13.02.2013, 18:49
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14.02.2013, 15:45 von Fíonlaighrí.)
„Also gut. Ich nehme die Herausforderung an.“ Kaum hatte ich diese Worte gesagt, wurde es wieder laut um mich herum. „Ruhe!“, schrie der Wirt, mit Erfolg. „Räumt die Tische zur Seite. Die Regeln sind klar: Keine Waffen, keine Magie. Nur die Fäuste. Dann wollen wir mal sehen, ob dir die Götter wohlgesonnen sind, Waldschrat.“ Es dauerte nicht lange, da waren die Tische beiseite Seite gestellt. Die Menge bildete einen Kreis, in dessen Mitte ich mit einer Frau um meine Ehre kämpfen sollte, wobei ich nur verlieren konnte. Svanja war ein deutlich schwierigerer Gegner als Bjaki. Sie rannte nicht wie wild drauf los, sondern schien zunächst unser Kampfareal zu begutachten. Jeder ihre Hiebe und Griffe und war ruhig und besonnen geplant. Da es auch nicht meine Art ist, wild drauf los zu stürmen, passierte zunächst nichts, außer dass wir beide im Kreis umhergingen. Die Reaktion des Publikums ließ nicht lange auf sich warten: „Waldschrat, was ist los? Hast du etwa Angst?“ - „Genau! Trauste dich nicht gegen unsere Schankmagd? Bjaki, von wem haste dich da verprügeln lassen!“ Mit jeder Sekunde, die verstrich, nahm meine Angst zu. Schließlich war es Svanja, die die Initiative ergriff, als ich einen Schritt zu langsam war. Sie schleuderte mich zu Boden und verpasste mir die ersten Hiebe. Im Mittelreich gibt es ja auch Frauen, die kämpfen. Die Kriegsgöttin selbst ist weiblich. Allerdings überraschte mich die Wucht, mit der mich ihr Schlag traf. Das war keine Frau, die mich hier niederrang, das war ein Mannsweib! Jetzt sah‘ ich mich wirklich bei der Ehre gepackt. Fest entschlossen kehrte ich zurück und begann auszuteilen, allerdings nur mit bedingtem Erfolg. Nicht nur ich schien um alles zu kämpfen, auch für Svanja schien viel auf dem Spiel zu stehen. Irgendetwas schien in ihr unendliche Kräfte freizusetzen, wie ich es selten erlebt hatte. Mit voranschreitender Dauer des Kampfes wurden wir beide langsam, aber stetig schwächer. Jetzt hieß es durchhalten. Da der Überlebenswille in öder Wildnis dann doch etwas anstrengender ist als im sicheren Thorwal, hatte ich am Ende schließlich deutlich höhere Kraftreserven als Svanja, und so wendete sich das Bild. Svanja stand jetzt am Rande einer Niederlage, aber sie gab nicht auf. Wäre sie Mittelländerin, hätte ich sie jetzt gefragt, ob wir uns auf Unentschieden einigen sollten. Allerdings sah ich bereits die Kommentare, die mich hier erwarten würden, schon vor meinem inneren Auge: Unentschieden anbieten sei eine Beleidigung, ich würde sie nicht ernst nehmen, ich hätte keinen Respekt vor der hiesigen Kultur. Also atmete ich einmal kurz durch und schlug sie nieder. Erneut machte sich Stille breit. Ich nutzte die Gelegenheit der allgemeinen Betroffenheit, nahm meine Waffen, und verließ die Schänke. Lornir folgte mir nach draußen.