16. Travia, 18 nach Hal.
Finsterkoppen-Binge, 3. Ebene
Stirnrunzelnd musterte Korbranor die Lore. Das Gefährt sah noch intakt aus und wie vieles in diesem Stollen wirkte sie wie vor vielen Götterläufen plötzlich verlassen. Über einen Treppengang waren die Gefährten in diese tiefer gelegenen Gänge vorgedrungen und Karvak wurde in seinen Bewegungen hastiger. Ob das daran lag, daß er den Salamanderstein in der Nähe witterte oder er die Möglichkeit, einen Ausgang zu finden, endlich schwinden sah, vermochte niemand seiner Begleiter zu sagen. Denn seit einigen Momenten verharrte der Brabaker Geisterbeschwörer in Schweigsamkeit. Allenfalls die angestrengt zusammengezogenen Brauen und die tiefen Stirnfalten ließen etwas von den regen Gedanken ahnen, die den Magus beschäftigten. Auch Aigurs gute Laune war verflogen. Er knirschte zwölfgötterlästernde Flüche auf die Zwerge und auf die Finsternis des Berges. Lark von Wolven versuchte noch, den Magus zu bereden, als die Gruppe im Stollen stand und Karvak sich auf seine eigene geheimnisvolle Weise neu zu orientieren versuchte. Dabei drehte er sich hastig von einer Richtung zu nächsten, lief den Stollen auf und ab und prüfte zwei Durchgänge; einen, der den Stollen ebenmäßig weiter in den Berg zu folgen schien und ein anderer, der etwa in die Richtung zurückführte, aus der die Gefährten gekommen waren - nur eine Ebene tiefer.
" ... warum gehen wir nicht einfach dort hinein?" sagte der Edelknecht und zeigte auf den Durchgang zum Stollen.
Keine Antwort.
Aigur entließ ein verächtliches Schnauben. "Wahrscheinlich hat ihm der Kobold die Zunge aus dem Hals gehext. Noch einen Moment länger und ich mache mich allein auf den Weg."
"Meinen Schwertarm hättest du", versprach der Edelknecht.
Korbranor wandte sich von den Überresten zwergischer Erzförderung ab und seinen Gefährten zu. "Laßt uns lieber zusammenbleiben. Wer weiß, was hier unten noch lauert. Der Zauberer wählt unseren Weg mit Bedacht. Außerdem werden wir ihn noch brauchen. Denkt nur an diesen Kobold und die seltsame Goldplatte. Nicht weniges scheint hier unten Hexenwerk..."
"Hast du eine bessere Idee, Waldstreicher?" raunzte Lark von Wolven. Der Jäger schüttelte den Kopf.
Doch bevor Aigur seinen Vorschlag Wirklichkeit werden lassen konnte, klopfte Karvak mit seinem Stab plötzlich gegen die Tür zum Durchgang diesseits des Stollens. "Ah, unser Hellseher hat den Weg gefunden" spöttelte Aigur.
Mit Leichtigkeit stieß der Thorwaler die Tür ein und öffnete seinen Begleitern den Durchgang. Die dahinter liegenden Kammern erweckten den Anschein von ehemaligen Werkstätten der Zwerge. In einer Kammer, in der sich auch eine Esse befand, lagen allerlei verrostete Werkzeuge. "Da, seht die tief verborgenen Schätze, ihres Hochkönigs Garbalon!" höhnte Lark von Wolven, womit er schmutziges Gelächter von Korbranor und Aigur erntete.
In einem anderen Gang befand sich inmitten des Weges ein tiefes Loch. Aigur überwand die gefährliche Stelle mit einem gewandten Sprung und half seinen Begleitern mittels eines Seils, sicher auf die andere Seite zu gelangen. Daraufhin betraten die Vier ein System von Gängen, das die Augen des Geisterbeschwörers wieder öffnete. Die Verruchten fanden sich in einer Grabstätte der Zwerge wieder.
"Was ist das?" ließ sich Korbranor vernehmen, der zuerst den reich verzierten Altar in einer Ecke des Grabgangs entdeckt hatte.
Karvak eilte wißbegierig herbei und begann mühsam die auf dem Altar eingravierten Schriftzeichen zu entziffern. "Tordol" kam es raunend von den kaum bewegten Lippen des Magus. "Dem Bergkönig und Gründer dieser Binge gewidmet - gleichsam eine Memoria. Eine Gedenken an die Opfer eines Minenunglücks vor etwa achthundert Jahren ..."
Korbranor, der einiges über den Finsterkamm wußte kratzte sich am Hinterkopf. "Ich frage mich warum König Garbalon die Mine nicht mehr in Betrieb nimmt. Die Adern scheinen noch nicht erschöpft zu sein. Dort hinten lag das Erz doch noch auf einem Haufen."
"Du hast den Geweihten doch gehört", erwiderte Aigur schroff. "Die gehen dort nicht mehr hinein, weil die alles hier unten für hochheilig halten. Ich glaube die kleinen Kriecher haben Angst." Der Thorwaler reckte sein Kinn in Richtung des Altars. "Die haben ihre Stollen geräumt, als ein paar Steine von der Decke gekommen waren ..."
"So einfach ist das nicht", gab Karvak - der durch die neue, geheimnisumwitterte Umgebung wieder redseliger geworden war - zu denken. "Etwas verbirgt sich noch ganz in der Nähe, das der Grund für die Zurückhaltung der Angroschim gewesen sein dürfte."
"Nicht übel" brummte der Thorwaler, doch seine Bemerkung war etwas ganz anderem zugewandt. Ohne zu zögern beugte sich Aigur über ein Zwergengrab und riß einen aufwendig bearbeiteten Lindwurmschläger - das beliebte Kampfbeil der Zwerge mit dem bärtigen Blatt - aus dem Steinhaufen. Lark von Wolven schritt mit einem verschlagenen Grinsen die Reihe der Gräber ab bis er eine kleinere Doppelblattaxt fand, die die Zwerge einen Sehnenschneider nannten. "Schöner Zwergenskraja" befand der Edelknecht und riß die Waffe aus dem Grab. Auch Korbranor scheute nicht, sich ebenfalls an den Grabbeilagen zu bedienen. Er fand einen gut erhaltenen Lindwurmschläger mit schönen Gravuren auf dem Blatt.
"Nun aber raus hier" warnte der Magus, der nur kopfschüttelnd zugesehen hatte, nicht zuletzt da er gewußt hatte, daß er seine Begleiter ohnehin nicht mit Argumenten von Frömmigkeit würde aufhalten können. Die Geoden hatten aus irgendwelchen Gründen diese Stätte ohnehin nicht mit magischen Fallen geschützt - das hatte Karvak frühzeitig erkannt.
Bald fanden die Vier eine Treppe, die noch tiefer in den Berg führte. Karvak zögerte nicht und schritt voraus. "Wir sind dem Stein schon ganz nahe" stellte der Magus dabei fest.
"Wohlan", frohlockte der Thorwaler. "Ich habe aber auch nichts dagegen einzuwenden, meine Ausrüstung noch ein wenig aufzubessern, das Wohl."
Mit einem dunklen Kichern verschwanden die Verruchten in dem finsteren Treppengang.
Finsterkoppen-Binge, 3. Ebene
Stirnrunzelnd musterte Korbranor die Lore. Das Gefährt sah noch intakt aus und wie vieles in diesem Stollen wirkte sie wie vor vielen Götterläufen plötzlich verlassen. Über einen Treppengang waren die Gefährten in diese tiefer gelegenen Gänge vorgedrungen und Karvak wurde in seinen Bewegungen hastiger. Ob das daran lag, daß er den Salamanderstein in der Nähe witterte oder er die Möglichkeit, einen Ausgang zu finden, endlich schwinden sah, vermochte niemand seiner Begleiter zu sagen. Denn seit einigen Momenten verharrte der Brabaker Geisterbeschwörer in Schweigsamkeit. Allenfalls die angestrengt zusammengezogenen Brauen und die tiefen Stirnfalten ließen etwas von den regen Gedanken ahnen, die den Magus beschäftigten. Auch Aigurs gute Laune war verflogen. Er knirschte zwölfgötterlästernde Flüche auf die Zwerge und auf die Finsternis des Berges. Lark von Wolven versuchte noch, den Magus zu bereden, als die Gruppe im Stollen stand und Karvak sich auf seine eigene geheimnisvolle Weise neu zu orientieren versuchte. Dabei drehte er sich hastig von einer Richtung zu nächsten, lief den Stollen auf und ab und prüfte zwei Durchgänge; einen, der den Stollen ebenmäßig weiter in den Berg zu folgen schien und ein anderer, der etwa in die Richtung zurückführte, aus der die Gefährten gekommen waren - nur eine Ebene tiefer.
" ... warum gehen wir nicht einfach dort hinein?" sagte der Edelknecht und zeigte auf den Durchgang zum Stollen.
Keine Antwort.
Aigur entließ ein verächtliches Schnauben. "Wahrscheinlich hat ihm der Kobold die Zunge aus dem Hals gehext. Noch einen Moment länger und ich mache mich allein auf den Weg."
"Meinen Schwertarm hättest du", versprach der Edelknecht.
Korbranor wandte sich von den Überresten zwergischer Erzförderung ab und seinen Gefährten zu. "Laßt uns lieber zusammenbleiben. Wer weiß, was hier unten noch lauert. Der Zauberer wählt unseren Weg mit Bedacht. Außerdem werden wir ihn noch brauchen. Denkt nur an diesen Kobold und die seltsame Goldplatte. Nicht weniges scheint hier unten Hexenwerk..."
"Hast du eine bessere Idee, Waldstreicher?" raunzte Lark von Wolven. Der Jäger schüttelte den Kopf.
Doch bevor Aigur seinen Vorschlag Wirklichkeit werden lassen konnte, klopfte Karvak mit seinem Stab plötzlich gegen die Tür zum Durchgang diesseits des Stollens. "Ah, unser Hellseher hat den Weg gefunden" spöttelte Aigur.
Mit Leichtigkeit stieß der Thorwaler die Tür ein und öffnete seinen Begleitern den Durchgang. Die dahinter liegenden Kammern erweckten den Anschein von ehemaligen Werkstätten der Zwerge. In einer Kammer, in der sich auch eine Esse befand, lagen allerlei verrostete Werkzeuge. "Da, seht die tief verborgenen Schätze, ihres Hochkönigs Garbalon!" höhnte Lark von Wolven, womit er schmutziges Gelächter von Korbranor und Aigur erntete.
In einem anderen Gang befand sich inmitten des Weges ein tiefes Loch. Aigur überwand die gefährliche Stelle mit einem gewandten Sprung und half seinen Begleitern mittels eines Seils, sicher auf die andere Seite zu gelangen. Daraufhin betraten die Vier ein System von Gängen, das die Augen des Geisterbeschwörers wieder öffnete. Die Verruchten fanden sich in einer Grabstätte der Zwerge wieder.
"Was ist das?" ließ sich Korbranor vernehmen, der zuerst den reich verzierten Altar in einer Ecke des Grabgangs entdeckt hatte.
Karvak eilte wißbegierig herbei und begann mühsam die auf dem Altar eingravierten Schriftzeichen zu entziffern. "Tordol" kam es raunend von den kaum bewegten Lippen des Magus. "Dem Bergkönig und Gründer dieser Binge gewidmet - gleichsam eine Memoria. Eine Gedenken an die Opfer eines Minenunglücks vor etwa achthundert Jahren ..."
Korbranor, der einiges über den Finsterkamm wußte kratzte sich am Hinterkopf. "Ich frage mich warum König Garbalon die Mine nicht mehr in Betrieb nimmt. Die Adern scheinen noch nicht erschöpft zu sein. Dort hinten lag das Erz doch noch auf einem Haufen."
"Du hast den Geweihten doch gehört", erwiderte Aigur schroff. "Die gehen dort nicht mehr hinein, weil die alles hier unten für hochheilig halten. Ich glaube die kleinen Kriecher haben Angst." Der Thorwaler reckte sein Kinn in Richtung des Altars. "Die haben ihre Stollen geräumt, als ein paar Steine von der Decke gekommen waren ..."
"So einfach ist das nicht", gab Karvak - der durch die neue, geheimnisumwitterte Umgebung wieder redseliger geworden war - zu denken. "Etwas verbirgt sich noch ganz in der Nähe, das der Grund für die Zurückhaltung der Angroschim gewesen sein dürfte."
"Nicht übel" brummte der Thorwaler, doch seine Bemerkung war etwas ganz anderem zugewandt. Ohne zu zögern beugte sich Aigur über ein Zwergengrab und riß einen aufwendig bearbeiteten Lindwurmschläger - das beliebte Kampfbeil der Zwerge mit dem bärtigen Blatt - aus dem Steinhaufen. Lark von Wolven schritt mit einem verschlagenen Grinsen die Reihe der Gräber ab bis er eine kleinere Doppelblattaxt fand, die die Zwerge einen Sehnenschneider nannten. "Schöner Zwergenskraja" befand der Edelknecht und riß die Waffe aus dem Grab. Auch Korbranor scheute nicht, sich ebenfalls an den Grabbeilagen zu bedienen. Er fand einen gut erhaltenen Lindwurmschläger mit schönen Gravuren auf dem Blatt.
"Nun aber raus hier" warnte der Magus, der nur kopfschüttelnd zugesehen hatte, nicht zuletzt da er gewußt hatte, daß er seine Begleiter ohnehin nicht mit Argumenten von Frömmigkeit würde aufhalten können. Die Geoden hatten aus irgendwelchen Gründen diese Stätte ohnehin nicht mit magischen Fallen geschützt - das hatte Karvak frühzeitig erkannt.
Bald fanden die Vier eine Treppe, die noch tiefer in den Berg führte. Karvak zögerte nicht und schritt voraus. "Wir sind dem Stein schon ganz nahe" stellte der Magus dabei fest.
"Wohlan", frohlockte der Thorwaler. "Ich habe aber auch nichts dagegen einzuwenden, meine Ausrüstung noch ein wenig aufzubessern, das Wohl."
Mit einem dunklen Kichern verschwanden die Verruchten in dem finsteren Treppengang.