Wollt ihr wissen, was ich gerade lese? Nachdem ich Alice Miller durch habe, kommt nun Arno Gruen an die Reihe mit Der Verrat am Selbst - Die Angst vor Autonomie bei Mann und Frau. Und ratet mal, was dort schon auf den ersten Seiten steht...
*und weg...*
Arno Gruen, Der Verrat am Selbst, S.18f schrieb:Ein Beispiel dafür aus Jean Liedloffs 'Auf der Suche nach dem verlorenen Glück' (1980): Die Autorin beschreibt die Situation eines Säuglings, der vor kurzem von der Entbindungsstation nach Hause kam. Seine Mutter "liebt ihn mit einer bis dahin nicht gekannten Zärtlichkeit. Anfangs fällt es ihr schwer, ihn nach dem Füttern wieder hinzulegen, besonders weil er so verzweifelt dabei schreit. Aber sie ist überzeugt davon, daß sie es tun muß, denn ihre Mutter hat ihr gesagt (und sie muss es ja wissen), daß er später einmal verzogen sein und Schwierigkeiten machen wird, wenn sie ihm jetzt nachgibt... Sie zögert. Ihr Herz wird zu ihm hingezogen, doch sie widersteht und geht weiter. Er ist soeben frisch gewickelt und gefüttert worden. Deshalb ist sie sicher, daß ihm in Wirklichkeit nichts fehlt; und sie läßt ihn weinen, bis er erschöpft ist."
Wir sehen hier eine Mutter, die das Verlangen ihres Kindes nach Kontakt und Berührung nicht richtig erkennt und deshalb nicht angemessen darauf reagieren kann. Das kann nur passieren, weil in ihrer Entwicklung ihr eigenes Verlangen abgewürgt wurde. Solch ein Ablauf der Entwicklung führt dazu, daß eine Mutter keinen Zugang zur eigenen Autonomie hat und deswegen auch nicht zu der ihres Kindes. In dieser Begebenheit geschieht etwas Unausgesprochenes: Die Mutter läßt den Säugling leiden, ohne daß sie sich dessen bewußt werden müßte oder sich gar eine Absicht dahinter eingestehen müßte. Das Ungeheure, auf das Liedloff uns hinweist, ist die Art und Weise, wie unser Verhältnis zur Realität als Waffe gebraucht wird, um das Kind zu peinigen. Wir haben es hier mit einer verleugneten Feindseligkeit zu tun, die uns von Geburt an umgibt und deswegen weder vom Opfer noch von dem, der Unterwerfung fordert, anerkannt wird. In Wirklichkeit fehlt dem Kind ja nichts!
*und weg...*

Great people care.