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Sternenschweifs letztes großes Geheimnis
#2
Haldan

Mayana war nicht unsere einzige Zuhörerin. Auch der Gaukler, der in der Mitte des Raums verzweifelnd herumhüpfend sich eher schlecht als recht mit Kunststückchen versuchte, hatte Teile unseres Gesprächs aufgeschnappt, wie er uns kurz darauf zu unserer Begeisterung wissen ließ. Zu meiner Verwunderung fragte er jedoch nicht, ob er uns begleiten dürfe, sondern vielmehr forderte er uns auf, ihm dabei zu helfen, seine Prüfung zu lösen. Als Gegenleistung biete er uns großzügig an, den unsrigen Auftrag zu erledigen. Was seine Queste genau beinhalte, wisse er noch nicht, er würde es heute im Laufe der Nacht mitgeteilt bekommen. Eines jedoch stünde fest: Sein Auftrag genieße Priorität. Wir sollten eine Nacht darüber schlafen und ihm morgen früh Bescheid geben. Wir nahmen an.
Haldan, Freund der Zwerge und Elfen! Nie gab es einen treueren Kameraden als dich! Tränen kommen mir in die Augen, Tränen der Freude und Rührung, wenn ich an dich denke. Nie war jemand gerissener, nie gehorsamer. Nie geiziger, nie großzügiger. Bist doch du bis heute all die Jahre über unerwähnt geblieben. Dabei warst du es, der deinen Auftrag und meinen Auftrag – unsere Aufträge – im Alleingang erledigte, nie habe ich ein denkendes Wesen kennengelernt – egal ob Elf, Mensch oder Zwerg – nie habe ich jemanden kennengelernt, der so schlau, so gerissen, so listig, so souverän, so verwunderlich, so genial gewesen ist.
Haldan, Freund der Götter! Nie gab es einen größeren Liebling der Zwölf als dich! Was auch immer du überlegtest – sie ließen dich all deine Prüfungen gelingen. Nie war jemand dreister, nie demütiger. Nie frecher, nie frommer. Bist du doch bis heute all die Jahre über mein Vorbild gewesen. Jünger des Phex, ich weiß ob deines Gelübdes Bescheid. Schwurest du doch dem Listigen, auf den Klang deines Namens in den Methallen Deres auf ewig verzichten zu wollen, wenn dich die Zwölf dieses Meisterwerk gelingen ließen. Sie ließen es dich weit mehr als nur gelingen!
Du mögest verzichten, Haldan, du mögest verzeihen, Haldan, ich kann nicht länger schweigen ob deiner Heldentaten. Zu groß ist die Bürde, die auf Mayana und mir liegt, den Rum, äh… Ruhm bei unseren Völkern einzustreichen, den Ruhm, der dir zusteht (den Rum behalte ich für mich). Ich werde die Geschichte erzählen, verpackt in Geschichtchen, die noch keiner weiß und die dennoch entscheidend gewesen sind. Es sind deine Geschichtchen, Haldan, es ist dein Ruhm. Verzeih‘ deinem alten Freund Aromil, dass er diese nicht länger für sich behalten kann, Haldan, Freund meiner Seele!
Natürlich war Haldan nicht allein unterwegs. Mayana und ich begleiteten ihn, allein der Aufgaben wegen, die ihr kennt. Es galt eine Bärin nordöstlich von Gashok zu töten, einen verschütteten Stollen in den Finsterkoppen freizuschaufeln, zwei Geiseln in Lowangen zu stellen, eine Sarkophag-Platte in den Blutzinnen anzuheben – das wisst ihr ja alles bereits. Nichtsdestotrotz hatte ich jedes Mal, wenn Mayana oder ich eine Entscheidung zu treffen hatten, das Gefühl, dass es nicht wir waren, die entschieden, sondern Haldan. Denn Haldan brauchte uns für weit mehr als das, was ihr bereits wisst. Aber ich will noch nicht zu viel vorweg nehmen. Wir waren die Spielsteine in einem Spiel namens Sternenschweif, wie er es stets zu sagen pflegte. Seine Steine. Sein Spiel. Um dieses Spiel zu beherrschen, müsse man, so Haldan, vor allem eines tun: versuchen, die Mechanik, die hinter dem Spiel steht, zu verstehen. Haldan, du bist ein wahrer Meister dieser Mechanik. Und ich lerne von dir. Ich bin jetzt genauso dreist wie du und erzähle deine Geschichte. Möge Phex mir verzeihen.
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RE: Sternenschweifs letztes großes Geheimnis - von Fíonlaighrí - 14.04.2020, 21:34



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