30.05.2020, 22:02
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.05.2020, 22:08 von Fíonlaighrí.)
Riva, 2. Phex
Wie anders die Welt doch unter Wasser aussieht! Nie hätte ich mir vorstellen können, was für eine Schönheit hier vorzufinden ist.
Unberührt wirkte die Landschaft über dem sandigen Grund des Kvills. Es ist, als ob sich die „Abendstern“ dem Profil der Wasserlandschaft angepasst hätte, vielmehr, als ob sie schon immer Teil des Ganzen gewesen wäre.
Der Friede währte jedoch nur kurz, denn unmittelbar, nachdem wir uns einen ersten Überblick verschafft hatten (Yazinda bestand darauf, mich zu begleiten, angeblich habe sie die Tage während eines Gebets im Efferdtempel eine Vision erhalten), wurden wir gleich von fünf Neckern angegriffen. Um das Leben der Wassermenschen zu wahren, mussten wir fliehen. Bislang dachte ich, dass diese seltsam, anmutig wirkenden Wasserwesen von friedlicher Natur seien. Aber es sollte noch verwunderlicher werden. Weitere Necker erschienen und forderten uns auf, ihnen in den Palast ihres Königs, des Flussvaters des Kvills, zu folgen. Ein Matrose, der seit Langem bei diesen Wassermenschen lebt, weil er sich in eine der ihren unsterblich verliebt hatte, erklärte uns, dass sich die Necker dazu bereiterklären würden, uns bei der Suche nach Borbarads Stab zu helfen, wenn wir für sie herausfinden würden, warum einige von ihnen feindselig geworden sind. Sie selbst könnten nicht gegen ihre Artgenossen kämpfen, weshalb sie unsere Hilfe benötigten. Mich als Kämpferin anzuheuern – ich muss sagen, das trifft mich hart. Allerdings haben mich die letzten Wochen wohl tatsächlich abstumpfen lassen. Eine Erkenntnis, die mir die Tränen ins Gesicht treibt. Dennoch wollte ich nichts unversucht lassen, diesen Wesen zu helfen.
Und dann war da noch er – Zorka, der Sohn des Flussvaters. Was auch immer da für ein Zauber wirkte, Yazinda fühlte sich gleich zu ihm hingezogen, als sie ihn erblickte. Ihm erging es dabei genauso. Ich hätte nicht gedacht, dass es jemanden so schnell erwischen könnte – und jetzt ist es passiert. Ich weiß ja nicht einmal, warum. Glücklicherweise (zumindest aus Yazindas Sicht) gestattete es der Flussvater, dass Zorka uns begleiten durfte.
Während die beiden auf dem Grund des Kvills herumturtelten, versuchte ich die Queste des Flussvaters zu lösen. Ich beobachtete einen Necker, der in einer Ruine verschwand, wo es nach billigem Fusel roch, und nach kurzer Zeit fand ich die Quelle des Übels.
Ein verfallener Weinkeller, gut gefüllt, zog mehr als ein Dutzend Necker an. Konnte ich die ersten noch verschonen, musste ich die letzten dann schließlich doch zu Efferd schicken, sonst hätte ich diese Zeilen nicht mehr schreiben können.
Zurück beim Flussvater, erhielten wir einen Stab, um einige Türen in der „Abendstern“ öffnen können. Ich musste mich gegen mehr als 20 Wasserelementare erwehren, die jedoch dank Axxeleratus nicht den Hauch einer Chance hatten. Zu meiner Enttäuschung stellte ich fest, dass Borbarads Stab in der „Abendstern“ leider nicht zu finden war. Zorka schlug vor, seinen Vater aufzusuchen und tatsächlich – der alte Gauner hatte den Stab schon vorher herausgenommen und wollte ihn uns ausgerechnet jetzt großzügig zum Geschenk vermachen. Wie dem auch sei, die Zeit war gekommen, den Kvill zu verlassen und nach Riva zurückzukehren. Entschlossen riss ich Yazinda von Zorka los, um in das Quartier der Gilde zurückzukehren.
Zu meiner Überraschung zeigten sich die fünf mächtigsten Weißmagier Aventuriens jedoch nicht in der Lage, die auf Borbarads Stab sich befindenden Glyphen zu entziffern. Jetzt soll Tjalfs Kräuterhexe mal einen Blick draufwerfen und die wegen Mordverdacht gesuchte Aukaju darf ihr deshalb einen Besuch abstatten. Ich bin wirklich gespannt, welche Schikane die Fünf sich gerade als Nächstes für mich ausdenken – vorausgesetzt, ich überstehe den Besuch bei Quenya.