(07.09.2009, 07:03)Begorn von Harden schrieb: O. K. ich bin ein bisschen sarkastisch, ich frage mich aber immer allen ernstes, wie man auch so eine Idee kommen kann und vor allen wer und warum. Wenn es das Schlaraffenland geben würde, hätten wir es schon längt erschaffen. Man kann nichts erreichen, wenn man nichts dafür tut. Die Evolution sieht vor, dass sich die Stärksten durchsetzten. Wir unterstützten die Schwachen und das ist aus meiner Sicht auch gut so. Wen ich nicht unterstützen möchte sind die faulen, die sagen, ich brauche nicht arbeiten ich bekommen mein Geld von Staat. Hier meine ich nicht die Beamten. Ich bin der Meinung, dass jeder der Arbeiten kann, sich in die Gesellschaft einbringen sollte und nicht Geld für nothing bekommt.
Da hast du aber was missverstanden. Nicht nur, dass es nicht um ein Schlaraffenland geht: Es heißt "the fittest", nicht "the strongest".
Es gibt natürlich auch eine gesellschaftliche Evolution. Nur findet die anscheinend ohne uns statt und hängt uns alle ab, ganz besonders wo sie zur Zeit so stark das Arbeitsleben verändert. Es gibt die Theorie, dass Evolution in Schüben passiert; auf gesellschaftlicher Ebene ganz offensichtlich - ausgelöst durch technologische R-evolutionen. In einem solchen Schub befinden wir uns gerade. Tatsächlich geht das mit den Technologien mittlerweile so schnell, dass wir aus den Schüben gar nicht mehr herauskommen.
Nur findet die Evolution anscheinend ohne uns statt und hängt uns so langsam ab, ganz besonders, wo sie zur Zeit so stark das Arbeitsleben verändert. Wir lernen täglich, dass wir immer weniger gebraucht werden. (Die Krise macht das Ganze natürlich nicht besser.) Und niemand will ein Sozialfall werden. Aber gerade das passiert mit den Leuten, die nicht gebraucht werden. Aus "wir wollen dich nicht" wird ein "du willst nicht" und es gibt Leistungskürzungen. Es darf nicht zu offensichtlich werden, dass es auch ohne uns geht. Denn sonst kommen die Linken und vor denen haben sowieso alle Angst. Dabei ist das gar nicht so schlecht, "im herkömmlichen Sinne" nicht gebraucht zu werden, denn es gibt mehr als genug andere Dinge zu tun, worauf ich jetzt aber nicht eingehen will.
Zurück zur Sache: Das Grundeinkommen wäre ein Schritt zur Anpassung. Wer an dem alten Leistungsgedanken festhalten will, verweigert sich dieser Anpassung. Und wenn diese Anpassungsverweigerer langfristig in der Mehrheit bleiben, werden nicht nur die Schwachen (im Darwins Sinne also sie selbst) zurückbleiben. Es geht gar nicht mal so sehr darum, ob wir am Schluss tatsächlich bei einem Grundeinkommen landen. Aber nach wie vor halte ich dieses für das Mittel der Wahl, da es uns weit genug nach vorne bringt, um die Lücke zu überwinden (und sogar noch einen Vorsprung herauszuholen), und, clever genug angestellt, auch tatsächlich machbar ist. Es wäre eben mehr als nur ein Flicken im durchlöcherten Teppich.
Edit: Ich würde vorschlagen, das Grundeinkommen versuchsweise mal nicht als (soziales) Netz zu begreifen, das einen am Ende eines (langen) Falls auffängt, sondern als soliden Betonblock, auf dem man bauen kann und der einen Ausgangspunkt für - gerne auch gewagtere - Unternehmungen darstellt. Als Zuflucht, die einem Schutz und Sicherheit bietet, die man aber auch immer wieder gerne verlässt, da man weiß, dass sie noch da ist, wenn man wieder zurückkommt. So ähnlich wie Ardos Haus in Drakensang oder das Schiff im zweiten Teil.
Great people care.