31.01.2012, 00:05
(30.01.2012, 22:42)Rabenaas schrieb: Ob der Kunstbegriff "geistiges Eigentum" insgesamt der Gesellschaft am Ende eher nützt oder schadet, ist auch noch zu klären. http://www.youtube.com/watch?v=IeTybKL1pM4
Diese Diskussionen sind ja in diversen Foren schon bis zum Erbrechen geführt worden. Entscheidend ist sicherlich, wie man zum "geistigen Eigentum" steht. Aus meinen beruflichen Erfahrungen heraus gibts da für mich keine Alternative zu, gerade in der Wissenschaft würde sonst wohl das Chaos ausbrechen. Das Paper-Hijacking würde zum Volkssport, und niemand würde mehr selbst forschen. Auch im Bereich der (klassischen) Patente würde niemand mehr wagen, viel Geld in eine Entwicklung zu investieren, wenn es der Konkurrent sofort für umme auch nutzen kann.
Die im Video gemachte Grundaussage, dass das Kopieren keinen Diebstahl darstellt, ist auch falsch, da bei vielen Schriftstücken nur der Erstverfasser einen Wert erhält. Wenn jemand meine Diplomarbeit einen Tag vor Abgabe widerrechtlich kopiert und selbst einreicht, hat er mir sehr wohl was gestohlen, nämlich meine Graduierung! Die Diplomarbeit in meinen Händen ist dann nämlich wertlos.
Und wenn man nun das Urheber- und Verwertungsrecht als notwendig erachtet, steht es einem Urheber natürlich frei, zu entscheiden, wie er mit seinen Werken umgeht. Wenn ich ein wunderschönes Lied komponiere und aufnehme und auf die (zugegebenermaßen schwachsinnige) Idee käme, es nur zu horrenden Preisen zu teilen, hätte niemand das Recht, deswegen bei mir einzubrechen und das Stück zu kopieren
Dass die Verwertungsgesellschaften den digitalen Wandel total verschlafen haben und ihre Vorstellung nix mit der Realität zu tun haben, steht auch einem anderen Blatt. Mitschuld an dieser Misere ist sicherlich auch, dass sie bis vor einiger Zeit Monopolisten waren, die keinem legalen Wettbewerb ausgesetzt waren: Wenn ich das Album A von Künstler K haben wollte, musste ich es bei Label L kaufen. Je mehr Wettbewerb dazukommt, umso verträglicher werden die Preise und Konditionen (wie Kopierschutz etc.) Nur rechtfertigt das halt nicht, das ich zur "Selbstjustiz" greife, und mir hole, was man mir nicht in (für mich) akzeptabler Form anbietet.
Was meinen Bekannten angeht: Der verteibt seine Bücher sowohl klassisch über einen Verlag, als auch in diversen digitalen Formen. Und ja, zu schaffen macht ihm, dass auf jedes verkaufte Ebook nochmal x kopierte kommen. Der Verlag steht finanziell im Übrigen auch nicht so brilliant da. Nach Abzug aller Unkosten bleiben nämlich weder Verlag noch Autor große Summen.
Und das es Autoren gibt, die mit "offenen" Konzepten überleben, heisst halt nicht, dass das ein tragfähiges Konzept für die breite Masse ist (nur weil ich im Haushalt ohne Leiter auskomme, heisst das nicht, dass der Rest der Welt das auch kann).