02.06.2025, 05:20
Unterwegs mit Zwergen #30 – Die Hügel von Orvil
Die spätsommerlichen Hjaldorberge lagen hinter ihnen, und mit jedem Tag auf der Straße, die sich nördlich der Berge von Thoss aus nach Westen und dann langsam nach Südwesten wand, senkte sich der Herbst deutlicher auf das Land. Die Hänge färbten sich in warmen Rot- und Goldtönen, das Licht schien weicher, fast als würde es sich durch ein dünnes Tuch brechen. Noch war es angenehm kühl, aber der Wind roch bereits nach Wandel. Die Gruppe war in guter Stimmung. Die Reise verlief ruhig, das Wetter war freundlich und die Gespräche, besonders beim abendlichen Lagerfeuer, drehten sich wieder öfter um Vergangenes, Pläne und Träume – ein sicheres Zeichen dafür, dass sich der Druck der letzten Wochen etwas gelöst hatte.
Der Weg führte sie über bewaldete Hänge, durchsetzt von moosbedeckten Steinen, vorbei an einzelnen, längst verlassenen Schutzhütten. Sie passierten das kleine Holzfällernest Ala – nicht viel mehr als ein paar blockige Häuser, ein armseliger Schankraum, eine rauchende Holzsägerei. Die Leute dort wirkten reserviert, aber nicht unfreundlich. Niemand hatte etwas Konkretes zu berichten, aber die Blicke, die sie der Gruppe hinterherwarfen, blieben hängen. So, als wüsste man mehr, als man sagen wollte.
Hinter Ala begann sich die Stimmung zu wandeln. Die Bäume standen dichter, das Licht war gedämpfter, schien irgendwie fahler. Geräusche trugen sich seltsam durch die Luft – Vogelrufe klangen weit entfernt, das Rauschen der Blätter zu laut, das eigene Atmen zu deutlich. Irgendetwas lag in der Luft. Die Natur wirkte schwer atmend, als würde sie etwas verbergen.
Als sie an einem kühlen, klaren Bachlauf rasteten, kam es zum Angriff. Tondar war gerade damit beschäftigt, seine Beute zu verschnüren, als er das Knacken von Zweigen hörte. Er hob den Kopf – zu spät. Eine Meute wilder Hunde stürzte aus dem Gebüsch.
Chaos brach aus.
Althea stürmte vor, zu weit, Furka an ihrer Seite. Hurdin brüllte eine Warnung und drehte sich zur linken Flanke, wo weitere Tiere durchs Dickicht brachen. Tondar warf die Beute beiseite, zog seinen Dolch, während Keldi bereits den Bogen hob. Einer der Hunde sprang Althea an – sie drehte sich, riss den Stab hoch, ein Flammenstrahl zuckte auf, der Angreifer kreischte und fiel. Doch die Flammenlanze war versiegt.
Ein zweiter Hund brach durch die Linien – Archon war da, sein Dolch ein kurzer Lichtblitz. Althea wurde erneut angesprungen, duckte sich, prügelte mit dem Stab auf das Tier ein, das sich auf Furka stürzte. Hurdin und Keldi deckten den rechten Flügel ab, Tondar kämpfte sich durch, bis sie schließlich die Oberhand gewannen. Es war kurz, brutal – und vor allem: unnatürlich.
"Das ist kein normales Verhalten," keuchte Keldi. "Nicht zu dieser Jahreszeit."
Tondar stieß den Kadaver mit der Stiefelspitze an. "Was auch immer das war, irgendetwas treibt sie."
Am nächsten Morgen erreichten sie nach kurzer Strecke den Punkt, an dem die Straße einen kleinen Bach querte – hier begann der Abstieg nach Orvil. Der Wald lichtete sich, die Zeichen von Holzschlag verschwanden. Der Weg wurde offener, doch die bedrückende Stimmung blieb. Dann, kurz vor dem Ort, begegneten sie einem Reiter – ein Mann mittleren Alters, sauber gekleidet, auf einem kräftigen Pferd. Der Austausch war höflich, doch der Mann sprach mit Bedacht.
"Man sagt, etwas treibt die Tiere hier um. Ein alter Zirkel vielleicht. Oder schlimmeres. Wenn ihr mehr wissen wollt – der Siebenstein in Orvil hat ein Ohr für solche Dinge."
Dann ritt er weiter, ließ die Gruppe nachdenklich zurück.
Als sie den Ortsrand von Orvil erreichten, war da dieser Moment. Keine Menschenseele war zu sehen. Der kleine nördliche Platz lag still und seltsam entrückt in der Nachmittagssonne, als sei ein Schleier darübergelegt. Kein Laut, keine Bewegung. Die Gruppe spürte das – stand einen Moment lang still, als hielte die Welt den Atem an. Und dann, wie auf einen Schlag, trat das Leben zurück in den Ort. Kinderlachen, Marktgerufe, der Klang von Hämmern und Gesprächen.
Sie traten weiter vor und fanden sich auf dem Hauptplatz von Orvil wieder – voller Leben. Tavernen, Händlerstände, der Travia-Tempel, der auf die Brücke zum Fjord hinausblickte. Ein charmanter kleiner Ort, wie aus einem anderen Buch. Die Dunkelheit lauerte vielleicht in den Hügeln, aber hier – hier war Licht. Noch.
Die spätsommerlichen Hjaldorberge lagen hinter ihnen, und mit jedem Tag auf der Straße, die sich nördlich der Berge von Thoss aus nach Westen und dann langsam nach Südwesten wand, senkte sich der Herbst deutlicher auf das Land. Die Hänge färbten sich in warmen Rot- und Goldtönen, das Licht schien weicher, fast als würde es sich durch ein dünnes Tuch brechen. Noch war es angenehm kühl, aber der Wind roch bereits nach Wandel. Die Gruppe war in guter Stimmung. Die Reise verlief ruhig, das Wetter war freundlich und die Gespräche, besonders beim abendlichen Lagerfeuer, drehten sich wieder öfter um Vergangenes, Pläne und Träume – ein sicheres Zeichen dafür, dass sich der Druck der letzten Wochen etwas gelöst hatte.
Der Weg führte sie über bewaldete Hänge, durchsetzt von moosbedeckten Steinen, vorbei an einzelnen, längst verlassenen Schutzhütten. Sie passierten das kleine Holzfällernest Ala – nicht viel mehr als ein paar blockige Häuser, ein armseliger Schankraum, eine rauchende Holzsägerei. Die Leute dort wirkten reserviert, aber nicht unfreundlich. Niemand hatte etwas Konkretes zu berichten, aber die Blicke, die sie der Gruppe hinterherwarfen, blieben hängen. So, als wüsste man mehr, als man sagen wollte.
Hinter Ala begann sich die Stimmung zu wandeln. Die Bäume standen dichter, das Licht war gedämpfter, schien irgendwie fahler. Geräusche trugen sich seltsam durch die Luft – Vogelrufe klangen weit entfernt, das Rauschen der Blätter zu laut, das eigene Atmen zu deutlich. Irgendetwas lag in der Luft. Die Natur wirkte schwer atmend, als würde sie etwas verbergen.
Als sie an einem kühlen, klaren Bachlauf rasteten, kam es zum Angriff. Tondar war gerade damit beschäftigt, seine Beute zu verschnüren, als er das Knacken von Zweigen hörte. Er hob den Kopf – zu spät. Eine Meute wilder Hunde stürzte aus dem Gebüsch.
Chaos brach aus.
Althea stürmte vor, zu weit, Furka an ihrer Seite. Hurdin brüllte eine Warnung und drehte sich zur linken Flanke, wo weitere Tiere durchs Dickicht brachen. Tondar warf die Beute beiseite, zog seinen Dolch, während Keldi bereits den Bogen hob. Einer der Hunde sprang Althea an – sie drehte sich, riss den Stab hoch, ein Flammenstrahl zuckte auf, der Angreifer kreischte und fiel. Doch die Flammenlanze war versiegt.
Ein zweiter Hund brach durch die Linien – Archon war da, sein Dolch ein kurzer Lichtblitz. Althea wurde erneut angesprungen, duckte sich, prügelte mit dem Stab auf das Tier ein, das sich auf Furka stürzte. Hurdin und Keldi deckten den rechten Flügel ab, Tondar kämpfte sich durch, bis sie schließlich die Oberhand gewannen. Es war kurz, brutal – und vor allem: unnatürlich.
"Das ist kein normales Verhalten," keuchte Keldi. "Nicht zu dieser Jahreszeit."
Tondar stieß den Kadaver mit der Stiefelspitze an. "Was auch immer das war, irgendetwas treibt sie."
Am nächsten Morgen erreichten sie nach kurzer Strecke den Punkt, an dem die Straße einen kleinen Bach querte – hier begann der Abstieg nach Orvil. Der Wald lichtete sich, die Zeichen von Holzschlag verschwanden. Der Weg wurde offener, doch die bedrückende Stimmung blieb. Dann, kurz vor dem Ort, begegneten sie einem Reiter – ein Mann mittleren Alters, sauber gekleidet, auf einem kräftigen Pferd. Der Austausch war höflich, doch der Mann sprach mit Bedacht.
"Man sagt, etwas treibt die Tiere hier um. Ein alter Zirkel vielleicht. Oder schlimmeres. Wenn ihr mehr wissen wollt – der Siebenstein in Orvil hat ein Ohr für solche Dinge."
Dann ritt er weiter, ließ die Gruppe nachdenklich zurück.
Als sie den Ortsrand von Orvil erreichten, war da dieser Moment. Keine Menschenseele war zu sehen. Der kleine nördliche Platz lag still und seltsam entrückt in der Nachmittagssonne, als sei ein Schleier darübergelegt. Kein Laut, keine Bewegung. Die Gruppe spürte das – stand einen Moment lang still, als hielte die Welt den Atem an. Und dann, wie auf einen Schlag, trat das Leben zurück in den Ort. Kinderlachen, Marktgerufe, der Klang von Hämmern und Gesprächen.
Sie traten weiter vor und fanden sich auf dem Hauptplatz von Orvil wieder – voller Leben. Tavernen, Händlerstände, der Travia-Tempel, der auf die Brücke zum Fjord hinausblickte. Ein charmanter kleiner Ort, wie aus einem anderen Buch. Die Dunkelheit lauerte vielleicht in den Hügeln, aber hier – hier war Licht. Noch.

