Breida, 1. Rondra 15
Wir mussten uns ganz schön abmühen um all das frische Rindfleisch nach Breida zu schleppen. Aber mit vereinten Kräften schafften wir es den ganzen Bullen beim örtlichen Fleischer loszuschlagen. Er rückte sogar einige Dukaten dafür raus. Bevor wir weiterziehen wollten nächtigten wir dann im ‚Wegkreuz’. Eine wirklich zu empfehlende Herberge.
Peilinen, 3. Rondra 15
Nach einer ereignislosen, zweitägigen Wander-ung kamen wir in Peilinen an. In der örtlichen Taverne mit dem illustren Namen ‚Löwe und Einhorn’ erfuhren wir, dass Minnas Vater vor einigen Wochen hier halt gemacht hatte. Minna war erstmal sehr erleichtert. Immerhin hatte ihr Vater es bis hierhin geschafft. Wir waren also noch auf der richtigen Spur. Die Nacht verbrachten wir dann in ‚Travias Ruh’ wo wir uns wahrlich so zuhause fühlten wie im Schoss unserer Mutter.
Rovamund, 5. Rondra 15
Gestern waren wir dann nach Süden aufgebrochen. Rovamund war das Ziel gewesen. Ich muss schon sagen, sowenig wie die Strasse hier auch genutzt wird, sie ist in einem außergewöhnlich guten Zustand. Etwa auf halbem Weg entdeckte Eren dann auf der anderen Roval-Seite einen überwachsenen Weg der in ein Gehölz führte. Wir waren allerdings nicht in der Stimmung den schnell fließenden Ingval zu durch-schwimmen.
In Rovamund angekommen wollten wir heute Abend im ‚Immansieg’ einkehren, doch es war gerade eine veritable Kneipenschlägerei im Gange, aus der wir uns lieber heraushalten wollten. Deshalb buchten wir in der ‚Grenzwacht’ ein Zimmer. Der Herbergsvater bestätigte uns, auf Minnas Nachfrage hin, dass ihr Vater vor einigen Wochen hier genächtigt hatte. Minna war sofort wieder guter Hoffnung ihren Vater lebend wieder zu finden, doch ich war und bin da etwas skeptischer. Ich mochte ihre Hoffnung allerdings nicht zerstören und blieb daher stumm.
Herberge ‚Am Ingval’, 7. Rondra 15
Tief bedrückt kamen wir heute Abend in der Raststätte ‚Am Ingval’ an. Alle hatten wir mit Minna gehofft ihren Vater lebend zu finden, doch zu meinem Leidwesen hatte sich meine düstere Vorahnung bestätigt.
Es war gegen Mittag gewesen, als Tanya die Geier bemerkt hatte. Etwa zwanzig Meilen östlich von Rovamund kreisten einige von ihnen über dem Strassengraben, während andere an einem Kadaver fraßen. Bei ihrem Anblick rutschte mir sofort das Herz in die Hose. Minna rannte los. Schnell folgten wir ihr und gemeinsam konnten wir ein paar der Vögel verscheuchen. Allerdings mussten wir einige von ihnen sogar töten.
Viel war nicht mehr übrig von dem Leichnam des toten Wanderers. Es war fast nur noch das Gerippe übrig. Man konnte nicht einmal mehr feststellen ob hier Mann oder Weib zu Tode gekommen war. Plötzlich fiel Minna schluchzend auf die Knie.
„NEEEEEIIIIN!“ heulte sie los. Sie hatte ein Amulett bei dem Toten entdeckt, das ihr nur allzu bekannt war. Der Tote musste ihr Vater gewesen sein. Minna, so erklärte sie uns später, hatte das Amulett in einer Prüfung angefertigt und mit einem Schutz vor Feuerzaubern belegt und es ihrem Vater zu dessen Geburtstag geschenkt.
Minna war untröstlich. Wir hatten Mühe sie von ihrem toten Vater loszueisen. Thor und ich huben einige Schritt weit vom Weg entfernt, unter einer alten Eiche ein Grab aus. Aryah setzte sich an das Kopfende des Grabes und erfüllte die Luft mit den klängen ihrer Leier und sang ein elfisches Totenlied. Tanya und Eren halfen dann Thor die Überreste der Leiche von Minnas Vater in das Grab zu legen, während ich die schluchzende Magierin in meinen Armen hielt.
Ich wog sie sanft hin und her. Es zerriss mir fast das Herz meine langjährige Freundin so erschüttert zu sehen. Ich strich ihr sanft durchs Haar und summte das Schlaflied, das meine Mutter mir immer vorgesungen hatte. Es schien zu helfen. Langsam kam sie wieder zur Besinnung. Ihren Tränen versiegten und wir beerdigten ihren Vater gemeinsam. Thor hatte inzwischen ein Boronrad geknüpft, das er Minna übergab. Sie legte es vorsichtig auf das Grab und stand dann ganz still da. Wir zogen uns leise einige Schritte zurück und warteten in Ruhe bis sich Minna von ihrem Vater verabschiedet hatte.
Nordvest, 8. Rondra 15
Nach einem sehr bedrückten Tag auf der Strasse nach Nordvest, kamen wir seelisch völlig erschöpft in eben diesem Ort an. Wir hatten alle beschlossen nicht sofort umzukehren, sondern unsere Nachforschungen in dieser Ecke Aventuriens fortzusetzen. Außerdem wollte Minna noch, soweit möglich, die letzten Tage ihres Vaters rekonstruieren.
Wir kehrten in der Taverne ‚Zum Ritter’ ein und speisten vorzüglich, wenn auch mit wenig Unterhaltung. Jeder schien heute seinen eigenen Gedanken nachzu-hängen. Leider brachten auch meine Erkundigungen an der Bar keine Hinweise auf Hyggelik und sein Schwert. Nur ein alter Säufer meinte sich an Minnas Vater erinnern zu können. Er glaubte dass er sich mit diesem vor knapp einer Woche hier abends unterhalten zu haben. Sicher war er sich allerdings nicht. Scheinbar war er auf dem Rückweg gewesen.
Nordvest - Kravik, 9. Rondra 15
Wir sind heute einigen Flößern begegnet, die auf dem reißenden Ingval einige Baumstämme zu kontrollieren versuchten. Ihr Floss war von den tobenden Fluten auseinander gerissen worden und Eren konnte die Flößerin aus dem Griff des Wassers befreien. Wir halfen den beiden dann noch mit einem Seil aus und schnell war das Floss wieder zusammengebunden. Die zwei waren uns äußerst dankbar und verabschiedeten sich nach einer kurzen Malzeit in Richtung Nordvest.
Kravik - Skelellen, 11. Rondra 15
Wir hatten uns gestern von Kravik aus weiter nach Skelellen aufgemacht. Minna wollte schließlich noch ihre Tante dort aufsuchen um ihr vom Tod ihres Vaters zu berichten. Leider war die Strasse dieses Namens nicht würdig. Es war mehr ein ausgetretener Trampelpfad und wir kamen nur langsam voran. Etwa auf halber Strecke hatten wir dann gestern ein Nachtlager aufgeschlagen.
Ich weiß jetzt nicht ob ich kurz eingenickt war, oder ob Sie uns auch so überfallen hätten, Aber es war während ich Nachtwache schob. So gegen fünf Uhr morgens standen sie Plötzlich auf unserer Lichtung. Ein gewaltiger Oger und zwei Orks griffen uns ohne Vorwarnung an. Der Gigant brüllte unbeschreiblich, als er mit hocherhobener Keule auf mich zu rannte. Ich konnte gerade noch meine Axt heben um dem mächtigen Hieb abzulenken. Leider prallte die riesige Keule auf meine rechte Schulter und ich stürzte benommen zu Boden. An kämpfen war jetzt nicht mehr zu denken.
Zu meinem Glück hatte das Gebrüll des Riesen meine Gefährten geweckt, die prompt zu meiner Rettung eilten. Ein Meisterschuss von Tanya rettete mein Leben. Eben hatte der Oger wieder zum Schlag ausgeholt, als ein gefiederter Pfeil in seinem Auge zitternd stecken blieb. Wie vom Blitz getroffen stürzte der tumbe Schläger zu Boden und begrub mich unter sich. Vom Rest des Kampfes konnte ich dann nicht mehr allzu viel sehen.
Als meine Freunde dann den Koloss von mir wuchteten sah ich zwei orkische Leichen die eine deutliche Sprache sprachen. Müde und unausgeschlafen setzten wir unseren Weg in Richtung Skelellen fort.
Skelellen, 12. Rondra 15
Am späten Nachmittag hatten wir Skelellen erreicht und Minna noch zum Haus ihrer Tante begleitet. Allerdings hatten wir alle das Gefühl es wäre besser uns zurückzuziehen. So ließen wir dann die beiden trauern-den allein und begaben uns in den ‚Orkschädel’, eine lärmende Taverne.
Von einem der Gäste dort erfuhren wir von guten Jagdmöglichkeiten nördlich von hier. Er erzählte uns auch von einem Trampelpfad in Richtung Phexchaer. Allerdings war er noch nie so weit gegangen und wir beschlossen den Steineichenwald dieses mal nicht zu durchqueren.
Später stieß Minna dann in der ‚Letzten Rast’, irgendwie ein passender Name, wieder zu uns. Ihr Vater hatte seine Schwester wohl für einige Tage besucht und war vor fast zwei Wochen wieder in Richtung Thorwal aufgebrochen. Wir beschlossen dies morgen auch zu tun.
Skelellen - Rovamund, 15. Rondra 15
Puh! Total abgekämpft haben wir gerade unser Nachtlager an einem kleinen See aufgeschlagen. Eren hatte etwa auf halber Strecke nach Kravik einen Pfad Richtung Westen in den Wald entdeckt. Wir hatten sofort vermutet dass es derselbe Pfad war den wir auf der Strecke Peilinen nach Rovamund gesehen hatten. Nach kurzer Beratung beschlossen wir es einmal zu versuchen. Minna war besonders vehement dafür. Sie wollte wohl nicht so schnell wieder am Grab ihres Vaters vorbei. Ich kann das gut nachvollziehen.
Die Gründe für unsere Abgekämpftheit sind Bäume und Lianen. Ein riesiges Dickicht hatten wir zerteilen müssen um voranzukommen. Vier Stunden hatten wir ununterbrochen auf die Pflanzen eingehackt. Aber unsere Mühen waren ausgiebig belohnt worden. Wir fanden nicht nur den Weg wieder, sondern auch die Spur eines Hirsches.
Auf leisen Sohlen folgten wir den Spuren und kamen an einen kleinen Waldsee auf einer Lichtung. Gegenüber, so etwa in dreißig Meter Entfernung, stillte ein mächtiger Vierzehnender seinen Durst. Er hatte uns nicht bemerkt, der Wind kam direkt aus seiner Richtung. Eren nahm vorsichtig einen Pfeil aus seinem Köcher, zielte und schoss. Blattschuss! Wild röhrend ging der prächtige Hirsch in die Knie. Wir alle beglückwünschten Eren zu seinem Meisterschuss und freuten uns über Fleischvorräte für etliche Tage.
Rovamund, 18. Rondra 15
Immer noch leicht verschreckt kamen wir heute Vormittag in Rovamund an. Hatten uns doch heute Nacht unter wildestem Geheul drei Furchterregende Gestalten angefallen. Halb Adler, halb Frau hatten uns drei Harpyien angegriffen.
Mit ihren messerscharfen Krallen und Schnäbeln verursachten sie bei uns einige böse Wunden. Unsere drei Elfen mussten erst ihre Bögen besaiten. Deshalb konnten wir uns diesmal nicht auf unsere Meisterschützen verlassen. Doch auch Thor und ich sind ja nicht völlig wehrlos. Schnell konnten wir den Angriff abwehren. Zwei der gefiederten Damen ergriffen nach einigen Hieben mit unseren Äxten die Flucht. Die dritte von ihnen war einem Feuerzauber von Minna zum Opfer gefallen.
In Rovamund angekommen haben wir erstmal das überzählige Fleisch aus der Hirschjagd verkauft und sind dann im ‚Silbernen Becher’ eingekehrt. Dort erfuhren wir von einer schönen Kräuterwiese auf einem Wildnisweg nach Merske. Wir beschlossen aber erst einmal unsere Blessuren zu pflegen, bevor wir morgen weiterziehen wollen. Wieder einmal übernachteten wir in der ‚Grenzwacht’.
Merske, 23. Rondra 15
Der Druide im ‚Silbernen Becher’ hatte Recht. Die Kräuterwiese war wirklich einen Besuch wert gewesen. Aryah wäre am liebsten den ganzen Tag dort geblieben, so viel hatte sie gefunden. Neben ein paar Wirkselkräutern und einigen Gulmondblättern hatte sie auch noch einige sehr seltene Wurzeln, den Namen hab ich allerdings schon wieder vergessen entdeckt.
Ansonsten passierte auf dieser, doch etwas ausgedehnten Wanderung nicht viel, außer dass wir fünf lange Tage unterwegs waren. Na ja, wenn man die lange Dauer, die Kräuterwiese liegt ziemlich genau auf halber Strecke, ansieht, dann ist die Wurzelsuche wohl doch nicht ganz so lohnend gewesen. Aber man soll ja nichts unversucht lassen.
Leider hatte auch im ‚Seeblick’ in Merske keiner eine Ahnung wo Hyggeliks Schwert zu finden sei. Allerdings meinte der Wirt, wir sollten mal in Efferdun bei ‚Kapitän Mairos’ vorbeischauen, der würde alle möglichen Geschichten kennen. Wir beschlossen also hier zu nächtigen und, da wir eh schon fast da waren, morgen in Efferdun vorbeizuschauen.
Efferdun, 24. Rondra 15
Glaube nie einem Wirt! Der alte Kapitän hat zwar eine Kneipe, aber außer dem allerschlimmsten Seemannsgarn war nichts aus ihm herauszubekommen. Der Weg war mal völlig umsonst. Auch in den anderen beiden Tavernen erfuhren wir nichts von Belang. Morgen wollen wir wenn es geht mit dem Schiff zurück nach Thorwal. Lust hab ich ja keine, aber wenn es schneller geht, nun ja dann muss ich da wohl durch.
Varnheim, 26. Rondra 15
Ich hasse Boote! Hab ich das hier schon einmal aufgeschrieben? Ich glaube schon. Der Kahn nannte sich ‚Haifisch’ wackelte aber über die Wellen wie eine müde Schildkröte über einen Sandstrand. In Thorwal ging es dann gleich weiter. Kaum angekommen schifften wir uns auf der ‚Runin II’ ein. Die glitt zwar durch die Fluten, aber dafür braute sich ein Sturm zusammen. Jedenfalls war mein Magen schwer angeschlagen als wir in Varnheim ankamen. In der Herberge ‚Varnheim’ erzählte uns der geschwätzige Herbergsvater von einem gewissen Asgrimm Thurboldsson in Breida, der angeblich mit Hyggelik verwandt war, oder so. Mist! Hätten wir das nicht früher wissen können. Na was soll’s, dann müssen wir da halt irgendwann noch mal hin. Aber der Wirt erzählte uns auch von der Strecke nach Auplog und das war für uns momentan von größtem Interesse, hatten wir doch beschlossen bei diesem Kerl in Felsteyn vorbeizuschauen.
Auplog, 30. Rondra 15
Fast vier Tage hatten wir gebraucht um hier in Auplog anzukommen. Der Pfad war zwar da gewesen, aber wir hatten Glück, dass wir so gut ausgerüstet waren. An einer Schlucht hatte ein vergangenes Hochwasser die Hängebrücke fortgespült. Mit vie Aufwand und dem Einsatz zweier Seile konnten wir die Brücke notdürftig reparieren. Es würde mich nicht verwundern wenn die nicht lange hält.
Außer der kaputten Brücke hatten wir nur auf der gesamten Strecke nur eine kurze Begegnung mit einer Herde von Karenen. Eren und Tanya konnten zwei der Tiere erlegen und so konnten wir mal wieder beim Fleischer etwas Geld verdienen.
Im ‚Schnellen Pfeil’ genossen wir erstmal eine warme Mahlzeit und ein paar Biere. Leider konnte uns keiner der anwesenden Gäste auf unserer Suche weiterhelfen. Müde verbrachten wir dann die Nacht ‚Bei Hjargard’, einem sehr freundlichen Herbergsvater.
Wir mussten uns ganz schön abmühen um all das frische Rindfleisch nach Breida zu schleppen. Aber mit vereinten Kräften schafften wir es den ganzen Bullen beim örtlichen Fleischer loszuschlagen. Er rückte sogar einige Dukaten dafür raus. Bevor wir weiterziehen wollten nächtigten wir dann im ‚Wegkreuz’. Eine wirklich zu empfehlende Herberge.
Peilinen, 3. Rondra 15
Nach einer ereignislosen, zweitägigen Wander-ung kamen wir in Peilinen an. In der örtlichen Taverne mit dem illustren Namen ‚Löwe und Einhorn’ erfuhren wir, dass Minnas Vater vor einigen Wochen hier halt gemacht hatte. Minna war erstmal sehr erleichtert. Immerhin hatte ihr Vater es bis hierhin geschafft. Wir waren also noch auf der richtigen Spur. Die Nacht verbrachten wir dann in ‚Travias Ruh’ wo wir uns wahrlich so zuhause fühlten wie im Schoss unserer Mutter.
Rovamund, 5. Rondra 15
Gestern waren wir dann nach Süden aufgebrochen. Rovamund war das Ziel gewesen. Ich muss schon sagen, sowenig wie die Strasse hier auch genutzt wird, sie ist in einem außergewöhnlich guten Zustand. Etwa auf halbem Weg entdeckte Eren dann auf der anderen Roval-Seite einen überwachsenen Weg der in ein Gehölz führte. Wir waren allerdings nicht in der Stimmung den schnell fließenden Ingval zu durch-schwimmen.
In Rovamund angekommen wollten wir heute Abend im ‚Immansieg’ einkehren, doch es war gerade eine veritable Kneipenschlägerei im Gange, aus der wir uns lieber heraushalten wollten. Deshalb buchten wir in der ‚Grenzwacht’ ein Zimmer. Der Herbergsvater bestätigte uns, auf Minnas Nachfrage hin, dass ihr Vater vor einigen Wochen hier genächtigt hatte. Minna war sofort wieder guter Hoffnung ihren Vater lebend wieder zu finden, doch ich war und bin da etwas skeptischer. Ich mochte ihre Hoffnung allerdings nicht zerstören und blieb daher stumm.
Herberge ‚Am Ingval’, 7. Rondra 15
Tief bedrückt kamen wir heute Abend in der Raststätte ‚Am Ingval’ an. Alle hatten wir mit Minna gehofft ihren Vater lebend zu finden, doch zu meinem Leidwesen hatte sich meine düstere Vorahnung bestätigt.
Es war gegen Mittag gewesen, als Tanya die Geier bemerkt hatte. Etwa zwanzig Meilen östlich von Rovamund kreisten einige von ihnen über dem Strassengraben, während andere an einem Kadaver fraßen. Bei ihrem Anblick rutschte mir sofort das Herz in die Hose. Minna rannte los. Schnell folgten wir ihr und gemeinsam konnten wir ein paar der Vögel verscheuchen. Allerdings mussten wir einige von ihnen sogar töten.
Viel war nicht mehr übrig von dem Leichnam des toten Wanderers. Es war fast nur noch das Gerippe übrig. Man konnte nicht einmal mehr feststellen ob hier Mann oder Weib zu Tode gekommen war. Plötzlich fiel Minna schluchzend auf die Knie.
„NEEEEEIIIIN!“ heulte sie los. Sie hatte ein Amulett bei dem Toten entdeckt, das ihr nur allzu bekannt war. Der Tote musste ihr Vater gewesen sein. Minna, so erklärte sie uns später, hatte das Amulett in einer Prüfung angefertigt und mit einem Schutz vor Feuerzaubern belegt und es ihrem Vater zu dessen Geburtstag geschenkt.
Minna war untröstlich. Wir hatten Mühe sie von ihrem toten Vater loszueisen. Thor und ich huben einige Schritt weit vom Weg entfernt, unter einer alten Eiche ein Grab aus. Aryah setzte sich an das Kopfende des Grabes und erfüllte die Luft mit den klängen ihrer Leier und sang ein elfisches Totenlied. Tanya und Eren halfen dann Thor die Überreste der Leiche von Minnas Vater in das Grab zu legen, während ich die schluchzende Magierin in meinen Armen hielt.
Ich wog sie sanft hin und her. Es zerriss mir fast das Herz meine langjährige Freundin so erschüttert zu sehen. Ich strich ihr sanft durchs Haar und summte das Schlaflied, das meine Mutter mir immer vorgesungen hatte. Es schien zu helfen. Langsam kam sie wieder zur Besinnung. Ihren Tränen versiegten und wir beerdigten ihren Vater gemeinsam. Thor hatte inzwischen ein Boronrad geknüpft, das er Minna übergab. Sie legte es vorsichtig auf das Grab und stand dann ganz still da. Wir zogen uns leise einige Schritte zurück und warteten in Ruhe bis sich Minna von ihrem Vater verabschiedet hatte.
Nordvest, 8. Rondra 15
Nach einem sehr bedrückten Tag auf der Strasse nach Nordvest, kamen wir seelisch völlig erschöpft in eben diesem Ort an. Wir hatten alle beschlossen nicht sofort umzukehren, sondern unsere Nachforschungen in dieser Ecke Aventuriens fortzusetzen. Außerdem wollte Minna noch, soweit möglich, die letzten Tage ihres Vaters rekonstruieren.
Wir kehrten in der Taverne ‚Zum Ritter’ ein und speisten vorzüglich, wenn auch mit wenig Unterhaltung. Jeder schien heute seinen eigenen Gedanken nachzu-hängen. Leider brachten auch meine Erkundigungen an der Bar keine Hinweise auf Hyggelik und sein Schwert. Nur ein alter Säufer meinte sich an Minnas Vater erinnern zu können. Er glaubte dass er sich mit diesem vor knapp einer Woche hier abends unterhalten zu haben. Sicher war er sich allerdings nicht. Scheinbar war er auf dem Rückweg gewesen.
Nordvest - Kravik, 9. Rondra 15
Wir sind heute einigen Flößern begegnet, die auf dem reißenden Ingval einige Baumstämme zu kontrollieren versuchten. Ihr Floss war von den tobenden Fluten auseinander gerissen worden und Eren konnte die Flößerin aus dem Griff des Wassers befreien. Wir halfen den beiden dann noch mit einem Seil aus und schnell war das Floss wieder zusammengebunden. Die zwei waren uns äußerst dankbar und verabschiedeten sich nach einer kurzen Malzeit in Richtung Nordvest.
Kravik - Skelellen, 11. Rondra 15
Wir hatten uns gestern von Kravik aus weiter nach Skelellen aufgemacht. Minna wollte schließlich noch ihre Tante dort aufsuchen um ihr vom Tod ihres Vaters zu berichten. Leider war die Strasse dieses Namens nicht würdig. Es war mehr ein ausgetretener Trampelpfad und wir kamen nur langsam voran. Etwa auf halber Strecke hatten wir dann gestern ein Nachtlager aufgeschlagen.
Ich weiß jetzt nicht ob ich kurz eingenickt war, oder ob Sie uns auch so überfallen hätten, Aber es war während ich Nachtwache schob. So gegen fünf Uhr morgens standen sie Plötzlich auf unserer Lichtung. Ein gewaltiger Oger und zwei Orks griffen uns ohne Vorwarnung an. Der Gigant brüllte unbeschreiblich, als er mit hocherhobener Keule auf mich zu rannte. Ich konnte gerade noch meine Axt heben um dem mächtigen Hieb abzulenken. Leider prallte die riesige Keule auf meine rechte Schulter und ich stürzte benommen zu Boden. An kämpfen war jetzt nicht mehr zu denken.
Zu meinem Glück hatte das Gebrüll des Riesen meine Gefährten geweckt, die prompt zu meiner Rettung eilten. Ein Meisterschuss von Tanya rettete mein Leben. Eben hatte der Oger wieder zum Schlag ausgeholt, als ein gefiederter Pfeil in seinem Auge zitternd stecken blieb. Wie vom Blitz getroffen stürzte der tumbe Schläger zu Boden und begrub mich unter sich. Vom Rest des Kampfes konnte ich dann nicht mehr allzu viel sehen.
Als meine Freunde dann den Koloss von mir wuchteten sah ich zwei orkische Leichen die eine deutliche Sprache sprachen. Müde und unausgeschlafen setzten wir unseren Weg in Richtung Skelellen fort.
Skelellen, 12. Rondra 15
Am späten Nachmittag hatten wir Skelellen erreicht und Minna noch zum Haus ihrer Tante begleitet. Allerdings hatten wir alle das Gefühl es wäre besser uns zurückzuziehen. So ließen wir dann die beiden trauern-den allein und begaben uns in den ‚Orkschädel’, eine lärmende Taverne.
Von einem der Gäste dort erfuhren wir von guten Jagdmöglichkeiten nördlich von hier. Er erzählte uns auch von einem Trampelpfad in Richtung Phexchaer. Allerdings war er noch nie so weit gegangen und wir beschlossen den Steineichenwald dieses mal nicht zu durchqueren.
Später stieß Minna dann in der ‚Letzten Rast’, irgendwie ein passender Name, wieder zu uns. Ihr Vater hatte seine Schwester wohl für einige Tage besucht und war vor fast zwei Wochen wieder in Richtung Thorwal aufgebrochen. Wir beschlossen dies morgen auch zu tun.
Skelellen - Rovamund, 15. Rondra 15
Puh! Total abgekämpft haben wir gerade unser Nachtlager an einem kleinen See aufgeschlagen. Eren hatte etwa auf halber Strecke nach Kravik einen Pfad Richtung Westen in den Wald entdeckt. Wir hatten sofort vermutet dass es derselbe Pfad war den wir auf der Strecke Peilinen nach Rovamund gesehen hatten. Nach kurzer Beratung beschlossen wir es einmal zu versuchen. Minna war besonders vehement dafür. Sie wollte wohl nicht so schnell wieder am Grab ihres Vaters vorbei. Ich kann das gut nachvollziehen.
Die Gründe für unsere Abgekämpftheit sind Bäume und Lianen. Ein riesiges Dickicht hatten wir zerteilen müssen um voranzukommen. Vier Stunden hatten wir ununterbrochen auf die Pflanzen eingehackt. Aber unsere Mühen waren ausgiebig belohnt worden. Wir fanden nicht nur den Weg wieder, sondern auch die Spur eines Hirsches.
Auf leisen Sohlen folgten wir den Spuren und kamen an einen kleinen Waldsee auf einer Lichtung. Gegenüber, so etwa in dreißig Meter Entfernung, stillte ein mächtiger Vierzehnender seinen Durst. Er hatte uns nicht bemerkt, der Wind kam direkt aus seiner Richtung. Eren nahm vorsichtig einen Pfeil aus seinem Köcher, zielte und schoss. Blattschuss! Wild röhrend ging der prächtige Hirsch in die Knie. Wir alle beglückwünschten Eren zu seinem Meisterschuss und freuten uns über Fleischvorräte für etliche Tage.
Rovamund, 18. Rondra 15
Immer noch leicht verschreckt kamen wir heute Vormittag in Rovamund an. Hatten uns doch heute Nacht unter wildestem Geheul drei Furchterregende Gestalten angefallen. Halb Adler, halb Frau hatten uns drei Harpyien angegriffen.
Mit ihren messerscharfen Krallen und Schnäbeln verursachten sie bei uns einige böse Wunden. Unsere drei Elfen mussten erst ihre Bögen besaiten. Deshalb konnten wir uns diesmal nicht auf unsere Meisterschützen verlassen. Doch auch Thor und ich sind ja nicht völlig wehrlos. Schnell konnten wir den Angriff abwehren. Zwei der gefiederten Damen ergriffen nach einigen Hieben mit unseren Äxten die Flucht. Die dritte von ihnen war einem Feuerzauber von Minna zum Opfer gefallen.
In Rovamund angekommen haben wir erstmal das überzählige Fleisch aus der Hirschjagd verkauft und sind dann im ‚Silbernen Becher’ eingekehrt. Dort erfuhren wir von einer schönen Kräuterwiese auf einem Wildnisweg nach Merske. Wir beschlossen aber erst einmal unsere Blessuren zu pflegen, bevor wir morgen weiterziehen wollen. Wieder einmal übernachteten wir in der ‚Grenzwacht’.
Merske, 23. Rondra 15
Der Druide im ‚Silbernen Becher’ hatte Recht. Die Kräuterwiese war wirklich einen Besuch wert gewesen. Aryah wäre am liebsten den ganzen Tag dort geblieben, so viel hatte sie gefunden. Neben ein paar Wirkselkräutern und einigen Gulmondblättern hatte sie auch noch einige sehr seltene Wurzeln, den Namen hab ich allerdings schon wieder vergessen entdeckt.
Ansonsten passierte auf dieser, doch etwas ausgedehnten Wanderung nicht viel, außer dass wir fünf lange Tage unterwegs waren. Na ja, wenn man die lange Dauer, die Kräuterwiese liegt ziemlich genau auf halber Strecke, ansieht, dann ist die Wurzelsuche wohl doch nicht ganz so lohnend gewesen. Aber man soll ja nichts unversucht lassen.
Leider hatte auch im ‚Seeblick’ in Merske keiner eine Ahnung wo Hyggeliks Schwert zu finden sei. Allerdings meinte der Wirt, wir sollten mal in Efferdun bei ‚Kapitän Mairos’ vorbeischauen, der würde alle möglichen Geschichten kennen. Wir beschlossen also hier zu nächtigen und, da wir eh schon fast da waren, morgen in Efferdun vorbeizuschauen.
Efferdun, 24. Rondra 15
Glaube nie einem Wirt! Der alte Kapitän hat zwar eine Kneipe, aber außer dem allerschlimmsten Seemannsgarn war nichts aus ihm herauszubekommen. Der Weg war mal völlig umsonst. Auch in den anderen beiden Tavernen erfuhren wir nichts von Belang. Morgen wollen wir wenn es geht mit dem Schiff zurück nach Thorwal. Lust hab ich ja keine, aber wenn es schneller geht, nun ja dann muss ich da wohl durch.
Varnheim, 26. Rondra 15
Ich hasse Boote! Hab ich das hier schon einmal aufgeschrieben? Ich glaube schon. Der Kahn nannte sich ‚Haifisch’ wackelte aber über die Wellen wie eine müde Schildkröte über einen Sandstrand. In Thorwal ging es dann gleich weiter. Kaum angekommen schifften wir uns auf der ‚Runin II’ ein. Die glitt zwar durch die Fluten, aber dafür braute sich ein Sturm zusammen. Jedenfalls war mein Magen schwer angeschlagen als wir in Varnheim ankamen. In der Herberge ‚Varnheim’ erzählte uns der geschwätzige Herbergsvater von einem gewissen Asgrimm Thurboldsson in Breida, der angeblich mit Hyggelik verwandt war, oder so. Mist! Hätten wir das nicht früher wissen können. Na was soll’s, dann müssen wir da halt irgendwann noch mal hin. Aber der Wirt erzählte uns auch von der Strecke nach Auplog und das war für uns momentan von größtem Interesse, hatten wir doch beschlossen bei diesem Kerl in Felsteyn vorbeizuschauen.
Auplog, 30. Rondra 15
Fast vier Tage hatten wir gebraucht um hier in Auplog anzukommen. Der Pfad war zwar da gewesen, aber wir hatten Glück, dass wir so gut ausgerüstet waren. An einer Schlucht hatte ein vergangenes Hochwasser die Hängebrücke fortgespült. Mit vie Aufwand und dem Einsatz zweier Seile konnten wir die Brücke notdürftig reparieren. Es würde mich nicht verwundern wenn die nicht lange hält.
Außer der kaputten Brücke hatten wir nur auf der gesamten Strecke nur eine kurze Begegnung mit einer Herde von Karenen. Eren und Tanya konnten zwei der Tiere erlegen und so konnten wir mal wieder beim Fleischer etwas Geld verdienen.
Im ‚Schnellen Pfeil’ genossen wir erstmal eine warme Mahlzeit und ein paar Biere. Leider konnte uns keiner der anwesenden Gäste auf unserer Suche weiterhelfen. Müde verbrachten wir dann die Nacht ‚Bei Hjargard’, einem sehr freundlichen Herbergsvater.