19.08.2013, 21:14
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.08.2013, 06:54 von Fíonlaighrí.)
Die Parabel vom Rebhuhn
Vor vielen Jahren wuchs ein Junge mit Rebhühnern, Fasanen und Wachteln auf. Er liebte diese Wildgerichte über alles, bis auch sein Dorf von der Globalisierung heimgesucht wurde und es nur noch Massenhühnerfleisch aus dem Supermarkt gab. Der Junge wurde älter und verließ seine Heimat, um Arbeit zu finden. Als er bereits ein Mann war und mitten im Leben stand und schon lang kein Wildgeflügel mehr gegessen hatte, war jegliche erneute Hoffnung in ihm auf ein Rebhuhn begraben. Eines Tages kam er in einer kleinen Eckkneipe, dem „Kristall“, mit anderen Gästen ins Gespräch und stellte fest, dass er wohl nicht der einzige ist, der für Wildgeflügel schwärmt. Fortan ging er öfters hierher. So vergingen einige Monate und alle waren glücklich und zufrieden…Halt, das ist noch nicht das Ende!
Eines Tages tauchte ein Mann im Kristall auf, der behauptete, Koch zu sein und demnächst ein ganz besonderes Gericht plane: Rebhuhn! Alle Augen im Kristall waren auf diesen einen Fremden gerichtet. „Hat er Rebhuhn gesagt?“ - „Ich glaube, er hat tatsächlich Rebhuhn gesagt.“ Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, erklärte der Fremde, der sich lediglich „Fuchs“ nannte, seinen Plan. Er weiß, dass es heutzutage schwierig sei, Rebhühner zu verkaufen, da die Leute eher Mainstream-Food gewohnt seien, dennoch gehöre er einem Küchenteam an, das sich dieser Herausforderung stellen wolle. Binnen weniger Monate wolle er mit seinem Team ein Restaurant eröffnen, in dem man Rebhuhn essen könne. Und damit nicht genug: Sollte sich das Rebhuhn gut verkaufen, sollen sogar noch Fasan und Wachtel auf die Speisekarte kommen!
Die kommenden Monate vergingen wie im Flug. Abends traf man sich nach getaner Arbeit im Kristall und tauschte sich gemeinsam über Küchenrezepte aus. Wer Mittagspause hatte, schaute mal kurz beim Kristall herein. Ein Gast schlug Rebhuhn mit Bohnen vor, der andere mit Spätzle und Preiselbeeren. Immer wieder gesellte sich auch der Wirt des Kristalls zu seinen Gästen hinzu und tauschte sich mit diesen und dem Fuchs aus. Auch wenn sie teilweise unterschiedliche Vorstellungen hatten, im Großen und Ganzen waren sie sich einig: Ein gutes Rebhuhn braucht seine Zeit, bis es durchgebraten ist und ein gutes Rebhuhn sei auch einen guten Preis wert. Der Fuchs versprach ihnen, dass es in kürzester Zeit bei ihm Rebhuhn für unter 25€ gebe und so bestellten einige der Kristall-Gäste eifrig vor. Alle hatten eine sehr gute Zeit miteinander und konnten es kaum erwarten, bis es endlich nach so langer Zeit mal wieder Rebhuhn geben sollte. Fragen über den günstigen Preis stellte sich keiner, und das, obwohl ein bekannter Rebhuhn-Gourmet nur kurze Zeit zuvor an der Eröffnung seines Restaurants „Rebvalla“ scheiterte, da er zu wenig finanzielle Unterstützung durch künftige Gäste zugesichert bekam.
Kurze Zeit später wurde tatsächlich das vom Fuchs angekündigte Restaurant „Kräftig“ aus dem Boden gestampft, das gleich jede Menge Besucher anlockte. Alle fieberten dem großen Eröffnungsabend entgegen. Leider musste der Eröffnungsabend nach hinten verschoben werden, da die Köche vom Kräftig noch kräftig an der Vollendung ihres Werks zu arbeiten hatten. Außerdem wurde der Preis auf 30€ angehoben. Im Kristall spekulierten die Gäste derweil, dass es sich nur noch um den letzten Feinschliff handle. Vor allem das Design der Speisekarte lag allen am Herzen, und tatsächlich: Der Fuchs präsentierte eine genial designte Speisekarte. Was sollte jetzt noch schief gehen?
Eröffnungsabend, zweiter Anlauf. Die Gäste, darunter viele Stammgäste aus dem Kristall, warfen sich in Schale und fieberten dem Erlebnis entgegen. Voller Enthusiasmus warteten sie darauf, ihre Bestellung - gebratenes Rebhuhn - in Empfang zu nehmen. Gibt es jetzt Spätzle dazu oder Bohnen? Alles nebensächlich - Hauptsache, die Hauptspeise stimmt: Mageres Brustfilet, umhüllt von einer saftig braun gebratenen Kruste! Schon kommt der Kellner mit großen Tellern an den Tisch. Die Spannung steigt. Und dann der große Moment..
…Doch was ist das? Ein verdorzeltes Hühnerbein? „Das ist Rebhuhn“, versichert der Kellner stotternd. Wie? Das soll Rebhuhn sein? Die erwartungsvollen Blicke der Gäste aufnehmend, verschwindet er noch einmal in der Küche. Stunden vergehen, die ersten Gäste gehen bereits nach Hause. Schließlich kommt der Kellner erneut. Diesmal mit einem Schöpfer Soße darüber. War’s das? Fassungslosigkeit macht sich unter den Gästen breit. Einige Gäste verlieren die Beherrschung und beginnen, dem Koch zu drohen. Währenddessen haben sich die Stammgäste des Kristalls wieder zurückgezogen. Denkt ihr, was ich denke? Schlechter Scherz. Schlechte Stimmung. Bedrückt sitzt man im Kristall und weiß nicht, was zu tun ist. Einige Gäste nehmen sich vor, am nächsten Tag nochmal drüben, im Kräftig vorbeizuschaun. Angeblich soll das Rebhuhnbein nicht mehr verdorzelt sein. Aber mal ehrlich: Ist eine Rebhuhnkeule mit einem Schöpfer Soße 30€ wert? Geht man dafür überhaupt ins Restaurant? Bedrückt sitzt man beim Kristall. Vom Fuchs hat man schon ewig nichts mehr gesehen, er kommt aus seiner Küche gar nicht mehr raus. Mittlerweile ist in den Zeitungen zu lesen, dass sich der Verband von Rebhuhnfeinschmeckern in seinem Restaurantführer ausschließlich von dem neuen Restaurant und seinem Rebhuhngericht distanziert.
Schließlich nimmt sich einer der Gäste im Kristall ein Herz und fragt den gleichnamigen Wirt, was er von dem neuen Rebhuhn halte. Der Wirt, ein ehrlicher und bodenständiger Kerl, spricht aus, was alle denken: Ein gut durchgebratenes Rebhuhn braucht Zeit, sonst ist es zum Scheitern verurteilt. Außerdem glaube er in der aktuellen Situation nicht mehr an ein gutes Rebhuhn, von Fasan und Wachtel ganz zu schweigen. In diesem Moment betritt der Fuchs den Kristall und wendet sich an den Wirt. Er finde es schade, dass ihm und seinem Team so wenig vertraut werde, schließlich haben sie sich in den letzten drei Wochen vom verdorzelten Hühnerfuß zu einem ansehnlichen Keulenstück mit Soße und neuerdings sogar mit Flügel hochgearbeitet und wollen in Zukunft aus ihren Fehlern lernen. Dafür bitten sie um das erneute Vertrauen der Gäste. Daraufhin macht der Kristall-Wirt dem Fuchs klar, dass die Gäste bereits für das Essen bezahlt haben und es jetzt am Kräftig-Team liegt, was zu tun. Traurig blickt der Fuchs in die Runde. Was soll er tun?
Was würdet ihr ihm raten?
Hier wäre mein Lösungsvorschlag, ich bin auf eure gespannt.
Just my 2 cents.
Vor vielen Jahren wuchs ein Junge mit Rebhühnern, Fasanen und Wachteln auf. Er liebte diese Wildgerichte über alles, bis auch sein Dorf von der Globalisierung heimgesucht wurde und es nur noch Massenhühnerfleisch aus dem Supermarkt gab. Der Junge wurde älter und verließ seine Heimat, um Arbeit zu finden. Als er bereits ein Mann war und mitten im Leben stand und schon lang kein Wildgeflügel mehr gegessen hatte, war jegliche erneute Hoffnung in ihm auf ein Rebhuhn begraben. Eines Tages kam er in einer kleinen Eckkneipe, dem „Kristall“, mit anderen Gästen ins Gespräch und stellte fest, dass er wohl nicht der einzige ist, der für Wildgeflügel schwärmt. Fortan ging er öfters hierher. So vergingen einige Monate und alle waren glücklich und zufrieden…Halt, das ist noch nicht das Ende!
Eines Tages tauchte ein Mann im Kristall auf, der behauptete, Koch zu sein und demnächst ein ganz besonderes Gericht plane: Rebhuhn! Alle Augen im Kristall waren auf diesen einen Fremden gerichtet. „Hat er Rebhuhn gesagt?“ - „Ich glaube, er hat tatsächlich Rebhuhn gesagt.“ Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, erklärte der Fremde, der sich lediglich „Fuchs“ nannte, seinen Plan. Er weiß, dass es heutzutage schwierig sei, Rebhühner zu verkaufen, da die Leute eher Mainstream-Food gewohnt seien, dennoch gehöre er einem Küchenteam an, das sich dieser Herausforderung stellen wolle. Binnen weniger Monate wolle er mit seinem Team ein Restaurant eröffnen, in dem man Rebhuhn essen könne. Und damit nicht genug: Sollte sich das Rebhuhn gut verkaufen, sollen sogar noch Fasan und Wachtel auf die Speisekarte kommen!
Die kommenden Monate vergingen wie im Flug. Abends traf man sich nach getaner Arbeit im Kristall und tauschte sich gemeinsam über Küchenrezepte aus. Wer Mittagspause hatte, schaute mal kurz beim Kristall herein. Ein Gast schlug Rebhuhn mit Bohnen vor, der andere mit Spätzle und Preiselbeeren. Immer wieder gesellte sich auch der Wirt des Kristalls zu seinen Gästen hinzu und tauschte sich mit diesen und dem Fuchs aus. Auch wenn sie teilweise unterschiedliche Vorstellungen hatten, im Großen und Ganzen waren sie sich einig: Ein gutes Rebhuhn braucht seine Zeit, bis es durchgebraten ist und ein gutes Rebhuhn sei auch einen guten Preis wert. Der Fuchs versprach ihnen, dass es in kürzester Zeit bei ihm Rebhuhn für unter 25€ gebe und so bestellten einige der Kristall-Gäste eifrig vor. Alle hatten eine sehr gute Zeit miteinander und konnten es kaum erwarten, bis es endlich nach so langer Zeit mal wieder Rebhuhn geben sollte. Fragen über den günstigen Preis stellte sich keiner, und das, obwohl ein bekannter Rebhuhn-Gourmet nur kurze Zeit zuvor an der Eröffnung seines Restaurants „Rebvalla“ scheiterte, da er zu wenig finanzielle Unterstützung durch künftige Gäste zugesichert bekam.
Kurze Zeit später wurde tatsächlich das vom Fuchs angekündigte Restaurant „Kräftig“ aus dem Boden gestampft, das gleich jede Menge Besucher anlockte. Alle fieberten dem großen Eröffnungsabend entgegen. Leider musste der Eröffnungsabend nach hinten verschoben werden, da die Köche vom Kräftig noch kräftig an der Vollendung ihres Werks zu arbeiten hatten. Außerdem wurde der Preis auf 30€ angehoben. Im Kristall spekulierten die Gäste derweil, dass es sich nur noch um den letzten Feinschliff handle. Vor allem das Design der Speisekarte lag allen am Herzen, und tatsächlich: Der Fuchs präsentierte eine genial designte Speisekarte. Was sollte jetzt noch schief gehen?
Eröffnungsabend, zweiter Anlauf. Die Gäste, darunter viele Stammgäste aus dem Kristall, warfen sich in Schale und fieberten dem Erlebnis entgegen. Voller Enthusiasmus warteten sie darauf, ihre Bestellung - gebratenes Rebhuhn - in Empfang zu nehmen. Gibt es jetzt Spätzle dazu oder Bohnen? Alles nebensächlich - Hauptsache, die Hauptspeise stimmt: Mageres Brustfilet, umhüllt von einer saftig braun gebratenen Kruste! Schon kommt der Kellner mit großen Tellern an den Tisch. Die Spannung steigt. Und dann der große Moment..
…Doch was ist das? Ein verdorzeltes Hühnerbein? „Das ist Rebhuhn“, versichert der Kellner stotternd. Wie? Das soll Rebhuhn sein? Die erwartungsvollen Blicke der Gäste aufnehmend, verschwindet er noch einmal in der Küche. Stunden vergehen, die ersten Gäste gehen bereits nach Hause. Schließlich kommt der Kellner erneut. Diesmal mit einem Schöpfer Soße darüber. War’s das? Fassungslosigkeit macht sich unter den Gästen breit. Einige Gäste verlieren die Beherrschung und beginnen, dem Koch zu drohen. Währenddessen haben sich die Stammgäste des Kristalls wieder zurückgezogen. Denkt ihr, was ich denke? Schlechter Scherz. Schlechte Stimmung. Bedrückt sitzt man im Kristall und weiß nicht, was zu tun ist. Einige Gäste nehmen sich vor, am nächsten Tag nochmal drüben, im Kräftig vorbeizuschaun. Angeblich soll das Rebhuhnbein nicht mehr verdorzelt sein. Aber mal ehrlich: Ist eine Rebhuhnkeule mit einem Schöpfer Soße 30€ wert? Geht man dafür überhaupt ins Restaurant? Bedrückt sitzt man beim Kristall. Vom Fuchs hat man schon ewig nichts mehr gesehen, er kommt aus seiner Küche gar nicht mehr raus. Mittlerweile ist in den Zeitungen zu lesen, dass sich der Verband von Rebhuhnfeinschmeckern in seinem Restaurantführer ausschließlich von dem neuen Restaurant und seinem Rebhuhngericht distanziert.
Schließlich nimmt sich einer der Gäste im Kristall ein Herz und fragt den gleichnamigen Wirt, was er von dem neuen Rebhuhn halte. Der Wirt, ein ehrlicher und bodenständiger Kerl, spricht aus, was alle denken: Ein gut durchgebratenes Rebhuhn braucht Zeit, sonst ist es zum Scheitern verurteilt. Außerdem glaube er in der aktuellen Situation nicht mehr an ein gutes Rebhuhn, von Fasan und Wachtel ganz zu schweigen. In diesem Moment betritt der Fuchs den Kristall und wendet sich an den Wirt. Er finde es schade, dass ihm und seinem Team so wenig vertraut werde, schließlich haben sie sich in den letzten drei Wochen vom verdorzelten Hühnerfuß zu einem ansehnlichen Keulenstück mit Soße und neuerdings sogar mit Flügel hochgearbeitet und wollen in Zukunft aus ihren Fehlern lernen. Dafür bitten sie um das erneute Vertrauen der Gäste. Daraufhin macht der Kristall-Wirt dem Fuchs klar, dass die Gäste bereits für das Essen bezahlt haben und es jetzt am Kräftig-Team liegt, was zu tun. Traurig blickt der Fuchs in die Runde. Was soll er tun?
Was würdet ihr ihm raten?
Hier wäre mein Lösungsvorschlag, ich bin auf eure gespannt.
Just my 2 cents.