09.06.2012, 08:45
Erstmal ein dickes Danke an Kunar für den ausführlichen, informativen und abgewogenen Eröffnungsbeitrag.
Kurz zu den einzelnen Punkten:
Zu 1.: Nicht umsonst hat die EM den Ruf des schwersten Nationalwettbewerbs weltweit. Die Südamerikaner sind nicht dabei, aber dafür fehlt auch keine der guten europäischen Mannschaften, zu denen nicht immer alle zu einer WM mitkommen. - Und ja, die EM-Pleiten von Deutschland 2000 und 2004 sind unvergessen. Aber das war eine andere Mannschaft mit anderen Trainern. Ein Scheitern in der Vorrunde erwarte ich diesmal eigentlich nicht; einen Gruppensieg aber ebensowenig.
Zu 2.: Daß es kein Spiel um Platz 3 gibt, finde ich verkraftbar, solange es auch kein Achtelfinale gibt. Dann ist es eben das "kleinere" Turnier als die WM und wird zielorientierter ausgeführt. Wenn man die Erweiterung auf ein Achtelfinale macht, dann sollte es das Spiel um Platz 3 aber meiner Meinung nach wieder geben. Wenn schon, denn schon. Zumal eine Bronzemedaille dann schon ein kleiner Trost ist für eine Mannschaft, die in einem (dann) so großen Turnier doch recht weit gekommen ist. Soweit ich gelesen habe, ist das auch noch nicht entschieden für 2016.
Zu 3.: Ich bin auch kein Freund der Neuregelung von 2016. Eine klare Linie, daß die ersten beiden Mannschaften einer Vorrundengruppe weiterkommen, finde ich ideal. Das hätte man bebehalten sollen. Zwar stört es mich nicht so sehr, daß dann keine guten Mannschaften mehr in der Vorrunde scheitern. Aber entweder man hat 32 gute Mannschaften für die Vorrunden (was bei 53 UEFA-Mitgliedern eben nicht wirklich drin ist) oder man sollte es bei 16 Teams belassen. Diese 24er Regelung ist so eine Wir-wollen-so-groß-sein-wie-die-WM-können-es-aber-nicht-Lösung.
Zu den Gruppen: Ich stimme Dir völlig zu, Kunar, daß das Gerede von der Todesgruppe Unsinn ist. Wären wir in Gruppe C oder D gelandet, wäre es vielleicht (bei Gruppe C) logistisch einfacher geworden, aber nicht unbedingt sportlich. Klar, nun sind 3 Hochklasseteams in einer Gruppe, weil hier Portugal dabei ist. Dafür finde ich die Niederlande günstiger, als Spanien schon in der Vorrunde begegnen zu müssen. - Nicht ganz zustimmen kann ich aber Deiner Beurteilung der Gruppe A. Denn (und das meinte ich auch schon vor den Spielen gestern, auch wenn das jetzt leicht zu schreiben ist) unter den dortigen Mannschaften halte ich allenfalls die Russen für hochklassig (und die hätte ich noch schwächer eingeschätzt, als sie gestern waren). Die Gruppe A ist meiner Auffassung nach die sportlich schwächste. Da fehlt irgendein ganz großer Name oder ein zweiter wirklich guter.
Zu den Spielen gestern: Bei Polen - Griechenland bin ich auch der Meinung, daß das 1:1 völlig in Ordnung ging. Die Polen waren zeitweise die deutlich bessere Mannschaft und hätten ohne weiteres 2:0 oder 3:0 zur Pause führen können. Aber die Griechen haben dann - in Unterzahl! - gut gekämpft und die Polen zeitweise in Bedrängnis gebracht. Mit dem - berechtigten - Elfmeter hatten sie den Sieg auf dem Fuß. Das war ein schwächlicher Schuß und eine tolle Leistung des polnischen Ersatzkeepers. Am Ende sind daher m.E. beide Mannschaften mit dem 1:1 fair bedient, auch wenn beide sicherlich enttäuscht sind.
Bei Russland - Tschechien ist ein natürlich verdienter Sieg für die Russen dabei herausgekommen. Die haben zeitweilig einfach toll gespielt; so ungefähr den Kombinationsfußball, den man in den letzten Spielen bei den Deutschen hätte sehen wollen, aber leider vermissen mußte. Ich hielt die Russen nie für eine schlechte Mannschaft, aber das hat mich etwas überrascht. Allerdings hat man auch gesehen, daß sie das nicht über 90 Minuten durchhalten können, insofern ist tatsächlich die Frage, ob nicht irgendwann im Turnierverlauf einfach die Kräfte aufgebraucht sein werden. Da auch die Tschechen gut gekämpft und sich nicht aufgegeben haben, fand ich das Ergebnis mit 4:1 am Ende etwas zu hoch für die Russen. Ganz so deutlich habe ich die Überlegenheit - über die ganze Partie gesehen - nicht wahrgenommen.
Der 7er Block aus St. Petersburg bei den Russen ist übrigens nicht ganz so einmalig. In der Startformation der DFB-Elf gegen Israel standen auch 7 Bayern-Spieler.
Zum Spiel der Deutschen heute: Nach dem Spiel gegen die Niederlande im November 2011 war ich wirklich begeistert und dachte, in der EM können sie weit kommen. Das war hervorragender Angriffsfußball gepaart mit einer sehr guten Abwehrleistung. Nach den Spielen gegen Frankreich, die Schweiz und Israel hatte ich hingegen doch den Eindruck, daß dieses Niveau nicht dauerhaft gehalten werden kann. Da war einiges wieder verloren gegangen. Insofern vermag ich nicht einzuschätzen, wo die Mannschaft in dieser EM steht. Daß sie hervorragende Spieler in ihren Reihen hat, steht wohl außer Zweifel, daß sie damit (fast) jede Mannschaft schlagen kann, wenn sie einen guten Tag hat, auch. Aber ob sie das wirklich kontinuierlich voll abrufen kann, das wird sich zeigen müssen. Ich bin auf heute abend gespannt und denke mal, daß wir dann besser wissen, wieviel man in den nächsten Spielen erwarten darf.
Deutschland soll ja eine Turniermannschaft haben. Hoffen wir, daß da noch immer was dran ist, nach der überwiegend hervorragenden Qualifikation.
Kurz zu den einzelnen Punkten:
Zu 1.: Nicht umsonst hat die EM den Ruf des schwersten Nationalwettbewerbs weltweit. Die Südamerikaner sind nicht dabei, aber dafür fehlt auch keine der guten europäischen Mannschaften, zu denen nicht immer alle zu einer WM mitkommen. - Und ja, die EM-Pleiten von Deutschland 2000 und 2004 sind unvergessen. Aber das war eine andere Mannschaft mit anderen Trainern. Ein Scheitern in der Vorrunde erwarte ich diesmal eigentlich nicht; einen Gruppensieg aber ebensowenig.
Zu 2.: Daß es kein Spiel um Platz 3 gibt, finde ich verkraftbar, solange es auch kein Achtelfinale gibt. Dann ist es eben das "kleinere" Turnier als die WM und wird zielorientierter ausgeführt. Wenn man die Erweiterung auf ein Achtelfinale macht, dann sollte es das Spiel um Platz 3 aber meiner Meinung nach wieder geben. Wenn schon, denn schon. Zumal eine Bronzemedaille dann schon ein kleiner Trost ist für eine Mannschaft, die in einem (dann) so großen Turnier doch recht weit gekommen ist. Soweit ich gelesen habe, ist das auch noch nicht entschieden für 2016.
Zu 3.: Ich bin auch kein Freund der Neuregelung von 2016. Eine klare Linie, daß die ersten beiden Mannschaften einer Vorrundengruppe weiterkommen, finde ich ideal. Das hätte man bebehalten sollen. Zwar stört es mich nicht so sehr, daß dann keine guten Mannschaften mehr in der Vorrunde scheitern. Aber entweder man hat 32 gute Mannschaften für die Vorrunden (was bei 53 UEFA-Mitgliedern eben nicht wirklich drin ist) oder man sollte es bei 16 Teams belassen. Diese 24er Regelung ist so eine Wir-wollen-so-groß-sein-wie-die-WM-können-es-aber-nicht-Lösung.
Zu den Gruppen: Ich stimme Dir völlig zu, Kunar, daß das Gerede von der Todesgruppe Unsinn ist. Wären wir in Gruppe C oder D gelandet, wäre es vielleicht (bei Gruppe C) logistisch einfacher geworden, aber nicht unbedingt sportlich. Klar, nun sind 3 Hochklasseteams in einer Gruppe, weil hier Portugal dabei ist. Dafür finde ich die Niederlande günstiger, als Spanien schon in der Vorrunde begegnen zu müssen. - Nicht ganz zustimmen kann ich aber Deiner Beurteilung der Gruppe A. Denn (und das meinte ich auch schon vor den Spielen gestern, auch wenn das jetzt leicht zu schreiben ist) unter den dortigen Mannschaften halte ich allenfalls die Russen für hochklassig (und die hätte ich noch schwächer eingeschätzt, als sie gestern waren). Die Gruppe A ist meiner Auffassung nach die sportlich schwächste. Da fehlt irgendein ganz großer Name oder ein zweiter wirklich guter.
Zu den Spielen gestern: Bei Polen - Griechenland bin ich auch der Meinung, daß das 1:1 völlig in Ordnung ging. Die Polen waren zeitweise die deutlich bessere Mannschaft und hätten ohne weiteres 2:0 oder 3:0 zur Pause führen können. Aber die Griechen haben dann - in Unterzahl! - gut gekämpft und die Polen zeitweise in Bedrängnis gebracht. Mit dem - berechtigten - Elfmeter hatten sie den Sieg auf dem Fuß. Das war ein schwächlicher Schuß und eine tolle Leistung des polnischen Ersatzkeepers. Am Ende sind daher m.E. beide Mannschaften mit dem 1:1 fair bedient, auch wenn beide sicherlich enttäuscht sind.
Bei Russland - Tschechien ist ein natürlich verdienter Sieg für die Russen dabei herausgekommen. Die haben zeitweilig einfach toll gespielt; so ungefähr den Kombinationsfußball, den man in den letzten Spielen bei den Deutschen hätte sehen wollen, aber leider vermissen mußte. Ich hielt die Russen nie für eine schlechte Mannschaft, aber das hat mich etwas überrascht. Allerdings hat man auch gesehen, daß sie das nicht über 90 Minuten durchhalten können, insofern ist tatsächlich die Frage, ob nicht irgendwann im Turnierverlauf einfach die Kräfte aufgebraucht sein werden. Da auch die Tschechen gut gekämpft und sich nicht aufgegeben haben, fand ich das Ergebnis mit 4:1 am Ende etwas zu hoch für die Russen. Ganz so deutlich habe ich die Überlegenheit - über die ganze Partie gesehen - nicht wahrgenommen.
Der 7er Block aus St. Petersburg bei den Russen ist übrigens nicht ganz so einmalig. In der Startformation der DFB-Elf gegen Israel standen auch 7 Bayern-Spieler.
Zum Spiel der Deutschen heute: Nach dem Spiel gegen die Niederlande im November 2011 war ich wirklich begeistert und dachte, in der EM können sie weit kommen. Das war hervorragender Angriffsfußball gepaart mit einer sehr guten Abwehrleistung. Nach den Spielen gegen Frankreich, die Schweiz und Israel hatte ich hingegen doch den Eindruck, daß dieses Niveau nicht dauerhaft gehalten werden kann. Da war einiges wieder verloren gegangen. Insofern vermag ich nicht einzuschätzen, wo die Mannschaft in dieser EM steht. Daß sie hervorragende Spieler in ihren Reihen hat, steht wohl außer Zweifel, daß sie damit (fast) jede Mannschaft schlagen kann, wenn sie einen guten Tag hat, auch. Aber ob sie das wirklich kontinuierlich voll abrufen kann, das wird sich zeigen müssen. Ich bin auf heute abend gespannt und denke mal, daß wir dann besser wissen, wieviel man in den nächsten Spielen erwarten darf.
Deutschland soll ja eine Turniermannschaft haben. Hoffen wir, daß da noch immer was dran ist, nach der überwiegend hervorragenden Qualifikation.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."