26.03.2012, 13:46
(26.03.2012, 11:21)Zurgrimm schrieb: Siehe Wikipedia ("Allgemeine Handlungsfreiheit"):Also für mich muss man für die Ableitung dieses "Rechts" einmal zu oft um die Ecke denken: Wie in der allgemeinen Handlungsfreiheit beschrieben gilt diese ja nur, solange nicht die Rechte anderer tangiert werden. Und das ist hier sogar bei einem anderen Grundrecht der Fall. Die Möglichkeit einer Privatkopie ist lediglich die Schrankenbestimmung eines (Grund-)Rechts.
Wikipedia schrieb:Weniger eindeutig ist der Inhalt des Rechts (Schutzbereich). [...] Das Bundesverfassungsgericht hat dagegen schon früh entschieden Art. 2 Abs. 1 GG gewährleiste eine „allgemeine Handlungsfreiheit“ und schütze damit selbst so banale Dinge wie „das Reiten im Walde“.Man hat also das Recht, alles zu tun, was nicht verboten ist, sei es nun das Reiten im Walde oder das Kopieren von Werken. Das durch das Urheberrecht statuierte Verbot, ein Werk ohne Zustimmung des Urheberrechtsinhabers zu kopieren, ist sozusagen erst die Ausnahme davon, daß man (auch) diese Handlung frei ausführen darf. Und die Ausnahme der Privatkopie läßt dieses Recht in ihrem Bereich wieder aufleben.
(26.03.2012, 11:21)Zurgrimm schrieb:Ach so rum meintest Du das, aus Sicht des Kopierenden mag das auch so sein. Aber der, der die Vorlage zur Verfügung stellt, handelt nicht gesetzeskonform, da er Kopien nur engsten Freunden und nicht Dir zu Verfügung stellen darf. Damit wird der ganze Vorgang I**egal, auch wenn vielleicht strenggenommen nur der Vorlagengeber bestraft werden kann. Ohne rechtsbrecherische Vorlagengeber kannst Du Dir aber keine regelkonforme Privatkopie erstellen und sie damit auch nicht weiterverbreiten ... . Daher ist im Internet für das Konzept der Privatkopie eigentlich kein Platz.(26.03.2012, 10:46)Wolverine schrieb: Ich mag mich wiederholen, aber ich verstehe nicht, wieso für Dich da die Privatkopie relevant ist. Auch in ihrer unveränderten Form hätte sie Dir das nicht gestattet. Und Du selbst sagtest ja, dass Du unter Privatkopie nur das Verteilen im engsten Familienkreis erlauben willst? Aber keinesfalls im ganzen InternetDas hatte ich wohl auch mißverständlich ausgedrückt, meinte aber etwas anderes. Man muß unterscheiden:
- Damit der Benutzungszweck privat ist (also eine Privatkopie überhaupt zulässig sein kann), muß es das Ziel sein, eine Kopie für sich selbst oder Personen aus dem engsten Freundes- und Familienkreis zu erstellen. Kopien für Fremde oder zum ins Internet Stellen sind nicht mehr privat, also unzulässig (es sei denn ich führe nur aus und der Fremde lässt durch mich herstellen, das ist aber ein anderer Fall).
- Die Vorlage für die Privatkopie, die muß natürlich nicht aus dem Freundes- oder Familienkreis kommen. Die kann auch aus einer Videothek, einer Bibliothek, von einem entfernten Bekannten... oder eben aus dem Internet stammen.
Das war auch schon immer so. Nirgends steht, daß die Vorlage für die Privatkopie aus dem engsten Umfeld kommen muß. Nur die angefertigte Privatkopie selbst muß in diesem verbleiben.
(26.03.2012, 11:38)Boneman schrieb: Darüber bin ich in einem Blogartikel gelandet ("Nicht Urheberrecht ist das Kernthema"), in dem es zwar mehr um Texteschreiben als Musikmachen geht, der aber dennoch ein paar interessante Aussagen und weiterführende Links bietet.Auf die Gefahr hin, dass ich Boneman wieder unbeabsichtigt auf die Füße trete, antworte ich mal darauf:
Zitat:Ich will damit sagen, daß wir es hier mit einem strukturellen Wandel in der Kommunikation und dem Verhältnis zwischen Werkschaffenden und Konsumenten zu tun haben, bei dem die Analyse "Urheberrecht - ansonsten bin ich mittellos" die realen Umstände vollständig verkennt oder gar verleugnet und in jedem Fall viel zu kurz greift.
Ich denke, dass dieser Wandel mehr ein Wunschtraum denn Realität ist, verbunden mit der Hoffnung, die Vergütung von Kunst neu "verhandeln" zu können.
Seine Entgegnungen auf die Aussagen von Kulturschaffenden finde teilweise schon befremdlich: Auf Autorenkritik kontert er mit seinem eigenen Beispiel als Consultant, wo er auch Content geschaffen haben will. Dass er dabei entweder festangestellt oder per Auftragsarbeit bezahlt wurde, womit ihm ein fester Lebensunterhalt zur Verfügung stand, ignoriert er völlig. Stattdessen schwärmt er davon, dass seine Arbeit in einen Informationspool eingeflossen ist, aber halt erst, nachdem sie vollständig bezahlt wurde. Gleichzeitig übersieht er völlig, dass seine Arbeit einen praktischen, geldwerten Nutzen in der Wirtschaft darstellt, während Kunst nur gefallen kann, aber selten eine direkte monetäre Nützlichkeit mitbringt.
Der absolute Knüller versteckt sich aber rechts oben auf der Seite. Dort verbietet er, der gerade ein flammendes Plädoyer für die Freiheit der Texte gehalten hat, die Weiterverwendung dieses Textes, der zudem noch zu großen Teilen auf dem Werk anderer basiert: Getreu dem Motto: Alles soll frei sein, nur nicht meine Sachen. Sehr glaubwürdig.
(26.03.2012, 11:38)Boneman schrieb: Es wird dort übrigens auch eine andere Alternative erwähnt, wie man in und nach diesem Strukturwandel den Lebensunterhalt von Künstlern und somit ihre Möglichkeiten zum kreativen Schaffen sichern kann, und die gleichzeitig den veränderten Realitäten Rechnung trägt: ein bedingungsloses Grundeinkommen. Nur mal so nebenbei.Über meine generelle Meinung zum BGE habe ich schon genug geschrieben, aber mich stört, an diesen erzwungenen pauschalisiserten Vergütungen, dass ich immer weniger bestimmen kann, wessen Kunst ich unterstützen, und vor allem, wen ich für nicht unterstützenswert halte. (andere können ja andere Akzente setzen). Mit einem BGE würde das auf die Spitze getrieben: jeder, der sich für einen Künstler hält, könnte sich sein Leben kang selbst verwirklichen, ohne dass die Gesellschaft die Möglichkeit hätte, ein Stopp-Zeichen zu setzen, weil sich niemand für seine Werke erwärmen kann. Das halte ich nicht für einen sinnvollen Weg.
Die andere Alternative wäre nur gesteuerte Kunst als Auftragsarbeit, ein in obigem Blog verlinkter Beitrag sagt dazu sehr deutlich:
Zitat:Jeder der an den Möglichkeiten sägt freie Kunst unbehindert zu monetarisieren, muss sich bewusst sein, dass seine eigentliche Forderung lautet:
Ich will mehr kontrollierte, subventionierte und finanz-gesteuerte Kultur.