(28.11.2016, 21:06)Mazana schrieb: Taub?
Exakt!!
Durch die Weiterverbreitung einer erblich bedingten Form der Gehörlosigkeit einer englischen Siedlergruppe gab es im 18. und 19. Jh. 0,7% Gehörlose auf der Insel. Das klingt erstmal nicht so viel, war aber zwischen 6 und 40 mal soviel (unterschiedliche Angaben...) wie auf dem Festland. In einigen Gemeinden der Insel war sogar jeder Vierte gehörlos.
Die Gehörlosen waren ganz selbstverständlich voll in das Leben der Insel integriert, alle Einwohner sprachen Gebärdensprache (eine spezielle auf der Insel entwickelte Form der Gebärdensprache, die später mit zur Grundlage der amerikanischen Gebärdensprache wurde).
Es gibt ein
Buch (von Nora Ellen Groce) mit Interviews mit den Einwohnern; darin berichten ältere Inselbewohner von ihren verstorbenen Freunden und Verwandten - und erwähnen z.T. deren Gehörlosigkeit nur auf gezielte Nachfrage, weil es ihnen vorher gar nicht eingefallen ist - so wie wenn ich erst überlegen muß, ob ein Bekannter von mir Brillenträger ist oder nicht.
Durch zunehmenden Kontakt mit dem Festland hat sich das (rezessive) Gen in späteren Generationen nicht mehr ausgeprägt, der letzte Gehörlose der Insel starb 1952. Der Neurologe Oliver Sacks berichtet in seinem
Buch "Stumme Stimmen" allerdings, daß die Bewohner die Gebärdensprache beibehalten haben ("...wenn sie sich schmutzige Witze erzählen, sich im Gottesdienst unterhalten, von Boot zu Boot miteinander reden wollten", aber auch im täglichen Gebrauch); er konnte noch in den 80er Jahren dort beobachten, wie eine Gruppe von alten Leuten mitten im Gespräch für eine Minute in Gebärdensprache übergingen, bevor sie in die Lautsprache zurückfielen.
...das war jetzt viel Text, also Mazana ist dran...