12.02.2013, 16:18
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14.02.2013, 15:48 von Fíonlaighrí.)
„Du sagst es. Das ist der Kerl, der Torgesson verprügelt hat“, sagte ich bestimmt. Bjaki nickte. „Was ist? Willst du der Nächste sein?“, fragte ich drohend, in der Hoffnung, die Kerle einschüchtern und die Schänke ohne Keilerei verlassen zu können. Offensichtlich mit Erfolg. „Ist ja schon gut. Man wird ja wohl noch fragen dürfen.“ Ich drehte mich zu Lornir um, um ihm zu signalisieren, dass wir jetzt gehen konnten, als das bärtige Blatt eines Skrajas in den Tisch vor mir einschlug und zwei Krüge auf der Stelle zu Bruch gingen. „Ich will die Nächste sein“, nahm ich eine weibliche Stimme hinter mir wahr. Stille.
Und ich traute meinen Augen nicht, es war die Stimme der hiesigen Schankmagd. Ich staunte nicht schlecht: Eine Frau, genauso groß wie ich, dem Aussehen nach hat sie vielleicht 25 Tsamonde erlebt, nicht mehr, aber auch nicht weniger, forderte mich. Tiefblaue Augen starrten mich kriegerisch entschlossen an. Ein Stirnband verhinderte, dass die hellen, fast weißblonden Haare ins Gesicht fielen. Am Nachbartisch wurde es wieder was lauter. „Alrik, was bist du nur für ein Feigling? Selbst Svanja traut sich, gegen diesen Waldschrat zu kämpfen!“ - „Dann kämpf‘ doch du gegen ihn!“ - „Sehr witzig. Wie denn, mit meinem Holzbein?“ Während meine Tischnachbarn herumwitzelten, nahm ich die ansteigende Spannung wahr, die sich blitzartig in der Schänke verbreitet hatte. „Ich kämpfe nicht gegen eine Frau“, antwortete ich ruhig und legte meinen Bogen über die Schulter. Das hätte ich besser nicht gesagt. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Es war der Wirt, der das Wort ergriff: „Du arroganter, mittelländischer Waldschrat. Du bist hier in Thorwal, und hier gelten bekanntlich andere Regeln als bei euch daheim in Gareth oder sonstwo. Du bist soeben gefordert worden.“ - „Ich habe bei den Göttern geschworen, niemals gegen eine Frau zu kämpfen. Ich fühle mich meinem Schwur verpflichtet“, erwiderte ich ernst. Svanja sah mich stieren Blicks an, ohne ein Wort zu sagen. „Deinen Schwur, Waldschrat, kannst du dir sonstwo hinstecken“, konterte der Wirt. „Hier wird nach unseren Regeln gespielt. Und wenn du Svanjas Herausforderung jetzt nicht augenblicklich annimmst, dann garantiere ich dir, dass du diese Schänke als Walfischfutter verlassen wirst.“ - „Das mag ja sein, aber den ein oder anderen von euch werde ich garantiert mitnehmen. Wie wär’s denn mit dir zum Beispiel? Oder mit Holzbein?“ - „Waldschrat, ich bin grad was melancholisch angehaucht wegen des Todes unserer Hetfrau, deshalb geb‘ ich dir noch eine letzte Gelegenheit. Ich zähle bis zehn. Dann hast du die Herausforderung angenommen. Eins…“ Jemand zog mich zur Seite. Es war Bjaki: „Waldschrat, du hast mir eine Lektion erteilt, ich stehe in deiner Schuld. Wenn ich dir einen wirklich guten Rat geben darf, dann nimm‘ die Herausforderung an. Mit deiner Weigerung beleidigst du nicht nur das Mädchen bis aufs Äußerste, du beleidigst unser Volk, unsere Kultur und du riskierst ein Blutvergießen, und das alles wegen eines Schwurs zu den Göttern. Wenn es die Götter wirklich gibt, dann werden sie Verständnis für deine Lage haben. Und jetzt erweise uns allen den notwendigen Respekt und nimm diese Herausforderung an.“ Das hatte gesessen. Ich befand mich in einem Dilemma. Als ich meine Heimat schweren Herzens verließ, legte ich diesen Eid ab, um Blutvergießen zu verhindern. Jetzt drohte es aber genau dazu kommen, wenn ich eben diesen Eid nicht brechen würde. Währenddessen zählte der Wirt kontinuierlich weiter. „…Sechs. Sieben…“ - Schließlich war es Isidor, der eingriff: „Fremder hat Isidors Ehre gerettet, jetzt rettet Fremder auch seine eigene.“ Ich blickte in die Runde. Lornir nickte angespannt. Bjaki ebenfalls. Der Wirt zählte indes unaufhörlich weiter. „…Neun…“ Nein, diese Kerle hier ließen sich nicht einschüchtern. Ich hatte keine Wahl.
Und ich traute meinen Augen nicht, es war die Stimme der hiesigen Schankmagd. Ich staunte nicht schlecht: Eine Frau, genauso groß wie ich, dem Aussehen nach hat sie vielleicht 25 Tsamonde erlebt, nicht mehr, aber auch nicht weniger, forderte mich. Tiefblaue Augen starrten mich kriegerisch entschlossen an. Ein Stirnband verhinderte, dass die hellen, fast weißblonden Haare ins Gesicht fielen. Am Nachbartisch wurde es wieder was lauter. „Alrik, was bist du nur für ein Feigling? Selbst Svanja traut sich, gegen diesen Waldschrat zu kämpfen!“ - „Dann kämpf‘ doch du gegen ihn!“ - „Sehr witzig. Wie denn, mit meinem Holzbein?“ Während meine Tischnachbarn herumwitzelten, nahm ich die ansteigende Spannung wahr, die sich blitzartig in der Schänke verbreitet hatte. „Ich kämpfe nicht gegen eine Frau“, antwortete ich ruhig und legte meinen Bogen über die Schulter. Das hätte ich besser nicht gesagt. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Es war der Wirt, der das Wort ergriff: „Du arroganter, mittelländischer Waldschrat. Du bist hier in Thorwal, und hier gelten bekanntlich andere Regeln als bei euch daheim in Gareth oder sonstwo. Du bist soeben gefordert worden.“ - „Ich habe bei den Göttern geschworen, niemals gegen eine Frau zu kämpfen. Ich fühle mich meinem Schwur verpflichtet“, erwiderte ich ernst. Svanja sah mich stieren Blicks an, ohne ein Wort zu sagen. „Deinen Schwur, Waldschrat, kannst du dir sonstwo hinstecken“, konterte der Wirt. „Hier wird nach unseren Regeln gespielt. Und wenn du Svanjas Herausforderung jetzt nicht augenblicklich annimmst, dann garantiere ich dir, dass du diese Schänke als Walfischfutter verlassen wirst.“ - „Das mag ja sein, aber den ein oder anderen von euch werde ich garantiert mitnehmen. Wie wär’s denn mit dir zum Beispiel? Oder mit Holzbein?“ - „Waldschrat, ich bin grad was melancholisch angehaucht wegen des Todes unserer Hetfrau, deshalb geb‘ ich dir noch eine letzte Gelegenheit. Ich zähle bis zehn. Dann hast du die Herausforderung angenommen. Eins…“ Jemand zog mich zur Seite. Es war Bjaki: „Waldschrat, du hast mir eine Lektion erteilt, ich stehe in deiner Schuld. Wenn ich dir einen wirklich guten Rat geben darf, dann nimm‘ die Herausforderung an. Mit deiner Weigerung beleidigst du nicht nur das Mädchen bis aufs Äußerste, du beleidigst unser Volk, unsere Kultur und du riskierst ein Blutvergießen, und das alles wegen eines Schwurs zu den Göttern. Wenn es die Götter wirklich gibt, dann werden sie Verständnis für deine Lage haben. Und jetzt erweise uns allen den notwendigen Respekt und nimm diese Herausforderung an.“ Das hatte gesessen. Ich befand mich in einem Dilemma. Als ich meine Heimat schweren Herzens verließ, legte ich diesen Eid ab, um Blutvergießen zu verhindern. Jetzt drohte es aber genau dazu kommen, wenn ich eben diesen Eid nicht brechen würde. Währenddessen zählte der Wirt kontinuierlich weiter. „…Sechs. Sieben…“ - Schließlich war es Isidor, der eingriff: „Fremder hat Isidors Ehre gerettet, jetzt rettet Fremder auch seine eigene.“ Ich blickte in die Runde. Lornir nickte angespannt. Bjaki ebenfalls. Der Wirt zählte indes unaufhörlich weiter. „…Neun…“ Nein, diese Kerle hier ließen sich nicht einschüchtern. Ich hatte keine Wahl.