(08.04.2011, 13:09)Boneman schrieb: Eben, ich finde auch, man sollte das Emotionale nicht unterschätzen. Es pochen immer alle auf rationale, von Fakten beherrschten Diskussionen, dabei sind die herrschenden Emotionen meiner Meinung nach als Teil der Faktenlage zu betrachten.Dem würde ich auch nicht widersprechen. Mich stört nur, wenn Emotionales, also subjektive Ängste und Befürchtungen, mit einer Faktenanalyse vermischt werden. Es geht nicht darum, ob die Einbeziehung der Ängste der Bevölkerung erforderlich ist, sondern wie in einem Bericht argumentiert wird, ob aufrichtig klargemacht wird, welche Forderung sich auf objektive Fakten stützen und welche auf die Emotionen der Betroffenen. Wenn einerseits einzelne Experten zu Wort kommen, andererseits Anwohner emotional aufgeladen berichten und es dann keinen klarstellenden Kommentar dazu gibt, wird leicht der Eindruck suggeriert, daß der Experte die Befürchtungen der Anwohner bestätige, auch wenn er das vielleicht gar nicht wollte oder seine Meinung nur eine wissenschaftliche Außenseitermeinung ist.
Emotionen der Betroffenen darzustellen ist nicht falsch und mit Blick darauf politische Forderungen zu stellen auch nicht. Fehlendes Faktenwissen durch emotionale Statements von Anwohnern zu ersetzen und dann den Eindruck zu erwecken, es sei wissenschaftlich erwiesen, daß eine objektive Gefahr vorliegt, das ist falsch. Und diese Gefahr sehe ich bei der einen oder anderen Reportage aus dem Bereich des investigativen Journalismus, der sich eben allzuoft an der grenze zum Sensationsjournalismus bewegt.
(08.04.2011, 13:09)Boneman schrieb: Es genügt nicht, zu sagen "Ich weiß, dass dich das beunruhigt", wenn man das trotzdem überhaupt nicht in die Bewertung der Situation einbezieht und schließlich zu dem Ergebnis kommt, dass es "objektiv"/"rational"/"faktisch" gesehen gar keinen Grund zur Beunruhigung gibt und somit alles in Ordnung ist. Wer das tut, verleugnet - polemisch ausgedrückt - schlicht seine menschliche Abstammung.Wie Du dem Schluß meines letzten Beitrages entnehmen kannst, tue ich das ja auch nicht. Nur kann man, je nachdem, was das Ergebnis der Recherche ist, zu unterschiedlichen Ergebnissen bzw. Problemlösungen kommen. Besteht etwa eine objektive Gefahrt, daß bei so einem Manöver ein Super-GAU ausgelöst wird, dann müssen diese unbedingt unterlassen werden. Eine andere Forderung verbietet sich geradezu. Wenn es um die Befürchtungen der Anwohner geht, aber objektiv keine Gefahr besteht, genügt eventuell eine intensive Information über den Einsatz, um diese Ängste zu zerstreuen.
(08.04.2011, 13:09)Boneman schrieb: Unabhängig davon bleibt natürlich die Frage, wieso die ausgerechnet dort ihre Übungen abhalten müssen. Besteht irgendeine Notwendigkeit, dass es gerade dieser Ort sein muss?Ich kann das nicht letztendlich beurteilen, würde aber auch meinen, daß es für eine Übung nicht so schwer sein kann, ein anderes Ziel zu finden. - Doch gehe ich davon aus, daß das Ziel in einiger Nähe zum Stützpunkt liegen soll und eine auffällige Bodenstruktur darstellen muß. So ein Atomkraftwerk mit seinen großen Kühltürmen macht da ja schon was her und ist aus der Luft unverwechselbar. Schon möglich, daß es Gründe gibt, weshalb man dieses ausgesucht hat. Daß diese Gründe so schwer wiegen, auch nach Fukushima noch damit verbundene Restrisiken einzugehen oder auch nur die Bevölkerung zu beunruhigen, kann ich mir schwer vorstellen.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."