe mit schroffen Säulen, grob behauenen, doch kunstreich beschnitzten Bänken, Tischen und Schemeln. Aus einem riesigen Kamin brannte unter einem wuchtigen Rundbogen ein kräftiges Feuer, das die Kälte aus dem Stein vertrieb.

[Bild: VothanDengelerd325952dJPG.jpg]
Aus großen, steinernen Krügen brachte der Wirt, Vothan Dengeler, starkes Zwergenbier heran, an dem sich die dunklen Männer eifrig, aber nicht ohne Freud labten. Der schwarzbärtige Wirt klopfte den großgewachsenen Fremden wohlwollend auf die Schultern, und als er dann nach der zweiten Runde fragte, was sie dennn überhaupt nach Finsterkoppen geführt hatte, wollte Aigur kräftig losposaunen - nur ein schneller Griff Karvaks um dessen Handgelenk verhinderte den schnellen Verrat.
So verbrachten die verruchten Gefährten die Nacht im Berge der Agroschim und nach vielen Runden kräftigen Zwergenbiers schleppten sie sich wieder nach draußen in die von Finsternis eingefangene Zwergenstadt, in der sie nach vielen Versuchen schließlich auch eine Lagerstatt im Schuppen eines gastfreundlichen Angroschim fanden.
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Geschichten und Abenteuer aus dem Svelltland und den Schildlanden
#3
Gefällt mir. Die Charakterisierung durch die Zitate funktioniert prima, man kann sich gleich vorstellen, was das für finstere Gesellen sind. Ein Raubritter, ein Brabaker Dämonologe der übelsten Sorte, ein gewissenloser, gerissener Bandit und ein brutaler Nordmann - eine echte Anti-Heldentruppe. Die selbstverständlich nicht dem versponnenen Gewäsch des Elfen-"Botschafters" Glauben schenkt, sondern dem Herrn Alatzer, der ihnen einen großen Batzen Geld verspricht. Irgendwovon muss man ja schließlich auch leben, oder?
Mich würde mal interessieren, wie sich diese Gruppe zusammengerauft hat. Da gibt es doch bestimmt öfter mal Gerangel um die Führungsposition.
Hallo, ich bin's - der Bart von Fidel Castro. Und mir ist total langweilich nie geschnitten wurde.
I'm a roleplayer. My dice are like my relationships: platonic and unlucky.
#4
*lauscht*
#5
OT: Okay, ich hab jetzt mal den guten Hinweis von Hendrik aufgegriffen und ne Zwischensequenz ergänzt, die etwas Licht in das dunkle Gespann bringen soll, bevor es hinab in die Binge geht.Dabei bietet mir ein tatsächlicher Umstand im Spielverlauf gerade auch den richtigen Aufhänger ...

16. Travia, 18 nach Hal.

Sechs Tage hatten die vier Männer in Finsterkoppen verbracht - sechs Tage, in denen der Unmut unter den Gefährten ständig gewachsen war.
"Warum gehen wir nicht endlich hinein!?" verlangte Aigur, den die Tatenlosigkeit von allen am meisten verstimmte, schließlich zu erfahren.
"Noch nicht!" erwiderte Karvak gleichermaßen gereizt."Meine astralen Kräfte sind noch nicht vollends zu mir zurückgekehrt. In diesem Berg werdet Ihr noch für jeden Spruch dankbar sein, den ich zur eurer Unterstützung wirken kann."
Aigur winkte mißbilligend ab. "Pah! Als wir uns zusammen noch bei diesem Kriegsfürsten unsere müden Silberlinge verdingt haben, da habt Ihr auch nicht gerade als Kampfmagier geglänzt. Wenn Ihr nicht gerade einmal Euren ekelhaften Kräutersud zubereitet oder in heimlicher Abgeschiedenheit Eure Sterne auf den Waldboden gezeichnet habt, ward Ihr zumeist weit hinter uns, beim Marsch wie auf dem Kampffeld!"
Karvaks kantiger Schädel überzog eine tiefe Rötung. "Verfolg dich Azamir, du Unwissender!" zischte der Magus. "Ich war es, der heimlich deine rohen Kräfte erhalten hat und deine Feinde blendete, wenn sie einmal in der Überzahl waren! Wäre mein heimliches Zauberwerk für jeden sichtbar gewesen, hätte uns Garnulf davongejagd!"
"Genug jetzt!" warf Lark von Wolven harsch ein. "Was Karvak für uns im Dienste Garnulfs getan hat, sollte nicht verachtet werden. Immerhin haben wir es zusammen bis hierher geschafft, weil wir zusammen überlebt haben, als wir mit Garnulfs Männern dem Banner des Grafen von Heldentrutz in die Falle gegangen waren. Dennoch ist es jetzt an der Zeit zu handeln. Die Zwerge sehen uns schon mißtrauisch hinterher. Und mit jedem Tag schrumpf unser Geldbeutel. Karvak, gib mir den Schlüssel!"
Karvak schüttelte den Kopf und setzte ein unheilvolles Grinsen auf. "Ich bin enttäuscht von deiner Kurzsichtigkeit, Ritter von Wolven" - Diese Anrede versetzte Lark einen Stich. Bislang hatte der Edelknecht nicht über das nötige Geld verfügt, um sich Roß und ritterliche Waffen zu erwerben, von der Gunst eines hohen Herrn, der ihm Lehen und Ritterschlag verleihen müßte, ganz zu schweigen - "Es gebrauch wahrlich mehr als den Baron von Meresfeld im Zweikampf zu bezwingen, um sich die Macht zu erringen, mir gebieten zu können."
Lark ballte die Fäuste und hielt eine davon nur mühsam zurück, zum Stiel seiner auf den Rücken geschnallten Streitaxt zu gleiten.
"Laßt den Zauberer doch genügend Zeit" kam es im letzten Moment lässig von Korbranor herüber, der bisher an der Wand eines Zwergenhauses gelehnt hatte. Noch immer fuhr er mit den Fingern über das Blatt seines Kriegsbeils, welchem Schmied Ogrim einen guten Schliff verpaßt hatte. Nun erntete er ungläubige und finstere Blicke. Dann holte er einen klimpernden Beutel aus seinem Wams und ließ ihn triumphierend auf- und abhüpfen, als hätte er ihn soeben vom Gürtel eines gemeuchelten Kaufmanns geschnitten. "Außerdem hat die gute alte Gundgrima zu müde Augen für meine flinken Griffe!"
Aigur lachte rauh auf. Lark grinste hämisch, nur Karvak verzog seine Mundwinkel. "Du bringst uns damit in ernste Gefahr" befand der Magus vorwurfsvoll. "Was meinst du, was die Zwerge mit uns machen, wenn sie herausfinden, daß wir eine Händlerin ihrer Binge bestohlen haben."
Nun entfuhr auch Korbranor ein schmutziges Lachen. "Was besorgt Euch, Zauberer! Wir können noch ein paar Nächte beim ollen Schwarzbart die Krüge stemmen und ihr summt ein bißchen in Euren selbstgemalten Kreisen und Sternen, bis Eure Kräfte wieder ganz zu Euch zurückgekehrt sind."
Knurrend wandte sich Karvak ab. Aigur aber versetzte den im Weidenschen vogelfrei erklärten Jäger einen kräftigen Hieb auf die Schulter und dröhnte: "Ich nehm dich beim Wort, alter Junge, das Wohl! Auf zum ollen Schwarzbart! Heute saufen wir bis uns Hörner aus den Helmen wachsen!"

OT: Nebenbei waren dem Jäger bei der Händlerin tatsächlich und gleich zweimal hintereinander zwei Proben auf Taschendiebstahl gelungen, he he :evil:
Svellttaler Geschichten
Geschichten und Abenteuer aus dem Svelltland und den Schildlanden
#6
18. Travia, 18 nach Hal.
Finsterkoppen-Binge, 1. Ebene


So stiegen die vier Männer, nachdem sie sich zwei Tage gekräftigt hatten, in den Berg. Schweigend, doch mit vor Erwartung weit geöffneten Augen schritten sie breite Treppenstufen hinab, während ihnen von vorn durch das bläuliche Schimmern von Karvaks Zauberstab in mattem und beunruhigenden Schein der Weg geleuchtet wurde. Sie durchschritten eine wuchtigen Torbogen und betraten einen geräumigen steinernen Flur, an dessen Ecken große Kohlebecken standen, die bis zum Rand mit schier jahrhundertealter Kohle gefüllt waren. An einer Wandseite erhob sich vor ihnen ein großes Portal mit schweren, abweisenden Torflügeln. Karvak schob den ihm vom Igerimm-Geweihten anvertrauten, güldenen Bingenschlüssel in eine gußeiserne Fassung und drehte ihn mermals um, was ein hallendes Rasseln und Klacken durch die unheimliche Stille des Berges sandte.
Zweifelnd blickte Korbranor über die Schulter. Wir gehen dort nicht hinein ... kamen ihm die Worte des Ingerimm-Geweihten wieder in den Sinn, die gesprochen wurde, als Karvak denselben auf die Binge angesprochen hatte. Als sich die Flügel des Tores geräuschvoll nach innen öffneten und die dahinter liegende Dunkelheit ungewisser Bergeshallen das magische Licht von Karvaks Zauberstab zu verschlingen schien, spannte sich Korbranors Griff um den lederumwickelten Schaft seines Kriegsbeils.
Die Kammer dahinter war von ähnlicher Größe wie diejenige vor dem Portal. Das Schlurfen der Schuhsolhlen und Klopfen genagelter Stiefel auf dem glatten Höhlenboden hallten durch die klamme Luft. Etwas klapperte plötzlich hell auf. Lark von Wolven ließ sich ein verächtliches Grunzen vernehmen, als er das Skelett fand, gegen das er im wabernden Halbdunkel mit dem Fuß getreten war. Karvak aber ging zielstrebig voran und kümmerte sich nicht um das, was womöglich bei den Überresten des augenscheinlich unglücklich verendeten Eindringlings zu finden war.
"Das Tor!" rief Aigur entsetzt, als völlig unvermittelt zuerst ein Quietschen, sodann ein laut dumpfes Schlagen hinter den Männern ertönt war. Die verruchten Gefährten hasteten eilig zurück und mußten schließlich feststellen, daß das Tor der Binge wieder verschlossen war.
"Magisch" murmelte Karvak dunkel, während er vergebens versuchte, den Bingenschlüssel im Schlüsselloch zu drehen. "Das werden wir vorerst wohl nicht öffnen können ..."
"Und weiter?" keuchte Korbranor aufgebracht - vor allen Dingen gegenüber der wortkargen Gleichmütigkeit des Magus.
"Es muß einen anderen Schlüssel geben - oder einen anderen Ausgang." Karvak wies mit dem leuchtenden Ende seines Stabs auf eine niedrige Tür in der westlichen Wandseite der Kammer. "Wir haben keine Wahl als der Dunkelheit des Finsterkopps zu begegnen. Und wir sollten uns beeilen ... ich weiß leider auch nicht, wie weit diese Binge in den Berg hinunter reicht, doch dem Alter der Stadt über uns nach zu urteilen, dürften die Zwerge hier tief geschürft haben."
"Was für wunderbare Aussichten!" knurrte Aigur, während Korbranor selbst im blaufahlen Schein von Karvaks leuchtendem Zauberstab merklich an Gesichtsfarbe verloren hatte.
"Dann vorwärts" knurrte Lark grimmig und warf sich mit der Schulter voran gegen die verschlossene Tür, auf die der Magus gezeigt hatte. Das alte Holz zerbarst lärmend und die Tür schwang nach außen in einen schmalen Gang hinein.
Die Gruppe rückte ein. Karvak sah nach Nord und Süd, drehte sich einmal schnell um die eigene Achse und zeigte schließlich in den südlichen Verlauf des Gangs. "Dort hinunter!"
Zur Linken Karvaks erschien eine neue Tür. Zögernd hielt der Magus inne. "Versuchen wir die!"
Der Edelknecht warf sich von neuem gegen die Tür, doch das Eichenholz hielt stand. Noch einmal stieß er dagegen bis er fluchend zurückwich.
Aigur packte Lark an der Schulter, als der einen größeren Anlauf nehmen wollte. "Schon Deine Kräfte, Edler!" riet der Thorwaler mit einem unverkennbar höhnischem Unterton. "Hier ist die Kraft aus Nord gefragt!" Aigur stellte sich in zwei Schritt Abstand vor die Tür und machte dann eine schwungvolle Bewegung, in der er sich aus der Hocke in einem Bogen aufwärts gegen sie warf. Der dumpfe Knall, der daraufhin durch den Gang hallte, war bei weitem lauter als die vorherigen. Doch das beständige Eichenholz hatte nicht einmal geächzt.
"Haltet ein!" unterbrach Karvak nun den nächsten Versuch Aigurs, auf dessen Miene sich jäh aufwallender Zorn zeigte. "Ich werde Euch ein wenig behilflich sein!"
Aigur starrte den Magus unter zusammengezogenen Augenbrauen unverwandt an, als der sich ihm mit eigenartigem Blick und ausgebreiteten Armen näherte. "Roburem ange!" zischte der Magus energisch.
Aigur wich jählings zurück, die Hand am Griff seines Säbels. "Was habt ihr gemacht, Hexer!?"
"Was ist denn mit Euch?" erkundigte sich Korbranor.
Der Thorwaler sah ungläubig an seinen Armen bis zu den nach oben geöffneten Händen hinunter. "Es kribbelt wie tausend Käfer unter meiner Haut - meine Arme fühlen sich wie nach dem Holzschlagen an."
"Wohlan!" sagte der Magus mit einem Grinsen und zeigte auf die Tür. "Versucht es noch einmal!"
Der Thorwaler schoß Karvak einen warnenden Blick zu als hätte er nicht übel Lust dieses - was es auch immer war - zuerst an dem Geistertreiber auszuprobieren, dann aber warf er sich erneut mit schwungvoller Bewegung gegen die Tür. Mit einem Krachen flog sie nach innen auf.
Als Lark von Wolven hinter dem Magus die dahinter liegende Halle betrat und dabei an dem vor ungläubigem Staunen erstarrten Aigur vorbeizog konnte er sich eine einzige Bemerkung nicht verkneifen. "Das ist also die Kraft aus Nord, wenn sie von den Hexereien der Brabaker genährt wird."
Der Thorwaler ballte im Hinterhergehen die Fäuste, entspannte sich aber, als er das Innere einer hohen Halle gewahrte. Die Wände waren aufwendig beschlagen und mit filigranen Runen verziert. Zwei wuchtige Säulen, geschmückt mit verschlungenen Ornamenten, streckten sich einer gewölbten Decke entgegen. Auf einer Seite prangte einer mannshohe Skulptur, die den breiten Kopf eines bärtigen alten Mannes abbildete. "Ingerimm", bemerkte Karvak tonlos.
"Seht euch das hier an!" tönte die Stimme des Edelknechts von Wolven von der anderen Seite der Halle herüber. Als Karvak näher trat, erkannte er einen beeindruckend verzierten Altar, in dessen Mitte das Symbol des Gottes der Schmiede in die Wand gemeißelt wurde. Die Augen des Edelknechts aber waren indessen auf etwas anderes gerichtet: Ein Opferstock, der prall gefüllt zu sein schien.


Karvaks Augen begannen zu funkeln. "Seht her, Nordmann! Hier ist die Entschädigung für die zwei Tage, die ich Euch warten ließ." Der Thorwaler stand mit verschränkten Armen vor dem Opferstock und blies skeptisch die Luft aus. "Ein Opferstock in einer heiligen Halle! Glaubt Ihr wirklich, Ingerimm ist uns - und vor allem Euch - so wohl gesonnen, daß er einen solchen Frevel ungestraft zuließe?"
Der Edelknecht stand für den Magus ein und schob den Thorwaler beiseite um den Opferstock näher betrachten zu können. "Was seid Ihr nur für merkwürdige Kerle, ihr Söldner aus Thorwal! Erst verlangt es Euch nach Gold und Reichtümern, raubt Bergdörfer und Schiffe aus, und dann ängstigen Euch ein paar Muster von einem Gott, dem Ihr ohnehin nicht huldigt!"
Der Jäger hatte einige Schritte rückwärts gemacht, als der Magus und der Edelknecht dem Opferstock näher rückten. "Das sind bestimmt an die 30 Dukaten!" schätzte Lark flüsternd während er begann mit seinen Fingern durch die klimpernde Geldschale zu fahren. Vor seinen Augen entstand das Bild eines riesigen Schlachtrosses, das er sich bald zulegen würde, wenn ihm das Glück weiterhin so hold war. Der Jäger und der Thorwaler wandten sich ab, als sich der Magus und der Edelknecht an den Opfergaben zu schaffen machten. Unter dem dunklen Kichern Aigurs verschwanden die Goldmünzen schließlich in den Geldsäcken der beiden.
Wortlos durchschritten die verruchten, frevlerischen Gefährten den sich schier endlos durch die Finsternis ziehenden Gang. In einer weiteren Halle fanden sie Werkzeuge, steckten davon eine Kette und ein Seil ein. "Wer weiß, über welche Abgründe wir uns noch hangeln müssen" hatte Aigur nur dazu gemeint. Bald darauf fanden sie zwei kleinere Kammern in denen Truhen standen. Lark konnte sich kaum zurückhalten, sie gewaltsam zu öffnen und begierig nach weiteren Münzen zu suchen. Seine Enttäuschung war groß, als er nur alchimistische Utensilien, zwei kleinere Klingen und eine sonderbare Kristallkugel vorfand. Karvak hingegen kicherte verzückt auf, als er sich diese Dinge näher ansah und besonders die alchimistischen Stücke und Papiere nacheinander in die Hand nahm. Schneller als die Anderen einen Einwand erheben konnten, waren die meisten dieser Dinge auch schon in der Robe und im Rucksack des Magus verschwunden. Den Kukrismengbillar - eine vergiftete Klinge - hatte sich Korbranor angeeignet, was ihn einen abschätzigen Blick des nach dem Ritterstande strebenden Lark einbrachte. "Gedungener Schurke!" entfuhr es ihm. Dann aber entließ der Edelknecht ein rauhes Lachen, in das bald auch Aigur einstimmte, der aus der benachbarten Kammer mit zwei seltsamen, aus Bronze- und Silbergliedern bestehenden Gürteln zurückkehrte. Der Magus verharrte in Erstaunen, Lark zeigte sein Entzücken mit einem wölfischen Grinsen, nur Korbranors Blick huschte fragend umher. "Was sind das für Gürtel?"
"Kraftgürtel" antworteten die Stimmen Karvaks und Aigurs im Chor. "Sie verleihen schlagartig einen beträchtlichen Kraftzuwachs, so Ihr das Wort aussprecht, das dort auf der Schließe geschrieben steht!" erklärte der Magus. "Sie machen Euch gleichsam zu ausgezeichneten Kämpfern."
Korbranors Augenbrauen hoben sich. Der Jäger streckte den Arm aus, doch Lark von Wolven packte ihn. "Was glaubt Ihr, für wen die bestimmt sind!? Für einen Banditen wie Euch?"
Der Jäger entriß seinen Arm dem Griff des Edelknechts. "Sollen sie von denen getragen werden, die bereits erfahrene Kämpfer sind?" warf Korbranor rasch und hitzig zurück. " Das würde der Stärke der gesamten Gruppe wohl kaum zugute kommen!"
"Haltet den Mund, Waldläufer!" raunzte der Thorwaler streitsüchtig, nachdem er sich einen der breiten Gürtel bereits um die Taille gewunden hatte. "Das sind Werkzeuge des Krieges und nicht der Meuchelei!" Karvak hielt seinen Einwand zurück, der die Auffassung des Jägers bestärken sollte. Denn schließlich mußte er das Übergewicht der Gruppe auf seiner Seite wissen, wollte er seinen Führungsanspruch aufrecht erhalten.
"Laßt ihnen nur die Gürtel, Korbranor" sagte Karvak beschwichtigend. "Ihr helft uns besser mit einer schnellen, heimtückischen Klinge." Widerstrebend steckte der Jäger seine neue, gefährliche Beute in seinen Gürtel und schloß den Gefährten auf, die den langen Gang zurückgingen, um über eine Treppe noch tiefer in den Berg hinabzusteigen.
Svellttaler Geschichten
Geschichten und Abenteuer aus dem Svelltland und den Schildlanden
#7
16. Travia, 18 nach Hal.
Finsterkoppen-Binge, 2. Ebene


Verwinkelt und verworren streckten sich die Gänge der Binge in die Tiefe. Dann und wann zeigte Karvak auf eine Tür zu beiden Seiten der Korridore, die der magisch gestärkte Aigur aufzubrechen bestimmt war. Doch der Magus wirkte zunehmend unsicherer. Selbst als die Verruchten eine mit Truhen bestellte Kammer fanden, und aus den Truhen weitere Kraftgürtel zutage förderten, konnte der Magus nicht an dem rohen Freudentaumel teilhaftig werden. Das bemerkte schließlich auch Korbranor, der innehielt, als er sich den Kraftgürtel um die Hüfte schlang. "Was ist mit Euch? Stimmt etwas nicht? Wißt Ihr den Weg nicht mehr?"
Ich weiß den Weg nicht, einfältiger Waldläufer wollte es dem Beschwörer zornig entfahren. Stattdessen gab er mit zögerlichem Kopfschütteln zurück: "Nein ... ich ... denke nur nach, wie wir die Dinge hier ungesehen an den Zwergen vorbeibringen sollen ... wenn wir noch mehr finden."
"Aber sicher werden wir noch mehr finden!" gröhlte Aigur und hielt triumphierend das ansehnlich gearbeitete Kriegsbeil hoch, das er soeben aus einer der Truhen geborgen hatte. "Und die Kurzbeinigen, ja bei Swafnir, die werden wir schon überlisten, alter Geisteranbeter, was? He he he, das Wohl!!"
Karvak nickte und setzte dabei ein verschlagenes Grinsen auf. "Natürlich. Die werden noch staunen." Wenn wir hier jemals wieder rauskommen setzte Karvak in Gedanken hinzu.
Munter und grimmig entschlossen schritten Aigur, Lark und Korbranor rahjawärts, ungeachtet dessen, daß sie beim Gröhlen ihrer anstößigen Saufgesänge dabei den Magus immer wieder überholten, vorgehen ließen und im Versehen anrempelten. Karvak störte dies nicht, denn er hing verbissen irgendwelchen unergründlichen, finsteren Gedanken nach, die nur einer vom Linken Pfad derart denken konnte.
Da trafen sie auf eine weitere Tür und ohne auf das Zeichen Karvaks zu warten, warf sich Aigur brutale Kraft und Freude strotzend gegen sie. Die Holzsplitter flogen nach innen und die Verruchten fanden sich in einer unerwartet hohen Kammer wieder.
"Das muß es sein!" meinte Lark mit einem zähnegefletschten Grinsen und deutete auf einen Hebel, der an der südlichen Wand zu sehen war.


Lark drängte selbst mit ausgestrecktem Arm nach vorn zu diesem Hebel. Korbranor war neben ihm und zog in seinem rivalisierenden Eifer den Arm des Edelknechts beiseite, während er selbst nach dem Hebel strebte, von dem er sich den lichtdurchfluteten Ausgang erhoffte. Aigur schob sich zwischen die beiden. Der warnende Ruf des Magus aber kam zu spät und die verruchten Gefährten riefen erstaunt aus, als unter ihnen der Boden nachgab.
Das nächste, was Lark von Wolven vernahm, war ein häßliches Schmatzen, Knirschen und Klirren. Letzteren Laut kannte er sehr wohl - es waren die bewegten Glieder von Kettenpanzern. Doch die anderen Geräusche konnte er keinem lebendigen Wesen zuordnen. Und als er sah, was dort aus dem Dunkel auf ihn und seine Begleiter zugestapft kam, bekam seine greuliche Vorahnung wirkliche Umrisse ...
"Zurück!" schrie Aigur den Magus mit seinem schnapsgeschwängerten Atem an und stieß ihn aus der Reichweite eines Felsspalters, der auf den Beschwörer zusauste. Aigur hob seine Orknase und blockte den Hieb des untoten Angroscho, dessen halb zermodertes Gesicht einen so scheßlichen Anblick gab, daß der Thorwaler aus Ekel noch mehr angestachelt wurde, den leblosen Schädel der Zwergen mit seiner Axt zu spalten.
Korbranor teilte gegen seinen untoten Gegner aus, steckte aber auch einiges ein. Oft traf das Beil des untersetzten Untoten eine nur vom Leder geschützte Körperpartie des Jägers. Schließlich aber gelang es Korbranor zwei schwere Treffer zu landen und den Unhold edgültig zur Strecke zu bringen.
Der Edelknecht wurde gleich von mehreren untoten Zwergen angegriffen. Der Überzahl trotzend, hieb Lark entschlossen nach allen Seiten aus und die gute, in Kvirasim teuer erkaufte Rüstung machte sich endlich bezahlt.
Am Ende des letztlich siegreich geschlagenen Kampfes stützten sich die Kämpen schwer atmend auf ihre Waffen, derweil der Magus die Rampe hinaufsah. "Wir haben noch einen weiten Weg vor uns", raunte er teilnahmslos. "Steckt die Waffen zurück! Ich habe das Gefühl, irgendetwas oder irgendjemand ist hier oben, der Antworten auf wichtige Fragen zu erteilen vermag ..."
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Geschichten und Abenteuer aus dem Svelltland und den Schildlanden
#8
16. Travia, 18 nach Hal.
Finsterkoppen-Binge, 2. Ebene, II. Teil


Karvak war mittlerweile überzeugt, daß er sich mit den Anderen in südliche Richtung durch die Binge bewegte. Der Gang mündete nach ungezählten Schritten in einen breiteren, abrupt efferdwärts verlaufenden Korridor, der in der Mitte durch breite Trennwände unterteilt war. "Vorsicht!" mahnte Aigur und wies auf die mit Eisen eingefassten Löcher in der südlichen Wand. Die Mündungen der Armbrustbolzenfallen sahen bedrohlich aus, doch ließen sie vermuten, daß sich irgendetwas von Wert am Ende des Korridors befinden musste. Umso größer war zunächst die Ernüchterung unter den Verruchten, als sie eine weitere Tür aufgebrochen hatten und in eine nur kleinere, scheinbar unbedeutende Kammer gelangt waren. Kaum war die Gruppe weiter in den Raum vorgegangen, da schloß sich mit einem mahlenden Geräusch plötzlich die Wand hinter ihnen. Aigur fluchte; Korbranor machte einen Satz und trommelte mit den Fäusten aufgebracht gegen den Stein. Lark von Wolven stemmte die Arme in die Hüften und sah den Brabaker Beschwörer mißmutig an. "Wunderbar und was nun?"


Aigur besah den sonderbaren Hebel. "Es muß einen Weg geben ..." überlegte der Thorwaler laut. Als er den Hebel umlegte, geschah nichts. Nach einem weiteren vergeblichen Versuch, der dem Thorwaler bereits die pulsierenden Adern an der Schläfe wachsen ließ, schob sich Karvak neben ihn und prüfte die Anlage eingehend. "Dahinter ..." Mit ein paar Griffen nahm der Magus eine Platte von der Wand und legte einen kastenförmigen Schacht mit der dahinter liegenden Mechanik frei.
"Da haben wir es", stellte Karvak fest und streckte seinen knöchrigen, langen Zeigefinger auf eine alte gerissene Kette. Aigur griff in seinen Rucksack und mit einem Rasseln holte er jene Kette hervor, die er in der oberen Ebene in der weiten Kammer am Boden liegend gefunden hatte. Mit etwas Mühe gelang es Karvak und Aigur unter den zweifelnden Blicken des Edelknechts und des Jägers die Kette in den Schacht zu flechten. Dann setzte der Thorwaler noch die Kurbel ein, die er samt eines Kästchens mit Wagenschmiere in einer Truhe zuerst als wertlos empfunden hatte. Mit ein paar kräftigen Drehungen setzte sich in der Kammer nach und nach tatsächlich wieder etwas in Bewegung. Stein fuhr über Stein. Doch anstatt des Eingangs, auf den die gespannten Blicke des Edelknechts und des Jägers gerichtet waren, öffnete sich ein Durchgang in der gegenüberliegenden Seite des Raumes.
"Was wollt ihr mehr?" lachte Aigur kopfschüttelnd und schritt wieder munter aus, daß die verruchten Gefährten Mühe hatten aufzuschließen.
Sie wären beinahe zusammengestoßen, denn Aigur war unvermittelt stehengeblieben, als er in einen seltsam eingerichteten, weitläufigen Saal gelangt war. Eine mit geheimnisvollen Glyphen und einem großen Dodekagramm gravierte Goldplatte prangte in der Mitte des Saals. Eine Truhe, ein gewöhnlich aussehender Holzschrank und ein großes Bett gehörten zu den Einrichtungsgegenständen. Karvak stieß mit dem Ende seines Zauberstabs auf die Goldplatte. Dann machte er einen prüfenden Schritt darauf und als abermals nichts geschehen war, ging er in die Hocke und untersuchte die Zeichen an den Enden des Dodekagramms. "Was immer hier wohnt, wir sollten auf der Hut sein", meinte der Magus raunend.
Aigur und Korbranor interessierten sich dagegen vielmehr für den Inhalt der Truhe als plötzlich ein Geräusch ertönte. Von dem Holzschrank an der anderen Wandseite kletterte eine kleine, schmale Gestalt mit faltigem, eingekniffenen Gesicht herunter und begann mit einer piepsigen Stimme zu schnattern: "Aha, an fremdem Eigentum vergreifen, wenn der Besitzer gerade nicht zuhause ist, solche seid Ihr ..."
Korbranor, Aigur und Lark hatte es die Sprache verschlagen, nur Karvak stellte sich dem Kobold entschlossen entgegen. Er versuchte dem Männlein zu erklären, was sie in diese Halle geführt hatte, doch der Kobold ließ dem Magus keine Gelegenheit zu Wort zu kommen.
"Rätsel ... Rätsel!" rief der Kobold aufgeregt.
Als Larks Hand langsam zum Griff seiner Streitaxt glitt und Kavrak dies sah, wirbelte er herum und packte ihn am Arm. "Bist du wahnsinnig! Dieser Kobold ist sehr mächtig. Vielleicht kann er uns geradewegs zum Salamanderstein helfen!" Der Edelknecht machte eine herablassende Handbewegung, ließ den Magus aber zunächst gewähren.
Lark wandte sich an Aigur. "Das ist mir nicht geheuer", raunte er dem Thorwaler zu, während Karvak mit dem Männlein sprach. "Dieser Hexer könnte uns einfach ausliefern, wenn er wollte." Ein entzückter, greller Laut aus der Kehle des Kobolds ließ Lark aufmerksam werden. Doch mit einem Mal wurde ihm schwarz vor den Augen ...
... Als sich die Welt um ihn herum wieder mit dem bläulichen Dämmerlicht von Karvaks Fackel füllte, stellte der Edelknecht mit heruntergefallener Kinnlade fest, daß sie sich alle in jenem großen Raum befanden, in dem sie zuvorderst gegen die untoten Zwerge gefochten hatten. Korbranor schüttelte ungläubig den Kopf, nur Karvak schien über das Geschehene fasziniert zu sein. Lark hieb verdrossen eine Faust gegen die Reste der eingeschlagenen Tür zum Raum. "Wir sind keinen Schritt weitergekommen, Magier", grollte der Edelknecht düster.
Karvak aber gestattete sich ein überlegenes Grinsen, als er einen silbernen, verzierten Schlüssel hochhielt. "Das würde ich so nicht sagen, Herr Ritter!"
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Geschichten und Abenteuer aus dem Svelltland und den Schildlanden
#9
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Finsterkoppen-Binge, 3. Ebene


Stirnrunzelnd musterte Korbranor die Lore. Das Gefährt sah noch intakt aus und wie vieles in diesem Stollen wirkte sie wie vor vielen Götterläufen plötzlich verlassen. Über einen Treppengang waren die Gefährten in diese tiefer gelegenen Gänge vorgedrungen und Karvak wurde in seinen Bewegungen hastiger. Ob das daran lag, daß er den Salamanderstein in der Nähe witterte oder er die Möglichkeit, einen Ausgang zu finden, endlich schwinden sah, vermochte niemand seiner Begleiter zu sagen. Denn seit einigen Momenten verharrte der Brabaker Geisterbeschwörer in Schweigsamkeit. Allenfalls die angestrengt zusammengezogenen Brauen und die tiefen Stirnfalten ließen etwas von den regen Gedanken ahnen, die den Magus beschäftigten. Auch Aigurs gute Laune war verflogen. Er knirschte zwölfgötterlästernde Flüche auf die Zwerge und auf die Finsternis des Berges. Lark von Wolven versuchte noch, den Magus zu bereden, als die Gruppe im Stollen stand und Karvak sich auf seine eigene geheimnisvolle Weise neu zu orientieren versuchte. Dabei drehte er sich hastig von einer Richtung zu nächsten, lief den Stollen auf und ab und prüfte zwei Durchgänge; einen, der den Stollen ebenmäßig weiter in den Berg zu folgen schien und ein anderer, der etwa in die Richtung zurückführte, aus der die Gefährten gekommen waren - nur eine Ebene tiefer.
" ... warum gehen wir nicht einfach dort hinein?" sagte der Edelknecht und zeigte auf den Durchgang zum Stollen.
Keine Antwort.
Aigur entließ ein verächtliches Schnauben. "Wahrscheinlich hat ihm der Kobold die Zunge aus dem Hals gehext. Noch einen Moment länger und ich mache mich allein auf den Weg."
"Meinen Schwertarm hättest du", versprach der Edelknecht.
Korbranor wandte sich von den Überresten zwergischer Erzförderung ab und seinen Gefährten zu. "Laßt uns lieber zusammenbleiben. Wer weiß, was hier unten noch lauert. Der Zauberer wählt unseren Weg mit Bedacht. Außerdem werden wir ihn noch brauchen. Denkt nur an diesen Kobold und die seltsame Goldplatte. Nicht weniges scheint hier unten Hexenwerk..."
"Hast du eine bessere Idee, Waldstreicher?" raunzte Lark von Wolven. Der Jäger schüttelte den Kopf.
Doch bevor Aigur seinen Vorschlag Wirklichkeit werden lassen konnte, klopfte Karvak mit seinem Stab plötzlich gegen die Tür zum Durchgang diesseits des Stollens. "Ah, unser Hellseher hat den Weg gefunden" spöttelte Aigur.
Mit Leichtigkeit stieß der Thorwaler die Tür ein und öffnete seinen Begleitern den Durchgang. Die dahinter liegenden Kammern erweckten den Anschein von ehemaligen Werkstätten der Zwerge. In einer Kammer, in der sich auch eine Esse befand, lagen allerlei verrostete Werkzeuge. "Da, seht die tief verborgenen Schätze, ihres Hochkönigs Garbalon!" höhnte Lark von Wolven, womit er schmutziges Gelächter von Korbranor und Aigur erntete.
In einem anderen Gang befand sich inmitten des Weges ein tiefes Loch. Aigur überwand die gefährliche Stelle mit einem gewandten Sprung und half seinen Begleitern mittels eines Seils, sicher auf die andere Seite zu gelangen. Daraufhin betraten die Vier ein System von Gängen, das die Augen des Geisterbeschwörers wieder öffnete. Die Verruchten fanden sich in einer Grabstätte der Zwerge wieder.
"Was ist das?" ließ sich Korbranor vernehmen, der zuerst den reich verzierten Altar in einer Ecke des Grabgangs entdeckt hatte.
Karvak eilte wißbegierig herbei und begann mühsam die auf dem Altar eingravierten Schriftzeichen zu entziffern. "Tordol" kam es raunend von den kaum bewegten Lippen des Magus. "Dem Bergkönig und Gründer dieser Binge gewidmet - gleichsam eine Memoria. Eine Gedenken an die Opfer eines Minenunglücks vor etwa achthundert Jahren ..."
Korbranor, der einiges über den Finsterkamm wußte kratzte sich am Hinterkopf. "Ich frage mich warum König Garbalon die Mine nicht mehr in Betrieb nimmt. Die Adern scheinen noch nicht erschöpft zu sein. Dort hinten lag das Erz doch noch auf einem Haufen."
"Du hast den Geweihten doch gehört", erwiderte Aigur schroff. "Die gehen dort nicht mehr hinein, weil die alles hier unten für hochheilig halten. Ich glaube die kleinen Kriecher haben Angst." Der Thorwaler reckte sein Kinn in Richtung des Altars. "Die haben ihre Stollen geräumt, als ein paar Steine von der Decke gekommen waren ..."
"So einfach ist das nicht", gab Karvak - der durch die neue, geheimnisumwitterte Umgebung wieder redseliger geworden war - zu denken. "Etwas verbirgt sich noch ganz in der Nähe, das der Grund für die Zurückhaltung der Angroschim gewesen sein dürfte."
"Nicht übel" brummte der Thorwaler, doch seine Bemerkung war etwas ganz anderem zugewandt. Ohne zu zögern beugte sich Aigur über ein Zwergengrab und riß einen aufwendig bearbeiteten Lindwurmschläger - das beliebte Kampfbeil der Zwerge mit dem bärtigen Blatt - aus dem Steinhaufen. Lark von Wolven schritt mit einem verschlagenen Grinsen die Reihe der Gräber ab bis er eine kleinere Doppelblattaxt fand, die die Zwerge einen Sehnenschneider nannten. "Schöner Zwergenskraja" befand der Edelknecht und riß die Waffe aus dem Grab. Auch Korbranor scheute nicht, sich ebenfalls an den Grabbeilagen zu bedienen. Er fand einen gut erhaltenen Lindwurmschläger mit schönen Gravuren auf dem Blatt.
"Nun aber raus hier" warnte der Magus, der nur kopfschüttelnd zugesehen hatte, nicht zuletzt da er gewußt hatte, daß er seine Begleiter ohnehin nicht mit Argumenten von Frömmigkeit würde aufhalten können. Die Geoden hatten aus irgendwelchen Gründen diese Stätte ohnehin nicht mit magischen Fallen geschützt - das hatte Karvak frühzeitig erkannt.
Bald fanden die Vier eine Treppe, die noch tiefer in den Berg führte. Karvak zögerte nicht und schritt voraus. "Wir sind dem Stein schon ganz nahe" stellte der Magus dabei fest.
"Wohlan", frohlockte der Thorwaler. "Ich habe aber auch nichts dagegen einzuwenden, meine Ausrüstung noch ein wenig aufzubessern, das Wohl."
Mit einem dunklen Kichern verschwanden die Verruchten in dem finsteren Treppengang.
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Geschichten und Abenteuer aus dem Svelltland und den Schildlanden
#10
16. Travia, 18 nach Hal.
Finsterkoppen-Binge, 4. Ebene


Wie gelähmt blieben die Verruchten stehen, als sie jenen großen steinernen Saal in der tiefdunklen Binge betraten, dessen Mitte ein prunkvoll gearbeiteter Brunnen mit großen Stelen am Rande eines riesigen Beckens einnahm. An jeder der vier Stelen war die wuchtige Figur eines riesenhaften Gargylen eingemeißelt worden. Die Statuen - starre Abbilder drei Schritt hoher Zweibeiner mit mächtigen Gliedmaßen, am krummen Rücken angelegter Schwingen und einem groben gewölbtem Schädel mit kleinem Schnabel - wirkten im langsam flimmerndem Schein von Karvaks leuchtendem Magierstab grauenerregend lebendig. Es schien, als bebten die großen Flügel hinter ihnen und als ob ihre klauenbewehrten Arme aus dem Stein der Stele sich zu befreien suchten.
Lark von Wolven aber durchbrach die Hülle der Reglosigkeit und schritt an Karvak, der bis eben das Bauwerk gleichermaßen fasziniert wie nachdenklich gemustert hatte, vorüber. Der Magus konnte nur verblüfft den Kopf schütteln, als sich der Edelknecht zum Rand des Brunnenbeckens wagte. "Was tut Ihr da ...?" kam es über die noch vor forschendem Erstaunen trägen Lippen des Geisterbeschwörers.
Lark wandte sich um und lüpfte eine Braue. "Ihr wollt nicht etwa sagen, daß ich unterlassen soll, meinen Wasserschlauch zu füllen, alter Schwarzseher!" schleuderte Lark krantig zurück. "Ich habe seit vielen Stunden kein Wasser mehr zu mir genommen. Das Zwergenbier der letzten Tage hat mir die letzte Flüssigkeit aus meinem Leib gezogen - ich habe Durst wie ein Esel!"
Karvak tat einen Schritt nach vorn und es drängte sich dabei eine Warnung in seinen Hinterkopf, die er geschickt herausbringen wollte ...
... doch es war zu spät.
Als der Edelknecht den Beckenrand erreicht hatte, ging ein unheilvolles Knirschen durch den Saal, als ob ein schweres Mühlenrad tausend Krochen unter sich zermalmt. Im selben Moment begann der Boden unter den Füßen der Verruchten zu beben, als sich die mächtigen Gargylen von den Stelen befreiten und auf die anmaßenden Fremdlinge mit einem unbarmherzigen Glimmen in den Augenhöhlen zustrebten.


Lark zog seine Waffe und wich dem steinernen Arm aus, der versucht hatte, seine Schulter zu zertrümmern. Ebenso wich Aigur zurück als ihm der mahlenden und kirschenden Geräuschs voranstapfende Gargyl die steinharte Klaue vor die Brust schlagen wollte. Karvak hatte weniger Glück: Sein Gegner fegte ihn zielsicher mit seinem gefährlichen Schwinger zur Seite. Korbranor hinter ihm empfing gleich den zweiten, machtvollen Hieb des urzornigen Wasserspeiers. Der Jäger stürzte zu Boden und brachte sich vor dem nächsten, sicherlich tödlich zu endenden Schlag des Streinungeheuers haarknapp in Sicherheit.
Unterdessen hatte Lark seine Klinge zum ersten Mal erfolgreich gegen seinen starken, doch schwerfälligen Feind zum Einsatz gebracht. Das Staunen über das entsetzliche Aufschreien des Ungetüms versetzte den Edelknecht in Verwirrung, war er doch mit sehr viel mehr Verzweiflung gegen den Gargylen angegangen. Jetzt mußte Lark von Wolven zur Seite springen, um der gefährlichen Geraden auszuweichen, den der Wasserspeier austeilte. Der Edelknecht brachte sich wieder in Stellung und hieb gegen den Gargylen wie gegen einen Oger. Mit schneller Schlägen brachte er sein mittlerweile schartiges Axtblatt immer wieder in den steinernen Rumpf des Gargylen - bis dieser in einem Moment wie von fremder Macht und unter einem furchtbaren Gebrüll in matten reglosen Stein zurückverwandelt wurde.
Aigur riß einen hölzernen Rundschild zur Deckung hoch, den sein gargylischer Gegner mit einem einzigen Hammerhieb krachend zerbesten ließ. Mit einem grimmigen Aufschrei klatschte der Thorwaler von der Wucht des Schlages glatt auf den Steinboden. Aigur warf sich herum und rollte mehr als einen ganzen Schritt zur Seite, als in diesem Moment die gebaltte Klaue des Gargylen mit einem dumpf hallenden Aufprall in den geschliffenen Fels einbrach. Der Thorwaler brachte sich schnell auf die Beine und versetzte dem noch immer gebeugten Wasserspeier einen Axthieb ... Daß der Gargyl vor hörbarem Schmerz den Rücken krümmte, gab dem Thorwaler neue Hoffnung. Er schleuderte den Lederriemen des zertrümmerten Schilds von seiner Linken und umgriff den Stiel seiner Axt mit beiden Händen. Grimmig verzog er einen Mundwinkel und stürzte sich auf seinen Gegner.

Es hatte einige Kraft und Zeit gekostet, diese Wasserspeier zu überwinden. Karvaks Schultergelenk war ausgekugelt und Korbranos ächzte unter dem Schmerz gebrochener Rippen. Es dauerte eine Weile, bis sich die verruchten Gefährten angesichts der in letzter Bewegung zu Stein erfrorenen Ungetüme aus ihrer eigenen, verzweifelt kampfbereiten Starre befreiten. Schließlich aber stöhnte der Geisterbeschwörer: "Weiter ... da hinten ist eine Tür ... diese dort werden nichts mehr tun ..."
Obwohl Lark von Wolven die Frage auf der Zunge brannte, warum diese nur scheinbar unbezwingbaren Gegner aus Stein allein von geschliffenem Stahl verletzt worden waren, entschloß er sich, rasch den erschöpft nach vorn taumelten Gefährten aufzuschließen

... Immerhin war er froh, daß sich diese Bestien von steinwandelnden Wächtern nicht noch einmal regten ...
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#11
16. Travia, 18 nach Hal.
Finsterkoppen-Binge, 4. Ebene, II. Teil


Kopfschüttelnd griff Aigur in seine Tasche und nestelte ein weiteres, kleines Fläschchen heraus. Das war die letzte der vier Brandflaschen, die der Thorwaler in den Berg mitgenommen hatte. Im Angesicht dieser vergeblichen Versuche des Magus, mit seinen schwülstigen Zauberreden die sperrige Tür vor ihnen irgendwie zum Öffnen zu bringen, setzten sich echte Zweifel ob des Geisterbeschwörers in seinen Hinterkopf: Warum hat er gegen die Gargylen nicht mehr als seine müden Stabschläge eingesetzt? Wo waren denn seine Mächte und Gespenster, wenn es darum ging, einen echten Kampf zu bestehen?
Aigur spülte die Zweifel an andere und an sich selbst mit einem einzigen langen Schluck, der die Flasche bis zum Neigerl lehrte, herunter.
"... weiß nicht ... das ... kann doch unmöglich ein Zauber ..." hörte der Thorwaler den Brabaker stammeln. Er schob den Geisterbeschwörer unsaft zur Seite, machte einen Ausholschritt und warf sich dann mit einem trägen Kampfschrei, aber voller Wucht gegen dir Tür.
Das dumpfe Ächzen, von dem man nicht wußte, ob es vom Holz der Tür oder von Aigurs Schulter stammte, gab dem Aufprall des Thorwalers einen Aufhänger, den Korbranor benöntigt hatte. "Heda, Nordmann. Nehmt die Axt im voraus!" Ein häßliches Lachen des Jägers ging durch den vom dunklem, nassen Felsgestein umfagenenen Korridor.
Aigur wirbelte wutstrotzend zu Karvak herum.
"Der Zauber hat seit vielen Stunden keine Wirkung mehr", entgegnete Karvak gereizt ob der augenscheinlichen Schuldzuweisung. "Das ist nicht mehr mein ..." Die von agenagtem Solz anschwellende Rede des Magus erstarb, als er sah, wie der Thorwaler völlig unbeteiligt in seine Lederrüstung griff und eine bronzene Flasche heraus nestelte, deren Inhalt der Magus nur erahnen konnte.
"D... Das ist .. ein Elixier! Ihr habt ein Elixier aus den Truhen gestohlen ..." kam es dem Magus nur noch zögerlicher von den Lippen, als er sah, wie dieser Nordmann jenes angeblich so arkanes Gefäß in einem Zug leerte. Aigur entließ einen ratternden Rülpser und blickte noch einmal auf die Tür. Er zwinkerte dem Magus höhnisch zu, nahm den Kraftgürtel auf, wandte ihn sich von neuem um und warf sich dann mit voller Wucht gegen die Tür.
Jetzt brach sie ins Innere und bevor die Verruchten einen neuen Gedanken fassen konnten, wehte ihnen ein häßlicher, süßfauler Geruch entgegen.
Untote!
Karvak schlüpfte hinter die Deckung von Aigur und Lark. Die vorwärt taumelnden, bereits vor vielen Götterläufen verstorbenen Gestalten machten nicht den Eindruck, sich um die Kampfstärke der Eindringle zu kümmern, sondern stürmten einfach drauf los.
Mit einem urkräftigen Kampfschrei, der klang, wie vom Schöpfer des Berges daselbst aus gähnender Tiefe entlassen, stellte sich Aigur dem ersten der angreifenden Zwergen entgegen. Die Angroschim trugen zerfetzte Ketterüstungen und Kettenhauben, hatten schüttere Bärte und ganz offensichtlich von Würmern bewohnte Gesichter.
Und Lark nahm sich zusammen, den ersten Hieb der wandelnden Leiche abzufangen. Die unatürliche Kraft, die hinter dem Schlag auf seine Klinge stand, brachte ihm Zweifel an der Kraft seines Feindes. Bisher hatte er gegen die Eskorte von waghalsigen Händlern und gegen andere Ritter gefochten - seit den letzten Monden kam allerlei Kroppzeug hinzu. Doch niemals zuvor hatte der Edle einen Hieb von einem Untoten empfangen und mit einem Mal krampfte sich ein Gefühl in seinem Magen zusammen, als seine Klinge unter dem nächsten, kraftvoll geführten Schlag sank. Das Grinsen des wandelnden Toten war erschreckend lebendig. Hinter den verfaulten Hautfetzen des Gesichts lugten die Kiefer seines Schädels triumphierend hervor ...
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#12
Auch ich lese begeistert mit und es ist immer wieder schön davon zu lesen. Bitte weiter so.
#13
16. Travia, 18 nach Hal.
Finsterkoppen-Binge, 4. Ebene, III. Teil


Knirschend grub sich die Schneide der Axt in den Brustkorb des untoten Zwergen. Aigur trat mit seinem linken Bein heftig nach und befreite somit seine Waffe aus der wandelnden Leiche. Der Untote flog rücklings auf den Höhlenboden und blieb dort liegen. Als sich dem Thorwaler dadurch die Gelegenheit bot, nach seinen Mitkämpfern Ausschau zu halten, entlockte ihm der erste Anblick ein verächtliches Knurren: Karvak, der Magus und Geisterbeschwörer aus Brabak, hielt sich stöhnend die rechte Schulter, die offenbar durch einen streifenden Axthieb eines der Untoten verletzt zu sein schien. Aschfahl war nun das Gesicht des Zauberers, und müde seine Bewegungen, als der sich nach einem Gegenstand am Boden bückte.
Das Gefecht indessen war noch nicht ganz überstanden. Korbranor stieß einen Kampfschrei aus und zog seinem Gegner das bärtige Blatt des aus dem Zwergengrab erbeuteten Lindwurmschlägers über den morschen Schädel. Was sich dabei konkret ereignete und zu sehen war, vermag der Chronist nicht mit hinreichend mäßigen, für die Stelle seines Schreibens statthaften Worten zu beschreiben. Jedenfalls machte der angewiderte Jäger einen Satz vor dem endlich erledigten Gegner zurück und hatte danach gleichwohl Mühe, seine Galle im Bauch zu behalten.
Lark von Wolven grollte, als seine Streitaxt in diesem Moment nur noch eine hinrichtende Bewegung zu vollführen hatte. Der Edelknecht blutete aus einigen Wunden. Korbranor blickte ihn mit besorgtem Gesichtsausdruck an. Hatte sich der schon eine der entsetzlichen Krankheit von den Untoten geholt? Halb dumpf und halb quietschend krachte das Axtblatt durch die leblose Hülle des Zwergen. Der Kampf war überstanden, doch für welchen Preis?
Karvak hielt ein steinernes Amulett mit einem breiten Grinsen empor. Aigur humpelte heran und wollte dem Magus das Stück aus der Hand schlagen. "Was habt Ihr denn, Hexer?" bellte der Thorwaler. "Endlich ein Ding gefunden, das Eure Zauberkräfte zu Euch zurückkehren lässt, eh?"
"Was wollt Ihr damit sagen, Nordmann ...?" Karvak ließ mit gespielter Fassugslosigkeit das Amulett in einer seiner Robentaschen verschwinden.
Der Thorwaler warf die Arme nach oben. "Was wolln wir eigentlich noch mit Euch? Nirgendwo wart Ihr hier von nutzen. Wo sind denn Eure Geister und Dämonen, wenn wir gegen solche dort kämpfen?" Der Zeigefinger Aigurs war auf einen zu Boden gestreckten Zwergenuntoten gestreckt.
"Unwissender", fauchte Karvak. "Wage es noch einmal und du ..."
"He!" kam es von Korbranors Stimme. "Dieses Rad hier sieht ganz gut aus, vielleicht ..." In dem Moment, da Karvak und Aigur zugleich einen Warnruf vernehmen lassen wollten, hallte schon ein Rauschen durch die Gänge. Korbranor drehte weiter an jenem großen Eisenrad, das an einer Seite der Wand eingelassen war.
"Schluß jetzt!" blaffte Lark und holte den Jäger mit einem groben Griff von dem Rad weg. "Wer weiß, was Du damit angestellt hast!"

Die Verruchten wandelten durch einen langgestreckten Gang nach Süden - bis sich der Blick auf ein weites, von wuchtigen Säulen durchbrochenes Saalgewölbe öffnete. Ein altes, eisernes Geländer hielt den Unbedachten oder Trunkenen davon ab, sich ohne weiteres dem tiefen Becken anzunähern, welches sich vor den Füßen der Gefährten breit und tief erstreckte. Wenigstens boten ein paar Treppestufen den Zugang nach unten. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, hastete zuerst der Edelknecht nach unten. Karvak wollte ebenso hinabsetzen, um sich von der Beschaffenheit jenes seltsamen Ortes ins Bild zu setzen, als sich eine schwere grobe Hand auf seine Schulte legte und ihn heraumriß.
Der Magus sah in das von Zornesfalten, Bartzotteln und Augenringen beherrschte Antlitz Aigurs. "Wag es nicht" drohte der Thorwaler, "irgendeinen Alleingang zu machen!"
Karvak hielt dem düsteren Blick seines Gegenübers stand. Und es hätte sicherlich einen schlimmen Vorfall gegeben, hätte Korbranor nach einem ohrenbetäubende Quietschen in diesem Moment nicht etwa gerufen: "Eine Treppe! Da geht es noch weiter runter!"
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#14
16. Travia, 18 nach Hal.
Finsterkoppen-Binge, 6. Ebene


Lark hatte die Brechstange früher weggeworfen als irgendjemand unter seinen Gefährten hätte sehen können, daß er es war, der mit diesem groben Werkzeug hantiert hatte.
Dennoch:
"He", lallte der Thorwaler mit einem teils trägen teils spöttischen Grinsen. "Uuuser Ridder hat mid der Brechstange die Falltür da jeöffned ... Eyn neues Ritterschwert brauch er nich mehr!" Nach einem häßlichen Rülpser ließ sich der mäßig betrunkene Thorwaler ein inbrünstiges Lachen vernehmen, wie man es nur von seinesgleichen aus längst vergessener Sagenzeit vermutete.
Korbranor stimmte nach einer Weile in dies Lachen ein, obwohl seine Stimme weniger als halb so laut durch die vergessenen Gewölbe der Finsterkoppen-Binge hallte. Selbst Karvak gestattete sich, seine Mundwinkel zu einem erahnbaren Lächeln heraufzuziehen. Der Edelknecht ging nicht darauf ein, sondern stieg als erster die merkwürdig aufwendig geschliffenen Treppenstufen hinunter.
In neuer Dunkelheit angekommen, durchdrang mattblaues Licht aus der erneurten magischen Quelle Karvaks einen weiteren, langen Gang. Der Edelknecht stand schon lange schweigend und still, Aigur war die Lust am Schnapsgenuß vergangen, denn er schwang nur noch mit kritisch angetaner Miene leicht vor und zurück. Karvak blickte zwar nicht entschlossen, doch weitaus weniger ernüchtert drein als seine Begleiter. "Was ist Euch ..." hallte die raunende Stimme des Geisterbeschwörers stumpf im weiten Gewölbegang. "Ein paar Schritt sind es noch ..."
"Wieviele!" fuhr ihn Korbranor, der Jäger, plötzlich an. "Wieviele
dieser götterverfluchten Gänge sind es noch?!" Die Stimme Korbranors war kurz davor sich zu überschlagen.
Selbst Karvak und Aigur starrten nur noch regungslos geradeaus. Der Magus nickte verstehend und sah dann dem Jäger in die Augen. "Wir sind am Ziel, Freund. Der Salamanderstein ist hier. Und wenn wir den geholt haben, geht es wieder nach Hause ... "
"Freund" wiederholte Korbranor verächtlich. Dann hob sich seine Stimme wieder in Zorn. "Niemand ist mein Freund, Geistertreiber! Wo hast Du uns hingeführt?!"
Karvak unterdrückte die Antwort, die ihm auf der Zunge brannte. Stattdessen schob er sich an dem Jäger vorbei und schritt fest aus, als er dem Korridor efferdwärts folgte. Aigur schritt, nein torkelte, unbedacht weiter, während Lark sich widerstrebend, aber im zügigem Schrittempo vorwärtsbewegte.
Bald hatte der Magus die erste Tür zu seiner Linken erreicht. Statt Aigur ein Zeichen zu geben, warf er sich selbst dagegen - und abermals geschah nichts. Er warf sich nochmals dagegen und als dann die Tür zerbarst, sahen Lark und Korbranor ganz verdutzt aus; Aigur kicherte kopfschüttelnd vor sich hin.

* * *

Die Suche in den dahinter liegenden Gängen dauerte an. Wann immer Karvak eine Sackgasse auszumachen glaubte, drehte er sich ruckartig um und lief wieder in die Gegenrichtung. Lark, Korbranor und Aigur folgten schweigend - weil sie keine andere Wahl hatten -, doch ihre Ungeduld schlug bald in gefährlichen Zorn über und die Ehrfurcht vor den Zauberkünsten des Geisterbeschwörers schwand alle Dutzend Schritt in jenem aussichtslosen Dunkel der Binge dahin.
"Es kann doch nur eine Halle sein ... hier irgendwo muß es sein ..." murmelte der Magus dann und wann vor sich hin.
"Was bei den Dreigehörten" entfuhr es Karvak. Vor den Gefährten lag ein breiter Gang, dessen Boden mit großen, in kurzen Abständen eingelassen Platten durchsetzt war. Karvak hielt den Edelknecht, der einfach voranschreiten wollte, gerade noch zurück. "Nicht! Es sind Fallen ... und ich vermag noch nicht zu sagen, was sie anrichten ..."
In einer Ecke entdeckte Korbranor eine Truhe. Ohne einen Widerstand schlug er den Deckel zurück und griff hinein. Der Jäger hielt einen Lederwams und ein paar Lederschuhe hoch. Karvak nickte plötzlich, als sei ihm etwas wichtiges dazu eingefallen. "Das ist es!" Der Magus nahm Korbranor den Lederwams ab und hielt ihn herum. "Diese Platten glühen heißer als ein Stück Schmiedeeisen im Feuer! Mit diesen Sachen könnten wir dennoch an das andere Ende dieses Gangs gelangen."
Lark von Wolven hob eine Augenbraue. "Wie kannst du dir da sicher sein? Wenn diese Platten glühen, kann auch dieses Lederzeug nicht mehr davor schützen, zu einem Häufchen Asche zusammenzufallen."
"Diese Dinge hier sind nicht einfaches Lederzeug", versicherte Karvak und holte noch ein paar Stiefel heraus, die er dem Edelknecht vor die Nase hielt. "Dieses Leder hat eine besondere Behandlung erfahren und ich schätze, daß der Gott der Schmiede da irgendwie seine Finger im Spiel hatte ..."
"Dann sollten wir das hier wohl besser liegen lassen, häh?" johlte Aigur.
Karvak schüttelte den Kopf. "Nein ... nicht die Lederkleidung ist es wovor Ihr Euch fürchten müsstet ob Eurer Taten." Der Magus reckte sein Kinn in Richtung der Bodenplatten. "Der zürnende Ingerimm wird sich eher dort bemerkbar machen, sollten wir ihn allzusehr geärgert haben."
Der Thorwaler verzog eine finstere Miene, während er sich noch einmal die Platten besah. Korbranor stad starr vor der Truhe. Nur der Edelknecht schien entschlossen, seine Gottgefälligkeit auf die Probe zu stellen.


"Also los", drängte der Magus, der die Lederkleidung vollständig angelegt hatte. Der Edelknecht war bald neben ihm, ebenso gehüllt in das geheimnisvolle Leder aus der Truhe. Zögerlich trat Korbranor heran und als Letzter torkelte Aigur schnaufend neben seine Gefährten.
Karvak machte den ersten Schritt allein.
Der Magus betrat die erste Platte, die daraufhin schwach aufglomm.
Mit einem Laut des Entsetzens prallten die anderen Drei vom Rand der ersten Bodenplatte zurück. "Habt keine Furcht!" rief ihnen Karvak zu. "Es ist nichts!"
Aigur knurrte und trat vorwärts, ebenso Lark. Widerstrebend setzte schließlich auch Korbranor seinen Fuß auf die erste Platte. Als nichts weiter geschah, traten die verruchten Gefährten auf die nächste Platte. Die aber glühte feuerrot auf.
"Nein ..." keuchte Korbranor und kehrte auf der Stelle um.
Auch Aigur hatte Mühe, seinen Blick geradeaus zu zwingen, und diesen nicht über die gefährlich glimmenden Platten unter seinen Sohlen streifen zu lassen. Der Geruch verbrannten Leders stieg langsam vom Boden auf. Der Gang bog ein weiteres Mal rechts um die Ecke.
Die nächste Platte glühte auf wie die Glut in einem Schmelzofen.
Aigur wirbelte herum und rannte zurück.
Nur noch Karvak und Lark von Wolven machten einen Satz von der letzten Platte hin zum steinernen Boden des Gangs ... der in ein paar Schritten wiederum in einer Sackgasse endete. Lark atmete tief ein und funkelte den Magus dabei unheilvoll an. Karvak aber deutete auf ein prächtiges, goldumrahmtes Symbol, das zu seiner Linken, an der Westseite des Gangs, prangte: Es zeigte einen Amboß unter zwei gekreuzten Hämmern, durchbrochen von einer runden Einfassung. Der Edelknecht schüttelte verständnislos den Kopf. Karvak hingegen nestelte ein Schriftstück aus seiner Robe und begann gespannt, das Geschriebene mit dem Symbol an der Wand zu vergleichen. Da bat er den Edelknecht um eine Fackel und daß er sie ihm angezündet geben solle. Noch immer ahnungslos, förderte Lark aus seinem Rucksack bald seine einzige Fackel zutage entzündete sie und übergab sie dem Geisterbeschwörer.
Karvak hielt die lodernde Fackel erst vor das Symbol - dann noch etwas näher ...
... Und wo eben noch das mit dem Symbol belegte Wandstück gewesen war, bot sich den beiden Verruchten nun der Zugang über ein kleines Gangstück in einen hohen Saal.
"Wir sind nah an unserem Ziel", sagte der Geisterbeschwörer. Ein gewisser Stolz in seiner Stimme war nicht zu überhören.
Doch noch mehr beeindruckt als von der Kundigkeit des Brabakers war Lark von Wolven schließlich von der Gestalt des großen Saals. Der erschien ihm wie das Innere eines riesigen, mehrere Stockwerke emporragenden Schmelzofens. Nur daß Schmelzöfen im Inneren für gewöhnlich nicht vier wuchtige, runde Säulen in der Mitte hatten. Lark mit heruntergefallener Kinnlade; Karvak mit weit geöffneten, wachsamen Augen, so durchmaßen die beiden dunklen Gefährten die große Schmiede in der tiefsten Tiefe der Binge. Da hallten plötzlich dumpfe Schritte durch die Schmiede:
Eine riesenhafte klobige Gestalt, die einen Oger sicher überragt hätte, begab sich in diesem Moment mit einem übergroßen Schmiedehammer zur Mitte des Saals, wo sich auf einer Sockel der Beckenrand eines mächtigen Schmelztiegels befand. Erst erstarrte Lark vor Schreck, dann fuhr seine Hand zum Heft seiner Waffe.
"Bist du wahnsinnig!!" schalt Karvak den Edelknecht heftig. "Du magst mit aller Mächte Deres Beistand vielleicht einen Steingolem bezwingen. Doch was dir danach widerfährt, wölltest du die Binge mit dem Stein wieder verlassen, weißt du nicht." Langsam lockerte der Edelknecht seinen Griff.
Noch bevor Karvak ihm seinen Plan eröffnen konnte, wie weiter vorzugehen sei, war der mächtige Hüter des Berges schon ein paar unglaublich feste Schritt auf die beiden Neuankömmlinge zugetreten. Mit einer langsamen, hellen Stimme fragte der Golem dann: "Habt ihr das Pfand?" In seiner vorgebeugten Haltung verharrte der Golem so, als wollte er sich erst wieder bewegen, wenn er eine befriedigende Antwort erhielte.
" J ... ja ja, wir haben es" gab Karvak zerstreut zurück, derweil er mit seinen knochigen Fingern in den tiefen Taschen seiner Robe nach einem Gegenstand nestelte.
Noch fassungsloser als zuvor sah Lark dem Geisterbeschwörer dabei zu, wie der ein steinernes Medaillon hochhielt und es wie selbstverständlich seinem Gegenüber reichte. Der warf das Stück, nachdem er sich zu seinem Schmelztiegel begeben hatte, in die Glut als sei es ein Stück Erz von den großen Haufen, die jeweils die Säulen flankierten. Der Golem vollbrachte in der Mitte des Saals sodann die Arbeit eines Schmieds und die beiden Gefährten wagten nicht, ihn dabei zu stören.
"Was nun?" raunte der Edelknecht dem Magus zu. Lark von Wolven zeigte mit einem Mal großen Respekt vor dem Wissenden, der nur ihn so weit in die Nähe des legendären Artefakts gebracht hatte.
Karvak zuckte mit den Schultern. "Wir warten ab bis er fertig ist."
"Das meint Ihr nicht ernst?"
"Warum sollte ich das nicht? Wollt Ihr schon eigenmächtig an den Schätzen Ingerimms bedienen und dabei glauben, Ihr könntet vor den Augen des Golems ungeschoren aus der Binge flüchten?"
Zögerlich gab der Edelknecht nach. Die beiden Gefährten lehnten sich an einer der Säulen und betrachteten das außergewöhnliche Schauspiel in der Mitte der ehernen Schmiede mit einem etwas beklommenen Gefühl.

* * *

Nachdem einige Zeit verstrichen war, die weder Karvak noch Lark hätten wenigstens schätzen können, wandte sich der Golem wieder an die Fremden. Beinahe hätte man der auf ewig starren Miene des steinernen Riesen etwas feierliches anerkennen können, als dieser sich hinabbeugte, um den beiden Menschlingen das Werk seiner auf göttliche Weise beschleunigten Arbeit darzureichen. In seinen Händen lag die rot schimmernde Klinge eines seltenen Schwerts, das nur die hohen Alchimisten überhaupt benennen konnten. Mit seiner ungewönhlichen langsamen Stimme erklärte der Golem, daß dies Artefakt behalten oder später erneut in einen Tausch gebracht werden könne.
Karvak ließ Lark vorgehen, der das Asthenilschwert mit großen Augen entgegennahm. Er betrachtete die Wafffe von allen Seiten: das kunstvoll ausgearbeitete Gefäß, die zangenförmig nach vorn gewundene Parierstange und die sonderbare, aber bereits fein geschliffene Klinge, von der man meinen könnte, sie würde durch jede Rüstung fahren wie durch weiches Brot.
"Was ist, willst du hier so stehenbleiben und dem Golem die nächsten hundert Götterläufe so Gesellschaft leisten?" zog der Magus den Edelknecht aus seinem verzückten Staunen. "Wir sollten uns nun nach dem Salamanderstein umsehen, der Golem zieht sich zurück."
Etwas benommen schüttelte Lark den Kopf. "Von mir aus holt Euch Euren lächerlichen Stein. Ich habe heute mehr bekommen, als ich mir hätte vorstellen können." Wie sein wichtigstes Kleinod strich Lark über die Klinge des Schwerts und brachte es umständlich in sein Waffengehenk. Karvak verzog die Mundwinkel zu einer überlegenen Miene. "Dann wartet hier auf mich, wenn Ihr wohlbehalten an die Oberfläche zurückkehren wollt. Dort ist die Schatzkammer der Binge und ich werde dort den Salamanderstein finden und an mich nehmen." Karvak kicherte dunkel, dann sagte er noch mit einem verschwörerischen Grinsen: "Seid aber so klug und haltet Euer neues Schwert vor den Augen Eurer Freunde verborgen ... sollten Sie noch leben ..."
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#15
(12.10.2011, 19:22)Boronar schrieb:

Hmm. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, die Götter sind in der Monatsreihenfolge gespeichert, also 1=PRA, 2=RON,...,5=BOR, ..., 11=ING, 12=RAH. Dann wären das also Rondra:-40 (unfairer Kampf gegen Baron Meresfeld?) und Boron:-100 (wiederholtes Plündern von Zwergengräbern?).
Hallo, ich bin's - der Bart von Fidel Castro. Und mir ist total langweilich nie geschnitten wurde.
I'm a roleplayer. My dice are like my relationships: platonic and unlucky.
#16
Danke für Deinen Hinweis :) Ja, das könnte gut möglich sein. Nur bleibt noch die Frage offen, warum das Ausplündern des Ingerimm-Opferstocks dann keine Auswirkungen auf die Haltung dieses Gottes hatte ...

Die Sache läßt mich nicht los, zumal mich im Hinblick auf den Spielverlauf sehr interessiert, ob man den Wert dieser Accounts nicht mit ein wenig HEXerei manipulieren könnte. Wär doch mal nett heruaszubekommen, ob man für ein einfaches Bitten in Rondras Tempel gleich auf Anhieb die erste Waffe geweiht erhält ;)
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#17
(13.10.2011, 17:04)Hendrik schrieb: Dann wären das also Rondra:-40 (unfairer Kampf gegen Baron Meresfeld?)
Das sollte laut Crystal (Thread "Baron Meresfeld", Beitrag #5) keine Minuspunkte bei Rondra bringen.

(13.10.2011, 17:04)Hendrik schrieb: und Boron:-100 (wiederholtes Plündern von Zwergengräbern?).
Das glaube ich auch nicht, da dann ja zumindest auch Ingerimm erzürnt sein müßte. Es sei denn, ihm wurde fleißig geopfert.

Richtig ist aber wohl, daß Ingerimm die ID 11 hat. Alle Götter-IDs stehen hier:
http://nlt-hilfe.crystals-dsa-foren.de/page.php?6
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."
#18
(13.10.2011, 17:21)Zurgrimm schrieb: Ingerimm die ID 11 hat. Alle Götter-IDs stehen hier:
http://nlt-hilfe.crystals-dsa-foren.de/page.php?6

Besten Dank dafür. :up:

Mit fällt keine Gelegenheit außer die Grabschändung ein, mit der ich bei Boron in Verruf geraten sein könnte. Es wurden seit Beginn des Spiels bis zum Eintritt in die Binge lediglich Kämpfe bestanden und die Sub-Quest in Gashok erfüllt. Rein verstandesmäßig würde ich auch Ingerimm als Patron der Binge zum Vater des Zorns werden lassen. Kann es nicht aber doch sein, daß die Programmierer es mit der divinen Zuständigkeit nicht so genau nahmen, und einfach kategorischer vorgegangen sind: Gräber geschändet = Boron geärgert?

Auch bei Ronra fiele mir nicht ein, wie ich die Leuin verägert haben könnte. Selbst Deregorn hab ich im Duell durch einen "Band und Fessel" von Karvak .... Hoppla! War es das dann vielleicht? :think:
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#19
(13.10.2011, 21:14)Boronar schrieb: Kann es nicht aber doch sein, daß die Programmierer es mit der divinen Zuständigkeit nicht so genau nahmen, und einfach kategorischer vorgegangen sind: Gräber geschändet = Boron geärgert?
Nun, man kann nichts ausschließen, aber sevenfold berichtete von schlechtem Ansehen bei Gott 11, als er das Problem mit den heißen Platten hatte und er löste es durch eine Spende an Ingerimm auf der ersten Bingenebene.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."
#20
Hm, interessant. Es liegt jetzt natürlich nahe, mal einen detaillierten Durchlauftest mit Kontrollgruppen durchzuführen; mein nächster Spielstand vor dem Eingang zur Binge liegt leider etwas zurück. Aber nach Beendigung der Story ein nächstes, angehbares Kleinprojekt :) Ergebnisse in diesem Thread.
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