05.10.2025, 08:46
Unterwegs mit Zwergen #46
(Versatzstücke)
Die Orkschädelsteppe, 13.–15. Peraine
Der Weg war kaum mehr als ein schmaler, fester Tritt im Meer der Gräser.
Sie reichten ihnen bis zur Hüfte, manchmal höher, und wogten in langen, trägen Wellen, sobald der Wind von Osten herüberstrich. Hellgrün und gelbgrün, frisch im Frühling, lag das Land wie ein atmendes Meer da.
Am Horizont war kein Ende zu sehen.
Nur hier und da ein niedriger Hügel, rund wie ein liegender Rücken.
Manchmal, wenn sie den Rücken erklommen, sahen sie weiter entfernt eine kleine Insel aus Bäumen, schwarzgrün und starr, wie verloren in der Bewegung des Grases.
Über dem Boden lag der Geruch von Erde und trockener Wärme.
Von irgendwoher klang das Zirpen von Insekten, ab und zu der Ruf eines Vogels, der sich im Aufwind treiben ließ.
Und der Pfad – ein dunkles Band, das sich wie zögerlich durch die Steppe wand.
Kein Schatten, keine Spur eines Dachs, kein Schutz.
Jeder Schritt ließ das Gras rauschen.
Und je weiter sie gingen, desto klarer wurde: Hier war nichts als Land, Wind und Himmel.
Eine Leere, die schön war.
Und gnadenlos.
Drei Tage durch die Orkschädelsteppe
13.–15. Peraine, 15 Hal
Tag 1 – Hinterhalt in den Gräsern
Der erste Tag in der Steppe begann friedlich.
Gras, Himmel, Wind.
Die Sonne stieg hoch, der Boden unter den Stiefeln wurde hart und trocken.
Als die Sonne schon im Westen hing, kam der Angriff.
Plötzliches Rauschen in den Gräsern, Schatten, die sich lösten.
Orks – fünf, sechs, vielleicht mehr – stürmten aus der Deckung, krummbeinig, mit Keulen und rostigen Klingen.
Es war keine vorbereitete Falle, sondern eine streunende Bande.
Doch sie war wild.
Die Zwerge formierten sich instinktiv, Keldi rief nur „Linie!“ und stemmte sich dem ersten Schlag entgegen.
Bolzen schnitten durch das hohe Gras, Funken sprühten, als Stahl auf Stahl traf.
Althea hob den Stab.
Kein Wort, nur eine Geste – ein Schwall flackernden Feuers, der die Angreifer auseinandertrieb.
Das Gras brannte kurz auf, Rauch stieg auf, und der Wind trug den Geruch von verbrannten Halmen fort.
Als der letzte Ork in die Ferne floh, war das Gras ringsum niedergetreten.
Die Gruppe stand schwer atmend beieinander, nur der Wind flüsterte weiter durch die Steppe.
„Streuner“, sagte Keldi.
„Aber nicht die Letzten.“
Sie zogen weiter, bis die Sonne versank, und schlugen im Schutz einer kleinen Bauminsel ihr Lager auf.
Tag 2 – Die Greifen
Am Mittag des zweiten Tages veränderte sich die Luft.
Kein Laut mehr.
Nur Wind – und dann ein Schatten, der über das Gras glitt.
Zwei Greifen landeten direkt auf dem Pfad, kaum dreißig Schritt vor ihnen.
Kräfte, halb Löwe, halb Adler, Flügel so breit, dass sie das Gras niederdrückten.
Sie fauchten, die Flügel gespreizt, der Blick wie blanker Stahl.
Keldi wollte vorgehen, den Hammer in der Hand –
doch ein einziger Flügelschlag drängte ihn zurück, so gewaltig, dass der Boden bebte.
„Nicht kämpfen,“ murmelte Althea.
Sie trat vor.
Mit leeren Händen.
Einer der Greifen beugte den Kopf herab, so dass sie den warmen Atem spüren konnte.
Die Welt stand still.
Dann – eine Stimme in ihrem Kopf, klar wie Glas:
„Wenn du den Weg willst, dann löse unser Rätsel.“
Und so stand sie da, im hohen Gras, Auge in Auge mit einem Greifen, und hörte sich die Frage an – uralt, einfach, aber nicht leicht.
Sie schloss die Augen, suchte den Faden der Antwort, und sprach schließlich leise.
Stille.
Dann neigte der Greif den Kopf.
Seine Flügel senkten sich, und er trat zur Seite.
Der andere folgte ihm, widerwillig, aber respektvoll.
„Geht“, sagte die Stimme noch einmal.
„Und behaltet euer Maß.“
Die Gruppe ging weiter, bis die Greifen nur noch Punkte im Meer der Gräser waren.
Tag 3 – Das Einhorn
Am dritten Tag, kurz bevor sich die Steppe zu senken begann und der Horizont das Glitzern des Einsiedlersees verriet, kam es still.
Ein Rascheln, dann ein silberner Schimmer zwischen den Halmen.
Ein Einhorn.
Es stand da, fast durchsichtig in der hellen Luft, das Horn wie geflochtenes Licht.
Als sie näher kamen, floh es erst –
dann, nach einem Zögern, kam es wieder.
Schritt für Schritt.
Althea trat vor, hob die Hand, ohne ein Wort.
Die Welt zog sich zurück.
Es war, als würden sie nicht mit Worten, sondern mit Bildern sprechen:
Eine Karte, zerbrochen, ein Teil, das es suchte.
Die Bitte um Hilfe.
Und das Versprechen, zurückzukehren, wenn der Teil gefunden war.
Dann wandte sich das Wesen um.
Ein Sprung, und es war verschwunden.
Nur der Wind rauschte weiter.
Die Gruppe stand still, bis das Zittern in ihren Herzen nachließ.
Abend des dritten Tages
Als die Sonne am Abend sank, wurde der Pfad weicher.
Die Steppe öffnete sich, und in einer weiten Mulde glitzerte Wasser:
Der Einsiedlersee, still, einsam, weit.
Drei Tage, zwei Nächte –
und die Steppe hatte ihnen gezeigt, dass sie nicht leer war.
Nur groß.
(Versatzstücke)
Die Orkschädelsteppe, 13.–15. Peraine
Der Weg war kaum mehr als ein schmaler, fester Tritt im Meer der Gräser.
Sie reichten ihnen bis zur Hüfte, manchmal höher, und wogten in langen, trägen Wellen, sobald der Wind von Osten herüberstrich. Hellgrün und gelbgrün, frisch im Frühling, lag das Land wie ein atmendes Meer da.
Am Horizont war kein Ende zu sehen.
Nur hier und da ein niedriger Hügel, rund wie ein liegender Rücken.
Manchmal, wenn sie den Rücken erklommen, sahen sie weiter entfernt eine kleine Insel aus Bäumen, schwarzgrün und starr, wie verloren in der Bewegung des Grases.
Über dem Boden lag der Geruch von Erde und trockener Wärme.
Von irgendwoher klang das Zirpen von Insekten, ab und zu der Ruf eines Vogels, der sich im Aufwind treiben ließ.
Und der Pfad – ein dunkles Band, das sich wie zögerlich durch die Steppe wand.
Kein Schatten, keine Spur eines Dachs, kein Schutz.
Jeder Schritt ließ das Gras rauschen.
Und je weiter sie gingen, desto klarer wurde: Hier war nichts als Land, Wind und Himmel.
Eine Leere, die schön war.
Und gnadenlos.
Drei Tage durch die Orkschädelsteppe
13.–15. Peraine, 15 Hal
Tag 1 – Hinterhalt in den Gräsern
Der erste Tag in der Steppe begann friedlich.
Gras, Himmel, Wind.
Die Sonne stieg hoch, der Boden unter den Stiefeln wurde hart und trocken.
Als die Sonne schon im Westen hing, kam der Angriff.
Plötzliches Rauschen in den Gräsern, Schatten, die sich lösten.
Orks – fünf, sechs, vielleicht mehr – stürmten aus der Deckung, krummbeinig, mit Keulen und rostigen Klingen.
Es war keine vorbereitete Falle, sondern eine streunende Bande.
Doch sie war wild.
Die Zwerge formierten sich instinktiv, Keldi rief nur „Linie!“ und stemmte sich dem ersten Schlag entgegen.
Bolzen schnitten durch das hohe Gras, Funken sprühten, als Stahl auf Stahl traf.
Althea hob den Stab.
Kein Wort, nur eine Geste – ein Schwall flackernden Feuers, der die Angreifer auseinandertrieb.
Das Gras brannte kurz auf, Rauch stieg auf, und der Wind trug den Geruch von verbrannten Halmen fort.
Als der letzte Ork in die Ferne floh, war das Gras ringsum niedergetreten.
Die Gruppe stand schwer atmend beieinander, nur der Wind flüsterte weiter durch die Steppe.
„Streuner“, sagte Keldi.
„Aber nicht die Letzten.“
Sie zogen weiter, bis die Sonne versank, und schlugen im Schutz einer kleinen Bauminsel ihr Lager auf.
Tag 2 – Die Greifen
Am Mittag des zweiten Tages veränderte sich die Luft.
Kein Laut mehr.
Nur Wind – und dann ein Schatten, der über das Gras glitt.
Zwei Greifen landeten direkt auf dem Pfad, kaum dreißig Schritt vor ihnen.
Kräfte, halb Löwe, halb Adler, Flügel so breit, dass sie das Gras niederdrückten.
Sie fauchten, die Flügel gespreizt, der Blick wie blanker Stahl.
Keldi wollte vorgehen, den Hammer in der Hand –
doch ein einziger Flügelschlag drängte ihn zurück, so gewaltig, dass der Boden bebte.
„Nicht kämpfen,“ murmelte Althea.
Sie trat vor.
Mit leeren Händen.
Einer der Greifen beugte den Kopf herab, so dass sie den warmen Atem spüren konnte.
Die Welt stand still.
Dann – eine Stimme in ihrem Kopf, klar wie Glas:
„Wenn du den Weg willst, dann löse unser Rätsel.“
Und so stand sie da, im hohen Gras, Auge in Auge mit einem Greifen, und hörte sich die Frage an – uralt, einfach, aber nicht leicht.
Sie schloss die Augen, suchte den Faden der Antwort, und sprach schließlich leise.
Stille.
Dann neigte der Greif den Kopf.
Seine Flügel senkten sich, und er trat zur Seite.
Der andere folgte ihm, widerwillig, aber respektvoll.
„Geht“, sagte die Stimme noch einmal.
„Und behaltet euer Maß.“
Die Gruppe ging weiter, bis die Greifen nur noch Punkte im Meer der Gräser waren.
Tag 3 – Das Einhorn
Am dritten Tag, kurz bevor sich die Steppe zu senken begann und der Horizont das Glitzern des Einsiedlersees verriet, kam es still.
Ein Rascheln, dann ein silberner Schimmer zwischen den Halmen.
Ein Einhorn.
Es stand da, fast durchsichtig in der hellen Luft, das Horn wie geflochtenes Licht.
Als sie näher kamen, floh es erst –
dann, nach einem Zögern, kam es wieder.
Schritt für Schritt.
Althea trat vor, hob die Hand, ohne ein Wort.
Die Welt zog sich zurück.
Es war, als würden sie nicht mit Worten, sondern mit Bildern sprechen:
Eine Karte, zerbrochen, ein Teil, das es suchte.
Die Bitte um Hilfe.
Und das Versprechen, zurückzukehren, wenn der Teil gefunden war.
Dann wandte sich das Wesen um.
Ein Sprung, und es war verschwunden.
Nur der Wind rauschte weiter.
Die Gruppe stand still, bis das Zittern in ihren Herzen nachließ.
Abend des dritten Tages
Als die Sonne am Abend sank, wurde der Pfad weicher.
Die Steppe öffnete sich, und in einer weiten Mulde glitzerte Wasser:
Der Einsiedlersee, still, einsam, weit.
Drei Tage, zwei Nächte –
und die Steppe hatte ihnen gezeigt, dass sie nicht leer war.
Nur groß.

