16.04.2020, 22:19
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.04.2020, 22:50 von Fíonlaighrí.)
Kvirasim
Es ist mir unangenehm, das sagen zu müssen, aber ich glaube, meine Erinnerungen haben mich gerade eben im Stich gelassen. Nun gut, ich bin nicht mehr der Jüngste (genauso wie mein Wein), wobei… für einen Zwergen… Wie dem auch sei, selbstredend konnten wir dem alten Vinsalter keine Zweitwaffen abdrücken. Ich hatte ganz vergessen, dass wir diese ja beim Betreten von Lowangen an die Orks aushändigen mussten, und auch so hätte man das beim Magistrat sicherlich nicht durchgehen lassen. Aber die Rucksack-Geschichte hatte sich tatsächlich ereignet, denn da der Alte keine Waffe trug, schöpfte sonst niemand Verdacht. Die Pfeile in Vinsalters Rucksack hatten sie somit nicht bemerkt.
Nicht bemerkt hatte auch ich, dass mir nach unserer Erstbegegnung mit Haldan meine 120 Dukaten abhanden gekommen waren. Erst, als wir die „Liebliche Au“ verließen, fiel es mir auf. Glücklicherweise sprang Mayana in die Bresche und zahlte die Zeche.
Am nächsten Morgen, als ich die Herberge „Einkehr“ verlassen wollte, stand Haldan vor mir und überreichte mir zu meiner Verwunderung meine 120 Dukaten wieder. Er zwinkerte unschuldig dabei und stotterte lediglich was von „Macht der Gewohnheit“. Diese Macht sollte ich heute richtig kennenlernen.
Wir trafen Mayana am Marktplatz. Sie hatte sich von ihrer Sippe verabschiedet und noch schnell Harfe und Rapier eingesteckt. Ich warf schon mal einen Blick über die Auslagen, wobei mir ein Schuppenpanzer besonders ins Auge stach. Koschstahl. Ein Meisterwerk. Die 100 Dukaten dafür waren ein absolutes Schnäppchen. Doch Haldan hatte andere Pläne.
Zu diesem Zeitpunkt, bevor Mayana träumte, konnte Haldan genau drei Dinge: Schleichen, Stehlen und Wurfgeschosse abfeuern, dies jedoch alles vorzüglich. Haldan überredete mich, ihm meine 120 Dukaten auszuhändigen. Er wisse sie bestens einzusetzen, ich solle ihm vertrauen. Wenn er mir wirklich bös wolle, hätte er die Dukaten mir ja nicht heute Morgen ausgehändigt. Wie konnte ich diesem Kerl nicht vertrauen?
Haldan nahm mein Geld und lief zu meinem Erstaunen zum Kräuterstand. Dort kaufte er drei kleine braune Flaschen und mein gesamtes Geld war weg. Nicht einen müden Heller konnte unser phexgefälliger Gaukler erfeilschen, aber das war auch nicht nötig.
Als ihn Mayana fragte, wozu er diese Flaschen denn benötigte, hatte er die erste schon geöffnet. „Diese“, antwortete er und setze unmittelbar zum Trinken an, „steigert meinen Mut“. Und ehe wir uns versahen, hatte er den Inhalt geleert. „Diese meine Klugheit“, kam es ihm bei der zweiten zwischen den Lippen hervor, ehe er bei der letzten nur noch „Fingerfertigkeit“ vor sich hin nuschelte. Dann befand er sich in seinem Element. Er ging zurück zum Kräuterstand und ehe ich mich erneut versah, kam er mit Tausenden von Dukaten zurück. Dreitausend? Fünftausend? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr. Mayana durchschaute schneller als ich, wie Haldan zu seinem Geld gekommen ist. „Das ist Diebstahl!“, giftete sie ihn an. „Findet Ihr das ehrenhaft?“ Doch Haldan konterte gelassen. „Wenn ich in ein paar Minuten in einem Dorf wie Kvirasim jemandem Tausende von Dukaten abnehmen kann, dann trifft es keinen Armen. Außerdem, wie könnte ich eine Prüfung meines Gottes ausschlagen?“ Mayana wusste ihm darauf nichts entgegenzusetzen.
Wenn ich heute, mehr als 30 Jahre später, an diesen Marktbesuch in Kvirasim zurückdenke, muss ich mir ehrlich eingestehen, dass ich damit schon meinen gesamten Beitrag zum Auffinden und Überbringen des Salamandersteins geleistet habe. Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird es mir: Haldan wollte mich dabei haben, weil er auf mein Startkapital aus war. Umso mehr ist es ihm anzurechnen, dass er mich an all die Orte hin begleitet hatte, die nichts mit seinem Auftrag zu tun hatten. „Jede Leistung erfordert eine Gegenleistung“ und „Phex will es so“ faselte er öfter vor sich hin. Langsam beginne ich, seine Worte zu begreifen.
Es ist mir unangenehm, das sagen zu müssen, aber ich glaube, meine Erinnerungen haben mich gerade eben im Stich gelassen. Nun gut, ich bin nicht mehr der Jüngste (genauso wie mein Wein), wobei… für einen Zwergen… Wie dem auch sei, selbstredend konnten wir dem alten Vinsalter keine Zweitwaffen abdrücken. Ich hatte ganz vergessen, dass wir diese ja beim Betreten von Lowangen an die Orks aushändigen mussten, und auch so hätte man das beim Magistrat sicherlich nicht durchgehen lassen. Aber die Rucksack-Geschichte hatte sich tatsächlich ereignet, denn da der Alte keine Waffe trug, schöpfte sonst niemand Verdacht. Die Pfeile in Vinsalters Rucksack hatten sie somit nicht bemerkt.
Nicht bemerkt hatte auch ich, dass mir nach unserer Erstbegegnung mit Haldan meine 120 Dukaten abhanden gekommen waren. Erst, als wir die „Liebliche Au“ verließen, fiel es mir auf. Glücklicherweise sprang Mayana in die Bresche und zahlte die Zeche.
Am nächsten Morgen, als ich die Herberge „Einkehr“ verlassen wollte, stand Haldan vor mir und überreichte mir zu meiner Verwunderung meine 120 Dukaten wieder. Er zwinkerte unschuldig dabei und stotterte lediglich was von „Macht der Gewohnheit“. Diese Macht sollte ich heute richtig kennenlernen.
Wir trafen Mayana am Marktplatz. Sie hatte sich von ihrer Sippe verabschiedet und noch schnell Harfe und Rapier eingesteckt. Ich warf schon mal einen Blick über die Auslagen, wobei mir ein Schuppenpanzer besonders ins Auge stach. Koschstahl. Ein Meisterwerk. Die 100 Dukaten dafür waren ein absolutes Schnäppchen. Doch Haldan hatte andere Pläne.
Zu diesem Zeitpunkt, bevor Mayana träumte, konnte Haldan genau drei Dinge: Schleichen, Stehlen und Wurfgeschosse abfeuern, dies jedoch alles vorzüglich. Haldan überredete mich, ihm meine 120 Dukaten auszuhändigen. Er wisse sie bestens einzusetzen, ich solle ihm vertrauen. Wenn er mir wirklich bös wolle, hätte er die Dukaten mir ja nicht heute Morgen ausgehändigt. Wie konnte ich diesem Kerl nicht vertrauen?
Haldan nahm mein Geld und lief zu meinem Erstaunen zum Kräuterstand. Dort kaufte er drei kleine braune Flaschen und mein gesamtes Geld war weg. Nicht einen müden Heller konnte unser phexgefälliger Gaukler erfeilschen, aber das war auch nicht nötig.
Als ihn Mayana fragte, wozu er diese Flaschen denn benötigte, hatte er die erste schon geöffnet. „Diese“, antwortete er und setze unmittelbar zum Trinken an, „steigert meinen Mut“. Und ehe wir uns versahen, hatte er den Inhalt geleert. „Diese meine Klugheit“, kam es ihm bei der zweiten zwischen den Lippen hervor, ehe er bei der letzten nur noch „Fingerfertigkeit“ vor sich hin nuschelte. Dann befand er sich in seinem Element. Er ging zurück zum Kräuterstand und ehe ich mich erneut versah, kam er mit Tausenden von Dukaten zurück. Dreitausend? Fünftausend? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr. Mayana durchschaute schneller als ich, wie Haldan zu seinem Geld gekommen ist. „Das ist Diebstahl!“, giftete sie ihn an. „Findet Ihr das ehrenhaft?“ Doch Haldan konterte gelassen. „Wenn ich in ein paar Minuten in einem Dorf wie Kvirasim jemandem Tausende von Dukaten abnehmen kann, dann trifft es keinen Armen. Außerdem, wie könnte ich eine Prüfung meines Gottes ausschlagen?“ Mayana wusste ihm darauf nichts entgegenzusetzen.
Wenn ich heute, mehr als 30 Jahre später, an diesen Marktbesuch in Kvirasim zurückdenke, muss ich mir ehrlich eingestehen, dass ich damit schon meinen gesamten Beitrag zum Auffinden und Überbringen des Salamandersteins geleistet habe. Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird es mir: Haldan wollte mich dabei haben, weil er auf mein Startkapital aus war. Umso mehr ist es ihm anzurechnen, dass er mich an all die Orte hin begleitet hatte, die nichts mit seinem Auftrag zu tun hatten. „Jede Leistung erfordert eine Gegenleistung“ und „Phex will es so“ faselte er öfter vor sich hin. Langsam beginne ich, seine Worte zu begreifen.