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(23.01.2009, 01:06)Asgrimm schrieb: Boneman schrieb:"Deutschland als Billiglohnland und das, obwohl die Nettoeinkommen steigen."
Ich sehe schon, wie die EU die Staaten mit Grundsicherung wegen Wettbewerbsverzerrung klagt. Das ist kein Argument, sondern ein "Grund" (nach Götz Werner). (So ein Verfahren dauert ganz schön lange. Bis der Prozess dann wirklich ansteht, hat die EU schon längst die positiven Auswirkungen erkannt und wird das Grundeinkommen EU-weit einführen. )
Ich halte es für realistischer, das Grundeinkommen gleich in der gesamten EU einzuführen. Ist ja nicht so, dass das schwieriger wäre, die Diskussion muss so oder so geführt werden und die Vor- und Nachteile sind für alle Staaten/Menschen die gleichen.
Zitat:Aber das Contra bist du eigentlich noch ausständig:
Wie soll hier verhindert werden, dass die Menschen mit einem schlechten Job nicht einfach darauf pfeifen und nur mehr vorm Fernseher rumhängen?
Gar nicht! Das darf jeder tun, wenn er will. You miss the point. Es geht nicht mehr darum, irgendetwas zu verhindern. Es geht darum, zu ermöglichen. Alles, was heute der Staat meint, verhindern zu müssen, sind Symptome für ein System, das so nicht mehr funktioniert. Würde es funktionieren, täte es das ja von allein und man müsste nichts verhindern. Ich hab oben schon erwähnt, dass das immer schlimmer wird. Was anderes muss her. Was neues und was besseres. Und das Grundeinkommen ist bisher das einzige, was ich kenne, das nicht nur ein Pflaster für das Bestehende ist. Man müsste es halt mal ausprobieren. Oh - halt... in Namibia klappt's ja.
Trotzdem zurück zu deiner Frage - auch wenn ich, wie dargelegt, finde, dass sie an der Sache vorbeigeht : Man muss ja nicht gleich vorm Fernseher hängen, sondern kann sich einen besseren Job suchen. Ich sag ja, es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder man macht einen Job gern oder nicht. Das gilt auch für "schlechte" Jobs. Es gibt durchaus Putzmänner, die ihre Arbeit gern machen, weil sie einen Sinn darin sehen. Gleiches gilt für Müllfrauen und prinzipiell für jeden Beruf. Dazu kommt, dass die das nicht den ganzen Tag machen müssen. Dann werden vielleicht noch mehr Leute bereit dazu sein? (Arbeit sieht ganz anders aus, wenn der Zwang dazu nicht mehr besteht.)
Auch wenn wir uns das nur schwer vorstellen können, weil Müll aufsammeln für uns total abwegig ist... Ich finde zum Beispiel Käse total widerlich und es gibt Leute die lieben Käse. (Doch, das Beispiel passt perfekt.)
Es gibt tausend andere Beschäftigungen, die gesellschaftlich wesentlich wertvoller sind als Klos putzen (zum Beispiel sich um alte Menschen kümmern oder auch nur Ideen haben). Und wir sind heute technologisch so weit, dass wir diese profanen Arbeiten überwinden und an Maschinen und Roboter delegieren können. Es ist halt nicht so, dass wir nichts mehr zu Essen hätten, wenn keiner mehr in der Lebensmittelfabrik am Fließband stehen will.
Zitat:Das ist ja eigentlich der Kern der Sache. Alle Jobs so schön machen, dass ihm jeder gerne macht?
Ja! Schlimme Vorstellung, oder? Jeder muss den Job natürlich nicht gern machen. Aber wie gesagt, denen, die einen Sinn in dieser Arbeit sehen (weil sie der Gesellschaft nutzt, etc.), werden 500 Euro (Netto! und das Grundeinkommen nicht vergessen) dafür vielleicht auch schon reichen? Bei ner Halbtagsstelle? Vier Tage die Woche? Frei verhandelbar!
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Also ich hab den Film gesehen und auch die Petition unterzeichnet
Bin zwar durch andere Foren darauf aufmerksam geworden, aber schön zu sehen, dass hier auch darüber diskutiert wird!
Es muss nur in das Bewusstsein der Gesellschaft kommen, dass der Traum der Vollbeschäftigung utopischer ist als das Grundeinkommen. Und die Firmen arbeiten ja auch immer produktiver. Produktiver bedeutet auch dass Arbeitskräfte rationalisiert werden durch den technologischen Fortschritt.
Sollen somit in Zukunft immer mehr Menschen Hartz 4 kriegen, die dann zu Bewerbungstrainings, 1 Euro-Jobs und "Arbeitskolonnen" gedrängt werden?
Bzw wieviele können denn mittlerweile völlig ohne staatliche Unterstützung leben oder besser gesagt überleben?
Der Film dauert 100 min. Lohnt sich wirklich, aber hier noch ein etwas kleinerer Film der es gut beschreibt.
Freiheit statt Vollbeschäftigung
Aber die gesamte Problematik geht ja leider viel weiter. Profitgier, Zinssystem und Ruhigstellung der Bevölkerung durch die Medien
Ich will jetzt nicht grossartig sinnieren und mich beklagen über die Finanz- und Medienwelt.
Ein 12-jähriges Mädchen hat die heutige Welt mal bei einer UN-Versammlung gut beschrieben:
The girl who silenced the world for 5 minutes
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(28.01.2009, 01:49)Otis schrieb: The girl who silenced the world for 5 minutes Die haben Nerven, auch noch alle zu klatschen...
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28.01.2009, 12:57
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.01.2009, 12:58 von Boneman.)
Folgende Sendung lief auf RTL, vermutlich ist die Sache also komplett gestellt. Ich hoffe, dass es nicht so ist. Ich distanziere mich hiermit auch ausdrücklich von allem, was gegen mich verwendet werden könnte - bei dem Schund weiß man ja nie. Ich fand's trotzdem lustig und wenn mir hier keiner mehr wirklich ernsthaft widerspricht, muss ich halt selber für das Kontrastprogramm sorgen. Bitte nehmt zur Kenntnis, dass es also die reine Verzweiflung ist, die mich dazu bringt, diesen Link hier zu posten. Das Problem ist halt auch, dass sowas im öffentlich-rechtlichen Fernsehen einfach nicht zu sehen ist (jedenfalls habe ich dergleichen noch nicht gesehen, aber ich guck auch so selten).
Ach nochwas: Seht euch besser nur (höchstens und wenn überhaupt) die ersten beiden Teile an und ignoriert den dritten. Und sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.
Alle Warnungen beachtet? Dann geht's hier zu Deutschlands glücklichstem Arbeitslosen...
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In D bekommt man neben Harz 4 auch die Miete?????
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Klingt toll, wa? Oder nicht?
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(28.01.2009, 13:28)Boneman schrieb: Klingt toll, wa? Oder nicht?
Schön, dass es auch andere Länder gibt, mit seltsamen Regelungen
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Oh, ja. Die Seltsamkeiten hier sind der pure Wahnsinn.
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(28.01.2009, 12:57)Boneman schrieb: Alle Warnungen beachtet? Dann geht's hier zu Deutschlands glücklichstem Arbeitslosen...
Herrlich. So macht man tolle Stimmung gegen Arbeitslose
Komisch, dass er in der Reportage nicht zu Maßnahmen, 1 € Jobs oder Praktikas gedrängt wird...
War klar das sowas auf RTL kommt wo die Dschungelcamp-Generation damit gefüttert wird!
Sowas hier sieht man natürlich nicht auf RTL^^
Kennt ihr Volker Pispers? Genialer Humor mit Verstand
Volker Pispers Hartz 4
Berufsgruppen die diese Welt nicht braucht
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Ach ja, der Herr Pispers, hatte ich den hier noch nicht?
Dann nochmal acht Minuten lachen bitte:
[youtube]uNHch1YSB3s[/youtube]
Und noch zwei Nachtragungen:
(30.11.2008, 22:56)Boneman schrieb: Ich hab mir jetzt doch mal die Mühe gemacht und ein wenig rumgerechnet, weil's mich ja auch interessiert. Da ich mich, wie gesagt, nicht wirklich auskenne, bitte ich um Nachsicht wegen der über-den-Daumen-Charakteristik dieser Rechnung.
[...]
Macht zusammen einen Betrag von 431,801 Milliarden Euro [...] also 438 Euro Grundeinkommen pro Monat für jeden. "Die gesamten Sozialleistungen (z.B. Kranken- und Rentenversicherung, Arbeitsförderung, Beamtenpensionen, Sozialhilfe) in der Bundesrepublik belaufen sich auf mehr als 720 Mrd. Euro im Jahr. Auf jeden der 82 Millionen Bundesbürger verteilt, sind dies schon heute 730 Euro im Monat." (Meine Quelle (pdf) beruft sich für diese Zahlen auf das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung.)
Benediktus Hardorp spricht im Interview von 830 Euro. Damit könnte man die Krankenversicherung wieder abziehen und wäre dann wohl wieder bei den 700.
Also, Abschmetterungsversuche í la "Wer soll denn das bezahlen?" will ich hier nicht mehr hören.
Sowieso... Die Finanzierbarkeit zu gewährleisten, ist nicht die Aufgabe des Bürgers. Das ist die Aufgabe des Politikers. Die Aufgabe des Bürgers ist es, den Politiker dazu zu bringen, sich darum zu kümmern.
Und da sind wir jetzt.
(19.01.2009, 22:24)Boneman schrieb: Auf der Webseite des Deutschen Bundestags gibt es eine Online-Petition zum BGE mit mittlerweile schon über 1.500 Mitzeichnern. Fast 6.000!
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Bei ca. 82 Mio +-x Einwohnern doch noch etwas wenig. ^^"
Die der Götter Gunst verloren,
sind verfallen einer Macht -
Die sie führt zu fernen Toren,
und durch sie in ew'ge Nacht.
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(28.01.2009, 18:34)Boneman schrieb: Also, Abschmetterungsversuche í la "Wer soll denn das bezahlen?" will ich hier nicht mehr hören.
Sowieso... Die Finanzierbarkeit zu gewährleisten, ist nicht die Aufgabe des Bürgers. Das ist die Aufgabe des Politikers. Die Aufgabe des Bürgers ist es, den Politiker dazu zu bringen, sich darum zu kümmern. Macht man sich auf der anderen Seite auch Gedanken, wie man die Politik zur Not auch unter Druck setzen könnte? Wie man sich vorstellen kann, ist der Deutsche seit vielen Jahren ein Gewohnheits- bzw. ein Schutzwähler geworden, nur damit nichts Radikales mehr an die Macht kommt.
"Vom Volk gewählt" geschieht hierzulande doch nur noch aus Selbstschutz vor Links oder Rechts. Und dass die in Berlin "im Interesse und in Vertretung des Volkes" handeln, ist auch nicht immer gegeben.
Wie hoch ist denn die Anzahl der wahlberechtigten Einwohner in Deutschland, um solch ein einschneidendes Projekt per Volksentscheid positiv beeinflussen zu können? 6000 Stimmen sind jedenfalls kein Volksentscheid, sondern nur ein paar "Revoluzzer"...
Ich meine, um die breite Masse erreichen zu können, müsste man ja schon massiv Werbung in TV, Radio und Zeitungen machen. Ob das die Regierung tolerieren würde? Und wer soll die Medienkampagne bezahlen?
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28.01.2009, 22:49
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.01.2009, 22:50 von Boneman.)
Ein weiteres Argument für die Konsumsteuer, für mich auch neu. Wieder einmal von Götz Werner (hier übrigens in Topform; nur elf Minuten, angucken!). Ich habe mir erlaubt, das Zitat nicht wortwörtlich zu übernehmen, sondern aus der gesprochenen Sprachen angemessen ins Schriftliche zu übersetzen:
Zitat:Wir haben den Wechsel von der Selbstversorgung zur Fremdversorgung. Und unsere einkommensbasierten Steuersysteme, die basieren auf der gesellschaftlichen Tatsache der Selbstversorgung. Das kommt ja von der Dachsteuer, von der Fenstersteuer, die in die Einkommens-, Lohn- und Ertragssteuern gemündet sind. Inzwischen arbeiten wir aber arbeitsteilig. Und wenn es nicht mehr so ist, dass ich für mich selbst arbeite, sondern Sie für mich arbeiten, dann werd ich natürlich klugerweise alles unterlassen, was Sie behindert, für mich zu arbeiten. Steuerprogression ist genau das Gegenteil dazu[*]. Deswegen muss die ganze Steuer, also die Finanzierung der gemeinschaftlichen Aufgaben verlagert werden vom Einkommenspol zum Konsumpol. Nicht mehr mein Leistungsbeitrag wird besteuert, sondern meine Leistungsentnahme. Und auch wenn es ungern gehört wird, die beste Steuer ist die Mehrwertsteuer, weil sie an den Wertschöpfungsergebnissen ansetzt. [...] Wir erleben heute ja irrsinnigerweise, wenn wir beitragen wollen, Progression, weil unser Beitrag sich ja in Einkommen ausdrückt. Und wenn wir entnehmen wollen, also konsumieren, erleben wir Degression: im Dutzend billiger. Das müsste ja genau umgekehrt sein. Mit welcher Begründung bezahlen wir eigentlich für die ersten zwei Kubikmeter Wasser, die wir verbrauchen - und die wir ja wirklich brauchen, für unsere Hygiene - mehr Geld als für die letzten fünf Kubikmeter, die ich in mein übergroßes Schwimmbad reinlasse?
[*] An der Stelle bin ich ein wenig zusammengezuckt. Aber genauer betrachtet ist das nachvollziehbar. Die Forderung nach Steuerprogression ist für mich sinnvoll, wenn man die ganzen "Managergehälter" (unter dem Begriff fasse ich mal alles zusammen, was überhöht ist) sieht und so gesehen unabdingbar, das ist klar. Aber bis zu einem gewissen Maß sieht wohl jeder ein, dass auch Menschen mit höheren Löhnen ihr Geld verdienen, wenn sie denn entsprechende Leistungen erbringen. Und ich gehe davon aus, dass er die hier meint. Ich sehe auch großzügig darüber hinweg, dass er diese "Managergehälter" hier außen vor gelassen oder übersehen hat. (Er zahlt seinen Managern bei dm ja bei weitem nicht so viel. ) Außerdem ist das wieder kein Problem des Grundeinkommens oder der Konsumsteuer (die ist sowieso progressiv, nur eben nach Konsum) und auch keines, das durch beides (allein) zu lösen wäre.
(28.01.2009, 18:54)Crystal schrieb: Macht man sich auf der anderen Seite auch Gedanken, wie man die Politik zur Not auch unter Druck setzen könnte? "Dazu bringen" war jetzt eigentlich weniger revolutionär gemeint. So weit ich weiß, verläuft das bisher alles sehr friedlich.
Zitat:Wie hoch ist denn die Anzahl der wahlberechtigten Einwohner in Deutschland, um solch ein einschneidendes Projekt per Volksentscheid positiv beeinflussen zu können? 6000 Stimmen sind jedenfalls kein Volksentscheid, sondern nur ein paar "Revoluzzer"...
Wir sind ja noch weit vom Ziel entfernt. So eine Petition kann natürlich nicht wirklich was bewegen. Soll diese auch gar nicht, da sind sich die meisten einig? Aber die 6000 Stimmen heben sich schon ziemlich von dem ab, was die anderen Petitionen so haben. Die Diskussion in den 1500 Beiträgen im Forum ist sehr kontrovers und ich hab ja schon gesagt, dass die Petition auch außerhalb der Seite Erwähnung findet. Am meisten profitiert man also wohl von der zusätzlichen Aufmerksamkeit, vor allem und gerade in der Bevölkerung. Darin würde ich auch mein Ziel in der Sache sehen: Die Verbreitung der Idee. Je mehr darum gestritten wird, umso besser. Es muss nicht gleich jeder gut finden. Wenn man jemanden gleich überzeugen kann, umso besser! Aber bei mir musste die Idee auch über ein Jahr arbeiten. Das ist gut so und spricht für sie! Musik, die man sofort super findet, wird ja auch sehr schnell langweilig!
Zitat:Ich meine, um die breite Masse erreichen zu können, müsste man ja schon massiv Werbung in TV, Radio und Zeitungen machen. Ob das die Regierung tolerieren würde? Und wer soll die Medienkampagne bezahlen?
Ich seh schon, du willst zur Tat schreiten!
So schnell so viele Leute erreichen muss man nur, wenn man es eilig hat. Ich verweise nochmal auf das Zitat in Beitrag 39.
Das Internet ist mächtig. Google spuckt zu "Grundeinkommen" 308.000 Ergebnisse aus, zu "basic income" sind es 530.000 (nur!). Es gibt zig Websites von einzelnen Initiativen, etliche Videos zu Vorträgen und Diskussionen sind auf den einschlägigen Seiten frei verfügbar, es gibt ein großes Archiv, in dem alles zum Thema gesammelt wird, was irgendwo auftaucht. es gibt die "Woche des Grundeinkommens", den Grundeinkommenskongress, einen Grundeinkommen-Film (na, habt ihr den schon gesehen?). Es finden fast ständig irgendwelche Veranstaltungen statt. Es gibt Kunst zum Grundeinkommen; ein Lied hab ich oben gepostet, dann gibt es noch diesen Song zur Petition.
Die Medien dazu bringen, darüber zu berichten, kann man am besten, indem man das Thema selber diskutiert und sie darauf aufmerksam macht. Die Idee scheint aber auch gut genug zu sein, dass die Medien das von sich aus tun. Bei Veranstaltungen steht es in den Zeitungen, Fernsehbeiträge habe ich schon mehrere gesehen, auch im Ersten, bei Monitor, oder zwischen den Profilierungsschlachten bei Anne Will. Immer öfter findet es auch Erwähnung in Beiträgen über Hartz-IV.
Was die Politik angeht, gibt es mittlerweile sogar in den meisten Parteien Arbeitsgruppen (außer in der SPD ).
Bei "Bürgerbewegungen" war schon immer Mundpropaganda das Mittel der Wahl. "Wenn jeder sich um sich selbst kümmert, ist für alle gesorgt." Wenn jeder einem anderen von der Idee erzählt, wissen es alle. Wie heißt es so schön? "Global denken, lokal handeln."
Beim Stammtisch einfach mal ein Wort darüber fallen lassen, zu Freunden sagen "Ich hab da im Internet was gefunden, guck dir das mal an". Den Link zum Film per Mail rumschicken ("Ey Leute, das hier is voll krass, ey!"), den Film selbst brennen und verschenken. Wer ein großes Wohnzimmer oder nen Partykeller hat, kann ihn ja zuhause Freunden oder Nachbarn vorführen.
Wenn's in einem etwas größeren Rahmen sein soll: Gleichgesinnte finden, eine regionale Initiative gründen (oder sich einer bestehenden anschließen), Diskussionsabende veranstalten, bekannte Vertreter für Vorträge einladen, einen Kinosaal für einen Abend anmieten und dort den Film vorführen, Zeitungen anschreiben, Plakate aufhängen und Flyer verteilen für die Propaganda; Straßenumfragen durchführen: "Was würden Sie tun, wenn für Ihr Einkommen gesorgt wäre?". Andere Menschen träumen lassen, die Antworten sammeln und veröffentlichen, damit sie als Inspiration dienen können. - Nicht umsonst hab ich hier seit neuestem eine Signatur:
"Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben, und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer." -- Antoine de Saint-Exupéry
Es soll auch Leute geben, die sich in diversen Foren einen Nischenthread eingerichtet haben und dort recht hartnäckig die Stellung halten... (Vielleicht sollte mal jemand das Thema in ein gewisses anderes Forum tragen. Ich hab mich bisher noch nicht getraut, denn ich kann mir vorstellen, dass es da ganz heiß hergehen würde... )
Mir fallen einige Sachen ein, die man tun kann. Da ist auch garantiert für jeden was dabei. Da das Grundeinkommen so viele Vorteile für alle möglichen Gruppen bietet, werden sich auch aus jeder dieser Gruppen engagierte Befürworter finden. Wenn ich das beim Schreiben dieses Beitrages so überblicke, ist es eigentlich beachtenswert, was diese Idee aus allen Schichten an Engagement schon alles hervorgebracht hat.
Steter Tropfen höhlt den Stein. Den Stein muss man nur anstoßen. Das geht am Anfang natürlich noch schwer, das lässt sich physikalisch ganz einfach erklären. Aber wenn die Idee gut genug und die Welt dafür bereit ist, wird er von alleine rollen. Wenn nicht, wird es halt ein paar Jährchen dauern, bis das Thema wieder aufkommt. Aber im Moment, wo alles den Bach runtergeht, stehen die Zeichen gut. Vielleicht sollte man jetzt etwas lauter schreien, bevor die ersten Menschen bei schwindender Sozialhilfe verhungern oder auch diese Wirtschaftskrise in einen Weltkrieg mündet.
Was man nicht tun sollte, ist das Grundeinkommen als einfachen Ersatz für unser heutiges, bröckelndes Sozialsystem anzupreisen. Das ist nur die Spitze des Eisbergs und den viel größeren Teil unter der Wasseroberfläche sehen die Menschen nicht, wenn man sie nicht darauf hinweist. Ich bin heute mehr denn je der Meinung, dass dies zwar ein äußerst positiver und sehr relevanter, aber dennoch nur ein Nebeneffekt ist. (Ich verweise auch hier wieder auf Beitrag 39).
Edit: Dieser Thread kostet mich zu viel Zeit...
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(28.01.2009, 22:49)Boneman schrieb: Ich seh schon, du willst zur Tat schreiten! Nö, möchte nur Antworten zu meinen Fragen haben.
(28.01.2009, 22:49)Boneman schrieb: So schnell so viele Leute erreichen muss man nur, wenn man es eilig hat. Muss man ja auch. Erstens verrinnt die Zeit wie im Flug, zweitens mahlen die Mühlen im Bundestag auch nochmal seeehr langsam und drittens: was hab ich davon, wenn erst die Generation nach mir was davon hat?
Ich weiß, klingt egoistisch. Aber ohne Kinder kann ich mir das auch leisten.
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(28.01.2009, 15:51)Otis schrieb: Herrlich. So macht man tolle Stimmung gegen Arbeitslose
Komisch, dass er in der Reportage nicht zu Maßnahmen, 1 € Jobs oder Praktikas gedrängt wird...
War klar das sowas auf RTL kommt wo die Dschungelcamp-Generation damit gefüttert wird! RTL gehört (genau wie Gruner+Jahr etc.) der Bertelsmann AG. Die Bertelsmann AG gehört der Bertelsmann Stiftung, die viele Politiker auf allen(!) Ebenen „berät“ (siehe Tagesspiegel: Macht ohne Mandat). Ihr Motto ist:
Bertelsmann Stiftung schrieb:Wir fördern den gesellschaftlichen Wandel. (siehe hier) bzw. etwas konkreter
Bertelsmann Stiftung schrieb:In ihrer Projektarbeit folgt die Bertelsmann Stiftung der Überzeugung des Stifters Reinhard Mohn, dass die Prinzipien unternehmerischen Handelns zum Aufbau einer zukunftsfähigen Gesellschaft beitragen können. (siehe hier)
Irgendwie läuft die Beratung (nein, keine schnöde Lobbyarbeit) der Bertelsmann-Stiftung denn auch immer auf Privatisierung und Wettbewerb hinaus. Wir haben ihr vermutlich glorreiche soziale Errungenschaften wie Agenda2010, Hartz4, die Studiengebühren und die " Du bist Deutschland"-Kampagne zu verdanken.
Vielleicht ist das alles hier etwas OffTopic, aber immerhin zeigt es die ideologische „Konkurrenz“, der eine Idee wie das Grundeinkommen ausgesetzt ist.
(28.01.2009, 18:54)Crystal schrieb: Ich meine, um die breite Masse erreichen zu können, müsste man ja schon massiv Werbung in TV, Radio und Zeitungen machen. Ob das die Regierung tolerieren würde? Und wer soll die Medienkampagne bezahlen? Die Antwort wäre das Internet. Frau von der Leyen hat übrigens gerade mal wieder eine Kampagne gestartet, das Internet zu zensieren. Warum? Kinderschutz. Na klar. http://blog.handelsblatt.de/indiskretion...hp?id=2013
Irgendwie hat man doch das Gefühl, systematisch für dumm verkauft zu werden.
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(28.01.2009, 23:00)Crystal schrieb: Muss man ja auch. Erstens verrinnt die Zeit wie im Flug, zweitens mahlen die Mühlen im Bundestag auch nochmal seeehr langsam und drittens: was hab ich davon, wenn erst die Generation nach mir was davon hat?
Ich weiß, klingt egoistisch. Aber ohne Kinder kann ich mir das auch leisten. Als Mitglied einer Gesellschaft eigentlich nicht. Und was hast du davon, wenn die Generation nach dir kein Grundeinkommen hat?
Aber nicht schlecht. Ich hoffe, du hast das ironisch gemeint. In dem Fall möchte ich diese Vorlage doch trotzdem glatt nutzen! Du erlaubst mir, dass ich - wieder einmal - mit einem Zitat antworte?
Dr. Erich Kitzmüller, Wirtschaftsphilosoph von der Universität Klagenfurt in der Schlussszene des Films "Grundeinkommen" schrieb:"Jetzt hab ich mich das ganze Leben abgemüht, mich zu disziplinieren, mich zu trainieren, dass ich irgendwie sinnvoll beschäftigt werden kann - und jetzt kommen die daher, diese jungen Leute, die überhaupt sich nicht disziplinieren müssen und denen soll nun Geld gegeben werden!? Das ist ein Skandal!"
Dieses Argument steht eigentlich, glaube ich, dahinter, hinter der Ablehnung des Grundeinkommens. Aber weil das vielleicht nicht so schick ist, nicht so gut aussieht, wenn man dieses Argument bringt, sagt man: "Ja, aber wie soll man das finanzieren?"
[...]
Das entscheidende Argument ist dann einfach eine ganz persönliche Rache: "Die Anderen sollen es auch nicht besser haben, als ich es gehabt habe." Und das wird durch das Grundeinkommen torpediert. Also, wenn ich mich von dieser Rache befreie, dann tu ich nicht nur etwas fürs Grundeinkommen, sondern eigentlich auch für meine Gesundheit und für meine Fähigkeit als Mitmensch. Ich hätte eigentlich nicht geglaubt, dass der Mann damit auch noch Recht hat. Aber bitte: Wenn du ein Grundeinkommen haben willst, solltest du wirklich so langsam mal anfangen, etwas dafür zu tun.
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(28.01.2009, 23:04)Rabenaas schrieb: RTL gehört (genau wie Gruner+Jahr etc.) der Bertelsmann AG. Die Bertelsmann AG gehört der Bertelsmann Stiftung, die viele Politiker auf allen(!) Ebenen „berät“
Jo ich weiss, das würde aber wie du schon sagtest in dem Thema zu Off-Topic werden. Dafür gibt es auch andere Seiten, alternative Medien, im Netz die jeder finden kann, wenn er sich für die andere Seite der Medaille interessiert
Ich finde es einfach nur gut, dass eine Thematik wie das Grundeinkommen hier diskutiert wird.
Und dabei ist es ja nicht so wichtig was z.b. durch die Petition bei der Regierung rumkommt, sondern viel mehr, wie Boneman hier auch erwähnt hat, was dabei in Bewegung kommt und im Bewusstsein Einiger in der Bevölkerung ändert oder zum Nachdenken anregt. Denn in den Medien wird man leider kaum was dazu erfahren.
Die Leute schreiben Freunde und Bekannte an, verteilen Flyer, machen Lieder und Videos dazu. Wie das hier.
Und..diskutieren wie hier darüber! Und das sogar ziemlich tolerrant
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Kennt hier jemand dieses Theaterstück Marat, was ist aus unserer Revolution geworden?, das von Hartz-IV-Empfängern aufgeführt wird? Die Zeit schreibt ganz interessante Sachen darüber.
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