02.09.2025, 06:45
1. Praios 16 Hal
![[Bild: Althea-und-Furka.png]](https://i.postimg.cc/ZBgvH2bj/Althea-und-Furka.png)
Das Kontorviertel wirkte wie eine eigene Stadt in der Stadt. Hier herrschte nicht das Gedränge der Märkte oder der Lärm der Tavernen, sondern das gedämpfte Klirren von Metallbeschlägen, das Knarzen von Winden und das beständige Kommen und Gehen von Schreibern, Boten und Händlern. Schiffe der großen Kompagnien lagen dicht nebeneinander, die Wappen prangten bunt an den Steven, und zwischen ihnen patrouillierten Soldaten in gleichmäßigen Abständen – nicht rau wie Seesöldner, sondern geordnet, diszipliniert.
Althea bewegte sich hier mit einer Selbstverständlichkeit, die selbst Furka überraschte. Wo er die hohen Kontorgebäude eher misstrauisch beäugte – dicke Türen, eiserne Beschläge, überall Wachen – wirkte sie fast wie eine Tochter dieses Viertels. Ihre Gestalt, die elegante Art, den Stab ein Stück lässig in der Armbeuge zu tragen, dazu der sichere Schritt: sie passte in dieses Spiel von Handel und Einfluss.
Im Bankhaus herrschte gedämpfte Geschäftigkeit. Wachslichter erhellten hohe Hallen, Schreiber mit Tintenfingern eilten zwischen Pulten, und hinter schweren Gittern glänzte kurz das Gold, ehe die Tore wieder zufielen. Althea legte weitere 100 Dukaten gegen Wechsel ein. Die Zahlen, die Formeln, die Unterschriften waren ihr vertraut – ein Erbe aus Beilunk, das sie nie wirklich losließ. Für einen Moment wirkte sie wieder wie die Tochter eines Handelshauses, nicht wie eine Magierin mit einem Trupp Zwerge im Schlepptau.
Furka wartete im Vorraum. Er lehnte sich an eine Säule, die Arme verschränkt, und ließ den Blick über die Menschen wandern. Sein Bart zuckte, als ein Schreiber mit hochgezogenen Augenbrauen an ihm vorbeiging – Zwerge waren hier keine Seltenheit, aber Furka sah zu sehr nach Straße aus. Als es ihm langweilig wurde, zog er sein Messer und ein Stück Holz hervor, begann zu schnitzen – erst beiläufig, dann vertieft.
Von der Seite näherte sich eine junge Tsa-Geweihte, die einen Arm voll bunter Stoffe trug. Sie hielt kurz inne, musterte ihn und hob nur eine Augenbraue – nicht streng, eher mit diesem milden Spott, den man Kindern entgegenbringt, die etwas Unerhörtes tun. Furka hielt kurz inne, grinste schief, steckte das Messer wieder ein. „Schon gut“, murmelte er.
Althea trat aus der Halle, Wechselurkunden in der Hand, und sie gingen gemeinsam weiter zum Tsatempel. Hier war die Stimmung anders: bunt, leicht, farbige Bänder flatterten in der Luft, Blumenkränze hingen über den Türen. Für einen Augenblick schien es, als ob selbst die Namenlosen Tage die Schwelle des Tempels nicht überschritten hätten.
Althea kniete nieder, legte 10 Dukaten in die Schale und verharrte still. Sie wirkte weicher als eben im Bankhaus, mehr bei sich selbst. Ein Hauch von Musik klang aus einem Nebenraum, Kinder lachten. Für sie war es ein kurzer, aber inniger Moment: Erinnerung an das Leichte, an das Unverbrauchte, das sie nicht verlieren wollte.
Furka wartete draußen, die Sonne stand milchig hinter Wolken. Er pfiff leise ein paar Töne, klopfte mit dem Messergriff gegen die Säule, und als sie wieder zu ihm trat, sah er nur hinüber und sagte: „Fertig?“ – und sie nickte, mit einem leisen Lächeln.
![[Bild: Tondar-und-Hurdin.png]](https://i.postimg.cc/nXcVsTZL/Tondar-und-Hurdin.png)
Das Zeughaus lag etwas abseits, schwerer Bau, dicke Mauern, eiserne Beschläge an den Türen. Es war kein Marktstand, kein Händlergewimmel, sondern Ordnung und Strenge: Waffen auf Gestellen, Rüstungen an Haken, das Klirren von Metall, das Scharren von Stiefeln. Hier kauften nicht Händler, sondern Kämpfer.
Tondar und Hurdin betraten die Halle, beide in voller Erscheinung – breit, schwer, jeder ein Schritt wie eine Wucht. Sofort drehten sich einige Köpfe: Zwerge waren keine Seltenheit, aber zwei auf einmal, so gedrungen und wortkarg, wirkten wie ein Stück Gebirge, das durch die Tür getreten war.
Ein Thorwaler Waffenknecht, die Haare zum Zopf gebunden, trat an sie heran. „Was braucht’s?“ Seine Stimme war brüchig, aber geübt im Tonfall, mit dem man Krieger anspricht.
Tondar nickte kurz, zeigte mit zwei Fingern eine Länge an: Bolzen. Hurdin hielt die Hand waagrecht, als ob er das Gewicht einer Armbrust zeigte, dann klopfte er auf seinen Köcher, der fast leer war. Worte sprachen sie nur bruchstückhaft:
„Bolzen… ja, zwanzig…“ – Tondar rang mit den Lauten.
Der Knecht grinste schief, nickte. „Zwerge brauchen nicht reden. Ich versteh’ schon.“
Es kam zu diesem stillen Verständnis, das Krieger untereinander haben. Der eine deutet, der andere nickt. Ein Griff an den Schaft, ein kurzes Hochziehen der Augenbraue – Ja, das taugt.
Hurdin prüfte die Spitze eines Bolzens, wog ihn in der Hand, murmelte etwas in Zwergisch, das nach Zustimmung klang. Tondar öffnete den Mund, versuchte „gerade“ zu sagen, es kam „gradd“ heraus – aber der Knecht verstand.
„Ja, ja, gerade, guter Schaft.“ Er klopfte Tondar auf die Schulter, so, wie man es mit einem Bruder im Waffenhandwerk tat.
Ein paar Minuten später war der Handel abgeschlossen: Bolzen in Bündeln, noch ein Satz Ersatzriemen, dazu ein kleines Beutelchen mit Schmieröl, das der Knecht ihnen wortlos reichte – „für die Sehnen“, knurrte er.
Tondar zählte die Münzen, Hurdin nickte knapp, und sie drehten sich um, als hätten sie in einer Halle voller fremder Worte und Gebräuche gerade das Nötigste erledigt. Sie verstanden kaum ein Drittel dessen, was gesagt wurde, aber alles, was gemeint war.
![[Bild: Keldi-und-Archon.png]](https://i.postimg.cc/xXxfLHT3/Keldi-und-Archon.png)
Der Marktplatz war noch immer laut, doch die Stimmung hatte sich verändert. Am 1. Praios wirkte das Drängen weniger wie Fest und mehr wie Unruhe. Überall Stimmen, aber kein Lachen, kein Gelächter, das die Spannung brechen konnte. Die Sonne stand nicht warm am Himmel, sondern hart, stechend, wie ein prüfender Blick von oben.
Keldi drängte sich voran, breitbeinig, die Augen ständig über die Menge tastend. Er war hier in seinem Element: wo andere nur Lärm und Gedränge sahen, machte er sich ein Bild – wer stand an den Kontoren, wer redete mit wem, wer hatte Ladung, wer wartete ab. Neben ihm ging Archon, Kapuze tief im Gesicht, schweigend. Er schien weniger die Schiffe als die Menschen zu mustern – die Haltungen, die Mienen, die Ungeduld in ihren Gesten.
Sie ließen den inneren Hafen mit den Kriegsschiffen und großen Handelshäusern hinter sich und bogen ab zum Freihafen. Hier war es rauer, die Luft schwerer vom Salz, und zwischen den Lagerschuppen zogen Männer und Frauen Fässer auf Schubkarren, Seile quietschten in Rollen, Möwen stritten kreischend um Fischreste.
Keldi steuerte einen der Hafenmeister an, ein wettergegerbter Mann mit grauem Zopf. Seine Worte kamen stockend, in einfachem Garethi, das er bewusst wählte, damit auch die Zwerge ihn verstanden:
„Passage? Heute nix. Morgen vielleicht. Viele warten ab. Namenlose Tage, verstehst?“
Keldi nickte, kein Zögern. „Morgen. Wohin?“
Der Mann zuckte die Schultern, machte eine grobe Geste Richtung Schiffe. „Zwei, drei vielleicht. Aber die besten liegen noch fest.“
Sie gingen die Kaie entlang. Kapitäne, die sie ansprachen, winkten ab, andere wollten zu viel Geld, manche schüttelten nur den Kopf. Niemand hatte es eilig, hinauszufahren, außer jenen, die wirklich mussten.
Am Ende des Kais, dort, wo die Bohlen schon knarrten und das Wasser dunkler war, lag ein Seelenverkäufer, alt, schief, die Planken wie vom Salz zerfressen. Keldi erkannte ihn sofort – derselbe wie immer. Sie hatten ihn schon mehrmals genommen.
Der Kapitän, ein dünner Mann mit grauem Bart und wässrigen Augen, lehnte am Geländer. Er grinste, als er die beiden sah. „Ihr schon wieder.“ Seine Stimme krächzte wie ein alter Mast im Wind. „Prem wollt ihr, ja? Morgen mit der Morgenflut. Zehn Tage Fahrt. Kostet wie immer.“
Keldi nickte knapp. Es war kein Schiff, auf das man freiwillig stieg, aber es war das einzige, das ging. Archon stand daneben, schwieg, und aus seiner Haltung sprach weder Zustimmung noch Abneigung – nur dieses stille, dunkle Einverständnis, dass sie ohnehin keine Wahl hatten.
So machten sie die Abrede, und während die Sonne stechend über den Masten stand, wussten sie: morgen früh fahren sie hinaus, und das Meer würde ihnen zeigen, was es in den Tagen nach dem Namenlosen noch barg.
![[Bild: Althea-und-Furka.png]](https://i.postimg.cc/ZBgvH2bj/Althea-und-Furka.png)
Das Kontorviertel wirkte wie eine eigene Stadt in der Stadt. Hier herrschte nicht das Gedränge der Märkte oder der Lärm der Tavernen, sondern das gedämpfte Klirren von Metallbeschlägen, das Knarzen von Winden und das beständige Kommen und Gehen von Schreibern, Boten und Händlern. Schiffe der großen Kompagnien lagen dicht nebeneinander, die Wappen prangten bunt an den Steven, und zwischen ihnen patrouillierten Soldaten in gleichmäßigen Abständen – nicht rau wie Seesöldner, sondern geordnet, diszipliniert.
Althea bewegte sich hier mit einer Selbstverständlichkeit, die selbst Furka überraschte. Wo er die hohen Kontorgebäude eher misstrauisch beäugte – dicke Türen, eiserne Beschläge, überall Wachen – wirkte sie fast wie eine Tochter dieses Viertels. Ihre Gestalt, die elegante Art, den Stab ein Stück lässig in der Armbeuge zu tragen, dazu der sichere Schritt: sie passte in dieses Spiel von Handel und Einfluss.
Im Bankhaus herrschte gedämpfte Geschäftigkeit. Wachslichter erhellten hohe Hallen, Schreiber mit Tintenfingern eilten zwischen Pulten, und hinter schweren Gittern glänzte kurz das Gold, ehe die Tore wieder zufielen. Althea legte weitere 100 Dukaten gegen Wechsel ein. Die Zahlen, die Formeln, die Unterschriften waren ihr vertraut – ein Erbe aus Beilunk, das sie nie wirklich losließ. Für einen Moment wirkte sie wieder wie die Tochter eines Handelshauses, nicht wie eine Magierin mit einem Trupp Zwerge im Schlepptau.
Furka wartete im Vorraum. Er lehnte sich an eine Säule, die Arme verschränkt, und ließ den Blick über die Menschen wandern. Sein Bart zuckte, als ein Schreiber mit hochgezogenen Augenbrauen an ihm vorbeiging – Zwerge waren hier keine Seltenheit, aber Furka sah zu sehr nach Straße aus. Als es ihm langweilig wurde, zog er sein Messer und ein Stück Holz hervor, begann zu schnitzen – erst beiläufig, dann vertieft.
Von der Seite näherte sich eine junge Tsa-Geweihte, die einen Arm voll bunter Stoffe trug. Sie hielt kurz inne, musterte ihn und hob nur eine Augenbraue – nicht streng, eher mit diesem milden Spott, den man Kindern entgegenbringt, die etwas Unerhörtes tun. Furka hielt kurz inne, grinste schief, steckte das Messer wieder ein. „Schon gut“, murmelte er.
Althea trat aus der Halle, Wechselurkunden in der Hand, und sie gingen gemeinsam weiter zum Tsatempel. Hier war die Stimmung anders: bunt, leicht, farbige Bänder flatterten in der Luft, Blumenkränze hingen über den Türen. Für einen Augenblick schien es, als ob selbst die Namenlosen Tage die Schwelle des Tempels nicht überschritten hätten.
Althea kniete nieder, legte 10 Dukaten in die Schale und verharrte still. Sie wirkte weicher als eben im Bankhaus, mehr bei sich selbst. Ein Hauch von Musik klang aus einem Nebenraum, Kinder lachten. Für sie war es ein kurzer, aber inniger Moment: Erinnerung an das Leichte, an das Unverbrauchte, das sie nicht verlieren wollte.
Furka wartete draußen, die Sonne stand milchig hinter Wolken. Er pfiff leise ein paar Töne, klopfte mit dem Messergriff gegen die Säule, und als sie wieder zu ihm trat, sah er nur hinüber und sagte: „Fertig?“ – und sie nickte, mit einem leisen Lächeln.
![[Bild: Tondar-und-Hurdin.png]](https://i.postimg.cc/nXcVsTZL/Tondar-und-Hurdin.png)
Das Zeughaus lag etwas abseits, schwerer Bau, dicke Mauern, eiserne Beschläge an den Türen. Es war kein Marktstand, kein Händlergewimmel, sondern Ordnung und Strenge: Waffen auf Gestellen, Rüstungen an Haken, das Klirren von Metall, das Scharren von Stiefeln. Hier kauften nicht Händler, sondern Kämpfer.
Tondar und Hurdin betraten die Halle, beide in voller Erscheinung – breit, schwer, jeder ein Schritt wie eine Wucht. Sofort drehten sich einige Köpfe: Zwerge waren keine Seltenheit, aber zwei auf einmal, so gedrungen und wortkarg, wirkten wie ein Stück Gebirge, das durch die Tür getreten war.
Ein Thorwaler Waffenknecht, die Haare zum Zopf gebunden, trat an sie heran. „Was braucht’s?“ Seine Stimme war brüchig, aber geübt im Tonfall, mit dem man Krieger anspricht.
Tondar nickte kurz, zeigte mit zwei Fingern eine Länge an: Bolzen. Hurdin hielt die Hand waagrecht, als ob er das Gewicht einer Armbrust zeigte, dann klopfte er auf seinen Köcher, der fast leer war. Worte sprachen sie nur bruchstückhaft:
„Bolzen… ja, zwanzig…“ – Tondar rang mit den Lauten.
Der Knecht grinste schief, nickte. „Zwerge brauchen nicht reden. Ich versteh’ schon.“
Es kam zu diesem stillen Verständnis, das Krieger untereinander haben. Der eine deutet, der andere nickt. Ein Griff an den Schaft, ein kurzes Hochziehen der Augenbraue – Ja, das taugt.
Hurdin prüfte die Spitze eines Bolzens, wog ihn in der Hand, murmelte etwas in Zwergisch, das nach Zustimmung klang. Tondar öffnete den Mund, versuchte „gerade“ zu sagen, es kam „gradd“ heraus – aber der Knecht verstand.
„Ja, ja, gerade, guter Schaft.“ Er klopfte Tondar auf die Schulter, so, wie man es mit einem Bruder im Waffenhandwerk tat.
Ein paar Minuten später war der Handel abgeschlossen: Bolzen in Bündeln, noch ein Satz Ersatzriemen, dazu ein kleines Beutelchen mit Schmieröl, das der Knecht ihnen wortlos reichte – „für die Sehnen“, knurrte er.
Tondar zählte die Münzen, Hurdin nickte knapp, und sie drehten sich um, als hätten sie in einer Halle voller fremder Worte und Gebräuche gerade das Nötigste erledigt. Sie verstanden kaum ein Drittel dessen, was gesagt wurde, aber alles, was gemeint war.
![[Bild: Keldi-und-Archon.png]](https://i.postimg.cc/xXxfLHT3/Keldi-und-Archon.png)
Der Marktplatz war noch immer laut, doch die Stimmung hatte sich verändert. Am 1. Praios wirkte das Drängen weniger wie Fest und mehr wie Unruhe. Überall Stimmen, aber kein Lachen, kein Gelächter, das die Spannung brechen konnte. Die Sonne stand nicht warm am Himmel, sondern hart, stechend, wie ein prüfender Blick von oben.
Keldi drängte sich voran, breitbeinig, die Augen ständig über die Menge tastend. Er war hier in seinem Element: wo andere nur Lärm und Gedränge sahen, machte er sich ein Bild – wer stand an den Kontoren, wer redete mit wem, wer hatte Ladung, wer wartete ab. Neben ihm ging Archon, Kapuze tief im Gesicht, schweigend. Er schien weniger die Schiffe als die Menschen zu mustern – die Haltungen, die Mienen, die Ungeduld in ihren Gesten.
Sie ließen den inneren Hafen mit den Kriegsschiffen und großen Handelshäusern hinter sich und bogen ab zum Freihafen. Hier war es rauer, die Luft schwerer vom Salz, und zwischen den Lagerschuppen zogen Männer und Frauen Fässer auf Schubkarren, Seile quietschten in Rollen, Möwen stritten kreischend um Fischreste.
Keldi steuerte einen der Hafenmeister an, ein wettergegerbter Mann mit grauem Zopf. Seine Worte kamen stockend, in einfachem Garethi, das er bewusst wählte, damit auch die Zwerge ihn verstanden:
„Passage? Heute nix. Morgen vielleicht. Viele warten ab. Namenlose Tage, verstehst?“
Keldi nickte, kein Zögern. „Morgen. Wohin?“
Der Mann zuckte die Schultern, machte eine grobe Geste Richtung Schiffe. „Zwei, drei vielleicht. Aber die besten liegen noch fest.“
Sie gingen die Kaie entlang. Kapitäne, die sie ansprachen, winkten ab, andere wollten zu viel Geld, manche schüttelten nur den Kopf. Niemand hatte es eilig, hinauszufahren, außer jenen, die wirklich mussten.
Am Ende des Kais, dort, wo die Bohlen schon knarrten und das Wasser dunkler war, lag ein Seelenverkäufer, alt, schief, die Planken wie vom Salz zerfressen. Keldi erkannte ihn sofort – derselbe wie immer. Sie hatten ihn schon mehrmals genommen.
Der Kapitän, ein dünner Mann mit grauem Bart und wässrigen Augen, lehnte am Geländer. Er grinste, als er die beiden sah. „Ihr schon wieder.“ Seine Stimme krächzte wie ein alter Mast im Wind. „Prem wollt ihr, ja? Morgen mit der Morgenflut. Zehn Tage Fahrt. Kostet wie immer.“
Keldi nickte knapp. Es war kein Schiff, auf das man freiwillig stieg, aber es war das einzige, das ging. Archon stand daneben, schwieg, und aus seiner Haltung sprach weder Zustimmung noch Abneigung – nur dieses stille, dunkle Einverständnis, dass sie ohnehin keine Wahl hatten.
So machten sie die Abrede, und während die Sonne stechend über den Masten stand, wussten sie: morgen früh fahren sie hinaus, und das Meer würde ihnen zeigen, was es in den Tagen nach dem Namenlosen noch barg.