Den Zwölfen zum Gruße!
So, ich habe mal wieder eine sentimentale Phase und muss eine Geschichte loswerden. Sie ähnelt ein wenig meiner persönlichen Geschichte von "
Darghul", das ich nach vielen Jahren
endlich als Vollversion durchgespielt hatte.
Damals, in den Tagen von DOS-Trend, kam ich immer wieder an Sharewareversionen von neuen Spielen, zumeist über die Heft-CDs genannter Zeitschrift. Trotz knappen Budgets kaufte ich mir immer Vollversionen von guten Shareware-Spielen, wenn diese denn zu bekommen waren. So genügte ein Testspiel von "One Must Fall 2097", um mir gleich das ganze Spiel zu bestellen.
In einer der späten Ausgaben - sie muss 1995 oder spätestens Anfang 1996 erschienen sein - war auf der CD ein Spiel namens "Traffic Department 2192". Eigentlich nur ein einfach gehaltenes Science-Fiction-Ballerspiel, das aber eine sehr groß ausgearbeitete Geschichte erzählte. Die Zwischensequenzen hatten bessere Grafik als das eigentliche Spiel! Ich war so fasziniert, dass ich mir so schnell wie möglich die Vollversion bestellte, doch ach: Diese war nicht zu bekommen! Und so wusste ich nicht, wie einige Rätsel der Hintergrundgeschichte aufgelöst würden.
Jahrelang dachte ich, das wär's gewesen, doch dann stolperte ich
in diesem Forum über die Meldung, das Spiel sei seit einiger Zeit als Freeware freigegeben. Es verging noch einige Zeit, bis ich die Muße fand, das Spiel wieder zu zocken. Da ich nach rund fünfzehn Jahren meinem Gedächtnis nicht ganz traute, was die Details der Hintergrundgeschichte betraf, habe ich auch den ersten Teil, den ich schon kannte, noch einmal gespielt.
Und was soll ich sagen? Beim Anblick der Grafiken und der typischen 1990er-Jahre-Soundblaster-Musik stellte sich doch ein wohliges Gefühl von Nostalgie ein.
(Die Musik
als Liste bei Youtube. Nostalgie-Anspieltipp:
Gloomy Mood; ein Stück, welches nicht typisch für die ansonsten schnellere Musik des Spiels ist, aber gerade bei einigen sehr stimmungsvollen Szenen gespielt wird, in denen die Charaktere ihre Hintergrundgeschichte erzählen.)
Zu Tränen gerührt war ich dann noch über mein gutes Gedächtnis, das mich über diesen langen Zeitraum nicht im Stich gelassen hat. Unter anderem hatte ich all die Jahre recht gehabt mit meiner Vermutung. (Das betrifft die letzten Missionen des ersten Teils, der gleichbedeutend mit der Sharewareversion ist. Die Auflösung erfolgt direkt am Anfang des zweiten Teils in der ersten Mission.)
In einer der letzten Missionen wird die Protagonisten Velasquez bei einem Unfall schwer verletzt. Ihr halbes Gesicht muss durch Roboterteile ersetzt werden. Sie vermutet, dass mit ihrem Fluggerät was nicht stimmte und jemand es absichtlich sabotiert hat. Ganz am Ende des ersten Teils trifft sie in der Dunkelheit ihres Quartiers auf eine Person, die behauptet, sie (Velasquez) erschaffen zu haben, so wie sie nun ist. Die Person gibt zu, dass sie den Hubschrauber manipuliert hat, und schießt daraufhin Velasquez nieder.
Nun ist in dem Spiel jedem Charakter in den Zwischensequenzen eine bestimmte Schriftfarbe zugeordnet. Der Verräter hatte gelb als Schriftfarbe. Nach der Logik des Spiels hatte ich einen der Piloten in Verdacht, der dieselbe Schriftfarbe hatte. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie befriedigend es war, nach über fünfzehn Jahren zu erfahren, wer der Verräter war - eben dieser Pilot. Und als er im Spiel gestellt wurde, hat er auch einen Grund dafür genannt, warum er das alles getan hat. So eine richtige Auflösung wie im Krimi! Wow, war ich ergriffen!
Wie man sieht, verliert so ein altes Spiel mit einer interessanten Geschichte praktisch nichts von seinem Reiz. Eine gute Geschichte fesselt mehr als alles andere.