24.06.2018, 07:28
Den Zwölfen zum Gruße!
Belgien fegt Tunesien 5:2 weg und zeigt trotz nicht immer sicheren Abwehr, warum sie etwas bei internationalen Turnieren zu suchen haben. Mexiko besiegt Südkorea 2:1, macht zunächst alles klar, bevor Südkorea sich am Ende noch einmal aufbäumt.
Nun aber zu Deutschland - Schweden. Ich bin zwei Jahre gealtert bei dem Spiel. Der Ausfall von Hummels war ärgerlich, aber es gab zumindest einige Alternativen mit Kopfballstärke. Es war eine mutige und gute Entscheidung von Löw, Özil und Khedira aus der Startelf zu nehmen. Zunächst ein beherztes Spiel nach vorn (so soll es doch sein!), die Chancen werden jedoch knapp vergeben, aber wenigstens werden Gegenangriffe schön abgewehrt. Dann ein Riesenglück, dass bei einem Konter der Schweden nicht Elfmeter gegeben wird. Nach dem Ausfall von Rudy (der Arme, das sah wirklich übel aus mit der Nase!) wirkte die Mannschaft zunehmends zerfahren. Das Tor der Schweden war wirklich schön und bestrafte eine weitere mangelhafte Abwehrleistung. Danach wirkte die deutsche Mannschaft völlig von der Rolle, das Schreckgespenst "Vorrundenaus nach zwei Spielene" prangte am Horizont.
Nach der Pause dann der herrliche Ausgleichstreffer von Reus - aus dem Spiel heraus, ausgerechnet durch Reus, der bei so vielen Turnieren verletzt gefehlt hatte. Wenn das kein Hoffnungsschimmer war! Die Schweden wirkten im weiteren Verlauf zunehmend ausgepumpt und beschränkten sich weitgehend auf Ergebnisverwaltung. Bei einem Unentschieden hätte ihnen im letzten Spiel erneut ein Unentschieden gereicht, um sicher weiter zu sein. Die schwedischen Zuschauer, die sich beim Führungstreffer noch wie Bolle (oder Lasse?) gefreut hatten, waren jedoch jetzt schon traurig, was ich nicht nachvollziehen konnte. Deutschland erarbeitete sich Chancen, aber ein Tor wollte nicht fallen - manchmal ließ einen das "knapp vorbei" zur Verzweiflung treiben. Meine Mitgucker blieben Optimisten und witzelten, das Tor werde schon noch in der Verlängerung fallen, siehe Brasilien, zur Not in der 5. Minute der Verlängerung. Ein ärgerlicher Misston die gelb-rote Karte für Boateng, den die deutsche Abwehr schmerzlich vermissen wird. Ich hoffe, er wird nur für ein Spiel gesperrt! Er sah in der Situation so aus, als habe er sich nicht mehr anders zu helfen gewusst - ein weiteres Warnsignal, dass die Abwehr das größere Sorgenkind der Deutschen bleibt. Jetzt galt es, zu zehnt und ohne den erfahrenen Abwehrmann keinen Angriff der Schweden mehr zuzulassen! Doch als alles schon gemacht schien, die Ecken nichts brachten, "wir können keine Standards mehr" zum Menetekel zu werden drohte, da haut ausgerechnet der viel gescholtene Toni Kroos mit einem Traumschuss den Ball ins Tor - in der 5. Minute der Nachspielzeit. Die Prophezeiung der Mitgucker wurde erfüllt, der Aberglaube bestätigt (beim Ausgleichstreffer hatte ich gerade ein Fenster aufgemacht, so dass ich bei den anschließenden Angriffen zum Fenster aufmachen ging, so auch in der 95.).
Schweden hat gezeigt, warum sie durch ein diszipliniertes Auftreten in der Quali die Niederlande und Italien hinter sich gelassen haben. Eine Führung zu verwalten kann jedoch nicht immer gut gehen und diesmal wurde es zurecht bestraft. Der nicht gegebene Elfmeter ist aus ihrer Sicht natürlich ärgerlich. Dennoch haben sie gegen Mexiko noch alle Möglichkeiten, weiterzukommen.
Deutschland hat jetzt mehr Punkte auf dem Konto als Frankreich 2002 und Italien 2010 und so viele wie Spanien 2014 sowie mehr Tore als Frankreich 2002. Das allerpeinlichste Vorrundenaus ist damit bereits abgewendet.
Ja, bei den herausgespielten, aber knapp vergebenen Chancen blitzte immer wieder die Klasse durch, die in dieser Mannschaft steckt. Es ist eben keine übliche überaltete Weltmeistermannschaft, bei der an allen Ecken und Enden die Formkurve nach unten zeigt. Junge Spieler, die die Reihen auffrischen, sind vorhanden. Es scheint alleine noch an Mut und Selbstvertrauen zu fehlen sowie an dem nötigen "aufeinander eingespielt sein". Ich kann mich Pergors Analyse in allen Punkten anschließen!
Damit wird die Deutschland-Gruppe die spannendste, denn noch können alle weiterkommen und ausscheiden. Selbst Mexiko wäre bei einer Niederlage gegen Schweden unter Umständen draußen, wenn Deutschland gegen Südkorea gewinnt. (Die genauen Bedingungen sind etwas komplizierter.) Dann gäbe es drei Mannschaften mit jeweils 6 Punkten, also das "eine Lusche in der Gruppe, die anderen drei schlagen sich im Kreis"-Szenario. Selbst Südkorea könnte eventuell bei einem Sieg gegen Deutschland weiterkommen, wenn Mexiko Schweden schlägt. Das wäre das "eine Übermannschaft, die anderen schlagen sich im Kreis"-Szenario, wie wir es beim Confed Cup 2009 gesehen haben, als die USA mit zwei Niederlagen weiterkamen.
Einzig Mexiko braucht nur ein Unentschieden, um sicher weiter zu sein. Alle anderen müssen auf Sieg spielen - und selbst dann ist das Weiterkommen nicht gewiss, so dass auch Ergebnisverwaltung fatal sein kann! Das können spannende Spiele werden. Deutschland hat dabei die vermeintlich einfachste Aufgabe auf dem Papier: Südkorea wirkt wie die schwächste Mannschaft der Gruppe, da könnte auch ein hoher Sieg drin sein. Aber Vorsicht, der Zauber der Parallelspiele kann auch nach hinten losgehen!
Belgien fegt Tunesien 5:2 weg und zeigt trotz nicht immer sicheren Abwehr, warum sie etwas bei internationalen Turnieren zu suchen haben. Mexiko besiegt Südkorea 2:1, macht zunächst alles klar, bevor Südkorea sich am Ende noch einmal aufbäumt.
Nun aber zu Deutschland - Schweden. Ich bin zwei Jahre gealtert bei dem Spiel. Der Ausfall von Hummels war ärgerlich, aber es gab zumindest einige Alternativen mit Kopfballstärke. Es war eine mutige und gute Entscheidung von Löw, Özil und Khedira aus der Startelf zu nehmen. Zunächst ein beherztes Spiel nach vorn (so soll es doch sein!), die Chancen werden jedoch knapp vergeben, aber wenigstens werden Gegenangriffe schön abgewehrt. Dann ein Riesenglück, dass bei einem Konter der Schweden nicht Elfmeter gegeben wird. Nach dem Ausfall von Rudy (der Arme, das sah wirklich übel aus mit der Nase!) wirkte die Mannschaft zunehmends zerfahren. Das Tor der Schweden war wirklich schön und bestrafte eine weitere mangelhafte Abwehrleistung. Danach wirkte die deutsche Mannschaft völlig von der Rolle, das Schreckgespenst "Vorrundenaus nach zwei Spielene" prangte am Horizont.
Nach der Pause dann der herrliche Ausgleichstreffer von Reus - aus dem Spiel heraus, ausgerechnet durch Reus, der bei so vielen Turnieren verletzt gefehlt hatte. Wenn das kein Hoffnungsschimmer war! Die Schweden wirkten im weiteren Verlauf zunehmend ausgepumpt und beschränkten sich weitgehend auf Ergebnisverwaltung. Bei einem Unentschieden hätte ihnen im letzten Spiel erneut ein Unentschieden gereicht, um sicher weiter zu sein. Die schwedischen Zuschauer, die sich beim Führungstreffer noch wie Bolle (oder Lasse?) gefreut hatten, waren jedoch jetzt schon traurig, was ich nicht nachvollziehen konnte. Deutschland erarbeitete sich Chancen, aber ein Tor wollte nicht fallen - manchmal ließ einen das "knapp vorbei" zur Verzweiflung treiben. Meine Mitgucker blieben Optimisten und witzelten, das Tor werde schon noch in der Verlängerung fallen, siehe Brasilien, zur Not in der 5. Minute der Verlängerung. Ein ärgerlicher Misston die gelb-rote Karte für Boateng, den die deutsche Abwehr schmerzlich vermissen wird. Ich hoffe, er wird nur für ein Spiel gesperrt! Er sah in der Situation so aus, als habe er sich nicht mehr anders zu helfen gewusst - ein weiteres Warnsignal, dass die Abwehr das größere Sorgenkind der Deutschen bleibt. Jetzt galt es, zu zehnt und ohne den erfahrenen Abwehrmann keinen Angriff der Schweden mehr zuzulassen! Doch als alles schon gemacht schien, die Ecken nichts brachten, "wir können keine Standards mehr" zum Menetekel zu werden drohte, da haut ausgerechnet der viel gescholtene Toni Kroos mit einem Traumschuss den Ball ins Tor - in der 5. Minute der Nachspielzeit. Die Prophezeiung der Mitgucker wurde erfüllt, der Aberglaube bestätigt (beim Ausgleichstreffer hatte ich gerade ein Fenster aufgemacht, so dass ich bei den anschließenden Angriffen zum Fenster aufmachen ging, so auch in der 95.).
Schweden hat gezeigt, warum sie durch ein diszipliniertes Auftreten in der Quali die Niederlande und Italien hinter sich gelassen haben. Eine Führung zu verwalten kann jedoch nicht immer gut gehen und diesmal wurde es zurecht bestraft. Der nicht gegebene Elfmeter ist aus ihrer Sicht natürlich ärgerlich. Dennoch haben sie gegen Mexiko noch alle Möglichkeiten, weiterzukommen.
Deutschland hat jetzt mehr Punkte auf dem Konto als Frankreich 2002 und Italien 2010 und so viele wie Spanien 2014 sowie mehr Tore als Frankreich 2002. Das allerpeinlichste Vorrundenaus ist damit bereits abgewendet.
(23.06.2018, 21:34)Pergor schrieb: Hoffentlich war das eine Initialzündung. Ich bin immer noch der Auffassung, dass da noch viel Luft nach oben ist. Da geht mehr. Die Jungs müssen es nur abrufen.
Ja, bei den herausgespielten, aber knapp vergebenen Chancen blitzte immer wieder die Klasse durch, die in dieser Mannschaft steckt. Es ist eben keine übliche überaltete Weltmeistermannschaft, bei der an allen Ecken und Enden die Formkurve nach unten zeigt. Junge Spieler, die die Reihen auffrischen, sind vorhanden. Es scheint alleine noch an Mut und Selbstvertrauen zu fehlen sowie an dem nötigen "aufeinander eingespielt sein". Ich kann mich Pergors Analyse in allen Punkten anschließen!
Damit wird die Deutschland-Gruppe die spannendste, denn noch können alle weiterkommen und ausscheiden. Selbst Mexiko wäre bei einer Niederlage gegen Schweden unter Umständen draußen, wenn Deutschland gegen Südkorea gewinnt. (Die genauen Bedingungen sind etwas komplizierter.) Dann gäbe es drei Mannschaften mit jeweils 6 Punkten, also das "eine Lusche in der Gruppe, die anderen drei schlagen sich im Kreis"-Szenario. Selbst Südkorea könnte eventuell bei einem Sieg gegen Deutschland weiterkommen, wenn Mexiko Schweden schlägt. Das wäre das "eine Übermannschaft, die anderen schlagen sich im Kreis"-Szenario, wie wir es beim Confed Cup 2009 gesehen haben, als die USA mit zwei Niederlagen weiterkamen.
Einzig Mexiko braucht nur ein Unentschieden, um sicher weiter zu sein. Alle anderen müssen auf Sieg spielen - und selbst dann ist das Weiterkommen nicht gewiss, so dass auch Ergebnisverwaltung fatal sein kann! Das können spannende Spiele werden. Deutschland hat dabei die vermeintlich einfachste Aufgabe auf dem Papier: Südkorea wirkt wie die schwächste Mannschaft der Gruppe, da könnte auch ein hoher Sieg drin sein. Aber Vorsicht, der Zauber der Parallelspiele kann auch nach hinten losgehen!
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