Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Ich denke, ich fange wieder an...
#29
(26.04.2025, 09:53)Crystal schrieb: ... Du könntest aber Glück haben, wenn in Varnheim der Markt stattfindet. Vielleicht hat der Markt-Waffenhändler dann welche im Angebot. ...
Danke, hatte ich nicht dran gedacht. Ich mache mir ein bißchen Gedanken, wie das gehen soll, wenn wir irgendwann Daspota ausräuchern wollen, das dürfte endlos Bolzen kosten.

Bis dahin, die Nacht vor dem Daspota Schatz:

Am Quellwald des Rybossl

Die Sonne stand schon tief, als die Gruppe aus der letzten Baumlinie trat und einen Blick auf das sich öffnende Tal warf. Weit unter ihnen verlief der Rybossl, inzwischen kaum mehr als ein silbriges Band zwischen den Wiesen. Vor ihnen aber, wo sich das Land hob und die ersten ernsthaften Hänge der Hjaldorberge begannen, lag der Quellwald – ein lichter, freundlicher Hain, in dem das Wasser in zahllosen kleinen Rinnsalen aus dem Boden brach. Das Licht des späten Nachmittags tauchte alles in sanftes Goldgrün.

Tondar und Keldi, die unermüdlichen Pfadfinder der Gruppe, begannen wie von selbst, mit scharfen Blicken den Rand des Hains abzusuchen. Bald fanden sie einen geeigneten Platz: geschützt unter einer Gruppe alter Eichen, leicht erhöht, mit guter Sicht auf das Tal nach Süden und auf die ansteigenden Berge nach Norden. Ein Ort zwischen Welten – zwischen Zivilisation und echter Wildnis.

Furka und Hurdin, routiniert wie immer, legten sogleich los:
Sie sammelten trockenes Holz, legten eine kleine Feuerstelle an, sorgsam bedacht, die Umgebung nicht unnötig in Mitleidenschaft zu ziehen. Die ersten Funken tanzten bald in der Abendluft, als Furka mit geübten Händen Feuer schlug.

Althea hingegen ließ einfach ihr Gepäck zu Boden sinken, rutschte mit dem Rücken gegen einen Baumstamm und schloss für einen Moment die Augen. Der Marsch hatte ihre Schultern schmerzen lassen, aber jetzt, hier, in diesem friedlichen Moment, löste sich etwas von der Anspannung in ihr.

Tondar verschwand bald darauf wieder, die Armbrust locker in der Hand, leise durch den Quellwald schleichend. Er kehrte nach einer Stunde zurück, ein kleines erlegtes Reh auf den Schultern und die Wasserschläuche frisch gefüllt.

Archon war ebenfalls fortgegangen, seinen Blick auf die Kräuterwelt gerichtet. Er fand Blätter, Wurzeln, sogar ein seltenes Kraut, das in schattigen Mulden am Fuße der Berge wuchs. Als er zurückkehrte, war es längst Nacht geworden, und sein Umhang trug die Spuren von Unterholz und Moos.

Das Abendessen war schlicht, aber gut.
Sie brieten das Wild über der Glut, würzten es mit den Kräutern, die Archon gefunden hatte, und tranken klares Quellwasser dazu. Ihre Gespräche wurden leiser, nachdenklicher, und irgendwann verklangen sie ganz, während einer nach dem anderen sich in die Decken rollte.

Die Nacht begann.

Furka hielt die erste Wache.
Er saß auf einem größeren Stein, nur ein wenig außerhalb des Lichtkreises der Feuerstelle. In seinen Händen ein Stück Holz, in das er gedankenverloren Kerben schnitzte – vielleicht ein kleiner Talisman, vielleicht einfach nur eine Beschäftigung, die ihn wach hielt. Die Flammen spiegelten sich in seinen Augen, doch er sah darüber hinweg in die Schatten des Waldes.

Keldi löste ihn ab.
Mit langsamen, sicheren Schritten umrundete er das Lager, die Armbrust locker über der Schulter. Er achtete peinlich genau darauf, nicht ins Licht des Feuers zu schauen, um die Nacht mit klaren Augen lesen zu können. Ab und zu blieb er stehen, lauschte dem Wind, der in den Zweigen murmelte, dem fernen Plätschern der Quellen.

Schließlich übernahm Hurdin.
Er stand fast bewegungslos etwas abseits, in den Schatten getaucht, so reglos, dass ein Fremder ihn für einen Baumstamm hätte halten können. Er sprach kein Wort, summte kein Lied, seine ganze Statur eine stille Mahnung an alles, was sich in der Dunkelheit vielleicht anschleichen mochte: Hier wachte jemand, der nicht schlief.

Über dem Ganzen spannte sich der Himmel in kalter, klarer Schönheit.
Die Sterne leuchteten über den schneebedeckten Gipfeln der Hjaldorberge, und ein schmaler Mond schob sich wie ein silberner Bogen über das Land.

Hier, am Quellwald des Rybossl, am Rand der großen Berge, am Tor zur Wildnis –
war die Welt für eine Nacht still und rein.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Ich denke, ich fange wieder an... - von Althea - 13.10.2012, 10:38
RE: Ich denke, ich fange wieder an... - von Althea - 26.04.2025, 10:30



Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste