Unterwegs mit Zwergen #61
(Versatzstücke)
Am Morgen des dritten Tages verließen sie Prem durch das westliche Stadttor. Die Straße war breit und gut gepflegt, fast so, als sei sie ein sichtbares Symbol für die Bedeutung der Handelsroute. Rechts fiel das Land steil zum Golf ab, links stiegen Hügelketten an, überzogen mit vereinzelten Gehölzen und grasenden Herden. Der Weg war belebt – Händlerkarren, Botenreiter, ein paar Bauern, die mit vollen Säcken heimwärts trotteten.
Die Zwerge gingen im vertrauten Schritt voran, in gedrungener Formation, gelegentlich ein Brummen oder ein leises Wort austauschend. Althea hielt sich zurück, neben Curian, dessen Stab im Gleichklang mit dem ihren über die Steine klackte. Sie sprachen nicht viel, nur kurze Bemerkungen – Beobachtungen über Weg, Wetter und Landschaft. Es war ein stilles Gehen, das von Vertrautheit getragen wurde.
Am Nachmittag tauchte die Herberge Langschiff vor ihnen auf: ein niedriges, aber solides Gebäude aus Fachwerk und Feldsteinen, halb in die Hänge gesetzt. Über der Tür prangte das geschnitzte Relief eines Drachenkopfes, von dem sich der Name herleitete. Der Wirt empfing sie freundlich, gewohnt an Reisende, die hier Rast machten, ehe sie den nächsten Tag nach Skjal aufbrachen.
Der Abend verging ohne Besonderheiten. Einfache Mahlzeiten, ein Becher Bier, dann verschwanden die Zwerge nacheinander in den Schlafraum, während Althea und Curian noch einen Moment länger am Kamin verweilten – sie, in ihre Notizen vertieft; er, schweigend mit einem Kelch Wein in der Hand.
Am nächsten Morgen brachen sie wieder auf. Die Straße blieb gut, doch die Hügel wurden höher, und in der Ferne zeichnete sich bereits das dunkle Band der Hjaldorberge ab. Noch vor Einbruch der Nacht lag Skjal vor ihnen – am Schnittpunkt zwischen Handelsstraße und dem alten Gebirgspfad, der von Orvil herabführte.
Als sie in Skjal eintreffen, steht die Sonne noch am Himmel. Sie gehen über die kleine Brücke über den Skjaval und kehren in der Herberge im Ortskern ein. Über dem Abendessen besprechen sie den weiteren Weg. Der Pfad entlang der Nordküste des Golf von Prem ist genau das - ein Pfad. Ottarje ist ein Anlaufpunkt als Hafen, die umlegende Gegend, die sich zwischen Hjaldorberge und Meer presst ist eher unerschlossen, Wenige Stunden jenseits der Ortschaften gibt es keine Weiler oder Bauerhöfe mehr. Und hinter Ottarje liegt der Meerbusen von Daspota, auch kein gastfreundlicher Ort - allerdings kommt eine Schiffspassage nicht in Frage.
"Ich war dort noch nie unterwegs, ich bin nur einmal bis Orvil gekommen - dort haben sie ein Problem mit einem finsteren Druiden...", so Curian… "Solange wir in Ottarje nicht übernachten müssen und nach Ljasdahl hinüberkommen, ist alles in Ordnung", zuckt Althea mit den Schultern. "Aber ich dachte an etwas anderes. Sollten wir einmal sehen, ob wir einen abendlichen Umtrunk mit Jurge Torfinsson halten können? Er ist sicher interessiert was unser 'Auftrag des Hetmanns' inzwischen ergeben hat..."
Sie saßen in der Herberge im schmalen Ortskern von Skjal, wo der Skjaval sich teilte, bevor er in den Golf von Prem mündete. Durch die Fenster fiel noch das Licht der sinkenden Sonne, das die Balken des Schankraums golden färbte. Der Duft von Eintopf und frisch gebackenem Brot hing in der Luft.
Die Zwerge hielten sich zurück, ließen Curian und Althea reden – sie waren ohnehin zufrieden, nach Tagen festen Straßenmarsches wieder unter einem soliden Dach zu sitzen.
„Ein Pfad, kaum mehr als eine Trittspur entlang der Küste, umklammert von Bergen und Meer“, murmelte Curian, fast mehr zu sich selbst. „Man reist dort nicht, weil man will – sondern, weil man muss.“
Althea hob die Augenbrauen, leicht spöttisch. „Solange wir nicht in Ottarje nächtigen. Ljasdahl wäre mir lieber. Ich erinnere mich an den Hof mit den Bienenstöcken…“ Sie hielt inne, ein Hauch von Wehmut schlich sich in ihre Stimme. „Das war ein anderes Aventurien.“
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann legte sie die Hände um ihren Becher und lächelte über den Rand hinweg:
„Aber ich dachte an etwas anderes. Was hältst du davon, wenn wir Jurge Thorfinnsson aufsuchen? Er wollte doch immer wissen, wie es mit dem Auftrag des Hetmanns weiterging.“
Die Zwerge hoben die Köpfe.
„Das wäre ein ehrbares Unterfangen“, brummte Hurdin zustimmend.
„Und Jurge wird Bier haben“, fügte Keldi trocken hinzu, was allgemeines Nicken hervorrief.
Curian lehnte sich zurück, zog die Brauen leicht hoch und schwankte zwischen Skepsis und einem Anflug von Neugier. „Wenn er noch hier ist. Aber gut – alte Bande sollte man nicht vernachlässigen.“
So fiel die Entscheidung: noch vor dem Morgengrauen würden sie nicht aufbrechen, sondern nach dem Abendessen die paar Straßen weitergehen, über den kleinen Platz, wo die Schmiede lag, bis zu Jurges Haus.
Sie gingen nach dem Mahl durch die stillen Gassen Skjals, nur das Murmeln des Flusses begleitete sie. Das Haus Jurges lag wie gehabt etwas abseits, an den Hang gelehnt, die Fenster dunkel, der Hof verlassen. Kein Hund bellte, kein Rauch stieg aus dem Schornstein.
„Niemand da…“, murmelte Althea, fast mehr enttäuscht als überrascht.
„Vielleicht bei den Flotten draußen“, meinte Hurdin nüchtern.
„Oder im Fjord auf Fang“, brummte Tondar.
Sie standen einen Moment unschlüssig, dann drehten sie sich um und gingen schweigend zurück zur Herberge.
Am nächsten Morgen packten sie ihre Bündel, die Sonne stand noch tief über den Bergen. Der Weg führte aus dem Ort hinaus, erst entlang der letzten Felder, dann schnürte er sich schmaler zusammen – der Küstenpfad nach Ottarje. Links das Meer, rechts die aufragenden Hänge der Hjaldorberge, und dazwischen nur ein schmaler, staubiger Streifen, auf dem man hintereinander marschieren musste.
Die Zwerge stapften vornweg, froh, den Tritt der Berge unter den Füßen zu spüren. Althea und Curian gingen am Ende, ihre Stäbe klackten im Gleichklang, während der Wind vom Meer den salzigen Geruch herüberwehte.
──────────────────────────────────
Am späten Nachmittag kommen sie zu einer Stelle, an der die Stürme des Frühlings einen gewaltigen Baum über den Weg gestürzt haben - die meisten Reisenden scheinen dies zu ignorieren, wie ein kleiner Trampelpfad um das Hindernis herum bezeigt. Aber die Zwerge lassen das nicht auf sich sitzen, zerlegen unter fachkundiger Anleitung Tondars den Stamm und räumen das Gestrüpp. Sie lagern nur ein Stück weiter und haben genug Feuerholz für die Nacht... Curian begleitet Archon auf seinem Ausflug den Waldessaum entlang, und frischt seine Kenntnisse in Pflanzenkunde auf, später am Lagerfeuer unterhalten sie sich über die Vorteile und Anwendungen der Reiseapotheke, die Tondar trägt...
... ... ...
Die Höhle dampfte, als ob sie selbst atmete. Der Geruch verbrannten Chitins, süßlich und stechend, legte sich wie ein Film über alles. Das Knacken verkohlter Beine mischte sich mit dem Tropfen von Harz – oder Gift –, das von der Decke rann.
Althea stand an der Wand, die Stirn schweißnass, eine Hand tief in das kalte Gestein gekrallt, die andere schwer auf den Stab gestützt. Ihre Finger zitterten. Rauch kringelte noch immer um die Spitze, als ob das Holz selbst nach Atem rang. Ihr Brustkorb hob und senkte sich hastig. „So viel…“, hauchte sie, die Stimme rau, mehr zu sich selbst als zu den anderen.
In der Mitte der Höhle stand Curian. Seine Hände umklammerten den Stab wie ein Ertrinkender ein Stück Treibholz. Der Körper nach vorne geneigt, als habe der letzte Ignifaxius ihn selbst beinahe entzündet. Noch immer war sein Blick starr auf den dunklen Fleck gerichtet, wo die letzte Spinne unter seiner Flamme zischend zerborsten war. „Es hat gereicht… gerade so“, murmelte er, mehr knurrend als sprechend. Seine Lippen waren trocken, aber in den Augen lag dieser kalte Funke – die Gewissheit, den Abgrund gesehen und trotzdem bestanden zu haben.
Vor den beiden türmten sich die Kadaver – Beine ineinander verkeilt, Panzer aufgerissen, Fühler noch dampfend. Davor die Zwerge, eine Linie aus Stahl und Trotz. Furka, Hurdin, Tondar hielten ihre Armbrüste noch im Anschlag, Bolzen auf halbgespannte Sehnen, die Tiefen der Höhle fixierend. Keldi hockte über dem letzten Kadaver, das Kurzschwert zum Stich bereit, der Bart verklebt von Rauch und Schweiß. Nur langsam senkten sie die Waffen, aber ihre Blicke blieben hart, wie in Stein gemeißelt.
Archon stand zurück am Eingang, der Schatten an der Schwelle. Seine Dolchklinge noch dunkel vom Gift, das er nicht mehr hatte einsetzen müssen. Er musterte die Szene, als wolle er sie einprägen – die Magier halb zerbrochen, die Linie der Brüder noch geschlossen, und das Feuer, das alles in Asche verwandelt hatte.
Niemand sprach. Nur das Knistern verkohlter Leiber, das Tropfen von irgendwoher. Ein Sieg, ja – aber einer, der sie fast selbst verzehrt hätte.
...
Schwarzer Qualm quoll aus dem Spalt in der Felswand über ihnen, als sie sich unter Hurdins fachkundiger Hilfe in einem kleinen Talkessel abseilten. Tondar führte sie über eine flachen Kuppe auf der anderen Seite und sie blickten hinunter auf die See und den Küstenpfad nach Ottarje... Es war bereits nach Mitternacht, als sie in Ottarje eintrafen und sie strebten trotz der späten Stunde dem Hafen zu, wissend um die Zustände der Unterkünfte im Ort... Sie riefen die Deckswache eines flachen Handelskahns an, und der Maat stimmte zu sie an Deck nächtigen zu lassen. Sie richteten sich zwischen der Decksladung und ihrem Gepäck ein und Furka ließ die letzte Flasche Premer Feuer kreisen. Als der morgen graute, legte der Kahn ab und kurz darauf waren sie drüben in Ljasdahl...
Und so standen sie, stumm, in diesem Nachhall.
...
Schwarzer Qualm quoll aus dem Spalt in der Felswand über ihnen, als sie sich unter Hurdins fachkundiger Hilfe in einem kleinen Talkessel abseilten. Tondar führte sie über eine flachen Kuppe auf der anderen Seite und sie blickten hinunter auf die See und den Küstenpfad nach Ottarje... Es war bereits nach Mitternacht, als sie in Ottarje eintrafen und sie strebten trotz der späten Stunde dem Hafen zu, wissend um die Zustände der Unterkünfte im Ort... Sie riefen die Deckswache eines flachen Handelskahns an, und der Maat stimmte zu sie an Deck nächtigen zu lassen. Sie richteten sich zwischen der Decksladung und ihrem Gepäck ein und Furka ließ die letzte Flasche Premer Feuer kreisen. Als der morgen graute, legte der Kahn ab und kurz darauf waren sie drüben in Ljasdahl...
(Versatzstücke)
Am Morgen des dritten Tages verließen sie Prem durch das westliche Stadttor. Die Straße war breit und gut gepflegt, fast so, als sei sie ein sichtbares Symbol für die Bedeutung der Handelsroute. Rechts fiel das Land steil zum Golf ab, links stiegen Hügelketten an, überzogen mit vereinzelten Gehölzen und grasenden Herden. Der Weg war belebt – Händlerkarren, Botenreiter, ein paar Bauern, die mit vollen Säcken heimwärts trotteten.
Die Zwerge gingen im vertrauten Schritt voran, in gedrungener Formation, gelegentlich ein Brummen oder ein leises Wort austauschend. Althea hielt sich zurück, neben Curian, dessen Stab im Gleichklang mit dem ihren über die Steine klackte. Sie sprachen nicht viel, nur kurze Bemerkungen – Beobachtungen über Weg, Wetter und Landschaft. Es war ein stilles Gehen, das von Vertrautheit getragen wurde.
Am Nachmittag tauchte die Herberge Langschiff vor ihnen auf: ein niedriges, aber solides Gebäude aus Fachwerk und Feldsteinen, halb in die Hänge gesetzt. Über der Tür prangte das geschnitzte Relief eines Drachenkopfes, von dem sich der Name herleitete. Der Wirt empfing sie freundlich, gewohnt an Reisende, die hier Rast machten, ehe sie den nächsten Tag nach Skjal aufbrachen.
Der Abend verging ohne Besonderheiten. Einfache Mahlzeiten, ein Becher Bier, dann verschwanden die Zwerge nacheinander in den Schlafraum, während Althea und Curian noch einen Moment länger am Kamin verweilten – sie, in ihre Notizen vertieft; er, schweigend mit einem Kelch Wein in der Hand.
Am nächsten Morgen brachen sie wieder auf. Die Straße blieb gut, doch die Hügel wurden höher, und in der Ferne zeichnete sich bereits das dunkle Band der Hjaldorberge ab. Noch vor Einbruch der Nacht lag Skjal vor ihnen – am Schnittpunkt zwischen Handelsstraße und dem alten Gebirgspfad, der von Orvil herabführte.
Als sie in Skjal eintreffen, steht die Sonne noch am Himmel. Sie gehen über die kleine Brücke über den Skjaval und kehren in der Herberge im Ortskern ein. Über dem Abendessen besprechen sie den weiteren Weg. Der Pfad entlang der Nordküste des Golf von Prem ist genau das - ein Pfad. Ottarje ist ein Anlaufpunkt als Hafen, die umlegende Gegend, die sich zwischen Hjaldorberge und Meer presst ist eher unerschlossen, Wenige Stunden jenseits der Ortschaften gibt es keine Weiler oder Bauerhöfe mehr. Und hinter Ottarje liegt der Meerbusen von Daspota, auch kein gastfreundlicher Ort - allerdings kommt eine Schiffspassage nicht in Frage.
"Ich war dort noch nie unterwegs, ich bin nur einmal bis Orvil gekommen - dort haben sie ein Problem mit einem finsteren Druiden...", so Curian… "Solange wir in Ottarje nicht übernachten müssen und nach Ljasdahl hinüberkommen, ist alles in Ordnung", zuckt Althea mit den Schultern. "Aber ich dachte an etwas anderes. Sollten wir einmal sehen, ob wir einen abendlichen Umtrunk mit Jurge Torfinsson halten können? Er ist sicher interessiert was unser 'Auftrag des Hetmanns' inzwischen ergeben hat..."
Sie saßen in der Herberge im schmalen Ortskern von Skjal, wo der Skjaval sich teilte, bevor er in den Golf von Prem mündete. Durch die Fenster fiel noch das Licht der sinkenden Sonne, das die Balken des Schankraums golden färbte. Der Duft von Eintopf und frisch gebackenem Brot hing in der Luft.
Die Zwerge hielten sich zurück, ließen Curian und Althea reden – sie waren ohnehin zufrieden, nach Tagen festen Straßenmarsches wieder unter einem soliden Dach zu sitzen.
„Ein Pfad, kaum mehr als eine Trittspur entlang der Küste, umklammert von Bergen und Meer“, murmelte Curian, fast mehr zu sich selbst. „Man reist dort nicht, weil man will – sondern, weil man muss.“
Althea hob die Augenbrauen, leicht spöttisch. „Solange wir nicht in Ottarje nächtigen. Ljasdahl wäre mir lieber. Ich erinnere mich an den Hof mit den Bienenstöcken…“ Sie hielt inne, ein Hauch von Wehmut schlich sich in ihre Stimme. „Das war ein anderes Aventurien.“
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann legte sie die Hände um ihren Becher und lächelte über den Rand hinweg:
„Aber ich dachte an etwas anderes. Was hältst du davon, wenn wir Jurge Thorfinnsson aufsuchen? Er wollte doch immer wissen, wie es mit dem Auftrag des Hetmanns weiterging.“
Die Zwerge hoben die Köpfe.
„Das wäre ein ehrbares Unterfangen“, brummte Hurdin zustimmend.
„Und Jurge wird Bier haben“, fügte Keldi trocken hinzu, was allgemeines Nicken hervorrief.
Curian lehnte sich zurück, zog die Brauen leicht hoch und schwankte zwischen Skepsis und einem Anflug von Neugier. „Wenn er noch hier ist. Aber gut – alte Bande sollte man nicht vernachlässigen.“
So fiel die Entscheidung: noch vor dem Morgengrauen würden sie nicht aufbrechen, sondern nach dem Abendessen die paar Straßen weitergehen, über den kleinen Platz, wo die Schmiede lag, bis zu Jurges Haus.
Sie gingen nach dem Mahl durch die stillen Gassen Skjals, nur das Murmeln des Flusses begleitete sie. Das Haus Jurges lag wie gehabt etwas abseits, an den Hang gelehnt, die Fenster dunkel, der Hof verlassen. Kein Hund bellte, kein Rauch stieg aus dem Schornstein.
„Niemand da…“, murmelte Althea, fast mehr enttäuscht als überrascht.
„Vielleicht bei den Flotten draußen“, meinte Hurdin nüchtern.
„Oder im Fjord auf Fang“, brummte Tondar.
Sie standen einen Moment unschlüssig, dann drehten sie sich um und gingen schweigend zurück zur Herberge.
Am nächsten Morgen packten sie ihre Bündel, die Sonne stand noch tief über den Bergen. Der Weg führte aus dem Ort hinaus, erst entlang der letzten Felder, dann schnürte er sich schmaler zusammen – der Küstenpfad nach Ottarje. Links das Meer, rechts die aufragenden Hänge der Hjaldorberge, und dazwischen nur ein schmaler, staubiger Streifen, auf dem man hintereinander marschieren musste.
Die Zwerge stapften vornweg, froh, den Tritt der Berge unter den Füßen zu spüren. Althea und Curian gingen am Ende, ihre Stäbe klackten im Gleichklang, während der Wind vom Meer den salzigen Geruch herüberwehte.
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Am späten Nachmittag kommen sie zu einer Stelle, an der die Stürme des Frühlings einen gewaltigen Baum über den Weg gestürzt haben - die meisten Reisenden scheinen dies zu ignorieren, wie ein kleiner Trampelpfad um das Hindernis herum bezeigt. Aber die Zwerge lassen das nicht auf sich sitzen, zerlegen unter fachkundiger Anleitung Tondars den Stamm und räumen das Gestrüpp. Sie lagern nur ein Stück weiter und haben genug Feuerholz für die Nacht... Curian begleitet Archon auf seinem Ausflug den Waldessaum entlang, und frischt seine Kenntnisse in Pflanzenkunde auf, später am Lagerfeuer unterhalten sie sich über die Vorteile und Anwendungen der Reiseapotheke, die Tondar trägt...
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Die Höhle dampfte, als ob sie selbst atmete. Der Geruch verbrannten Chitins, süßlich und stechend, legte sich wie ein Film über alles. Das Knacken verkohlter Beine mischte sich mit dem Tropfen von Harz – oder Gift –, das von der Decke rann.
Althea stand an der Wand, die Stirn schweißnass, eine Hand tief in das kalte Gestein gekrallt, die andere schwer auf den Stab gestützt. Ihre Finger zitterten. Rauch kringelte noch immer um die Spitze, als ob das Holz selbst nach Atem rang. Ihr Brustkorb hob und senkte sich hastig. „So viel…“, hauchte sie, die Stimme rau, mehr zu sich selbst als zu den anderen.
In der Mitte der Höhle stand Curian. Seine Hände umklammerten den Stab wie ein Ertrinkender ein Stück Treibholz. Der Körper nach vorne geneigt, als habe der letzte Ignifaxius ihn selbst beinahe entzündet. Noch immer war sein Blick starr auf den dunklen Fleck gerichtet, wo die letzte Spinne unter seiner Flamme zischend zerborsten war. „Es hat gereicht… gerade so“, murmelte er, mehr knurrend als sprechend. Seine Lippen waren trocken, aber in den Augen lag dieser kalte Funke – die Gewissheit, den Abgrund gesehen und trotzdem bestanden zu haben.
Vor den beiden türmten sich die Kadaver – Beine ineinander verkeilt, Panzer aufgerissen, Fühler noch dampfend. Davor die Zwerge, eine Linie aus Stahl und Trotz. Furka, Hurdin, Tondar hielten ihre Armbrüste noch im Anschlag, Bolzen auf halbgespannte Sehnen, die Tiefen der Höhle fixierend. Keldi hockte über dem letzten Kadaver, das Kurzschwert zum Stich bereit, der Bart verklebt von Rauch und Schweiß. Nur langsam senkten sie die Waffen, aber ihre Blicke blieben hart, wie in Stein gemeißelt.
Archon stand zurück am Eingang, der Schatten an der Schwelle. Seine Dolchklinge noch dunkel vom Gift, das er nicht mehr hatte einsetzen müssen. Er musterte die Szene, als wolle er sie einprägen – die Magier halb zerbrochen, die Linie der Brüder noch geschlossen, und das Feuer, das alles in Asche verwandelt hatte.
Niemand sprach. Nur das Knistern verkohlter Leiber, das Tropfen von irgendwoher. Ein Sieg, ja – aber einer, der sie fast selbst verzehrt hätte.
...
Schwarzer Qualm quoll aus dem Spalt in der Felswand über ihnen, als sie sich unter Hurdins fachkundiger Hilfe in einem kleinen Talkessel abseilten. Tondar führte sie über eine flachen Kuppe auf der anderen Seite und sie blickten hinunter auf die See und den Küstenpfad nach Ottarje... Es war bereits nach Mitternacht, als sie in Ottarje eintrafen und sie strebten trotz der späten Stunde dem Hafen zu, wissend um die Zustände der Unterkünfte im Ort... Sie riefen die Deckswache eines flachen Handelskahns an, und der Maat stimmte zu sie an Deck nächtigen zu lassen. Sie richteten sich zwischen der Decksladung und ihrem Gepäck ein und Furka ließ die letzte Flasche Premer Feuer kreisen. Als der morgen graute, legte der Kahn ab und kurz darauf waren sie drüben in Ljasdahl...
Und so standen sie, stumm, in diesem Nachhall.
...
Schwarzer Qualm quoll aus dem Spalt in der Felswand über ihnen, als sie sich unter Hurdins fachkundiger Hilfe in einem kleinen Talkessel abseilten. Tondar führte sie über eine flachen Kuppe auf der anderen Seite und sie blickten hinunter auf die See und den Küstenpfad nach Ottarje... Es war bereits nach Mitternacht, als sie in Ottarje eintrafen und sie strebten trotz der späten Stunde dem Hafen zu, wissend um die Zustände der Unterkünfte im Ort... Sie riefen die Deckswache eines flachen Handelskahns an, und der Maat stimmte zu sie an Deck nächtigen zu lassen. Sie richteten sich zwischen der Decksladung und ihrem Gepäck ein und Furka ließ die letzte Flasche Premer Feuer kreisen. Als der morgen graute, legte der Kahn ab und kurz darauf waren sie drüben in Ljasdahl...

