(01.09.2010, 10:05)Aigolf schrieb: Worüber hier garnicht nachgedacht wurde (oder es wurde nur ich habe es wohl nicht gelesen) das Kinder schon im Säuglingsalter verschiedene Charaktere haben , nicht jeder ist gleich und daher kann man wie man an sowas herangehen kann nicht pauschalisieren , es gibt einfach viel zu viele unterschiede.der Punkt ist das man einfach ausloten muss , wie man sowas händelt , den richtigen Weg zu finden ist kaum möglich .Absolut! Das ist mir durchaus bewusst. Namedropping gefällig? Jung, Myers/Briggs, Keirsey, ...
Neugeborene haben natürlich noch keine fertige Persönlichkeit, sondern bilden sie erst mit der Zeit. Ein Teil hängt von der Umwelt ab; das ist der, die später dazu kommt. Der andere Teil sind die genetischen Anlagen, die natürlich von Geburt an bestehen.
Dazu gehört zum Beispiel die Ausprägung der Sensibilität für Reize der Umwelt. (Namedropping? Elaine Aron.) Das mittlerweile mehrfach von mir genannte Schreien zum Verarbeiten von Eindrücken macht ja auch nicht jedes Kind, manche gar nicht, manche zweimal die Woche... Ich selbst habe die ersten vier Wochen meines Lebens jeden Abend zur gleichen Zeit rund eine Stunde durchgeheult und nichts und niemand konnte mich beruhigen. Einfach liegengelassen hat mich meine Mama aber trotzdem nicht. Und Plastikschaufeln geklaut habe übrigens ich auch nie.
(Ich weiß, dass es in dieser Diskussion vermutlich überhaupt nichts Wert ist, aber ich bin eigentlich das beste Beispiel dafür, dass Nicht-schreien-lassen aus einem Kind kein Ego-Schwein macht. )
So gibt es natürlich auch Kinder, die sich stundenlang mit sich selbst beschäftigen können, ohne dass man merkt, dass sie überhaupt da sind! Andere langweilen sich schon nach 5 Minuten. Das Fass hab ich ja schon angeschnitten.
Das ist bei Erwachsenen übrigens nicht anders: Die einen machen am liebsten jeden Abend Party und gehen kaputt, wenn sie mal zuhause bleiben müssen - die anderen verstehen nicht, wie man in einer Diskothek etwas anderes tun kann als sich zu langweilen, und lesen lieber ein Buch.
Beide Varianten sind ganz normal und haben auch nichts mit der Erziehung zu tun! Die Erziehung kann sich aber schädlich auswirken, wenn sie diese gegebenen Faktoren nicht berücksichtigt.
Manche Kinder scheinen also einfach empfindlicher zu sein als andere. Sie heulen auch öfter. Aber das bedeutet nicht, dass man daraus schließen kann, dass sie keinen Grund dafür hätten. Sie sind tatsächlich "bedürftiger"! Man könnte auch sagen: Auf ihnen wiegt die Last der Welt schwerer. Und für sie ist es dann noch schlimmer, wenn sie allein gelassen werden, als für den Durchschnitt.
Noch weiter darauf einzugehen, würde den Rahmen endgültig sprengen, auch wenn ich durchaus glaube, dass das ebenfalls keine zu unterschätzende Rolle spielt.
Trotzdem bleibe ich weiterhin beim gemeinsamen Nenner: Wenn ein Kind schreit, dann hat es etwas. Wenn ein Kind einen sensibleren Charakter hat, dann schreit es meinetwegen früher und öfter - aber es hat etwas! Ein anderes Kind hat vielleicht selten etwas - super! Aber es gibt keinen Maßstab, kein "gesundes Maß". Auch das "Durchschnittskind" bietet keinen.
Was zum Beispiel auch stark von der Persönlichkeit abhängt, ist die Wahl, die hier genannt wird:
Alice Miller schrieb:Wenn man einem Kind Moral predigt, lernt es Moral predigen, wenn man es warnt, lernt es warnen, wenn man mit ihm schimpft, lernt es schimpfen, wenn man es auslacht, lernt es auslachen, wenn man es demütigt, lernt es demütigen, wenn man seine Seele tötet, lernt es töten. Es hat dann nur die Wahl, ob sich selbst, oder die anderen oder beides.
Great people care.