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Bedingungsloses Grundeinkommen
Kleiner Kommentar zum oben verlinkten Nachdenkseiten-Artikel:

Der Artikel scheint mir stellenweise auf schlecht recherchierter Grundlage zu stehen. Ich weiß nicht, wo der Autor sich informiert hat, allerdings zeigt der Text recht deutlich, dass er das Konzept Grundeinkommen nicht wirklich verstanden hat.

Schon im Einleitungstext scheint ihm entgangen zu sein, dass die Steigerung der Bereitschaft, "noch schlechter entlohnte Jobs" anzunehmen, nicht so kritisch ist, wie er das vielleicht sieht. Was daran liegt, dass sie einen ganz anderen Grund hat als heute, nämlich die freie Entscheidung des Arbeitnehmers, der - im Gegensatz zu heute - auf diesen schlecht entlohnten Job alles andere als angewiesen ist. Die Unternehmen werden sich hüten müssen, die Löhne zu sehr zu senken, sonst kommt nämlich keiner mehr. Aber das ist vielleicht eines der vielen Details, auf die man die Bürger vorher erst mit der Nase draufstoßen muss, damit es ihnen klar wird?
Von einer "Enthebung der Pflicht zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit" zu sprechen, finde ich auch seltsam, wo doch "Pflichterfüllung" das passendere Wort wäre.

Allein die Tatsache, dass der Autor in seiner Was-wäre-wenn-Überlegung Armutsbekämpfung und Arbeitslosigkeit als weiterhin bestehende Probleme des Sozialstaats aufführt, zeigt doch, dass er da was nicht verstanden hat? Und niemand (mit einem gesunden Menschenverstand) fordert die Abschaffung von Kranken- oder Arbeitsunfähigkeitsversicherungen. Es fallen nur die Leistungen weg, die das Grundeinkommen ersetzt.

Der wichtige Abschnitt zur Kritik an der Finanzierung über die Mehrwertsteuer wurde oben gar nicht zitiert:
Nachdenkseiten schrieb:Folgt man [...] der sozialen Gerechtigkeit als Richtschnur, scheidet die Mehrwertsteuer als Finanzierungsquelle aus, weil sie keine Rücksicht auf die unterschiedliche Leistungsfähigkeit der ihr unterworfenen Bürger/innen nimmt und besonders kinderreiche Familien trifft, die in Relation zu ihrem niedrigen Einkommen einen relativ hohen Konsumgüterbedarf haben.
Dem Autor scheint nicht bewusst zu sein, dass es keinen Unterschied macht, ob eine Familie ein Kind oder beliebig viele hat: Alle kriegen Grundeinkommen! Jedes Grundeinkommen reicht für die Versorgung des jeweiligen "Beziehers" aus. Und ich nehme an, der Konsumgüterbedarf insgesamt wächst mit jedem hinzukommenden Familienmitglied genauso linear wie die Gesamtsumme der Grundeinkommen.
Zum Zweiten geht es mit einem Grundeinkommen überhaupt nicht mehr um Leistungsunterschiede. Leistungsunterschiede sind irrelevant, wenn die Leistung nicht mehr besteuert wird. Der Konsum wird besteuert, also die Inanspruchnahme von Leistungen. Das, was der einzelne aus dem Topf der Gemeinschaft herausnimmt. So gesehen berücksichtigt diese Art der Finanzierung sehr wohl (die relevanten!) Unterschiede: Wer wenig konsumiert, zahl wenig Steuern, wer viel konsumiert, zahlt viel Steuern. Darüber hinaus kann man Luxusgüter natürlich auch mit einer weitaus höheren Steuer belegen als Grundbedarfsgüter.

Nachdenkseiten schrieb:Wenn (fast) alle bisherigen Transferleistungen in einem Grundeinkommen aufgingen, hätten Neoliberale ihr Ziel erreicht, das traditionsreiche Sozialversicherungssystem zu zerstören und könnten den Systemwechsel noch dazu als Wohltat für die Bedürftigsten hinstellen.
Es sieht für mich so aus, dass (gerade bei den Nachdenkseiten) die Chancen, die das Grundeinkommen bietet, schlicht verkannt werden, weil der Fokus zu starr auf einem möglichen Siegeszug des Neoliberalismus liegt.
(Das ist kein Urteil über diese Webseite; ich kenne viele Leute, die die Nachdenkseiten wegen ihrer kritischen Betrachtung sehr schätzen und habe mich selbst noch nie eingehender damit auseinandergesetzt. Aber die Ablehnung des BGE scheint quer durch die Autorenbank vorhanden zu sein und häufiger eher vehement zur Sprache gebracht zu werden (so weit mein Eindruck nach einer kurzen Suche im Blog; ich beziehe mich hier aber nach wie vor ausschließlich auf diesen einen Artikel).)

Außerdem findet sich auch hier ein weit verbreitetes Missverständis wieder:
Nachdenkseiten schrieb:Es dürfte kaum die Zustimmung einer Mehrheit der Bevölkerung finden, weil für sie die Bedürftigkeit seiner Empfänger/innen und die Frage eine Schlüsselrolle spielen, warum jemand in eine Notsituation geraten ist.
Man kann es ja nicht oft genug sagen: Es geht nicht um eine Sozialleistung, die über Notsituationen hinweghilft! Es geht um ein Grund-Einkommen, das darf man ruhig ganz wörtlich so verstehen. Deshalb sage ich ja auch nicht "Grundsicherung". Aber macht nix. Das ist schließlich ein Punkt, der sehr viele davon abhält, das Grundeinkommen überhaupt ernstzunehmen (abgesehen von der Finanzierungsfrage, mit der die gesamte Idee sofort abgetan wird... oder der "Wer soll denn dann noch arbeiten?"-Frage... beide Fragen stellt der Nachdenkseiten-Artikel übrigens gar nicht :think:).

Alles in allem hat das mehr von einer Schmähschrift als einer fundierten Betrachtung?



Absichtlich zum Schluss - noch etwas Polemik:
Nachdenkseiten schrieb:Es muss darum gehen, den bestehenden Wohlfahrtsstaat durch sinnvolle Reformen weiterzuentwickeln
Mit dieser Einstellung kann man es auch gleich sein lassen. Ich habe oben anklingen lassen, dass es nichts bringt, einen durchlöcherten Teppich zu flicken. Wer flicken will, wird irgendwann einsehen müssen, dass die Löcher so schnell entstehen, dass auf ein gestopftes zwei neue kommen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Diskussionen darüber, welcher Flicken denn nun der geeignetere für dieses oder jenes Loch wäre, zu keinem Ende kommen.
Natürlich ist es viel mühsamer, einen neuen Teppich zu weben, aber wenn der alte sich langsam aber sicher in seine Bestandteile auflöst, dann sollte man sich vielleicht doch einmal überwinden, über einen Ersatz für die innig geliebte Antiquität nachzudenken. Es lohnt sich irgendwann einfach nicht mehr, einen Teppich, der auseinanderfällt, weil seine eigenen Fäden ihn nicht mehr tragen, mühsam künstlich zusammenzuhalten. Letzten Endes verbraucht man dafür mehr Material als ein neuer Teppich kosten würde!
Die Prinzipien (oder besser Methoden) unseres Sozialstaats sind einfach überholt und müssen von Grund auf neu strukturiert werden. Sie stammen schließlich aus dem vorletzten Jahrhundert! Das allein sollte schon nachdenklich machen (auch wenn es natürlich keinerlei tatsächliche Aussagekraft hat ;)). Wer mir weiß machen will, dass das heute noch so funktioniert, müsste mich schon davon überzeugen, dass auch unsere Arbeitswelt sich in den letzten 200 Jahren kaum verändert hat (geschweige denn gerade dabei ist)...
Great people care.
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Aus gegebenem Anlass noch ein kurzer Nachtrag zu meinem Kommentar:

Gerade habe ich beim Durchgehen der Newsfeedrestbestände aus den letzten Monaten entdeckt, dass Sascha Liebermann (Freiheit statt Vollbeschäftigung) sich auch mal mit einem Nachdenkseitenartikel (pdf, 4 Seiten) auseinandergesetzt und einen ähnlichen Eindruck gewonnen hat wie ich.


Darüber hinaus möchte ich auf zwei Kurzinterviews auf YouTube mit Sascha Liebermann bzw. Ute Fischer hinweisen. Besonders hervorheben will ich ein (der Lesbarkeit halber bereinigtes) Zitat aus dem zweiten Interview, in dem es um den altbekannten (fast hätte ich geschrieben "altbackenen" :D) Leistungsgedanken geht:
Ute Fischer schrieb:Auf dem Weg, das Grundeinkommen durchzusetzen, gibt es sicherlich viele Hürden und welche da im Vordergrund stehen, sind im Moment immer noch die der Grundhaltung, bis hin zu unserem Gerechtigkeitsverständnis. Wir haben ja in all diesen vergangenen Jahrzehnten sehr stark auf die Leistungsethik gesetzt, also die Leistungsbereitschaft der Menschen, sich auch stark über ihre Arbeitsleistung zu definieren. Das Grundeinkommen stellt dieses Selbstbild auf den Kopf und viele fürchten nun, dass sich all die Anstrengungen, die sie in ihrem Leben vollbracht haben und die dazu geführt haben, dass sie vielleicht eine gesellschaftliche Position erreicht haben oder ein besonders hohes Einkommen erwirtschaften - dass diese [Anstrengungen] praktisch auf der Ebene von Anerkennung entwertet werden. Weil ein Grundeinkommen, das ganz unabhängig von Leistung bezahlt wird, die Leistung nicht direkt wertschätzt, sondern den Menschen. Und jemand, der es gelernt hat, sich über seine Leistung zu definieren, der hat damit ein Problem.
Und unsere Gesellschaft - das sieht man auch an allen Debatten, die wir jetzt haben [...] - [ist] ganz stark darauf konzentriert, dass der Arbeitsplatz das höchste Gut ist. Das ist, glaube ich, die allergrößte Hürde, vor der wir stehen. Das Grundeinkommen rüttelt genau an dieser Prioritätensetzung. Wir sind nicht deswegen was wert, weil wir besondere Arbeitsleistung vollbringen, sondern weil wir als Bürger dieses Landes da sind - egal, was wir für Leistungen bringen.

Noch mehr von den beiden gibt es in diesen Mitschnitten von der Veranstaltung "Grundeinkommen ist machbar" vom 29. Januar in Hannover. Die Links führen zum jeweils ersten von drei Teilen der Vorträge
  • von Ute Fischer, die als Wirtschaftswissenschaftlerin über die angeblich von BGE-Befürwortern so gefürchteten Zahlen und Fakten bezüglich der prinzipiellen Finanzierbarkeit referiert und dabei den Fokus auf das Transfergrenzenmodell statt auf die Konsumsteuer richtet (Link zum Vortrag; die Folien hab ich leider nicht im Netz gefunden),
  • und von Sascha Liebermann, bei dem es um die FinanzSinnkrise geht, um unseren Weg in die Unfreiheit und darum, dass Freiheit kein Schlaraffenland, sondern eine Zumutung ist (Link zum Vortrag).
(Gesamtdauer pro Vortrag: ca. 30min)
Great people care.
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Nochmal aus gegebenem Anlass möchte ich auf die Webseite Grundeinkommen ist wählbar verweisen, auf der alle(?) Kandidaten zur Bundestagswahl aufgelistet sind, die sich für ein Grundeinkommen einsetzen. Bevor man aber tatsächlich einen Namen aus der Liste ankreuzt, sollte man sich natürlich über den Kandidaten im einzelnen informieren. (Es gibt da ein paar Organisationen/Vereinigungen, die zumindest mir etwas suspekt sind...)

Edit: Eine weitere Liste mit Kandidaten gibt es hier.

Edit2: Die Urheberin der E-Petition findet man übrigens auch darin.
Great people care.
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In den letzten Tagen hat man in den Medien öfter mal etwas vom "Grundrecht auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums" gehört. Das Bundesverfassungsgericht setzt sich damit gerade im Zusammenhang mit der Berechnungsgrundlage von Hartz-IV-Sätzen für Kinder auseinander.
Zitat:Papier kündigte an, dass das Bundesverfassungsgericht in dem Verfahren nun erstmals über Inhalt und Grenzen eines menschenwürdigen Existenzminimums entscheiden will. Bisher sei in der Rechtsprechung des Gerichts weder der sachliche Gehalt des aus Menschenwürdegarantie und Sozialstaatsprinzip hergeleiteten Existenzminimums geklärt, noch dessen Konsequenzen für den Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers, sagte Papier.
(Quelle)
Ich bin gespannt, was dabei herauskommt. Ich befürchte fast, dass wir das Grundeinkommen irgendwann per Verfassungsurteil bekommen - fragt sich nur, ob sie den konsequenten Schritt zur Bedingungslosigkeit machen... ;)


Was sagt ihr eigentlich zum Bürgergeld der FDP? Ich selbst weiß noch nicht, was ich davon halten soll, aber ich weiß auch noch nicht sehr viel darüber. Vielleicht kann es ein erster Schritt sein, aber wäre es ein guter erster Schritt?
Bei Phönix gab's am 14. Oktober eine Diskussionsrunde dazu. Gegner sagen, es ist Hartz IV in einer anderen Verpackung. BGE-Befürworter sehen zumindest einen Vorteil darin, nämlich den, dass die Verwaltung zentralisiert und die Leistungen zusammengefasst werden, so wie das bei einem BGE ja auch der Fall sein würde. Es würde quasi schonmal die "Infrastruktur" geschafft. Interessant fand ich, dass die Einwände zum Teil denen gegen das BGE sehr ähnlich sind. :think:

Auf YouTube gibt es eine kleine Zusammenfassung einer Podiumsdiskussion zur Woche des Grundeinkommens, die leider ziemlich böse zusammengeschnitten ist (dafür aber natürlich mit nur 20 min. schön kompakt). Der einzige Grund, aus dem ich die Diskussion hier verlinke, ist die Anwesenheit von Harald Lieske, dem Betriebsratschef des Opel-Werks in Eisenach, dessen Ansichten ich natürlich unbedingt kennen lernen wollte. Leider konnte ich keine ausführlichere Version finden, deshalb hier nur die Links zu beiden Teilen der Zusammenfassung.

Und zu guter Letzt, weil ich Fernsehreportagen über "Fallbeispiele" bekanntlich so mag, gibt's hier noch einen Link zu einer solchen über Menschen in der Krise.
Great people care.
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(24.10.2009, 23:23)Boneman schrieb: In den letzten Tagen hat man in den Medien öfter mal etwas vom "Grundrecht auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums" gehört. Das Bundesverfassungsgericht setzt sich damit gerade im Zusammenhang mit der Berechnungsgrundlage von Hartz-IV-Sätzen für Kinder auseinander.
[...]
Ich bin gespannt, was dabei herauskommt. Ich befürchte fast, dass wir das Grundeinkommen irgendwann per Verfassungsurteil bekommen - fragt sich nur, ob sie den konsequenten Schritt zur Bedingungslosigkeit machen... ;)
Sicher nicht. Das Recht auf ein Existenzminimum fließt unmittelbar aus der Menschenwürdegarantie in Verbindung mit dem Sozialstaatsprinzip. Das ist bereits anerkannt. Hier geht es letztlich nur darum, welche Maßstäbe das Grundgesetz für die Ermittlung des Existenzminimums fordert und damit letzten Endes um die Höhe des grundgesetzlich garantierten Existenzminimums. Bereits dem Begriff wohnt aber inne, daß Voraussetzung für eine staatliche Leistung ist, daß man sonst nicht (menschenwürdig) existieren kann. Daher wird für den verfassungsrechtlichen Leistungsanspruch immer die Bedürtigkeit Voraussetzung sein. Dein "bedingungsloses Grundeinkommen" bedeutet ja, daß auch Leute, die es nicht nötig hätten, einen Sockelbetrag vom Staat bekommen. Und das fordert das Grundgesetz unter keinem Gesichtspunkt.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."
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Das Thema heute: Arte.
  • Das Interessanteste vorweg ;): Das französische Wort "le travail" (zu Deutsch "die Arbeit") stammt vom lateinischen "tripalium", was ein Folterinstrument bezeichnet.

    In Paris - Berlin, die Debatte diskutieren ein Philosoph, eine Soziologin, eine Unternehmerin und ein Politologe:
    arte.tv schrieb:Philosophen hinterfragen den Sinn der Arbeit: Ist der "Wert Arbeit" tatsächlich überholt? Oder ist er heute zur Strukturierung der Persönlichkeit sogar notwendiger denn je? "Paris-Berlin, die Debatte" sucht nach Antworten zur Kultur der Arbeit jenseits der gängigen Arbeitslosen- oder Ein-Euro-Job-Diskussionen.
    Das Grundeinkommen wird als Option auch erwähnt. Ganz witziges Detail: Daniel Tyradellis, der Philosoph, sagt, er fände es ganz gut, dass die Diskussion über ein Grundeinkommen in Deutschland offenbar so schnell nicht zur Einführung desselben führen würde. In der Schlussrunde wird dann auch deutlich, warum er das so sieht. :)

    Auch aus der Schlussrunde:
    Sophie de Menthan (die Unternehmerin) schrieb:Es gibt da diese hübsche Geschichte, die mit der Kathedrale:
    Da sind drei Arbeiter, man fragt sie: "Was machen Sie da?" Der erste ist erschöpft, er leidet unter der Arbeit, er sagt: "Ich zerhaue Steine". Der zweite sagt: "Ich baue eine Mauer." Er möchte seine Mauer wachsen sehen. Der dritte lächelt selig und sagt: "Ich baue eine Kathedrale!"


Am Dienstag war Themenabend bei Arte: Zum Thema Burnout liefen drei Sendungen, die noch bis nächsten Dienstag online angesehen werden können:
  • Ausgebrannt - Wenn nichts mehr geht (ca. 45min)
    arte.tv schrieb:Eine Krankenschwester, die zusammenbricht, ein IT- Manager, der unter Panikattacken und Todesangst leidet, Mitarbeiter großer Konzerne, die der Arbeitsdruck in den Selbstmord treibt. Die heutige Arbeitssituation macht immer mehr Menschen krank und kostet manche sogar das Leben.


  • Doping für den Job (ca. 30min)
    arte.tv schrieb:Schnell, effektiv und flexibel - so soll er sein, der moderne Arbeitnehmer. Doch nicht jeder kann dem wachsenden Leistungsdruck standhalten. Viele Menschen fühlen sich überfordert und greifen zu Medikamenten und Drogen.
    Auch unter Studenten soll das ja keine Seltenheit sein.


  • Adieu Karriere - Glückliche Absteiger (ca. 30min)
    arte.tv schrieb:Raus aus dem Hamsterrad - davon träumen viele Menschen. Doch wie schafft man den Ausstieg ohne im gesellschaftlichen Abseits zu landen?
Great people care.
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Wieder so ein Beitrag, bei dem man nicht weiß, wohin damit. Gleich denkt vielleicht sich so mancher, ich hätte es besser gar nicht gepostet... ;) Aber es ist einfach zu genial. Brillant! Also hierhin, da es einerseits wohl kaum zum Schmunzeln gedacht sein kann und andererseits... naja, halt passt.


[Bild: fordern.jpg]
Great people care.
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Aber wieso empört sich denn keiner? :confused:
Pfff... :D

  • Putzfrauen und Müllmänner erzeugen mehr Wohlstand als Banker
    Reinigungskräfte in Krankenhäusern erzeugen pro Pfund ihres Lohnes (englische Studie) 10 Pfund an "Wert". Im Vergleich dazu vernichten Banker 7 Pfund.
    Zitat:Eilis Lawlor, spokeswoman for the New Economics Foundation, said: "Pay levels often don't reflect the true value that is being created. As a society, we need a pay structure which rewards those jobs that create most societal benefit rather than those that generate profits at the expense of society and the environment." [...] "The point we are making is more fundamental - that there should be a relationship between what we are paid and the value our work generates for society."
    (Deutscher Artikel auf spiegel.de)

  • Volkskrankheit Rückgratbruch
    Gunter Dueck schrieb:mich ärgert es, dass wir immer nur über "Depression" und "Burnout" reden,
    es kommen noch viele andere schädliche Krankheiten vor. Alle sind
    Notstrategien gegen Drcuk. Über den wird nicht geredet, der wird als
    selbstverständlich angenommen, und dann bekämpfen wir die Folgen des
    Druckes durch dämliche Ratschläge, den Druck, der uns "motivieren" soll,
    dann auf der anderen Seite "nicht an uns heran kommen zu lassen": Im Ernst?
    Wir sollen uns ein dickes Fell zulegen gegen das, was uns vorsätzlich
    verletzen soll, damit wir besser arbeiten?
    Gunter Dueck schrieb:Wieso reden wir so selbstverständlich über den „unmenschlichen Druck“? Wer kann das denn so selbstverständlich? Jeder, in dem schon etwas brach?

  • Praxistest für Grundeinkommen
    Für 100 Menschen 800 Euro im Monat. Zwei Jahre lang - das kann ja nix werden. Ich glaube nicht, dass so ein Projekt erfolgreich (d.h. repräsentativ) sein kann, wenn es zeitlich begrenzt ist, vor allem so knapp.
    Zitat:Zur Zielgruppe zählen Hochschulabsolventen mit schlechten Jobperspektiven genauso wie Mütter nach der Babypause, Frührentner, Hartz-IV-Empfänger oder Langzeitarbeitslose.
    Andererseits könnten zumindest Teile der Zielgruppe darin ihre Chance erkennen und etwas "Produktives" damit anfangen, vor allem wenn sie noch einen Zwang dazu verspüren. Genau darin liegt aber auch die Gefahr: Es sind dann eher zwei "gesponserte Orientierungsjahre" - und ist somit schon eine Verfälschung des Gedankens - und wenn die "Versuchspersonen" jetzt glauben, dass sie diese Chance ja nutzen müssen, damit sie danach gut weitermachen können, kann dies das Ergebnis auch zum "Positiven" hin verfälschen (im Vergleich zum selben Zeitraum bei unbeschränkter Laufzeit). Kurz: Der extrinsische Anreiz, in diesen zwei Jahren etwas dauerhaftes auf die Beine zu stellen, ist zu groß. Insofern sehe ich das größte Potenzial bzgl. der Aussagekraft bei den (Früh)rentnern, weil die nach dem Experiment nicht "müssen". ;) Naja, mal abwarten...

Great people care.
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Kleiner Nachtrag: Every day the same dream

Warum musste ich sofort an diesen Thread denken? :rolleyes:
Great people care.
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Wieso empören? :think:
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(22.12.2009, 10:12)Boneman schrieb: Kleiner Nachtrag: Every day the same dream

Warum musste ich sofort an diesen Thread denken? :rolleyes:

:lol:
Bei der Autofahrt ist mir mal wieder so richtig schön bewusst geworden, wie froh ich sein kann, meinen Arbeitsplatz zu Fuß zu erreichen :bigsmile:

Edit: Boneman hat hier im Forum schon so wenig Widerstand, dass er selbst die Gegenargumente bringen muss :D

Edit2:
[Bild: missriva.jpg]
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Wow, es gibt sogar nen alternativen Handlungsstrang. :lol:

EDIT: Ok, alternatives Ende trifft es eher. ^^
Die der Götter Gunst verloren,
sind verfallen einer Macht -
Die sie führt zu fernen Toren,
und durch sie in ew'ge Nacht.
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(22.12.2009, 10:52)Rabenaas schrieb: Wieso empören? :think:
Findet niemand dem Witz etwas zu grenzwertig oder zynisch? Gut, auch der "Witz" ist auf den zweiten Blick ja ziemlich ernst...
Oder war das ne rhetorische Frage? ;)

(22.12.2009, 12:35)Asgrimm schrieb: Edit: Boneman hat hier im Forum schon so wenig Widerstand, dass er selbst die Gegenargumente bringen muss :D
Tja, ich hab wohl mittlerweile alle überzeugt! :grin: :D

Zitat:Edit2:
Böse! :evil:
Great people care.
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(21.12.2009, 18:49)Boneman schrieb: Aber wieso empört sich denn keiner? :confused:
Pfff... :D

  • Putzfrauen und Müllmänner erzeugen mehr Wohlstand als Banker
    Reinigungskräfte in Krankenhäusern erzeugen pro Pfund ihres Lohnes (englische Studie) 10 Pfund an "Wert". Im Vergleich dazu vernichten Banker 7 Pfund.
    Zitat:Eilis Lawlor, spokeswoman for the New Economics Foundation, said: "Pay levels often don't reflect the true value that is being created. As a society, we need a pay structure which rewards those jobs that create most societal benefit rather than those that generate profits at the expense of society and the environment." [...] "The point we are making is more fundamental - that there should be a relationship between what we are paid and the value our work generates for society."
    (Deutscher Artikel auf spiegel.de)
Naja und spätestens, wenn man sich überlegt, das es die Putzfrau mit ihrer Arbeit ja mehreren Bankern erst ermöglicht, ihre Millionen Pfund zu vernichten, sieht man, dass diese Überlegung nirgendwo hinführt, außer eine prima Banker-Bashing-Keule abzugeben ...
(21.12.2009, 18:49)Boneman schrieb:
  • Volkskrankheit Rückgratbruch
    Gunter Dueck schrieb:mich ärgert es, dass wir immer nur über "Depression" und "Burnout" reden,
    es kommen noch viele andere schädliche Krankheiten vor. Alle sind
    Notstrategien gegen Drcuk. Über den wird nicht geredet, der wird als
    selbstverständlich angenommen, und dann bekämpfen wir die Folgen des
    Druckes durch dämliche Ratschläge, den Druck, der uns "motivieren" soll,
    dann auf der anderen Seite "nicht an uns heran kommen zu lassen": Im Ernst?
    Wir sollen uns ein dickes Fell zulegen gegen das, was uns vorsätzlich
    verletzen soll, damit wir besser arbeiten?
    Gunter Dueck schrieb:Wieso reden wir so selbstverständlich über den „unmenschlichen Druck“? Wer kann das denn so selbstverständlich? Jeder, in dem schon etwas brach?
Das ist ne sehr grundsätzliche Frage, mit der ich mich schon intensiever beschäftigen musste, weil ich mit dem "Druck" auch nicht so super umgehen kann. Letztlich stellt sich die Frage, ob es einer Gesellschaft wirklich gutut, wenn man die Belastung runterfährt und eine allgemeine Wohlfühlatmosphäre schafft. Wer mal in die Geschichtsbücher guckt wird feststellen, dass das durchaus versucht wurde, dass diese Gesellschaften aber dann von anderen, unter Volldampf fahrenden Gemeinsschaften überrollt wurden. Der Historiker redet dann gerne von Dekadenz. Ich persönlich weiss es nicht, wie man das Problem lösen soll ...
(21.12.2009, 18:49)Boneman schrieb:
  • Praxistest für Grundeinkommen
    Für 100 Menschen 800 Euro im Monat. Zwei Jahre lang - das kann ja nix werden. Ich glaube nicht, dass so ein Projekt erfolgreich (d.h. repräsentativ) sein kann, wenn es zeitlich begrenzt ist, vor allem so knapp.
    Zitat:Zur Zielgruppe zählen Hochschulabsolventen mit schlechten Jobperspektiven genauso wie Mütter nach der Babypause, Frührentner, Hartz-IV-Empfänger oder Langzeitarbeitslose.
    Andererseits könnten zumindest Teile der Zielgruppe darin ihre Chance erkennen und etwas "Produktives" damit anfangen, vor allem wenn sie noch einen Zwang dazu verspüren. Genau darin liegt aber auch die Gefahr: Es sind dann eher zwei "gesponserte Orientierungsjahre" - und ist somit schon eine Verfälschung des Gedankens - und wenn die "Versuchspersonen" jetzt glauben, dass sie diese Chance ja nutzen müssen, damit sie danach gut weitermachen können, kann dies das Ergebnis auch zum "Positiven" hin verfälschen (im Vergleich zum selben Zeitraum bei unbeschränkter Laufzeit). Kurz: Der extrinsische Anreiz, in diesen zwei Jahren etwas dauerhaftes auf die Beine zu stellen, ist zu groß. Insofern sehe ich das größte Potenzial bzgl. der Aussagekraft bei den (Früh)rentnern, weil die nach dem Experiment nicht "müssen". ;) Naja, mal abwarten...
Naja, Du sagst es selbst, mit der Begrenzung auf zwei Jahre erreicht man genau folgendes: Die Leute werden sich dem gewünschten Ergebnis der Studie zufolge verhalten. wer BGE super findet, wird sich nach kurzer Zeit um einen Job umsehen, um zu beweisen, wie gut das BGE war und vice versa. Nebenbei kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, wie ein menschenwürdiges Leben in der Nähe von Stuttgart mit 800 Euro denn aussehen soll ...

(24.12.2009, 01:49)Boneman schrieb:
(22.12.2009, 10:52)Rabenaas schrieb: Wieso empören? :think:
Findet niemand dem Witz etwas zu grenzwertig oder zynisch? Gut, auch der "Witz" ist auf den zweiten Blick ja ziemlich ernst...
Oder war das ne rhetorische Frage? ;)

(22.12.2009, 12:35)Asgrimm schrieb: Edit: Boneman hat hier im Forum schon so wenig Widerstand, dass er selbst die Gegenargumente bringen muss :D
Tja, ich hab wohl mittlerweile alle überzeugt! :grin: :D
Das eher weniger, aber Du wolltest ja mit mir nicht weiterdiskutieren, da Du die Diskussion für Geflame gehalten hast ...
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(28.12.2009, 00:52)Wolverine schrieb:
(21.12.2009, 18:49)Boneman schrieb:
Naja und spätestens, wenn man sich überlegt, das es die Putzfrau mit ihrer Arbeit ja mehreren Bankern erst ermöglicht, ihre Millionen Pfund zu vernichten, sieht man, dass diese Überlegung nirgendwo hinführt, außer eine prima Banker-Bashing-Keule abzugeben ...
Ja, wenn du das darin sehen willst, wird es dir auch ohne Weiteres gelingen, und wenn du Banker bashen willst, wird dir die Studie dabei helfen. Allerdings halte ich das für eine sehr undifferenzierte Betrachtungsweise. Dass die Kritik vor allem Banker trifft, ist natürlich kein Zufall, sondern symptomatisch. Direkt dagegen aufzuschreien, ist aber genauso symptomatisch. ;) Es geht hier nicht darum, den Bankern oder sonst jemandem ans Bein zu treten.
Deine Überlegung führt vielleicht deshalb nirgendwo hin, weil du sie angehalten hast, als du zu dieser Interpretation gekommen bist? Denn wenn man die Sache ernst nimmt und noch etwas weiterdenkt, lassen sich auch andere Schlüsse ziehen. Dazu hilft es, den Hintergrund zu berücksichtigen, zum Beispiel die Motivation der Stiftung, die die Studie durchgeführt hat. (Sorry für das "man", ich rede natürlich wie immer nur von mir. ;))

Auf Telepolis hat ebenfalls jemand etwas dazu geschrieben.
Telepolis schrieb:Die Autoren wollen mit ihrer Studie viele der Mythen untergraben, die sich tatsächlich als scheinbare Wahrheiten in den Köpfen festgesetzt haben. Wer mehr verdient, arbeitet mehr, die Privatwirtschaft ist besser als der öffentliche Dienst, die Reichen tragen mehr zur Gesellschaft bei als die Armen, Aufstiegschancen gibt es für alle etc.
Letzten Endes muss man auch das im Hinterkopf behalten:
Telepolis schrieb:Präzision der Daten sei nicht die Zielrichtung des Berichts gewesen, sagen die Autoren zutreffend. Ihre Zahlen und Vergleich sind also grobe Schätzungen, die teils recht willkürlich erscheinen. Aber da die Menschen vor allem Zahlen glauben, könnte der Bericht ein Anfang sein, die Tätigkeiten gesellschaftlich anders zu bewerten - und die dabei die externen Kosten miteinzubeziehen.
Solange die Relationen stimmen - Wert (Putzfrau > Banker) vs. Gehalt (Putzfrau < Banker) - halte ich die genauen Zahlen für nebensächlich. Es geht um die Botschaft. Und die finde ich eigentlich recht nachvollziehbar, wenn man sich die Erläuterungen dazu ansieht.

Wolverine schrieb:
(21.12.2009, 18:49)Boneman schrieb:
Das ist ne sehr grundsätzliche Frage, mit der ich mich schon intensiever beschäftigen musste, weil ich mit dem "Druck" auch nicht so super umgehen kann. Letztlich stellt sich die Frage, ob es einer Gesellschaft wirklich gutut, wenn man die Belastung runterfährt und eine allgemeine Wohlfühlatmosphäre schafft. Wer mal in die Geschichtsbücher guckt wird feststellen, dass das durchaus versucht wurde, dass diese Gesellschaften aber dann von anderen, unter Volldampf fahrenden Gemeinsschaften überrollt wurden. Der Historiker redet dann gerne von Dekadenz. Ich persönlich weiss es nicht, wie man das Problem lösen soll ...
Du kannst damit aber nicht den Druck meinen, den die Angst vor Arbeitslosigkeit, sozialem Abstieg und begleitender Stigmatisierung auslöst, oder? Ich traue dir nicht zu, dass du den so vehement verteidigen würdest, vor allem, wo du sagst, dass es auch dir nicht gut tut. (Was für mich übrigens nicht recht zusammenpasst - auch wenn ich deine konkrete Situation nicht kenne und nicht weiß, ob es überhaupt etwas mit den genannten Ängsten zu tun hat - was ich tatsächlich auch für irrelevant halte; der Grund spielt keine Rolle, allein die Existenz des Drucks ist entscheidend. Der Gund natürlich für die Beseitigung... note so self: nicht abschweifen! :D)

Natürlich widerspreche ich der Annahme, dass eine Gesellschaft, deren Mitglieder nicht unter Druck stehen, nicht konkurrenzfähig wären. Das dürfte ja bereits klar sein. Oder dass Freiheit von Repressionen gleichbedeutend mit einer Laissez-faire-Haltung sein soll. "Allgemeine Wohlfühlatmosphäre" hört sich so nach Gruppenkuscheln an und erinnert an das polemische BGE-Vorurteil mit dem Schlaraffenland und der Couch. ;)

Man darf auch Druck nicht mit Herausforderungen verwechseln. Das, was ich Druck nenne, wird in den meisten Fällen künstlich erzeugt und erhalten. Dahinter steckt lediglich wieder das menschenverachtende Weltbild, dass die Leute nur arbeiten, wenn man sie dazu treibt - das anzunehmen ich mich nach wie vor weigere. Ich kann zwar die (allesamt oberflächlichen) Beweggründe dafür durchaus verstehen (schließlich gibt es ein System zu erhalten ;)), habe aber die Erfahrung gemacht, dass diese verschwinden, wenn man dahinter mal etwas gründlicher herumstochert. Und irgendwann kommt man schließlich einen Schritt weiter. (Schon wieder dieses "man"... :rolleyes: )

Herausforderungen sollten natürlich bleiben, sowohl persönlich als auch gesamtgesellschaftlich. Ansonsten hat man etwas falsch gemacht. Man darf das Ziel nicht vergessen: Es geht ja letztlich darum, das Leben lebenswerter zu machen (was überhaupt das Ziel von allen gesellschaftlichen Fragen sein muss?). BGE-Kritiker sagen zurecht, dass es das ohne Herausforderungen nicht ist, verkennen aber, dass ein Grundeinkommen Herausforderungen nicht abschafft, sondern eher bietet bzw. erst ermöglicht, die wirklichen Herausforderungen anzugehen. Dazu muss man sie natürlich erst einmal entdecken.
Das eigene Leben zu bewältigen, indem man Geld verdient, damit man seine Grundbedürfnisse befriedigen kann, ist für mich jedenfalls keine Herausforderung, die eines Menschen des 21. Jahrhunderts würdig sein kann. - Aber da bin ich vielleicht tatsächlich, auch wenn das jetzt hochnäsig klingt :P, meiner Zeit etwas voraus (aber das nicht alleine). Und mal sehen, das Jahrhundert hat ja erst angefangen... ;)

Summa summarum: Druck motiviert nicht. Herausforderungen tun es.

Um noch kurz auf die Historie einzugehen: Ich bin zwar kein Geschichtswissenschaftler, glaube aber nicht, dass das wirklich vergleichbar ist. Im Lauf der Geschichte haben sich Gesellschaften stetig weiterentwickelt. Und gerade aufgrund der Vergangenheit sollten(!) - oder zumindest könnten - wir heute schlauer sein als damals. Sozusagen mit jedem neuen Geschichtsbucheintrag ein kleines bisschen schlauer als vorher.
Ganz abgesehen davon darf man hier nicht zu kurz denken. Die unter Volldampf fahrenden Gesellschaften sind nur dann schneller, wenn sie erheblichen Druck auf ihre Mitglieder ausüben. Damit kommen sie aber nicht weit. Denn um eine wirklich effiziente Gesellschaft, deren Mitglieder "sich wohlfühlen", langfristig zu überholen, muss man schon über lange Zeit einen enormen Druck aufbauen. Und das ist letztlich das, worunter Gesellschaften auch wieder zugrunde gehen. Das ist aber, wenn du so willst, nur eine Behauptung meinerseits. ;)
Und Achtung: Wir reden hier nicht von "Schlaraffenländern". Diese Annahme ist Bullshit - um es abschließend mal ganz deutlich zu sagen.


Btw: Gunter Dueck stellt generell sehr grundsätzliche Fragen und macht sich darüber auch sehr grundsätzliche Gedanken. Ich kann seine Bücher jedem nur wärmstens empfehlen, allen voran seine Trilogie. Im ersten Band, Omnisophie, geht es um (die Unterschiedlichkeit der) Menschen, in Supramanie im weiteren Sinne um den Druck und in Topothesie fügt sich schließlich alles zu einem Gesamtbild zusammen. Grundlage -> Ist-Zustand -> Soll-Zustand sozusagen. Der letzte Band ist eines der besten Bücher (vielleicht sogar das beste), die ich gelesen habe, und unbedingt zu empfehlen (wenn man nicht alle drei lesen will). Zumindest die Zusammenfassung kann man - es sind alle angesprochen - sich ja mal durchlesen. :)
(Damit lässt sich übrigens auch ein großer Teil meiner "Leidenschaft" für das BGE erklären, insbesondere die Motivation, aus der heraus ich dafür argumentiere. ;) )

Wolverine schrieb:
(24.12.2009, 01:49)Boneman schrieb: Tja, ich hab wohl mittlerweile alle überzeugt! :grin: :D
Das eher weniger, aber Du wolltest ja mit mir nicht weiterdiskutieren, da Du die Diskussion für Geflame gehalten hast ...
Ich hoffe du nimmst mir das nicht übel. :P
Du darfst mir ja gerne widersprechen. Ich sah die Diskussion eben in einer Sackgasse angekommen und wir hätten uns noch ewig weiter gegenseitig den Ball zuwerfen können. Ich weiß nicht, wie es dir gegangen ist, aber zumindest ich konnte am Ende keine neuen Erkenntnisse gewinnen. Und ab diesem Punkt ist eine Diskussion für mich eigentlich sinnlos. Ich bin immer noch der Meinung, dass wir teilweise aneinander vorbeigeredet haben und deshalb nicht weitergekommen sind. Und schließlich ist mir auch keine weitere Perspektive eingefallen, aus der ich das hätte klarer sehen oder dir meinen Standpunkt klarer machen können. Sowas ließe sich vielleicht bei einem gemütlichen Bierchen klären ;), aber hier sieht das zumindest für mich etwas aussichtslos aus. Vielleicht sind unsere Ansichten bzw. Grundeinstellungen einfach zu verschieden.
Great people care.
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Vollzitat, weil das aus einem anderen Thread kommt:
(08.01.2010, 20:37)Wolverine schrieb:
(08.01.2010, 03:48)Wolverine schrieb: Ist schon irgendwie cool, wenn man auf alle Probleme immer gleich die passende Lösung parat hat :D

Wenn das BGE käme, wären auch die Vermieter von finanziellen Zwängen befreit und somit nicht mehr auf ihre Mieteinnahmen angewiesen, würden ihre Wohungen nicht mehr (neu) zu vermieten und sie stattdessen lieber als Zweitwohnung nutzen oder Freunden als Ferienwohnung überlassen. Die paar Vermieter, die es doch noch täten, könnten aufgrund der Angebot/Nachfrage - Situation und dem Wissen um die üppigen Einkünfte von jedermann Mondpreise für ihre Wohnungen verlangen. Das wäre gar nicht gut für die Mieter ...
(08.01.2010, 07:29)Calesca schrieb: Ist schon irgendwie cool, wenn man auf alles mit der Faulheit der Leute kontern kann. :P

Ich denke, du siehst das um eine ganze Ecke zu pessimistisch. Da deiner Auffassung nach die Gefahr besteht, dass kaum jemand mehr Geld verdient, sondern von dem BGE "lebt", hat auch kaum jemand Geld für die seltenen aber teueren Wohnungen - da aber auch hier dieses komische Gesetz mit Angebot und Nachfrage besteht, wird dieser Vermieter seine Wohnung zu Mondpreisen nicht losbekommen. Ganz davon ab, dass die Leute, die das Geld hätten, ihm einen Vogel zeigen würden. ;) Ich habe mir sagen lassen, dass gerade die privaten Vermieter aus Spaß an der Freude vermieten und nicht etwa, weil sie damit eine goldene Nase verdienen können.
Vielleicht würden die ganzen großen Unternehmen ihre Wohnungspreise erhören - und würden sie doch wegen der Vernunft der Menschen nicht losbekommen.
(08.01.2010, 12:36)Boneman schrieb: Es wird immer gelingen, ein Szenario zu konstruieren, in dem das Ganze nach hinten losgeht. Das kann ich selber auch. Dass das bei diesem Thema so einfach ist, liegt daran, dass die Erfahrungen fehlen und man nur mit anderen, optimistischer entworfenen Szenarien kontern kann. Da du, Wolverine, die nicht (mal als Annahme) gelten lässt, gleichzeitig aber auf der Gültigkeit deiner beharrst, frage ich mich wieder, wohin uns das führen soll? :no:
(Falls jemand es für nötig hält, darauf weiter einzugehen, dann vielleicht im BGE-Thread?)
Ich fands in dem Fall eigentlich nur amüsant, dass Du das BGE mittlerweile als Allheilmittel anzusehen scheinst :D. Einen neuen Diskussionsthread wollte ich nicht aufmachen, mein Beispiel war auch nicht wirklich ernst gemeint. Mir war nur wichtig, Dir klarzumachen, dass die Einführung einer neuen Gesellschaftsordung Vor- und Nachteile hat, und das die unter Umständen nicht vorhersehbar sind.
Du erweckst den Eindruck zu glauben, es würden alle vom BGE profitieren.


Edit von Zurgrimm: Zitat-Tags korrigiert.

Darauf wäre ich tatsächlich nie gekommen. :ironie:
Es interessiert dich vielleicht, dass dir dein Vorhaben nicht gelungen ist. Mit "nicht wirklich ernst gemeinten Beispielen" kann das auch nicht klappen. Funktioniert dann ja nicht. ;) Viel mehr kommt das bei mir so rüber, als würdest du mich für unheimlich blöd und naiv halten und in vielen Fällen schlicht provozieren wollen. (Ich glaube, es ist an der Zeit, das einfach mal zu sagen.) Denn alles, was du tust, ist, mir Offensichtliches unter die Nase zu reiben. Ich weiß das, sehe es nur oft aus einem ganz anderen Winkel. [Bild: a050.gif] Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich in meinen Beiträgen schon oft genug (und zwar von Anfang an) geschrieben hätte, dass man genau den Fehler, es für ein Allheilmittel zu halten, nicht machen darf! (...dass es aber auch zur Heilmittelsuche für viele weitere Probleme befähigt - auch darauf weise ich immer wieder hin). Offenbar scheine ich da gegen eine Wand zu reden. :sad2:
Great people care.
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(09.01.2010, 11:17)Boneman schrieb: Viel mehr kommt das bei mir so rüber, als würdest du mich für unheimlich blöd und naiv halten und in vielen Fällen schlicht provozieren wollen. (Ich glaube, es ist an der Zeit, das einfach mal zu sagen.) [...] Offenbar scheine ich da gegen eine Wand zu reden. :sad2:
Ich hatte im "Naturschutz in Selbstjustiz"-Thread bereits um einen sachlichen Diskussionsstil gebeten und tue das nun hier erneut. Auf dieser Ebene steigen wir hier bitte gar nicht wieder ein. Es ist richtig, daß auch in diesem Zusammenhang sehr - um nicht zu sagen: zu - persönlich aggressiv diskutiert wurde. Es finden sich weiter oben mehrere Beispiele in diesem Thread. Aber damit ist nun bitte Schluß. Von allen Seiten.

Ich weiß, daß es sehr frustrierend sein kann, wenn man mit seinen Argumenten bei anderen nicht durchdringt. Aber diesen Frust behält man für sich und münzt ihn jedenfalls nicht in persönliche Angriffe auf andere um.

Wenn Ihr weiter über das Bedingungslose Grundeinkommen diskutieren wollt, dann sachlich, ohne persönlich zu werden, ohne Provokationen und unter ausnahmsloser Beachtung von Foren-Regel 01. - Insbesondere an deren letzten Satz sei an dieser Stelle erinnert: Daß man selbst sich (berechtigt oder unberechtigt) angegriffen fühlt, ist keine Rechtfertigung, selbst in persönlich aggressiver Weise zu "kontern".
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."
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Im Ersten lief am 20. Januar eine Sendung über eine Suche nach Alternativen zu unserem derzeitigen Finanzsystem. Mit dabei sind Kuba, das Grundeinkommen, die islamische Finanzwirtschaft und eine Regionalwährung.
Great people care.
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Es paßt zwar nur begrenzt zum bedingungslosen Grundeinkommen, aber da es hier schonmal irgendwo angesprochen wurde, hier die Pressemitteilung zur aktuellen "Hartz IV"-Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts:
http://www.bundesverfassungsgericht.de/p...0-005.html

Fazit: Das Gericht sagt nicht, daß die derzeitige Leistungshöhe unbedingt zu gering bemessen sei. Es sagt aber, daß die Regelungen verfassungswidrig sind, weil die Bemessung der Leistungshöhe nicht auf empirisch belastbaren Daten beruhen. Eine "freihändige Setzung" eines Betrages durch den Gesetzgeber genügt dem Gericht nicht. Außerdem muß es eine Härtefallregelung geben, falls der Regelbetrag aus ganz besonderen Umständen im Einzelfall gar nicht reichen kann. Eine solche Regelung fehlt offenbar bislang.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."
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Das ist jetzt aber mal ne Überraschung, damit hätte ja niemand gerechnet!! :evil:

Besonders lustig, geradezu grotesk:

Die SPD... begrüßt das Urteil.
Die Grünen... begrüßen das Urteil.
Die CDU... begrüßt das Urteil.
Die CSU... begrüßt das Urteil.
Die FDP... begrüßt das Urteil.
Die Linke... begrüßt das Urteil.

Wem was auffällt, der darf sich nen Keks holen. Mir fehlen da echt die Worte...



Der Spiegelfechter hat zum Urteil was Interessantes zu sagen und erläutert, wie die ursprüngliche Berechnung überhaupt zustandegekommen ist: Ohne Hirn und nur mit sturem Blick auf die Zahlen.
Spiegelfechter schrieb:[...] Wie durch ein Wunder kam man summa summarum auf genau die 345 Euro, die bereits im Vorfeld angepeilt worden waren. Über diese erstaunliche Punktlandung wunderten sich auch die Bundesrichter in Karlsruhe. Punkt für Punkt nahmen sie in der mündlichen Verhandlung die Bemessungsgrundlagen auseinander, bis am Ende offensichtlich war, dass der Gesetzgeber Willkür hat walten lassen. Die Begründung, warum Hartz IV-Empfänger weniger Geld für Kleidung ausgeben sollten als Niedriglöhner, wurde von der Regierung mit dem Hinweis beantwortet, dass in der EVS auch Waren aufgezeichnet werden, die für Hartz IV-Empfänger keine Rolle spielen, wie beispielsweise Pelze und Maßanzüge. Die Frage der Richter, welche Rolle Pelze und Maßanzüge denn im Alltagsleben von Niedriglöhnern spielen, konnten die Regierungsvertreter natürlich nicht beantworten.
Spiegelfechter schrieb:Kinder werden in der Gesetzgebung pauschal mit je nach Alter 60 bis 80 Prozent des Regelsatzes bedacht. Diese Pauschalabzüge sind jedoch rein willkürlich festgelegt und es gibt keine Studien, auf die sich diese Regelsätze beziehen. Vor allem bei den lebensnotwendigen Ausgaben sind Kinder jedoch nicht preiswerter, sondern sogar teurer als Erwachsene.
Spiegelfechter schrieb:Wenn man sich das untere Fünftel der Einkommensverteilung herauspickt und dann auch noch Abzüge vornimmt, so entspricht der daraus errechnete Eckregelsatz keineswegs zwingend dem soziokulturellen Existenzminimum. Wer sagt denn, dass das untere Einkommensfünftel vor Hartz IV ein Leben führte, das diesen Ansprüchen genügte?



Auch Götz Werner und Sascha Liebermann kommentieren das Urteil.



Und nochwas kleines zu Hartz IV, ein hr2-Podcast der Sendung "Der Tag": Die blockierte Reform - Hartz IV und kein Ende. Eigentlich geht es mir nur um die Stelle am Anfang:
hr-online.de schrieb:Der Missbrauch von Hartz IV ist gestiegen - um ganze 1,8 Prozent. Die Bild-Zeitung bringt's in Serie. Die Republik ist empört! Ohne dazu zu sagen, dass es um weniger als 3000 Fälle mehr geht, die sich Stütze erschlichen haben - sollen. Auf die fast 6,5 Millionen anständigen Hartz-IV-Empfänger schaut man weniger gern. [...]
Der Tag schrieb:Wir reden also über etwa 0,35 Promille der Hartz-IV-Empfänger. Das ist nicht mal beim Alkoholspiegel relevant. Statistische Signifikanz ist jedenfalls etwas anderes.



Und wenn ich schonmal hier bin: :D

1. Seit ein paar Tagen geistert die Meldung durchs (BGE-)Netz, es gäbe eine öffentliche Anhörung zur BGE-Petition. Verwiesen wird immer auf eine Pressemitteilung der Bundestagsfraktion der Grünen. Eine offizielle Bestätigung dafür habe ich allerdings nirgendwo sonst finden können. :confused:

2. Hier gibt's einen Bericht zum BGE-Projekt in Brasilien (pdf).
Zitat:"Beim ersten Mal wollte uns niemand glauben.", sagt Bruna. "Und wo ist der Haken?" Bei der zweiten und dritten Auszahlung entstand langsam Vertrauen. Und aus der Verwunderung wurde überschwängliche Dankbarkeit. Doch bei jeder Auszahlung und bei wöchentlichen Besuchen aller Grundeinkommensempfänger versuchen die ReCivitas‐Mitarbeiter immer wieder eines zu vermitteln: "Grundeinkommen, das sind eben keine Almosen! Tatsächlich hat jeder Mensch ein Recht auf ein Grundeinkommen. Um ein Grundeinkommen zu ermöglichen, haben die Generationen vor uns hart gearbeitet."
Zitat:"Quantiga Velho hat sich stark verändert, seit es das Grundeinkommen gibt, im Umgang miteinander, in der gegenseitigen Unterstützung und Zusammenarbeit" berichtet Bruna. "Wenn man Hunger hat, dann ist es schwer, an andere zu denken."
"Dieses Pilotprojekt ist ein gemeinsamer Lernprozess von uns allen, den Teilnehmer und den Initiatoren. Für mich ganz persönlich ist die berührendste Erkenntnis, dass das Projekt Menschen nicht zu besseren oder aktiveren Menschen macht, sondern mehr ermöglicht, dass sich das, was in jedem ist, entfalten kann."
Great people care.
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