(03.09.2011, 10:18)Rabenaas schrieb: Du hast vermutlich auch an Breivik gedacht, als Du das geschrieben hast, und in dem Fall muss ich Dir Recht geben.Gedacht schon, aber ich habe ihn bewußt nicht erwähnt, weil das ein gezielter Terroranschlag ist und man (bzw. ich) über den Täter nicht viel weiß. Was seine wirklichen (bewußten und unbewußten) Motive waren und wie sein Geisteszustand ist, ist mir zu unklar, um ihn als Vergleich heranzuziehen.
(03.09.2011, 10:18)Rabenaas schrieb: Aber gerade die Londoner Ausschreitungen halte ich für wesentlich vielschichtiger. Die Medien verdammen die Ausschreitungen großenteils. Das heißt aber nicht, dass man Meinung der Medien pauschal teilen muss. Wer hat schon in die Köpfe der einzelnen Beteiligten geschaut? Und muss man eine klar formulierte politische Botschaft auf Plakaten mit sich herumschleppen?Es gibt in der Tat Situationen, in denen für sich genommen illegitime Gewalt eine letztlich positive Wirkung hat. Die Palästinenser hätten heute ohne die Intifada sicher keine Autonomiebehörde und auch Nordirland hätte keine Autonomie ohne die IRA. Wenn also auch der Terror abzulehnen ist, kann er manchmal am Ende auch positive Wirkungen für sonst Benachteiligte haben.
Damit die einzelne Gewaltaktion aber legitim ist, muß man m.E. ein klar formuliertes politisches Ziel haben und die Gewalt eingedämmt nur gegen "die richtigen" richten. Demgegenüber bin ich mir sicher, daß es einem Großteil der Londoner Randalierer einfach um die gute Gelegenheit ging, ungestraft plündern zu können. Das Bedürfnis des Menschen, sich umsonst wo bedienen zu können, ist weit verbreitet, dazu muß man nichtmal sozial benachteiligt sein.
Ich würde diese Unruhen ungefähr auf eine Stufe stellen mit den Ausschreitungen in den Pariser Vorstädten vor einigen Jahren. Es mag zwar auch da noch Unterschiede in den Gründen geben. Das Gemeinsame ist aber, daß man dem politisch nur entnehmen kann, daß dort ein großes Frustrationspotential vorhanden ist. Das allerdings gibt es in vielen Großstädten, sei es in Italien (Neapel), Spanien (extreme Jugendarbeitslosigkeit) und selbst in Deutschland (Berlin). Ob sich an den sozialen Problemen durch solche Aufstände - auch längerfristig - etwas verbessern läßt, bezweifle ich.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."