08.04.2011, 13:09
(08.04.2011, 08:42)Zurgrimm schrieb: [...] Nicht selten ist die Faktenlage recht dünn und wird durch emotional aufgeladene Statements oer Interviews mit Betroffenen und Anwohnern vermischt.Eben, ich finde auch, man sollte das Emotionale nicht unterschätzen. Es pochen immer alle auf rationale, von Fakten beherrschten Diskussionen, dabei sind die herrschenden Emotionen meiner Meinung nach als Teil der Faktenlage zu betrachten. Wenn man das tut, kommt man sehr viel eher zu der Ansicht, dass dieser Beitrag, auch wenn er [sorry, mein Fehler] der sicher zumindest teilweise aus den Ängsten der Anwohner resultiert ist, genauso gültig ist wie einer, in dem sie akribisch ausgemessen hätten, wie die Flugzeuge sich tatsächlich um das AKW bewegen und daraus - "wissenschaftlich fundiert" - einen Gefährdungsfaktor errechnet hätten.
Gerade letzteres war in diesem Monitor-Beitrag der Fall. Da kamen sehr viele Anwohner zu Wort, die sich einfach bedroht fühlten. Den Fragen, wie groß die Gefahr bei Einhaltung der Vorschriften wirklich ist bzw. welche Restrisiken es gibt, und ob die Vorschriften sklavisch eingehalten werden in Übungs-Luftkampfmanövern, wurde nicht nachgegangen.
[...]
Insofern finde ich es schon richtig, daß das Thema gerade im Rahmen der aktuellen Atomsicherheitsdiskussion aufgegriffen wird. Man muß aber eben schon sorgfältig trennen, was man wirklich weiß und was nur ein "Gefühl" ist. - Womit ich allerdings auch nicht sagen will, daß man auf die Bedrohungsgefühle der Anwohner keine Rücksicht nehmen sollte. Eine vernünftige Information der Anwohner (hat die stattgefunden?) sollte das Mindeste sein.
Ich widerspreche deiner Meinung nicht, dass man, kurz gesagt, beim Gucken sein Hirn nicht abschalten darf. Das ist für mich selbstverständlich. Es geht mir allein um die Betrachtungsweise (die fett markierten Sätze). Ehrlich gesagt finde ich das Herabspielen von Gefühlen und Emotionen in Diskussionen gleich welcher Art nämlich eine ganz unsägliche Praxis. Damit will ich mich ausdrücklich nicht der Politiker-Floskel "Wir müssen die Ängste der Bevölkerung ernstnehmen" anschließen. Es genügt nicht, zu sagen "Ich weiß, dass dich das beunruhigt", wenn man das trotzdem überhaupt nicht in die Bewertung der Situation einbezieht und schließlich zu dem Ergebnis kommt, dass es "objektiv"/"rational"/"faktisch" gesehen gar keinen Grund zur Beunruhigung gibt und somit alles in Ordnung ist. Wer das tut, verleugnet - polemisch ausgedrückt - schlicht seine menschliche Abstammung.
(Politisch gesehen führt das auf Dauer sowieso nur dorthin, dass irgendwann wieder einer kommt, von dem die mittlerweile emotional ausgehungerten Menschen sich ernstgenommen fühlen und dem sie dann in Scharen zulaufen. Und dann kann man nur hoffen, dass dieser Jemand ehrliche und gute Absichten hat.)
Unabhängig davon bleibt natürlich die Frage, wieso die ausgerechnet dort ihre Übungen abhalten müssen. Besteht irgendeine Notwendigkeit, dass es gerade dieser Ort sein muss? Wenn nicht, wäre nämlich diese ganze Diskussion mal wieder unnötig und dann könnte man sich auf andere Dinge konzentrieren. Im Beitrag sagt einer: "Man muss es ja nicht provozieren."
Great people care.