(04.05.2016, 18:58)necro schrieb: Wenn die Verträge von besonnenen, fähigen Menschen geführt werden, muss ich nicht befürchten, dass wir am Ende schlecht dastehen. Was ich aber fürchten muss, sind Kompromisverträge, die durch den Druck der Öffentlichkeit zusammengepanscht werden. Und selbst dann darf man eins nicht vergessen: Jeder Mensch, der seinen Verstand benutzt, wird bis zum Tod überleben. Was also soll dieses dümmliche Geschrei?!Mein Glaube an die Schwarmintelligenz tendiert tatsächlich auch gegen Null. Trotzdem ist eine kritische Begleitung schon der Verhandlungen eines Abkommens nicht falsch. ACTA wurde im Geheimen verhandelt und beinhaltete ja nun einige Zumutungen. Und gerade in Brüssel bin ich mir nicht sicher, inwieweit die Verantwortlichen dort besonnen und fähig oder massiv beeinflußt von Lobbygruppen sind. Deren Druck muß nicht geringer sein als der der Öffentlichkeit.
Wie ich selbst oben geschrieben habe, halte ich ein gewisses Maß an Geheimhaltung für angebracht und erforderlich. Aber bei einem so großen Vertragsvorhaben mit weitreichenden Auswirkungen wäre es auch zu wenig, am Ende nur ein fertig ausverhandeltes Vetragswerk in den Bundestag (und die anderen nationalen Parlamente) zu legen und dann die Abgeordneten zu einer So-oder-gar-nicht-Entscheidung zu nötigen, weil man ja das Paket nicht nochmal aufschnüren kann. Insofern ist m.E. schon ein Mittelweg erforderlich.
Diskussionen und Proteste als "dümmliches Geschrei" zu bezeichnen empfinde ich in einer pluralistischen Demokratie nicht als angebracht. Demonstrations- und Meinungsäußerungsfreiheit sind da doch zentrale Bestandteile und deren Gebrauch gerade auch in Zeiten einer großen Koalition im Grunde erwünscht. - Daß manche Gruppierungen von "Wutbürgern" medial zu großen Raum bekommen, will ich gar nicht abstreiten. Aber die Protestnoten gegen die Verhandlungsmethoden und manche mögliche Inhalte von TTIP finde ich legitim (ohne zwingend alles davon zu teilen). Daß z.B. Schiedsgerichte in der deutschen Bevölkerung eher auf Ablehnung und Mißtrauen stoßen, weil man hier ordentliche, professionelle Gerichtsverfahren schätzt, das soll den Verantwortlichen Verhandlern m.E. schon gerne rechtzeitig und deutlich mitgeteilt werden.
(04.05.2016, 18:59)Mazana schrieb: Nur, weil man bisher nicht ernsthaft beweisen konnte, dass Gen-Gemüse schädlich ist, heißt es nicht, dass es gesund ist. Man kennt nur noch nicht die Auswirkungen.Wenn man alles Neue ablehnen würde, weil man nicht 100%ig ausschließen kann, daß man irgendwann die Schädlichkeit entdeckt, würden wir wohl immer noch in der Steinzeit leben.
Es gibt meines Wissens keinen Hinweis darauf, daß der Verzehr gentechnisch veränderter Produkte gesundheitsgefährdend ist. Berechtigte Sorge kann man allenfalls mittelbar haben, z.B. daß Resistenzen gegen Pestizide erzeugt werden, so daß diese dann im Übermaß zum Einsatz kommen können, was wiederum ungesund ist. Dabei ist es aber doch gleich, ob man diese Resistenzen durch herkömmliche Züchtung oder durch Genmanipulation hervorruft. Insofern müßte man dann eher bei einem Verbot von übermäßigem Pestizid-Einsatz ansetzen.
Aber na gut, da ich allgemein sehr wenig Vegetabilien verzehre, bin ich vielleicht auch zu wenig betroffen, um diese - m.E. diffusen - Ängste vor Gen-Technik zu teilen.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."