01.12.2010, 20:41
(30.11.2010, 17:56)exi schrieb: ... nee, vielleicht bin ich zu alt, aber den Drang nach "immer größer, immer schneller, immer bunter, immer hochauflösender" kann ich nicht verstehen. Der technische Stand von Riva war nicht das Optimum der damaligen Zeit. Aber es war ein technischer Stand der von der Mehrheit der damaligen Maschinen und Betriebssysteme erfüllt wurde. In all den Jahren habe ich 486, K6, Pentium I/II genutzt und NLT lief problemlos (W95, 98, ME). Das waren keine Hightech-Wundermaschinen, sondern 08/15-Geräte mit handelsüblichen Bauteilen. Allein die Vorstellung ich hätte wegen der NLT eine Graphikkarte kaufen müssen, hätte mir den Einstieg versauert. Und rückblickend können wir feststellen, daß bis zum Jahr 2002 - also bis XP - die Technik von Riva ausgereicht hätte um Kunden zu bedienen.
Vor ein paar Jahren, so ungefähr mit dem Erscheinen der Orange Box, hatte ich die Erwartung, dass weitere Verbesserung der Grafik in vielen Bereichen nicht mehr sinnvoll ist und man sich deshalb, um die Konkurrenz zu überbieten, auf andere Bereiche (Gameplay) konzentrieren müsse. In gewisser Hinsicht ist das auch geschehen: In den letzten Jahren hat sich ein Markt für innovative Indie-Spiele entwickelt. Diese Spiele kosten deutlich weniger als die 50€, die man üblicherweise für ein modernes, "großes" Spiel berappen muss. Der Spieler erwartet also nicht großartige Grafik, aber gutes Gameplay will er für sein Geld schon haben. Im Vollpreis-Bereich allerdings wird nach wie vor hochgerüstet, auch wenn zunehmend mehr Rechenleistung für die Physiksimulation benutzt (was ich interessanter finde, als meinen Spielercharakter in den Augen des Doom5-Monsters reflektiert zu sehen).
Eigentlich hatte ich diesen Eindruck auch schon bei Arcanum. Ich meine, die isometrische Engine kann man nicht weiter verbessern. Viele 3D-Iso-Engines sehen dagegen potthässlich aus. Die Story war interessant. Und man konnte das Spiel mit einem eloquenten Char durchspielen, mit hohem CH und "Persuasion" konnte man mehr Leute mitnehmen und hatte auch in Gesprächen zusätzliche Optionen, eine Queste einfach durch geschicktes Reden zu lösen. Wie viele Computerrollenspiele bieten das?
(30.11.2010, 17:56)exi schrieb: Beim Punkt der Selbstausbeutung muß man allerdings fragen, was Hr. Henkel denn als Kundschaft angesehen hat? Wenn er die Graphik-Engine immer besser gestalten wollte, dann wohl die Jugendlichen die jederzeit das Kleingeld besitzen, um sich für ein neues Spiel einen neuen Rechner zu kaufen Der Drang immer besser als die Konkurrenz zu sein, immer mehr Käuferschichten anzusprechen und jede neue Hardware maximal auszureizen, die führt zwangsläufig in den Untergang. Das ist ein Wettkampf zwischen den Firmen den keine Firma gewinnen kann, weil jede weitere Runde noch mehr kostet als die vorige.
Der Drang nach "höher, schneller, weiter", das "besser als die Konkurrenz sein" sind nicht mehr oder weniger als die Grundregel des Kapitalismus. Wenn du meinst, dass das zwangsläufig in den Untergang führt, dann ... willkommen im Club (of Rome).
(30.11.2010, 17:56)exi schrieb: Wieder rückblickend gesehen, hätte eine Spezialisierung auf Kunden die wegen des Labels "DSA" kaufen, ein anderes Ergebnis bringen können. Dann hätten Attic GmbH und Schmidt Spiele GmbH je Spiel vielleicht nur 150'000 CDs an DSA-Fans verkauft. Aber im Gegenzug hätten sie die Entwicklung einstellen und die Herstellungskosten deutlich senken können. Denn letztlich hegen wir die NLT bis heute nicht weil sie supermodern wäre, weil man mit dem Besitz und spielen vor Kumpels angeben könnte, sondern weil wir mit Papier und Bleistift vom DSA-Virus infiziert sind. Wir kaufen weil "Das Schwarze Auge" darauf geschrieben steht und der Inhalt dem Etikett entspricht. Und wir würden auch zukünftig kaufen wenn nur DSA darauf steht.
Wie hätte das aussehen sollen? Eine Spezialisierung auf P&P-Spieler verringert doch nicht die Arbeit. Im Gegenteil, der Aufwand wird noch viel größer. Gerade bei den DSA fällt auf, dass die Fans ziemlich kritisch sind, was "Stimmigkeit" angeht. Da wird gerne mal eine Publikation verrissen, weil die Protagonisten "unrealistisch" handeln oder der Autor sich nicht hinreichend mit den Adelsbriefspielern abgestimmt hat. Und den Kram programmieren muss man sowieso, gute Gamedesigner, Grafiker und Musiker braucht man auch. Okay, man spart sich die teure Audio-Synchronisation und die 3D-Modeler.
Ich glaube, die einzige Möglichkeit, eine Fortsetzung der NLT nach unserem Wunsch in die Hände zu bekommen, ist es, sie selbst zu machen. Und auch da werden nicht alle uneingeschränkt zufrieden sein, sonst hätten wir alle den gleichen Lieblingsteil der Trilogie.
Hallo, ich bin's - der Bart von Fidel Castro. Und mir ist total langweilich nie geschnitten wurde.
I'm a roleplayer. My dice are like my relationships: platonic and unlucky.
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