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Bedingungsloses Grundeinkommen
Ich habe im Letzten Beitrag an einer Stelle einen Teil hierher ausgelagert. Er gehört noch zur Diskussion, aber ich schweife etwas ab und es dient sicherlich nicht der Sachlichkeit der Diskussion, wenn ich ihn dort stehen ließe (nichts Persönliches, keine Sorge ;)). Da ich den besagten Abschnitt ganz zum Schluss geschrieben habe, passt es so auch chronologisch besser und würde sonst nur die Diskussion zerreißen. Alle, die diese Diskussion noch verfolgen (;)) und über die markierte Stelle oben direkt hierhergesprungen sind, mögen also bitte zunächst den letzten Beitrag fertiglesen und im Anschluss an diesen Post den gedanklichen Bogen an die Stelle des Zitats schlagen, bevor sie mit der Lektüre des folgenden Abschnitts beginnen. :D


Boneman schrieb:Es finden sich mit Sicherheit Leute, deren Arbeitsbereitschaft mit steigendem Lohnangebot zunimmt. Da wirst du mir bestimmt nicht widersprechen. Extrinsische Motivation ist ja kein Mythos. Aber dann ist von vornherein eine grundsätzliche Bereitschaft, diese Arbeit anzunehmen, schon da. Der springende Punkt ist, das es ganz allein im Ermessen des Einzelnen liegt, ob er eine Arbeit annimmt oder nicht. Und ob er seine Bereitschaft dazu auch von der Höhe der Bezahlung abhängig macht, ist nicht mein Bier. Wichtig ist: Es gibt keinen Arbeitszwang, keinen finanziellen Druck und keine soziale Ausgrenzung, egal wie man sich entscheidet!
Wenn diese grundsätzliche Bereitschaft nicht da ist, bringt man jemanden natürlich nur dazu, eine Arbeit anzunehmen, wie es heute praktiziert wird und du es anscheinend verteidigst: Man muss ihn zwingen. (Eine kleine, aber feine Anmerkung dazu folgt im nächsten Beitrag.)
Psychologisch funktioniert das übrigens so, dass der Trieb, der die Ablehnung der Arbeit auslöst, einfach durch einen noch stärkeren Trieb überschrieben wird. Angst eignet sich für eine solche Strategie typischerweise besonders gut. Und praktischerweise nutzt man auch gleich eine der stärksten Ängste überhaupt: die Angst vor dem Verlust der eigenen Würde. Dass man damit schon ziemlich nah am Optimum dran ist, erkennt man daran, dass die Menschenwürde in der Verfassung als höchstes Gut angesehen wird. Natürlich muss man das alles noch etwas verschleiern, wobei es eine dankbare Hilfe ist, dass der Würdebegriff ziemlich "schwammig" - oder wie du es gesagt hast, "gummiartig" - und daher schwer einklagbar ist.

Dass man gleich den stärksten Trieb nimmt, macht das Ganze nicht nur ungeheuer effektiv, sondern auch effizient: Man erspart sich nämlich unnötige Querelen und "Nachjustieren". Direkt an der Menschenwürde anzusetzen, ist also ein sehr ökonomisches Prinzip.

Es ist natürlich indiskutabel, dass das im Endeffekt nichts anderes als seelische Misshandlung ist. (Als Jurist würde ich mir Gedanken darüber machen, ob das nicht den Straftatbestand der Misshandlung von Schutzbefohlenen (Staat/Bürger) erfüllt. Verfassungswidrig ist es ja sowieso...)

Ich führe diesen kleinen Exkurs noch ein wenig weiter, denn dadurch ist auch zu erklären, warum sich Hartz-IV-Empfänger irgendwann auf die faule Haut legen(*). Sie haben einfach diese Grenze überschritten. Der Trieb der Angst vor dem Verlust der Würde ist unwirksam, weil die Würde bereits verloren worden ist. Das ist sogar mathematisch logisch. Die Belastungsgrenze ist da natürlich sehr individuell. Glücklicherweise gibt es genug Leute (bzw. genügend viele genügend lange), die sich der Angst weiter beugen und denen es gelingt, immer noch ein klitzekleines bisschen schneller zu sein. Ansonsten müsste man darüber nachdenken, welche Angst als noch stärkerer Ersatztrieb geeignet wäre. Der Verlust von Körperteilen? Die Entführung von Angehörigen? Terrorismus vielleicht?

(*) Das trifft natürlich nicht auf alle zu; es gibt auch die Aussteiger, die für sich erkannt haben, dass der Verlust der Würde nicht durch den Verlust der Existenzgrundlage, sondern durch das Beugen unter dieses System geschieht. Das sind dann diejenigen, denen ich es in der Tat herzlichst gönne, dass sie den Mechanismus durchschaut und den Spieß umgedreht haben und sich fürderhin vom Staat versorgen lassen.

Das sind übrigens alles unmittelbare Folgen aus dem von dir verteidigten Menschenbild. Aber mach dir keine Sorgen, diesem Bild unterliegt ja die absolute Mehrheit der Bevölkerung. Nur erkennen sie das Fatale daran nicht - und wenn doch, dann meist nur durch die Erfahrung der oben genannten Dinge am eigenen Leib und Leben. (Ich hoffe jedenfalls, dass es Unwissenheit ist. Ansonsten müsste man Ignoranz oder sogar Akzeptanz unterstellen. Straftatbestand der unterlassenen Hilfeleistung?)


(Eine abschließende Bemerkung für alle, die es nicht verstanden haben sollten: Das war Realsatire. (Deshalb auch kein Smilie.))
Great people care.
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Bedingungsloses Grundeinkommen - von Boneman - 18.06.2007, 21:56
RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - von Fury - 08.02.2008, 23:49
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