(25.03.2012, 13:56)Wolverine schrieb: Deine hehren Ansichten über das, was möglich sein sollte, werden also von der weit überwiegenden Mehrheit nicht geteilt. Diese will freies unbegrenztes Kopieren, was sicherlich mit ein Grund für die heutigen Debatten zur Privatkopie ist.Ich erhebe nicht den Anspruch, die Meinung der "weit überwiegenden Mehrheit" zu vertreten.
(25.03.2012, 13:56)Wolverine schrieb: Aber das ist doch auf analoger Basis weiterhin problemlos möglich?Erstens habe ich nicht gesagt, daß ich das auf analoge Kopien beschränken will. Und zweitens stimmt das nicht. Denn zum einen darf man alles, was man im Internet vorfindet nicht (auch nicht analog) kopieren. Und zum anderen halte ich es für illusorisch, daß man in heutiger Zeit noch mit vertretbarem Aufwand analoge Kopien von digitalen Inhalten anfertigen und privat verwenden kann. Den Benutzer darauf zu beschränken halte ich daher für unangemessen, weil die Zeit da einfach drüberhingegangen ist.
(25.03.2012, 13:56)Wolverine schrieb: Doch, die Frage stellt sich schon, weil Du von so viel besseren Möglichkeiten für die Hersteller augegangen bist: die gibt es defakto aber nicht, da das Budget der Kunden begrenzt ist. Es ist nur eine neue Eskalationsstufe des Verteilungskampfes erreicht.Möglicherweise hatte ich mich in dem Punkt mißverständlich ausgedrückt. Was ich meinte war, daß das digitale Zeitalter Vorteile und Nachteile für Verwerter mit sich bringt. Der Vorteil ist, daß er ungeahnt viele Leute potentiell erreichen kann. Der ist aber untrennbar mit dem Nachteil verbunden, daß er nicht von jedem Einzelnen für jede Benutzung den von ihm gewünschten Preis kassieren kann. Ich sehe das als zwei Seiten einer Medaille. Mit den richtigen rechtlichen Regelungen und Mechanismen kann er am Ende genauso gut oder schlecht dastehen, wie zuvor.
(25.03.2012, 13:56)Wolverine schrieb: Nee, Spass bei Seite, aber das wird niemals auch nur annähernd so gerecht wie das System heute, wo zumindest noch ein großer Teil des Geldes direkt für ein bestimmtes Produkt ausgegeben wird.Aber das System heute ist ja nicht mehr gerecht für diejenigen, die sich Privatkopien anfertigen wollen.
(25.03.2012, 13:56)Wolverine schrieb: Immerhin keine völlige Gleichschaltung. Mir wäre überhaupt keine Gleichschaltung lieber! Warum muss man das in so ein Zwangskorsett quetschen?Weil das heutige System dazu führt, daß das Zwangskorsett für alle Internetnutzer noch viel enger wird. Eine Pauschalabgabenlösung ist m.E. das kleinere Übel.
(25.03.2012, 13:56)Wolverine schrieb: Aber was Du da übriglassen willst, ist nur noch ein Torso des ursprünglichen Rechts.Nein, vor allem deshalb nicht, weil ich die kommerzielle Verwendung und die aktive Weiterverbreitung durch Dritte nicht zulassen würde. Nur den rein privaten Werkkonsum der breiten Masse. Der Problemfall ist dann das private Kopieren von unrechtmäßig ins Internet gestellten Kopien. Und tatsächlich würde ich das straffrei stellen, wenn die Unrechtmäßigkeit nicht offensichtlich war (so war es ja auch mal geregelt).
(25.03.2012, 13:56)Wolverine schrieb: Das Recht auf Eigentum ist übrigens ein Grundrecht, daher sollte man hier besonders vorsichtig sein, wenn man es auch nur in geringem Maß beschneiden will!Wie ich schon schrieb: Das Grundrecht auf Eigentum ist in seinem Umfang nicht fixiert. Es ist ausfüllungsbedürftig durch den einfachen Gesetzgeber ("normgeprägter Schutzbereich"). Das gilt in besonderem Maße für das immaterielle Eigentum, das von Art. 14 GG zwar auch geschützt, aber nicht in erster Linie gemeint ist. Nicht jede gesetzliche Beschränkung des Ausschließlichkeitsrechts, wie es mal Bestand, ist deshalb gleich eine Grundrechtsverletzung.
(25.03.2012, 13:56)Wolverine schrieb: Ich vesteh Dich da echt nicht, weil ich nicht sehe, wo dieses alte Recht beschnitten worden ist. Ja, aus meiner Sicht sollte man das mit der Umgehung eines Kopierschutzes wieder rückgängig machen aber sonst ?Nocheinmal: Alles, was Du im Internet findest, darfst Du nicht zum privaten Gebrauch vervielfältigen. Bei allem, was Du Dir lokal abspeicherst, befindest Du Dich in der Gefahr einer Urheberrechtsverletzung. Das empfinde ich als eine Einschränkung bei der freien Benutzung des Internet. - Erst dann, wenn ich dahingehend überwacht werde und mir beim dritten Verstoß die Internetverbindung gekappt wird.
Aber Du hast Recht, die Privatkopie, über die wir hier diskutieren, ist nur ein Aspekt. Das Zitatrecht z.B. müßte auch reformiert werden, so daß z.B. (auch Bild-)Zitate auf Webseiten und in Forenbeiträgen, die nicht gleich ein eigenes Werk darstellen, eindeutig frei sind. Momentan befinde ich mich bei jedem Zitat aus einem Werk in der Gefahr, eine Urheberrechtsverletzung zu begehen. - Das Urheberrecht muß in verschiedenen Bereichen dem Internetzeitalter angepaßt werden.
(25.03.2012, 13:56)Wolverine schrieb: Also bist Du bereit, ein Grundrecht zugunsten einer besseren Benutzbarkeit zu opfern?Das Grundrecht wird nicht "geopfert", wenn es so ausgestaltet ist, daß bestimmte Benutzungen geduldet werden müssen; schon gar nicht, wenn diese finanziell ausgeglichen werden. Wenn Du mir euphemistische Formulierungen vorwirfst, dann ist Dein Vorhalt aber gewiß ein Dysphemismus.
Zumal was Du als "bessere Benutzbarkeit" degradierst, das nenne ich den Erhalt der Errungenschaften eines freien Internet. Wie frei das sein muß, darüber kann man sich unterhalten. Aber ACTA - und das ist die Folge der Versuche das heutige Urheberrecht in der Breite durchzusetzen - beschränkt diese Freiheit zu weit. Es ist das Beste Beispiel zu welchen Auswüchsen es führt, wenn zu weitgehende Urheberrechte rücksichtslos durchgesetzt werden sollen. Um das zu verhindern, können anderweitige Opfer angemessen sein.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."