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08.06.2012, 23:14
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.06.2012, 00:10 von Pergor.)
Den Zwölfen zum Gruße!
Damit eröffne ich die Kommentierung der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. Was gibt es generell zur EM zu sagen (im Vergleich zur WM)?
1. Mehr Fluktuation an der Spitze
Es fehlen zwar einerseits die traditionell starken südamerikanischen Mannschaften, andererseits auch die Totalausfälle aus anderen Kontinenten. Insofern stechen sich die stärkeren europäischen Mannschaften regelmäßig gegenseitig in der Gruppenphase aus. Vom Titelgewinn oder der Finalteilnahme zum Vorrundenaus bei zwei aufeinanderfolgenden Turnieren ist keine Ausnahme, sondern in den letzten Europameisterschaften sogar erstaunlich häufig vorgekommen.
Auch Deutschland blieb davon nicht verschont: Dreimal war die Vorrunde bereits das höchste der Gefühle. Und beim ersten Versuch gelang noch nicht einmal die Qualifikation.
2. Kein Spiel um den 3. Platz
Das gibt es leider schon lange nicht mehr, was ich persönlich schade finde. Wie gerne hätte ich etwa bei der letzten EM das Duell Türkei - Russland gesehen!
3. "Nur" 16 Mannschaften - zum vorerst letzten Mal
Bereits bei der nächsten EM 2016 in Frankreich wird es 24 Mannschaften geben, so dass dann auch die 4 besten Gruppendritten weiterkommen und ein Achtelfinale stattfindet. Das bedeutet leider eine elende Rechnerei, weil quer über die Gruppen erst einmal ermittelt werden muss, ob eine Mannschaft weiter ist oder nicht. Manch einer wird sich daran erinnern, wie das bei der WM 1986, 1990 und 1994 gewesen ist.
Böse Zungen behaupten, dass einerseits aus diesem Grund die EM an Qualität verlieren wird, andererseits deswegen, weil in der Qualifikation kaum noch eine Mannschaft oberhalb des Mittelfeldes scheitern wird. Bei 24 Teilnehmern ist fast der halbe Kontinent vertreten.
Was gibt es zu den vier Gruppen zu sagen? Zunächst kann man sich das Geschwätz mit der Hammer- oder Todesgruppe sparen. Rein auf dem Papier sind in jeder Gruppe mindestens zwei gute Mannschaften. Außerdem wartet in jeder Gruppe ein spannendes Duell auf uns: Polen - Russland, Deutschland - Niederlande, Spanien - Italien, England - Frankreich.
Nun zu den zwei Spielen vom ersten Tag: Polen - Griechenland hatte ja schon ordentlich Drama in Form von zwei Platzverweisen. Beachtlich, dass dann der eiligst aufgestellte polnische Ersatztorhüter den Elfmeter hielt! Beide Mannschaften werden den vergebenen Chancen nachtrauern, andererseits hatten beide ihre starken und schwachen Momente und insofern geht diese Punkteteilung aus meiner Sicht in Ordnung. Die Fans des Gastgebers werden natürlicher anderer Meinung sein.
Bei Russland - Tschechien hatte ich eine ausgeglichenere Partie erwartet, aber die in Einzelfällen brillierenden Russen zeigten den Tschechen doch recht deutlich ihre Grenzen auf. Während Russland mit fertigen Formationen aus einigen russischen Vereinen auftritt, sind die Tschechen bunt zusammengewürfelt. Die russische Mannschaft ist recht alt (im Schnitt etwa 30), hat aber zum Beispiel einen jungen Torschützen dabei (was bedeutet, dass der Rest noch älter ist). Während Andrej Arschawin (nicht lachen, der heißt wirklich so!) heute nicht sein ganzes Können zeigen konnte, war Roman Pawlutschenko Torschütze (er sieht ein bisschen wie der Schauspieler Florian Lukas aus!). Die Russen haben also eingespielte Teile und einige Stars, während die Tschechen bis auf den Torhüter und einen alternden Angreifer eigentlich nicht viel vorzuweisen haben. Falls mich die Moderatoren dieses Forums für den folgenden Vergleich wegen Gemeinheit verwarnen, kann ich das voll und ganz nachvollziehen: Die Tschechen sind ein wenig wie die Deutschen noch vor ein paar Jahren. Guter Torhüter, aber vorne passiert fast nichts. Keiner, der richtig aufs Tor stürmt und die letzten Meter eines Angriffs vollendet. Gut, sie haben heute ein Tor gemacht, aber das ist zu wenig, um mitzuhalten - eine weitere Parallele zur deutschen Mannschaft vor 2006.
Was bleibt als Eindruck vom ersten Spieltag? Die Russen sind gut, aber nicht unschlagbar. Sie haben ihre Energie gut eingeteilt, aber ob das auch bei einer stärker auftretenden Mannschaft reicht? Man darf gespannt sein auf das Spiel gegen Polen! Ob diese den Verlust ihres ersten Torwarts verkraften können? Die Griechen waren nicht die defensiven Spielzerstörer, die man befürchtet hätte. Und mit insgesamt 7 Toren in zwei Spielen war es auch nicht gerade eine torarme Eröffnung. Gruppe A wurde im Vorfeld als die leichteste bezeichnet. Zumindest Polen, Griechenland und Tschechien scheinen keine ganz schwere Mannschaften zu sein. Aber nach dem ersten Spiel ist noch alles offen und wie oft hat man erlebt, dass sich der Erfolg einer Mannschaft im zweiten oder dritten Spiel noch einmal richtig ändert...
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Ja, die russischen "Turbos" haben ihre Visitenkarte hinterlassen. Sehr beeindruckend und effektiv, das hätte ich von einem <hüstel> niederländischen Trainer nicht erwartet. Aber Spaß beiseite, Advocaat hat seine Truppe optimal vorbereitet und das spielen lassen, was sie offenbar am besten kann - Konterfußball.
Mich hat es persönlich etwas enttäuscht und verwundert, dass sein tschechischer Kollege Bilek auf das große Sturmtalent Vaclav Kadlec vom AC Sparta Prag verzichtet hat. Vielleicht ist ihm der Junge noch zu grün (der ist gerade mal 20) und als Nationalcoach steht man noch mehr unter Druck als in einem Verein. Gleiches gilt für Herrn Prandelli, der in der Vorbereitung das italienische Mittelfeldtalent Marco Verratti von Pescara Calcio nach Hause geschickt hat. Den hätte ich jetzt gegen Spanien auch gerne gesehen, aber nun gut. Vielleicht bei der WM in 2 Jahren...
Was die russische Mannschaft natürlich auch auszeichnet, ist die einzigartige Blockbildung. Allein 7 Spieler kommen vom russischen Meister Zenit St. Petersburg und 3 spielen bei ZSKA Moskau. Die Spieler kennen sich entsprechend und müssen sich nicht wie andere Nationalmannschaften, die aus bunt zusammengewürfelten Spielern bestehen, erst noch einspielen. Diesen Nachteil hat z.B. Tschechien, wo die besten Spieler nun mal nicht im Lande, sondern bei europäischen Spitzenclubs spielen (3 kommen ja von der Dortmunder Borussia).
Von Polen war ich in der zweiten Halbzeit sehr enttäuscht. Entweder hat die erste Halbzeit zuviel Kraft gekostet oder sie wurden so unter Druck gesetzt, nachzusetzen und den zweiten Treffer zu markieren, dass sie wie gelähmt aus der Kabine kamen. Vielleicht war es auch Selbstzufriedenheit, wenn man "nur noch" gegen 10 Griechen zu spielen hat...
(08.06.2012, 23:14)Kunar schrieb: 2. Kein Spiel um den 3. Platz
Das gibt es leider schon lange nicht mehr, was ich persönlich schade finde.
Finde ich bspw. gar nicht schade. Wenn man die letzten Jahre gesehen hat, auf welchem Level das "kleine" Finale abgehalten wurde von zwei enttäuschten Mannschaften, die nicht das Glück hatten, das große Finale zu erreichen, ist das aus meiner Sicht kein Verlust.
(08.06.2012, 23:14)Kunar schrieb: 3. "Nur" 16 Mannschaften - zum vorerst letzten Mal
Bereits bei der nächsten EM 2016 in Frankreich wird es 24 Mannschaften geben, so dass dann auch die 4 besten Gruppendritten weiterkommen und ein Achtelfinale stattfindet. Das bedeutet leider eine elende Rechnerei, weil quer über die Gruppen erst einmal ermittelt werden muss, ob eine Mannschaft weiter ist oder nicht. Manch einer wird sich daran erinnern, wie das bei der WM 1986, 1990 und 1994 gewesen ist.
Böse Zungen behaupten, dass einerseits aus diesem Grund die EM an Qualität verlieren wird, andererseits deswegen, weil in der Qualifikation kaum noch eine Mannschaft oberhalb des Mittelfeldes scheitern wird. Bei 24 Teilnehmern ist fast der halbe Kontinent vertreten.
Theoretisch könnte die Qualifikation ganz wegfallen. Nationen wie Liechtenstein, Färöer Inseln, Andorra und San Marino schaffen es sowieso nie und da könnte man auch gleich die Endrunde abhalten. Als Vorbereitung müssten dann nur noch Freundschaftsspiele abgehalten werden, eben gegen solche Länder z.B..
(08.06.2012, 23:14)Kunar schrieb: Was gibt es zu den vier Gruppen zu sagen? Zunächst kann man sich das Geschwätz mit der Hammer- oder Todesgruppe sparen. Rein auf dem Papier sind in jeder Gruppe mindestens zwei gute Mannschaften. Außerdem wartet in jeder Gruppe ein spannendes Duell auf uns: Polen - Russland, Deutschland - Niederlande, Spanien - Italien, England - Frankreich.
Die Rivalen-Spiele haben immer das besondere Etwas. Da steckt viel Prestige und Zündstoff dahinter, verlieren ist für niemanden akzeptabel.
(08.06.2012, 23:14)Kunar schrieb: Falls mich die Moderatoren dieses Forums für den folgenden Vergleich wegen Gemeinheit verwarnen, kann ich das voll und ganz nachvollziehen: Die Tschechen sind ein wenig wie die Deutschen noch vor ein paar Jahren. Guter Torhüter, aber vorne passiert fast nichts. Keiner, der richtig aufs Tor stürmt und die letzten Meter eines Angriffs vollendet. Gut, sie haben heute ein Tor gemacht, aber das ist zu wenig, um mitzuhalten - eine weitere Parallele zur deutschen Mannschaft vor 2006.
Ich wüsste nicht, dass es die letzten Jahre seit 2006 bei den Deutschen anders war.
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Erstmal ein dickes Danke an Kunar für den ausführlichen, informativen und abgewogenen Eröffnungsbeitrag.
Kurz zu den einzelnen Punkten:
Zu 1.: Nicht umsonst hat die EM den Ruf des schwersten Nationalwettbewerbs weltweit. Die Südamerikaner sind nicht dabei, aber dafür fehlt auch keine der guten europäischen Mannschaften, zu denen nicht immer alle zu einer WM mitkommen. - Und ja, die EM-Pleiten von Deutschland 2000 und 2004 sind unvergessen. Aber das war eine andere Mannschaft mit anderen Trainern. Ein Scheitern in der Vorrunde erwarte ich diesmal eigentlich nicht; einen Gruppensieg aber ebensowenig.
Zu 2.: Daß es kein Spiel um Platz 3 gibt, finde ich verkraftbar, solange es auch kein Achtelfinale gibt. Dann ist es eben das "kleinere" Turnier als die WM und wird zielorientierter ausgeführt. Wenn man die Erweiterung auf ein Achtelfinale macht, dann sollte es das Spiel um Platz 3 aber meiner Meinung nach wieder geben. Wenn schon, denn schon. Zumal eine Bronzemedaille dann schon ein kleiner Trost ist für eine Mannschaft, die in einem (dann) so großen Turnier doch recht weit gekommen ist. Soweit ich gelesen habe, ist das auch noch nicht entschieden für 2016.
Zu 3.: Ich bin auch kein Freund der Neuregelung von 2016. Eine klare Linie, daß die ersten beiden Mannschaften einer Vorrundengruppe weiterkommen, finde ich ideal. Das hätte man bebehalten sollen. Zwar stört es mich nicht so sehr, daß dann keine guten Mannschaften mehr in der Vorrunde scheitern. Aber entweder man hat 32 gute Mannschaften für die Vorrunden (was bei 53 UEFA-Mitgliedern eben nicht wirklich drin ist) oder man sollte es bei 16 Teams belassen. Diese 24er Regelung ist so eine Wir-wollen-so-groß-sein-wie-die-WM-können-es-aber-nicht-Lösung.
Zu den Gruppen: Ich stimme Dir völlig zu, Kunar, daß das Gerede von der Todesgruppe Unsinn ist. Wären wir in Gruppe C oder D gelandet, wäre es vielleicht (bei Gruppe C) logistisch einfacher geworden, aber nicht unbedingt sportlich. Klar, nun sind 3 Hochklasseteams in einer Gruppe, weil hier Portugal dabei ist. Dafür finde ich die Niederlande günstiger, als Spanien schon in der Vorrunde begegnen zu müssen. - Nicht ganz zustimmen kann ich aber Deiner Beurteilung der Gruppe A. Denn (und das meinte ich auch schon vor den Spielen gestern, auch wenn das jetzt leicht zu schreiben ist) unter den dortigen Mannschaften halte ich allenfalls die Russen für hochklassig (und die hätte ich noch schwächer eingeschätzt, als sie gestern waren). Die Gruppe A ist meiner Auffassung nach die sportlich schwächste. Da fehlt irgendein ganz großer Name oder ein zweiter wirklich guter.
Zu den Spielen gestern: Bei Polen - Griechenland bin ich auch der Meinung, daß das 1:1 völlig in Ordnung ging. Die Polen waren zeitweise die deutlich bessere Mannschaft und hätten ohne weiteres 2:0 oder 3:0 zur Pause führen können. Aber die Griechen haben dann - in Unterzahl! - gut gekämpft und die Polen zeitweise in Bedrängnis gebracht. Mit dem - berechtigten - Elfmeter hatten sie den Sieg auf dem Fuß. Das war ein schwächlicher Schuß und eine tolle Leistung des polnischen Ersatzkeepers. Am Ende sind daher m.E. beide Mannschaften mit dem 1:1 fair bedient, auch wenn beide sicherlich enttäuscht sind.
Bei Russland - Tschechien ist ein natürlich verdienter Sieg für die Russen dabei herausgekommen. Die haben zeitweilig einfach toll gespielt; so ungefähr den Kombinationsfußball, den man in den letzten Spielen bei den Deutschen hätte sehen wollen, aber leider vermissen mußte. Ich hielt die Russen nie für eine schlechte Mannschaft, aber das hat mich etwas überrascht. Allerdings hat man auch gesehen, daß sie das nicht über 90 Minuten durchhalten können, insofern ist tatsächlich die Frage, ob nicht irgendwann im Turnierverlauf einfach die Kräfte aufgebraucht sein werden. Da auch die Tschechen gut gekämpft und sich nicht aufgegeben haben, fand ich das Ergebnis mit 4:1 am Ende etwas zu hoch für die Russen. Ganz so deutlich habe ich die Überlegenheit - über die ganze Partie gesehen - nicht wahrgenommen.
Der 7er Block aus St. Petersburg bei den Russen ist übrigens nicht ganz so einmalig. In der Startformation der DFB-Elf gegen Israel standen auch 7 Bayern-Spieler.
Zum Spiel der Deutschen heute: Nach dem Spiel gegen die Niederlande im November 2011 war ich wirklich begeistert und dachte, in der EM können sie weit kommen. Das war hervorragender Angriffsfußball gepaart mit einer sehr guten Abwehrleistung. Nach den Spielen gegen Frankreich, die Schweiz und Israel hatte ich hingegen doch den Eindruck, daß dieses Niveau nicht dauerhaft gehalten werden kann. Da war einiges wieder verloren gegangen. Insofern vermag ich nicht einzuschätzen, wo die Mannschaft in dieser EM steht. Daß sie hervorragende Spieler in ihren Reihen hat, steht wohl außer Zweifel, daß sie damit (fast) jede Mannschaft schlagen kann, wenn sie einen guten Tag hat, auch. Aber ob sie das wirklich kontinuierlich voll abrufen kann, das wird sich zeigen müssen. Ich bin auf heute abend gespannt und denke mal, daß wir dann besser wissen, wieviel man in den nächsten Spielen erwarten darf.
Deutschland soll ja eine Turniermannschaft haben. Hoffen wir, daß da noch immer was dran ist, nach der überwiegend hervorragenden Qualifikation.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."
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Den Zwölfen zum Gruße!
(09.06.2012, 00:09)Crystal schrieb: Ja, die russischen "Turbos" haben ihre Visitenkarte hinterlassen. Sehr beeindruckend und effektiv, das hätte ich von einem <hüstel> niederländischen Trainer nicht erwartet.
Der hat übrigens auch mal Zenit Sankt Petersburg trainiert. Ich habe jetzt nicht alle Personalverflechtungen nachrecherchiert (ich bin ja auch kein Reporter, der damit Geld verdient, während eines Spiels belanglose Fakten runterzuspulen), aber es würde mich nicht wundern, wenn er aus dieser Zeit schon viele Spieler kennen würde. Mit Guus Hiddink hatten die Russen ja bereits einen zwischenzeitlich recht erfolgreichen Trainer, mit dem Russland in den Relegationsspielen an Slowenien scheiterte. Zum Gruppenersten reichte es damals nicht, weil man beide Spiele gegen Deutschland verlor.
(09.06.2012, 00:09)Crystal schrieb: Die Spieler kennen sich entsprechend und müssen sich nicht wie andere Nationalmannschaften, die aus bunt zusammengewürfelten Spielern bestehen, erst noch einspielen. Diesen Nachteil hat z.B. Tschechien, wo die besten Spieler nun mal nicht im Lande, sondern bei europäischen Spitzenclubs spielen (3 kommen ja von der Dortmunder Borussia).
Vorsicht, da wirfst Du zwei Dinge durcheinander: Zum einen die Tschechen, die aus allen möglichen Vereinsmannschaften Europas kommen, zum anderen die Polen, die drei Dortmunder Spieler im Aufgebot haben. Bei den Polen wird das sogar als Vorteil gesehen, zumal Dortmund Meister und Pokalsieger ist. Immerhin sind diese drei dann auch eingespielt. Tschechien hat immerhin fünf Leute von Viktoria Pilsen, aber zum Beispiel auch einen Stürmer, der in Zypern (!) spielt...
Man darf das mit den verschiedenen Vereinen natürlich auch nicht überbewerten. Die Frage ist, wie oft man in dieser Zusammensetzung schon gespielt hat.
(08.06.2012, 23:14)Kunar schrieb: 2. Kein Spiel um den 3. Platz
Das gibt es leider schon lange nicht mehr, was ich persönlich schade finde.
(09.06.2012, 00:09)Crystal schrieb: Finde ich bspw. gar nicht schade. Wenn man die letzten Jahre gesehen hat, auf welchem Level das "kleine" Finale abgehalten wurde von zwei enttäuschten Mannschaften, die nicht das Glück hatten, das große Finale zu erreichen, ist das aus meiner Sicht kein Verlust.
Immerhin fielen in den Spielen um den 3. Platz 2006 und 2010 vier bzw. fünf Tore und damit jeweils deutlich mehr als im eigentlichen Finale. Für die Ersatzspieler ist das immer eine Gelegenheit, um doch noch etwas Spielpraxis zu sammeln. Wenn man will, kann man also aus so einem Spiel noch richtig etwas herausholen. Mal ganz abgesehen davon, dass eine der im Halbfinale besiegten Mannschaften doch noch das Turnier mit einem gewonnenen Spiel beendet. Da haben wir einfach verschiedene Meinungen.
(09.06.2012, 00:09)Crystal schrieb: Theoretisch könnte die Qualifikation ganz wegfallen. Nationen wie Liechtenstein, Färöer Inseln, Andorra und San Marino schaffen es sowieso nie und da könnte man auch gleich die Endrunde abhalten. Als Vorbereitung müssten dann nur noch Freundschaftsspiele abgehalten werden, eben gegen solche Länder z.B..
Dazu sollte man wissen, dass selbst die Rolle eines ewigen Statisten in Europa den kleinen Fußballländern deutlich mehr Geld in die Kasse spült als etwa die eines ernsthaften Kandidaten in Asien. Aus diesem Grund sind zahlreiche Länder, die noch "so gerade eben zum Teil" in Europa liegen, nach dem Zerfall des Ostblocks in die UEFA eingetreten und nicht in den asiatischen Verband.
(09.06.2012, 00:09)Crystal schrieb: Ich wüsste nicht, dass es die letzten Jahre seit 2006 bei den Deutschen anders war.
Es hat seit 2006 zumindest einige wirklich torreiche und schön anzusehende Spiele gegeben. Das 4:1 gegen England und das 4:0 gegen Argentinien vor zwei Jahren waren beachtliche Leistungen. In der EM-Qualifikation gab es z.B. ein wunderschönes Tor gegen Belgien, das mit einer Ecke für Belgien begann und bei dem die deutschen Spieler wie besessen einmal quer übers Spielfeld rannten. Deutschland war zu diesem Zeitpunkt bereits qualifiziert; eine Situation, in der in der Vergangenheit gerne mal etwas nachgelassen wurde. Oder im letzten Spiel des Jahres 2011 gegen die Niederlande: Das 3:0 war gerade in den letzten Spielzügen vor dem Tor wunderschön gespielt.
Allerdings, und da darf man sich keine Illusionen machen: Deutschland hat auch immer wieder erstaunliche Rückfälle gezeigt, bei dem vom begeisternden Fußball der letzten Jahre nichts zu sehen war. Auch die verlorenen Spiele gegen Frankreich und die Schweiz zeigen, dass die Mannschaft alles andere als perfekt ist. Insofern (Achtung, Ansage!) wäre aus meiner Sicht bereits ein Erreichen des Halbfinales als Erfolg zu werten. Und ein Vorrundenaus muss keiner sportlichen Bankrotterklärung gleichen.
(09.06.2012, 08:45)Zurgrimm schrieb: Und ja, die EM-Pleiten von Deutschland 2000 und 2004 sind unvergessen. Aber das war eine andere Mannschaft mit anderen Trainern. Ein Scheitern in der Vorrunde erwarte ich diesmal eigentlich nicht; einen Gruppensieg aber ebensowenig.
Auch das Vorrundenaus 1984 sei nicht vergessen! Jedesmal trat danach der Trainer zurück.
(09.06.2012, 08:45)Zurgrimm schrieb: Zu 2.: Daß es kein Spiel um Platz 3 gibt, finde ich verkraftbar, solange es auch kein Achtelfinale gibt. Dann ist es eben das "kleinere" Turnier als die WM und wird zielorientierter ausgeführt.
Kurioserweise gab es früher (bis 1980), als es maximal zwei Vorrundengruppen gab, noch ein Spiel um Platz 3. Insofern hat das nichts mit der Größe des Turniers zu tun.
(09.06.2012, 08:45)Zurgrimm schrieb: Aber entweder man hat 32 gute Mannschaften für die Vorrunden (was bei 53 UEFA-Mitgliedern eben nicht wirklich drin ist) oder man sollte es bei 16 Teams belassen. Diese 24er Regelung ist so eine Wir-wollen-so-groß-sein-wie-die-WM-können-es-aber-nicht-Lösung.
Zumal man auch bei der WM schon gesagt hat, dass bei 32 Mannschaften (und der kontinentalen Aufteilung) auch einige Nieten dabei sind. Und von der WM weiß man ja, wie elend das ist, wenn auch noch Gruppendritte weiterkommen.
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(09.06.2012, 08:45)Zurgrimm schrieb: Der 7er Block aus St. Petersburg bei den Russen ist übrigens nicht ganz so einmalig. In der Startformation der DFB-Elf gegen Israel standen auch 7 Bayern-Spieler.
Mit dem Unterschied, dass die 7 deutschen Spieler vom deutschen Vizemeister kommen und die 7 russischen Kicker vom russischen Meister. Klar, insgesamt ist das nicht so besonders, aber doch wie gesagt ein großer Vorteil gegenüber anderen, die nicht über solch große Vereinsblöcke verfügen.
(09.06.2012, 11:01)Kunar schrieb: (09.06.2012, 00:09)Crystal schrieb: Die Spieler kennen sich entsprechend und müssen sich nicht wie andere Nationalmannschaften, die aus bunt zusammengewürfelten Spielern bestehen, erst noch einspielen. Diesen Nachteil hat z.B. Tschechien, wo die besten Spieler nun mal nicht im Lande, sondern bei europäischen Spitzenclubs spielen (3 kommen ja von der Dortmunder Borussia).
Vorsicht, da wirfst Du zwei Dinge durcheinander: Zum einen die Tschechen, die aus allen möglichen Vereinsmannschaften Europas kommen, zum anderen die Polen, die drei Dortmunder Spieler im Aufgebot haben. Bei den Polen wird das sogar als Vorteil gesehen, zumal Dortmund Meister und Pokalsieger ist. Immerhin sind diese drei dann auch eingespielt. Tschechien hat immerhin fünf Leute von Viktoria Pilsen, aber zum Beispiel auch einen Stürmer, der in Zypern (!) spielt...
Richtig, da habe ich mich vertan, weil ich zuvor einen Bericht über Polen gelesen hatte und auf einer anderen Seite Transfergerüchte von VfL Wolfsburgs Felix Magath, der scheinbar im Begriff ist, drei tschechische Spieler in die VW-Stadt zu lotsen (u.a. der nominierte Vaclav Pilar und den Gerüchten zufolge auch der von mir genannte Vaclav Kadlec).
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Ich meine der Wechsel von Vaclav Pilar zu Wolfsburg wäre bestätigt. Und Jiracek ist ja schon da
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Den Zwölfen zum Gruße!
Der zweite Spieltag ist vorbei. Dabei gab es zwei Überraschungen:
Erstens, die Niederländer verlieren glanzlos gegen Dänemark. Dabei ist nicht der Ausgang des Spiels die Überraschung, sondern vielmehr, wie er zustande kam. Die Dänen traten mit begrenzten Mitteln an, kämpften aber tapfer und hatten dann Erfolg mit einer glücklichen Aktion. Bei den Niederländern hingegen war nichts von der Klasse zu sehen, die angesichts der Stars zu erwarten war. Sie hatten zwar viele Beinahetreffer, das kann aber nichts als Ausrede für die Niederlage herhalten. Bei so einer Konstellation muss man der unterlegenen Mannschaft ihre Grenzen aufzeigen.
Wenn ich mir überlege, wie großartig die Niederländer vor vier Jahren in der Gruppenphase waren - und sowohl gegen Weltmeister als auch Vizeweltmeister gewannen! Da wird es noch richtig im Karton rappeln, denn die niederländischen Fans wollen nicht nur Siege sehen, sondern auch schönes Spiel - und heute haben sie keines von beiden bekommen. Insofern könnte diese Partie eine Warnung an die deutsche Mannschaft sein: So schnell kassiert man eine Niederlage - und auf ähnliche Weise hat Deutschland auch schon so manches Spiel verloren.
(09.06.2012, 11:01)Kunar schrieb: Es hat seit 2006 zumindest einige wirklich torreiche und schön anzusehende Spiele gegeben. (...)
Allerdings, und da darf man sich keine Illusionen machen: Deutschland hat auch immer wieder erstaunliche Rückfälle gezeigt, bei dem vom begeisternden Fußball der letzten Jahre nichts zu sehen war.
Zweitens, die Deutschen können zur Not auch mal die ganz alten Schallplatten auflegen und Nostalgiefußball vom Feinsten spielen. Portugal trat defensiv an und bot ähnlich zauberhaften Fußball wie im letzten Gruppenspiel gegen Brasilien bei der WM 2010: Beide Mannschaften wussten damals, dass sie mit einem Unentschieden weiter wären, versuchten erst gar nicht, groß etwas zu reißen, und schämten sich hinterher noch nicht einmal, frech in die Kameras zu behaupten, es sei ein tolles Spiel gewesen.
Die harte Gangart einiger portugiesischer Spiele kostete dann auch sämtliche Sympathien. Insbesondere der Experte, der Torwart Manuel Neuer foulte, hätte gut und gern die rote Karte sehen können. Die Szene rief bei mir Erinnerungen hervor an die WM 1982, wobei sie sich dort mit umgekehrten Vorzeichen abspielte: Torwart Toni Schumacher verletzte den herbeilaufenden Franzosen Battiston schwer.
War es in letzter Zeit die Abwehr, welche Probleme bereitete, präsentierte sich diese heute insgesamt sehr gut. Wie gut die Manndeckung funktioniert, merkt man daran, wie blass ein Stürmerstar wie Ronaldo blieb. Hinzu kamen einige Glanzparaden von Neuer. Es kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, dass endlich mal wieder in einem wichtigen Spiel "zu Null" gespielt wurde. Hierbei bekamen die Deutschen das Glück der Tüchtigen und sie werden wohl alle ein Dankgebet sprechen an Sankt Pfostius, den Schutzheiligen der Torpfosten und -latten.
Nach vorne sah man hingegen das, was man befürchtet hatte: Wenn es nicht sofort so läuft, wie die deutsche Mannschaft es will, wirkt sie unsicher. Ergebnis war sehr viel Standfußball und wenig Tempo, was dem Spiel schadete. Andererseits wollten es die defensiven Portugiesen es zum Teil auch so, nämlich auf Nummer Sicher spielen. Zu knacken gewesen wären sie aber eher über schnelle Aktionen. Gut, dass das Tor dann "aus dem Spiel heraus" fiel und nicht über Standardsituation. Das zeigt: Man kann auch solche Mannschaften übertrumpfen.
Am Ende spielten die Deutschen dann wieder zu passiv, statt auf Ballkontrolle zu setzen. Hier hätten sie eigentlich nur dort weitermachen müssen, wo sie vorher aufgehört hatten: Mit vielen Rückpässen und vielen Anspielstationen. Was vorher schlecht fürs Spiel war, wäre jetzt gut für sie gewesen. Insbesondere die Anzahl der gegnerischen Ecken muss besorgniserregend sein und könnte noch einmal gefährlich werden.
Gut für Deutschland ist, dass das heute kein berauschender Sieg war. So sollte jedem klar sein, dass es noch viel zu tun gibt.
Mit dieser Sichtweise war es sogar gut, wie man heute gewonnen hat: Zur Not können die Deutschen auch effektiv und nicht schön spielen. Das ist bei einem so eingestellten Gegner wichtig.
Es ist in gewisser Weise "gerecht", dass die Mannschaft mit der hässlichen Spielweise verloren hat. Die Portugiesen haben nach meiner Zählweise dafür deutlich öfters den Ellenbogen ausgefahren. Wenn sie so weitermachen, ist hoffentlich für sie nach drei Spielen Schluss.
Am liebsten wäre mir allerdings, wenn jemand direkt nach diesem Spiel aus der EM fliegen würde: All die sogenannten "Fans", die Papierkugeln aufs Spielfeld schmissen und im Stadion zündelten. Schade, dass Deutschland da wieder mit schlechtem Beispiel vorangeht.
In sportlicher Hinsicht ist die deutsche Mannschaft übrigens bereits jetzt besser als bei der EM 2000 und der EM 2004. Das sei noch einmal erwähnt, um zu verdeutlichen, wie mies sie noch vor wenigen Jahren da stand.
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10.06.2012, 08:48
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.06.2012, 08:50 von Zurgrimm.)
Was war da gestern nur los in den zwei Spielen?
Die Niederländer verlieren 0:1 gegen die Dänen, wer hätte das gedacht? Doch, mich hat das Ergebnis überrascht. Zwar hatte ich nach der Niederlage gegen Deutschland im November damit gerechnet, daß die Niederlande ihre Form von 2010 nicht ganz wiederholen können würden. Aber das war trotzdem eine Überraschung. Ich meine, sie haben durchaus nicht schlecht gespielt. Daß Robben, van der Vaart, van Persie und Huntelaar im Sturm etwas können, das hat man gesehen. Es waren viele Chancen und einige Spieldominanz da. Einzig muß man ihnen den Vorwurf machen, daß sie all diese (teils Groß-)Chancen vergeben haben, während die Dänen mit einer einzigen tollen Einzelaktion das Spiel entschieden haben. Einen verdienten Sieg kann ich das nicht nennen, zumindest nicht in dem Sinnne, daß die bessere Mannschaft gewonnen hätte. Aber die Niederländer haben sich das schon selbst zuzuschreiben. Dieses "doppelte Handspiel" des Dänen am Ende im Strafraum war meinem Eindruck nach unabsichtlich und damit zu Recht kein Elfmeter.
Und die Deutschen? Auch hier kann ich nicht wirklich von einem verdienten Sieg sprechen. Zwar hat die deutsche Mannschaft über weite Strecken das Spiel dominiert, wenn man den Ballbesitz betrachtet. Aber die besseren Chancen hatten die Portugiesen. Das hätte genauso gut andersherum ausgehen können, wie der "Wembley-Treffer" kurz vor der Pause eindrucksvoll gezeigt hat. Das Tor hat mich an das Qualifikationsspiel gegen Österreich in Wien erinnert. Auch dort war es eine Flanke (ich meine von Lahm) auf den Kopf von Gomez, die zu einem Tor quasi aus dem Nichts führte. Es war auch hier ein Tor aus dem Spiel, aber weniger ein glanzvoll herausgespieltes, als vielmehr ein Glückliches durch eine einzelne hervorragende Flanke.
Fast hatte ich den Eindruck, als habe man soviel Abwehr trainiert, daß man den Sturm darüber vergessen hat. Denn ja, in der Abwehr stand die Mannschaft erstaunlich sicher. Ich hatte vorher - nur so für mich - 3:2 für Deutschland getippt. Die Überlegung war, daß ich dem deutschen Sturm einiges zutraute, der deutschen Abwehr nach dem Schweiz-Spiel nicht viel. Fälscher hätte ich nicht liegen können. Die Abwehr funktionierte verhältnismäßig gut, v.a. Boateng hat ein tolles Spiel gemacht gegen Christiano Romaldo. Aber im Sturm lief nichts. Allzu oft wurde der Ball an der Mittellinie herumgeschoben, ohne daß eine Anspielstation da war. Es lief sich niemand frei, es wurde nicht kombiniert, es wurde nicht schnell "umgeschaltet" und viel, viel zu oft gab es Ballverluste durch unnötige Fehlpässe. Präzision sieht anders aus. Weshalb Löw noch immer Podolski einsetzt, der fast jeden Ball versemmelt, gegen den er tritt, verstehe ich auch nicht. Schürrle gefällt mir auf der Position deutlich besser.
Nach dem glücklichen 1:0 war es - wie Kunar schon richtig feststellte - mit der deutschen Ballsicherheit auch bald vorbei. Die letzten 10 Minuten hat man viel zu wenig im Mittelfeld gearbeitet, sondern den Gegner wieder und wieder bis zur Strafraumgrenze oder gar der Grundlinie vordringen lassen. Eine mögliche Erklärung hat Khedira im Interview gegeben: Die Kräfte waren geschwunden. Man mag sagen, das sei verständlich, aber für eine junge Mannschaft, die auf ein so großes Turnier vorbereitet sein will, muß man sich schon fragen, ob die Kräfte da nicht (zumal im ersten Spiel) für 90 Minuten Tempospiel (das man hier nicht einmal gesehen hat) reichen sollten.
Was mich bei alle dem am meisten wundert ist, daß diese Mannschaft, die man in sehr ähnlicher Zusammensetzung schon öfter hat spielen sehen, so vieles verlernt zu haben scheint. Daß viele Spieler eine Menge können, blitzt immer mal wieder durch, vor allem, wenn man den Umgang von Özil mit dem Ball beobachtet. Aber weshalb können sie davon in diesem Jahr so wenig abrufen, wo sie sooft zuvor (und noch im November gegen die Niederlande) so exzellent gespielt haben? Ist es dasselbe, was die Fußballfrauen bei der Heim-WM gelähmt hat? Der hohe Druck? Ich kann es kaum glauben bei einer Mannschaft, die zu großen Teilen schon in Südafrika ein großes Turnier zusammen gespielt hat. Und doch sind die Visitenkarten des Löw'schen Fußballs, das schnelle Umschalten und das Kombinationsspiel mit sicheren (!) und präzisen Kurzpässen über mehrere Stationen, in der Tasche geblieben.
Zum Ausblick: Die Niederlande haben am Mittwoch gegen uns ein K.O.-Spiel (kein "Endspiel", wie es immer wieder in den Medien heißt, denn in einem Endspiel gibt es einen Titel zu gewinnen, die Niederländer können hier nur das vorzeitige Ausscheiden verhindern), die werden alles auffahren, was sie zu bieten haben und höchst motiviert sein. Wenn die Löw-Jungs da gewinnen wollen, wenn sie ernstlich meinen, Titelanwärter zu sein, dann müssen sie sich noch gewaltig steigern. Diese Erkenntnis wird durch das glückliche 1:0 ein wenig verstellt, befürchte ich. Löws Aussagen nach dem Spiel waren mir jedenfalls ein wenig zu unkritisch.
Heute spielt Welt- und Europameister Spanien gegen Italien. Ein Top-Spiel, das ist sicher. Die Spanier sind nach wie vor verdammt stark, die Italiener sind an sich auch wieder im Kommen, das hat man im Februar 2011 gesehen, als sie mit großem Kampfgeist 1:1 gegen Deutschland gespielt haben. - Allerdings wird sich zeigen, wie sehr die heimischen Wettskandale sich auf die Moral und Konzentrationsfähigkeit der Mannschaft auswirken. Denn nur mit einer wirklich herausragenden Leistung werden sie gegen Spanien überhaupt eine Chance haben. Immerhin: In die WM 2010 mußte Spanien auch erst hineinfinden und hat das Auftaktspiel gegen die Schweiz sogar 0:1 verloren. Vielleicht ist das ja die Chance der Italiener.
Kroatien gegen Irland ist wohl ein weiteres Außenseiterspiel. Ich denke, die Kroaten dürften hier die Nase leicht vorn haben, aber am Ende sehe ich keine der beiden Mannschaften als ernstliche Anwärter auf die ersten Gruppenplätze.
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(10.06.2012, 08:48)Zurgrimm schrieb: Die Niederlande haben am Mittwoch gegen uns ein K.O.-Spiel (...), die werden alles auffahren, was sie zu bieten haben und höchst motiviert sein.
Es ist zwar extrem unwahrscheinlich, aber man kann selbst mit zwei Niederlagen noch weiterkommen - ebenso wie man mit zwei Siegen noch ausscheiden kann. Deswegen geht die eigentliche Rechnerei immer erst nach dem zweiten Spiel los.
Szenario 1: Eine Mannschaft gewinnt in allen drei Spielen, während sich die anderen im Kreis schlagen. Damit hat jede der drei Mannschaften einen Sieg und zwei Niederlagen auf dem Konto - eine von ihnen muss aber die Vorrunde überstehen laut Regelwerk. Würde Deutschland (was ich allerdings für utopisch halte) die Überfliegermannschaft, dann könnte die Niederlande auch gegen sie verlieren.
Szenario 2: Eine totale Graupenmannschaft wird von allen geschlagen. Die anderen besiegen sich im Kreis. Dann haben drei Mannschaften zwei Siege und eine Niederlage, weiterkommen können aber nur zwei von ihnen.
Ihr sagt, das sei völlig unrealistisch? WM 1994, Gruppe D. Griechenland war die schlechte Mannschaft, während Argentinien, Nigeria und Bulgarien sich im Kreis besiegten. Da nach dem damaligen Modus noch die besten Gruppendritten weiterkamen, gab es jedoch keinen tragischen zweimaligen Sieger, der nach der Vorrunde die Koffer packen musste.
Ein seltsames Gerücht möchte ich aber zerstreuen: Dass sich die Niederländer seit gestern "besonders anstrengen werden" am Mittwoch gegen Deutschland. Schon bei der Auslosung der Gruppen war doch klar: Das gibt wieder das Duell der Rivalen. Und nach der letzten peinlichen Niederlage gegen Deutschland (0:3), als die Niederlande nicht richtig fit wirkten und die Deutschen richtig Lust hatten, muss erst recht ein Sieg her. Die werden jetzt keine Schippe extra drauflegen, die waren schon die ganze Zeit heiß auf diese Begegnung.
(10.06.2012, 08:48)Zurgrimm schrieb: Wenn die Löw-Jungs da gewinnen wollen, wenn sie ernstlich meinen, Titelanwärter zu sein, dann müssen sie sich noch gewaltig steigern. Diese Erkenntnis wird durch das glückliche 1:0 ein wenig verstellt, befürchte ich. Löws Aussagen nach dem Spiel waren mir jedenfalls ein wenig zu unkritisch.
Ich habe die Aussagen anders verstanden, selbst von Oliver Bierhoff kamen recht zurückhaltende Worte. Die Spieler (vom Torschützen mal abgesehen und bei dem ist das wohl verständlich) waren auch nicht gerade begeistert, sondern eher erleichtert.
(10.06.2012, 08:48)Zurgrimm schrieb: Heute spielt Welt- und Europameister Spanien gegen Italien. Ein Top-Spiel, das ist sicher. Die Spanier sind nach wie vor verdammt stark, die Italiener sind an sich auch wieder im Kommen, das hat man im Februar 2011 gesehen, als sie mit großem Kampfgeist 1:1 gegen Deutschland gespielt haben. - Allerdings wird sich zeigen, wie sehr die heimischen Wettskandale sich auf die Moral und Konzentrationsfähigkeit der Mannschaft auswirken.
Dazu sei gesagt: Italien ist zweimal mit Wettskandalen im Vorfeld Weltmeister geworden! Das alleine kann es also nicht sein. Auf die Begegnung heute abend bin ich wirklich gespannt. Bei der letzten EM gab es im Viertelfinale nach einem torlosen Geplänkel ein Elfmeterschießen, bei dem sich bekanntlich die Spanier durchsetzten.
Noch ein Tipp von mir: Die Hiphopgruppe Blumentopf macht mal wieder eine Raportage (sic!). Bis jetzt gibt es nur die Vorberichterstattung (z.B. http://www.youtube.com/watch?v=y8y91zHYV_Y ), aber nach jedem Spiel mit deutscher Beteiligung wird es ein neues Stück geben.
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(10.06.2012, 10:54)Kunar schrieb: Die werden jetzt keine Schippe extra drauflegen, die waren schon die ganze Zeit heiß auf diese Begegnung. Letzteres ist zwar richtig, aber dennoch glaube ich, daß es mental für eine Mannschaft einen großen Unterschied macht, ob sie sich ein Unentschieden oder sogar eine Niederlage zur Not leisten könnte und der Sieg hauptsächlich für die Ehre wichtig wäre oder ob er zur Abwendung des (nach menschlichem Ermessen) Ausscheidens in der Vorrunde unabdingbar ist. Dieses Damoklesschwert kann dann schon nochmal Extra-Kräfte mobilisieren.
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Mir ist aufgefallen, dass mir die Nationalhymnen besser gefallen, wenn sie nicht von einem Sänger (oder vom Band) gesungen werden. Ich finde es schöner, wenn nur die Fans singen.
Das Spiel um den Dritten Platz hat mir bei der WM oft gut gefallen. Da können dann immer als Dank die Spieler eingesetzt werden, die sonst im Verlauf des Turniers nicht eingesetzt werden konnten.
Bei der Platzierung innerhalb der Gruppenphase ist es glaube ich so, dass hier vor der Tordifferenz insgesamt der direkte Vergleich zählt. Dies gefällt mir nicht so. Ich halte es für besser, wenn zuerst die Punkte, dann die Tordifferenz, dann die geschossenen Tore und zum Schluss der direkte Vergleich zählt, so wie der Modus auch bei der WM war.
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Der ZDF Stream war aber auch schon mal besser
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Die offiziellen Streams sind leider nicht mehr zu gebrauchen, wieso auch immer, das lief vor einigen Jahren besser. Zattoo.tv könnte dir vielleicht noch helfen, allerdings muss man sich da anmelden und wenn ich mich recht erinnere ist es arg klein. Aber wofür gibt es "strg+" und "strg-" im Browser? ;>
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10.06.2012, 22:05
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.06.2012, 22:07 von Kunar.)
Den Zwölfen zum Gruße!
Das erste mit Spannung erwartete Duell in der Gruppenphase ist vorüber. Spanien - Italien hatte aus meiner Sicht ein gerechtes Ergebnis: Punkteteilung und Torerfolg.
Spanien war etwas schwächer, Italien etwas stärker als früher, aber keineswegs etwas, das ich als "Überraschung" bezeichnen würde. Schon die ersten zwei Minuten des Spiels waren interessanter als die gesamte Partie Deutschland - Portugal. Hier sah man Angriffsfußball, Kurzpassspiel, Risikobereitschaft, Geschwindigkeit. Solche Partien will ich bei der EM sehen!
Torchancen gab es noch und nöcher. Hier muss die Ausbeute natürlich noch besser werden.
Besonders negativ empfand ich den Angriff gegen spanischen Torhüter, der auch noch folgenlos blieb. Ansonsten egalisierten sich beide Mannschaften darin, zur Not auch ein wenig mehr Körpereinsatz zu zeigen.
Selbst kurz vor Ende spielte weder Spanien noch Italien auf Sicherheit, sondern versuchten, lieber noch ein Tor zu machen. Hut ab!
Beide Mannschaften sind in dieser Form locker der deutschen überlegen. Heute hat man gesehen, wie wirklich guter Fußball aussieht - den hoffentlich Deutschland auch bald wieder bringen kann.
Positiv sei noch am Rande zu erwähnen, dass es unter den Zuschauern ein spanisch-italienisches Paar gab, das sich kurz zum Schein würgte, dann aber wieder fröhlich war und sich dann küsste. Von soviel Lockerheit könnten sich die deutschen Fans noch etwas abgucken.
Kroatien - Irland war dann die Begegnung der Außenseiter. Auch hier gab es jedoch noch einmal einen klaren Klassenunterschied. Kroatien könnte zum Favoritenärgerer werden, wenn sie einen guten Tag erwischen (und der Gegner einen schlechten). Da es keinen Sieger aus der direkten Begegnung gab, müssen Spanien und Italien über die beiden anderen Begegnungen die entscheidenden Punkte sammeln, um den Gruppensieg zu erringen. Da könnte schon ein weiteres Unentschieden ärgerlich werden.
Tiefpunkt der Partie war sicherlich der Rauch in den kroatischen Rängen. Es ist wirklich schade, wenn die Vorurteile über Krawallmacher im Stadion so bestätigt werden.
Am Ende spielten sowohl Irland als auch Kroatien mit viel Körpereinsatz. Da schenkt sich niemand in dieser Gruppe etwas. Außerdem scheint die erste Mode dieser EM identifiziert: Angriffe gegen Torwart. Diesmal bekam der kroatische Torhüter einen Ellenbogen ab.
Peinlich war die Qualität der ZDF-Internetübertragung, die ständig aussetzte - noch schlimmer als beim Spiel Spanien - Italien vorher. Das ZDF ist bei dieser EM der ARD klar unterlegen. Mich wundert dieses Ergebnis, denn ich hatte angenommen, dass Deutschland - Portugal (in Deutschland!) deutlich mehr Leute gucken werden als Spanien - Italien und das wiederum mehr als Kroatien - Irland.
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11.06.2012, 08:13
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11.06.2012, 08:15 von Zurgrimm.)
(10.06.2012, 22:05)Kunar schrieb: Spanien - Italien hatte aus meiner Sicht ein gerechtes Ergebnis: Punkteteilung und Torerfolg.
Spanien war etwas schwächer, Italien etwas stärker als früher, aber keineswegs etwas, das ich als "Überraschung" bezeichnen würde. Schon die ersten zwei Minuten des Spiels waren interessanter als die gesamte Partie Deutschland - Portugal. Hier sah man Angriffsfußball, Kurzpassspiel, Risikobereitschaft, Geschwindigkeit. Solche Partien will ich bei der EM sehen!
[...]
Beide Mannschaften sind in dieser Form locker der deutschen überlegen. Heute hat man gesehen, wie wirklich guter Fußball aussieht - den hoffentlich Deutschland auch bald wieder bringen kann. Dieser Einschätzung ist nicht viel hinzuzufügen. Lediglich war ich doch etwas überraschter. Die Spanier haben gespielt, wie man sie kennt: mit ungeheurem Laufpensum, Pressing bis in den gegnerischen Strafraum hinein, fast tadelloser Paßsicherheit und einem hohen Maß an Ballkontrolle. Daß aber die Italiener so gut mithalten konnten, ja ebenbürtig waren, hätte ich nicht erwartet. Sie haben in schwierigsten Drucksituationen ebenfalls sehr paßsicher gespielt, sich im Mittelfeld - der Domäne der Spanier - viele Bälle erkämpft und phasenweise Pressing gegen die Spanier an deren Strafraumgrenze gespielt. Ein große und größtenteils faire Partie mit einem in der Tat gerechten Ergebnis. - Spanien und Italien waren bislang mit Sicherheit die besten Mannschaften im Turnier. Wenn sie dieses Niveau halten können, ist es unwahrscheinlich, daß eine andere Mannschaft sie schlagen kann. Aber dieses Niveau kostet sicher auch viel Kraft.
(10.06.2012, 22:05)Kunar schrieb: Kroatien - Irland war dann die Begegnung der Außenseiter. Auch hier gab es jedoch noch einmal einen klaren Klassenunterschied. Ja, die Iren mögen einige Sympathien haben, auch wegen der "gestohlenen" WM-Teilnahme, aber diese Leistung hat definitiv nicht gereicht und das ist auch gut so. Unschön zwar, daß ihnen ein klarer Foulelfmeter vorenthalten wurde, aber auch ein weiteres Tor hätte am Ergebnis wenig geändert. Nur robust zu sein und ganz ordentlich verteidigen zu können, das langt eben nicht in einer EM. Etwas Leid getan hat mir der irische Torwart, dessen Kopf ungewollt zum 1:3 geführt hat.
(10.06.2012, 22:05)Kunar schrieb: Außerdem scheint die erste Mode dieser EM identifiziert: Angriffe gegen Torwart. Diesmal bekam der kroatische Torhüter einen Ellenbogen ab. Was müssen die da auch immer im Weg herumstehen?
Aber im Ernst: Dieses Foul des italienischen Spielers gegen den spanischen Torwart, wo er ihm ohne Chance, an den Ball zu kommen von hinten in die Beine getreten hat, das wäre mindestens eine gelbe Karte wert gewesen. Ich kann nicht verstehen, daß der Schiedsrichter das ungesühnt belassen hat. Daß dieser Spieler es, wie der Kommentator sagte "nicht böse meint", darf da, meine ich, keine Rolle spielen.
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(10.06.2012, 22:05)Kunar schrieb: Peinlich war die Qualität der ZDF-Internetübertragung, die ständig aussetzte - noch schlimmer als beim Spiel Spanien - Italien vorher. Das ZDF ist bei dieser EM der ARD klar unterlegen. Mich wundert dieses Ergebnis, denn ich hatte angenommen, dass Deutschland - Portugal (in Deutschland!) deutlich mehr Leute gucken werden als Spanien - Italien und das wiederum mehr als Kroatien - Irland.
Nichts liebt der Fußballfan mehr als Serien, die anhalten. Wohl aus diesem Grunde hat das ZDF die Internetübertragung für das Spiel England - Frankreich noch schlechter gemacht. Von der ersten Halbzeit habe ich praktisch nichts mitbekommen außer kurzen Ausschnitten, in denen man kaum eine Bewegung im Bild wahrnahm. Insofern musste ich mich auf den Sportschau-Ticker verlassen.
Nach der ersten Halbzeit wechselte ich dann vom Internetauftritt "ZDF Sport" zur ZDF-Mediathek und siehe da, dort konnte ich in guter Auflösung und ohne große Aussetzer die zweite Halbzeit sehen. (Ob es wirklich an der anderen Adresse lag oder ob die nach zweieinhalb schlecht übertragenen Spielen endlich mal ein wenig an der Technik geschraubt haben, kann ich nicht sagen.)
Wie ich nach kurzer Zeit feststellen musste, war in der richtigen Übertragung noch weniger Dynamik als in den Beinahe-Standbildern vorher, die zumindest durch die Ruckelei ein wenig Bewegung hatten. Eine langweilige Partie, die wohl am besten der französische Fan im Stadion auf den Punkt bringen konnte, der mittendrin einfach eingeschlafen war. England und Frankreich verkörperten fast wie Zwillinge Länder mit großer Tradition und Erfolg(en) in der Vergangenheit, die jedoch in den letzten Jahren nicht mehr die alte Klasse erreichten und nach ihrer alten Größe suchten. Da passte optimistisch gesehen wenig zusammen. Dazu kamen allerlei Ruppigkeiten - ich meine, es wäre auch wieder mal ein beliebtes Foul an einem Torwart dabei gewesen - ohne dass auch nur ansatzweise ein Tempo in dem Spiel gewesen wäre, bei dem man auch nur an ein sogenanntes "taktisches Foul" hätte denken müssen. Das Spiel endete 1:1 so wie die andere "Begegnung der Großen" zwischen Spanien und Italien, doch konnte man heute sehen, was für völlig unterschiedliche Verläufe hinter solchen Zahlen stehen können. Frankreich kann besser spielen, wie Deutschland noch in diesem Jahr schmerzlich erfahren musste und auch Englands Start in ein Turnier war nicht immer glänzend. Insofern kann man auf Steigerung hoffen. Es wäre doch sehr schade, wenn beide Mannschaften mit so einem zurückhaltenden und ideenlosen Spiel weiterkommen würden.
Die zweite Begegnung des Tages schien auf dem Papier weit weniger Klasse zu bieten. Doch entpuppte sich Ukraine - Schweden als das wirkliche Spitzenspiel. Anfangs noch sehr vorsichtig und zwischendurch nicht immer mit der notwendigen Präzision, gewann das Spiel im Verlauf deutlich an Klasse, als die Ukrainer richtig aufwachten und auch die Schweden einzelne Vorstöße machten. Dass beide Mannschaften mindestens ein Tor machten, war mir sehr wichtig - sie sollten schon ebenso viele Torerfolge haben wie ihre Konkurrenten in der müden Begegnung zuvor. Am Ende wäre auch ein 2:2 durchaus gerecht gewesen, ich freue mich aber sehr mit den Ukrainern über den 2:1-Sieg. Dass ausgerechnet ein "alter Mann" von 35 Jahren die beiden Treffer erzielte, war ebenfalls schön. Und die Reaktionen der sichtlich bewegten Spieler haben mich ebenfalls gefreut. Die Spieler haben sich auch noch ordentlich im Stadion feiern lassen - vielleicht in weiser Voraussicht, denn England und Frankreich können noch ganz andere Kaliber werden und wer weiß, ob es nicht schon der letzte Erfolg bei dieser EM war, noch dazu vor heimischer Kulisse. Schweden hat gut mitgehalten; mir gefällt jedoch nicht, dass die meisten Aktionen auf ihren "einen" Star Zlatan Ibrahimovic zugeschnitten sind. Auch seltsam, dass die hochgewachsenen Schweden zwei Gegentore von einem deutlich kleineren Ukrainer per Kopfball bekommen. Wenn sich die Schweden berappeln, können sie jedoch Frankreich und England noch richtig ärgern.
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(11.06.2012, 23:07)Kunar schrieb: England und Frankreich verkörperten fast wie Zwillinge Länder mit großer Tradition und Erfolg(en) in der Vergangenheit, die jedoch in den letzten Jahren nicht mehr die alte Klasse erreichten und nach ihrer alten Größe suchten. Da passte optimistisch gesehen wenig zusammen. Das ist schon richtig und auch der Grund dafür, daß Frankreich als schwächste Mannschaft (Lostopf 4) in die Gruppe gelost wurde. Schuld sind vor allem Zerwürfnisse innerhalb der Mannschaft, die in der für die Franzosen - nicht nur des Vorrunden-Aus wegen - peinlichen WM 2010 ihren Höhepunkt fanden. Und doch ist die Mannschaft heute eine andere und unter Laurent Blanc definitiv auf dem aufsteigenden Ast. Das hat man auch gegen Deutschland im Februar gesehen. Insofern war meine Erwartung an diese Partie nicht so gering. - Doch sie wurde enttäuscht. Es war ein sehr müder Kick, dem ein 0:0 eigentlich angemessener gewesen wäre, als ein 1:1. Beide Mannschaften wirkten behäbig und wenig spielfreudig. Nein, wenn diese Manschaften sich nicht steigern, werden sie nicht weit kommen, zumal es im Viertelfinale gegen die Mannschaften aus Gruppe C, also wahrscheinlich Spanien und Italien, geht. - Doch wenn sie so weiterspielen, sind auch die Ukraine und Schweden noch längst nicht verloren.
(11.06.2012, 23:07)Kunar schrieb: Doch entpuppte sich Ukraine - Schweden als das wirkliche Spitzenspiel. Die Bewertung als Spitzenspiel würde ich zwar nicht teilen, denn ein hochklassiger Kick war es in meinen Augen nicht oder nur sehr abschnittsweise. Aber es war gewiß die bessere Partie des gestrigen Tages.
Ich muß zugeben, daß ich vor dem Spiel mehr für die Schweden war, als für die Ukrainer. Aber nach dem Spiel finde ich das Ergebnis verdient und muß schon sagen, daß die Schweden hier den Erfolg nicht verdient gehabt hätten. Anders als die Ukrainer haben sie viel zu wenig in das Spiel investiert, sind weit hinter ihren Möglichkeiten zurück geblieben. Erst nach dem Rückstand sind sie aufgewacht und zu zwei hochklassigen Chancen ganz am Ende gekommen. Die Ukraine ist zumindest vom Beginn der zweiten Halbzeit an sehr engagiert gewesen und hat mit viel Einsatz und Willen für diesen Erfolg gearbeitet. Nun hat die erste Gastgebermannschaft ihren Sieg eingefahren. Mal sehen, ob die Polen heute nachziehen können; gegen die Russen wird das gewiß nicht leicht.
Wir haben nun alle Mannschaften einmal spielen gesehen. Was also ist das Fazit nach Durchgang 1 der Vorrunde? Viele Mannschaften - auch aus dem Favoritenkreis - sind holprig ins Turnier gestartet und konnten noch nicht überzeugen. Wirklich überzeugt haben mich nur Spanien und Italien sowie - mit leichten Abstrichen - Russland. Die Favoritenrollen scheinen damit vorerst vergeben. Am schwächsten waren in meinen Augen die Iren, gefolgt von den Tschechen und den Griechen.
Es gab 3 Unentschieden, die allesamt 1:1 endeten, 3 Siege mit einem Tor Abstand und je einen Sieg mit 2 und 3 Toren Abstand. Die Kräfteverhältnisse waren also überwiegend einigermaßen ausgewogen, langweilig war es aber insgesamt nicht, wie man daran sieht, daß es kein einziges 0:0 gab. Die Gruppe mit Deutschland ist die einzige ohne Unentschieden, aber die mit den wengisten Toren.
Trotz vereinzelter Häßlichkeiten scheint es bislang ein eher faires Turnier zu sein. Abgesehen vom Auftaktspiel gab es keinen weiteren Platzverweis, keinen Foulelfmeter und nur mäßig viele gelbe Karten. Polen - Griechenland nimmt insoweit eine Sonderstellung ein, hat aber nicht als schlechtes Beispiel gedient.
Heute beginnt mit Griechenland gegen Tschechien und Polen gegen Russland der zweite Vorrundendurchgang. Man darf gespannt sein, wie die Polen die Sperrung ihres Torhüters verkraften, ob die Russen ihr hohes Tempo wiederholen können, ob den Griechen noch etwas anders, als Zementmischen einfällt und ob die Tschechen auch morgen noch auf ein Weiterkommen hoffen dürfen.
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(12.06.2012, 09:13)Zurgrimm schrieb: Wirklich überzeugt haben mich nur Spanien und Italien sowie - mit leichten Abstrichen - Russland.
Ich hatte ganz vergessen, nach dem jeweils ersten Spiel jeder Mannschaft ein Zwischenfazit zu ziehen. Der Einschätzung Zurgrimms über die besten Mannschaften habe ich nichts hinzuzufügen.
(12.06.2012, 09:13)Zurgrimm schrieb: Es gab 3 Unentschieden, die allesamt 1:1 endeten, 3 Siege mit einem Tor Abstand und je einen Sieg mit 2 und 3 Toren Abstand. Die Kräfteverhältnisse waren also überwiegend einigermaßen ausgewogen, langweilig war es aber insgesamt nicht, wie man daran sieht, daß es kein einziges 0:0 gab.
Dass es in jedem Spiel wenigstens ein Tor gab, ist tatsächlich angenehm. Gerade bei defensiven Mannschaften und ausgeglichenen Partien ist das nicht selbstverständlich!
(12.06.2012, 09:13)Zurgrimm schrieb: Trotz vereinzelter Häßlichkeiten scheint es bislang ein eher faires Turnier zu sein.
Dem steht allerdings meine Beobachtung gegenüber, dass es erstaunlich oft Angriffe gegen den Torwart gibt, die dazu noch nicht einmal geahndet werden (was die wenigen Karten als positive Nachricht relativiert). Heute musste sogar der Torwart der Griechen ausgewechselt werden!
Und damit sind wir auch schon beim ersten Spiel des Tages, von dem ich allerdings nur die letzte halbe Stunde gesehen habe. Zwar könnte ich mir noch in der ARD-Mediathek das Spiel komplett ansehen, habe aber nach dem Lesen des ARD-Livetickers keine Lust dazu.
Am Anfang muss es durch die zwei frühen Tore der Tschechen sehr interessant gewesen sein, weil die Griechen gezwungen waren, nach vorne zu spielen. Spätestens nach dem Gegentreffer schien die Partie jedoch zu verflachen, die Tschechen wirkten gelähmt, die Griechen unfähig, mehr nach vorne zu spielen. Am Ende blieb es beim 2:1.
Polen - Russland war das dritte der von mir so benannten Spitzenspiele und wurde seinem Namen dann auch gerecht. Die Russen etwas schwächer, die Polen etwas stärker als in ihrem jeweils ersten Spiel, was dazu führte, dass beide Mannschaften auf Augenhöhe spielten. Erfreuliche Parallele zur Begegnung Spanien - Italien: Beide begnügten sich nicht mit dem Unentschieden, sondern suchten bis zuletzt die Entscheidung. Das Ergebnis - wieder ein 1:1 - geht in Ordnung. So bleibt auch die Gruppe spannend: Keine Mannschaft ist bereits definitiv durch. Als Gegner für die deutsche Mannschaft wären sowohl Polen als auch Russen ernst zu nehmen.
Unschön allerdings, was sich außerhalb des Platzes abspielte: Ausschreitungen von polnischen und russischen Nicht-Fans. Auch die übertriebene Dramageschichte um den Familienhintergrund eines polnischen Spielers im Stile des Privatfernsehens, die im Vorfeld der Partie gezeigt wurde und auf die auch noch mehrmals während der Übertragung hingewiesen wurde, ist einfach nur peinlich.
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13.06.2012, 21:58
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.06.2012, 22:04 von Crystal.)
Die Niederlande ist nach dem heutigen Spieltag noch mehr unter Druck geraten. Allerdings ist in der "deutschen" Gruppe noch nichts entschieden! Selbst Deutschland kann noch rausfliegen.
Damit die Niederländer weiterkommen, ist ein Sieg mit 2 Toren Unterschied gegen Portugal Pflicht, wenn andererseits die Deutschen Dänemark besiegen. Damit wäre GER Gruppensieger, Zweiter die Niederlande.
Deutschland kann noch scheitern, wenn das Spiel gegen die Dänen mit 2 Toren Unterschied verloren wird und die Portugiesen die Niederlande besiegen.
Es bleibt spannend, aber heute war es ein großer Schritt Richtung Viertelfinale für Deutschland und Gomez hat mit seinen Turniertreffern 2 und 3 alle Kritiker an seiner Person verstummen lassen.
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13.06.2012, 22:40
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.06.2012, 22:45 von Kunar.)
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Was für ein interessanter EM-Tag! Und noch immer ist bei jedem Spiel mindestens ein Tor gefallen.
Das Spiel Dänemark - Portugal habe ich nur im ARD-Sportschauticker nachgelesen und die Höhepunkte angesehen. Ein spannendes Spiel mit richtig vielen Toren. Die Dänen haben tapfer gekämpft, hatten aber am Ende nicht das kleine Quentchen Glück. Damit halten beide Mannschaften die Gruppe spannend - abgeschrieben sind beide noch nicht nach dieser Leistung.
Die vierte der vier Spitzenpartien bot zwar nicht durchgehend hochklassigen Fußball, wurde aber insgesamt dem Anspruch gerecht, den man an so ein Spiel hat. Deutschland zeigte sich immer noch nicht in der Verfassung, die man in den letzten Jahren in den besten Partien gesehen hat, zeigte aber mehr Licht als Schatten. Nach etwa einer Stunde ließ Deutschland etwas zu sehr die Luft raus, was dann konsequenterweise mit dem Gegentor bestraft wurde. So etwas kann sich im späteren Turnierverlauf noch bitter rächen! Immerhin blieb Deutschland bis zum Ende noch angriffslustig, auch wenn die letzte Konsequenz und Präzision fehlten. Zu kritisieren wären die einigen verpassten Großchancen, mit denen man frühzeitig den Sack hätte zumachen können, sowie die Chance kurz vor Schluss, die einem Genickschuss gleichgekommen wäre.
Ärgerlich die zweite gelbe Karte für Boateng, der damit im dritten Spiel fehlen wird. Aber immerhin besser jetzt als vor einem Halbfinale (wir erinnern uns)!
Schöne Szenen am Ende der Begegnung: Deutsche und niederländische Spieler reden miteinander, einige deutsche Spieler gehen zu den Fans, wobei selbst welche in Orange freundlich zuwinken. Nach vielen hässlichen Begegnungen und Vorfällen in der Vergangenheit doch ein respektvoller Umgang, den man nicht genug loben kann!
(10.06.2012, 10:54)Kunar schrieb: Es ist zwar extrem unwahrscheinlich, aber man kann selbst mit zwei Niederlagen noch weiterkommen - ebenso wie man mit zwei Siegen noch ausscheiden kann. Deswegen geht die eigentliche Rechnerei immer erst nach dem zweiten Spiel los.
Szenario 1: Eine Mannschaft gewinnt in allen drei Spielen, während sich die anderen im Kreis schlagen. Damit hat jede der drei Mannschaften einen Sieg und zwei Niederlagen auf dem Konto - eine von ihnen muss aber die Vorrunde überstehen laut Regelwerk. Würde Deutschland (was ich allerdings für utopisch halte) die Überfliegermannschaft, dann könnte die Niederlande auch gegen sie verlieren.
Szenario 2: Eine totale Graupenmannschaft wird von allen geschlagen. Die anderen besiegen sich im Kreis. Dann haben drei Mannschaften zwei Siege und eine Niederlage, weiterkommen können aber nur zwei von ihnen.
Ihr sagt, das sei völlig unrealistisch? WM 1994, Gruppe D. Griechenland war die schlechte Mannschaft, während Argentinien, Nigeria und Bulgarien sich im Kreis besiegten. Da nach dem damaligen Modus noch die besten Gruppendritten weiterkamen, gab es jedoch keinen tragischen zweimaligen Sieger, der nach der Vorrunde die Koffer packen musste.
Wie schön, wenn vorbereitende Worte von mir noch einmal herausgekramt werden können, um die Aussichten einer Gruppe zu erklären. Jetzt müssen kurioserweise die Niederländer den Deutschen die Daumen drücken, damit diese auch gegen Dänemark gewinnen. Denn das ist die einzige Chance, damit die Niederlande ins Viertelfinale kommen - ein eigener ausreichend hoher Sieg gegen Portugal vorausgesetzt. In diesem Fall hätten wir Szenario 1 ausgerechnet mit Deutschland als der Überfliegermannschaft - und weil ich das nach der bisherigen Leistung nicht glauben will, halte ich das auch für unwahrscheinlich.
Deutschland hat eine bequeme Ausgangslage und braucht nur ein Unentschieden, um sicher als Gruppensieger weiterzukommen. So hat man es z.B. bei der Em 1980, der WM 1990 und der EM 1996 auch gemacht. Verlaufen beide Partien hingegen genau umgekehrt als in Szenario 1 dargelegt, könnte Deutschland immer noch das Vorrundenaus ereilen. In diesem Fall träte Szenario 2 ein mit den Niederlanden als Gurkentruppe. Daher können die Deutschen ruhig den Niederländern die Daumen drücken - das ist die beste Garantie fürs Viertelfinale! Verliert Deutschland gegen Dänemark, geht auch der Gruppensieg flöten.
Insofern ist die Lage für Deutschland recht angenehm: Man kann sich noch nicht zurücklehnen, hat aber eine sehr gute Ausgangslage und durch das eigene Spiel das Glück selbst in der Hand.
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