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Factorio
#1
Hey ihr lieben Leute!
Heute möchte ich euch mal von einem Spiel berichten, mit dem ich mittlerweile einige schöne, spannende und knifflige Stunden verbracht habe.

Factorio
Das Spiel heißt Factorio und wird seit einigen Jahren von einem kleinen, tschechischen Studio entwickelt.

Die Grundprämisse des Spiels
Der Spieler ist der einzige Überlebende eines Raumschiffabsturzes auf einem fremden, aber erdähnlichen Planeten. Der Überlebende konnte ein paar Werkzeuge aus dem Raumschiffswrack retten, die ihm bei seinem Ziel, den Rest der Flotte zu kontaktieren, helfen sollen. Damit das geschehen kann, muss er einen Kommunikations-Satelliten in die Umlaufbahn schicken. Um den herzustellen muss der Spieler eine riesige Fabrik konstruieren, die die notwendigen Teile herstellt.

Und da fängt der Spaß an. Das Spiel ist von der Optik her recht einfach gehalten, reine 2D-Bilder, kein 3D. Man sieht von oben, was auf der Oberfläche des Planeten passiert. Die Spielfigur kann man mit WASD durch die Landschaft steuern. Das Ziel ist zunächst, Rohstoffe abzubauen, die überall als Erze rumliegen. Am Anfang müssen dafür die Hände verwendet werden, man kann sich aber auch eine Spitzhacke bauen.

Sobald man einige Roherze (z.B. Eisen oder Kupfer) gesammelt hat, baut man sich aus gefundenen Steinen einen Schmelzofen, in dem man dann die Erze zu Eisen- bzw. Kupferplatten verarbeiten kann. Mit denen kann man wiederrum neue Dinge herstellen, wie z.B. kohlebetriebene Erzbohrer, die -- solange sie genügend Treibstoff haben -- die Erze automatisch aus dem Boden herausbohren.

Wenn man von denen ein paar hat, kann man die Automatisierung beginnen. Dafür gibt es Transportbänder und Greifroboter (die Bänder brauchen keinen Strom oder Treibstoff; das ist etwas schräg, aber i.O.; die Greifroboter brauchen Strom). Die Erzbohrer legen ihre Erzeugnisse immer direkt vor sich auf ein freies Feld. Baut man dort ein Transportband, kann man die Rohstoffe direkt aus dem Abbaubereich abtransportieren, z.B. zu einer Reihe selbstgebauter Schmelzöfen. Dort sorgen die Greifarme dafür, dass die Kohle und die Erze in die Öfen rein und die Erzeugnisse aus den Öfen raus kommen. Dieses Prinzip zieht sich durch das ganze Spiel (Transport von Roh- oder Zwischenstoffen über Bänder irgendwo hin und Transport der Erzeugnisse von da wieder weg).

Entwicklung im Spiel
Nebenher kann man neue Technologien erforschen. So arbeiten die Bohrer irgendwann nicht mehr mit Kohle, sondern mit Strom, den man in einem Dampfgenerator erzeugt. Der wiederum muss mit Dampf versorgt werden, der aus einem Ofen kommt, dem man per Rohrleitung und Transportband Wasser und Brennstoff zukommen lassen muss.
Irgendwann hat man dann die Möglichkeiten, automatisiert betriebene Lokomotiven zu bauen, die große Wagons durch die Gegend ziehen. Damit kann man bspw. ein von der Basis weit entferntes Rohstoffgebiet abbauen und die Erze mit den Wagons in die Basis zum Schmelzen transportieren.

Andere Wagons sind große Kesselwagen und können mit Erdöl gefüllt werden, was mit Tiefpumpen aus der Erde geholt wird. Das Erdöl kann/sollte man raffinieren, um aus den Erzeugnissen dann Plastik und diverse Chemikalien herzustellen. Mit diesen Dingen können dann wieder neue Gerätschaften wie Transportroboter, Batterien oder Computerchips gebaut werden.

So dreht sich das ganze Prinzip des Spieles eigentlich ausschließlich um Warenwirtschaft. Das mag auf den ersten Blick dröge klingen, wird aber im Spiel total spannend. Wenn man kleine Konstruktionsanlagen gebaut hat, die z.B. das eingelieferte Eisen in Zahnräder verarbeiten und man merkt, dass die Maschinen nicht effizient arbeiten, weil bspw. der Rohstofffluss nicht optimal ist und immer wieder Lücken aufweist, fuhrwerkt man relativ schnell mit den Bändern und Greifarmen herum, bis die Situation besser geworden ist. Dass die Figur alle gebauten Geräte wie Items wieder aufheben und ins Inventar legen kann, macht Refaktorisierungen und Neustrukturierungen der Anlage einfach.

Für richtig abgefahrenes Zeug sorgen die Programmiermöglichkeiten im Spiel. Mit einfachen Logikelementen (Wenn-Dann, etc.) kann man einzelne Geräte wie Bänder oder Greifer an- und wieder abschalten, je nach Situation. Das erinnert an die Logikelemente von Minecraft und bringt nochmal eine weitere spannende Ebene ins Spiel, wie z.B. Regelungen für Produktionsüberschuss o.ä.

Erkundung & Konflikt
Mit diesen Sachen allein kann man im Spiel schon viele schöne Stunden verbringen. Aber die Tatsachen, dass man sich ein Auto bauen kann, um die großen Entfernungen (und die sind wirklich riesig) zurückzulegen, oder dass es einheimische Lebensformen gibt, die von der mit den Fabrikanlagen einhergehenden Umweltverschmutzung so gar nicht angetan sind, reichern das Spiel zusätzlich an. Die Lebensformen lassen einen eigentlich in Frieden, außer sie fühlen sich gestört. Die angesprochene Umweltverschmutzung wäre so ein störendes Thema (dazu gibt es auch ein spielinternes Achievement namens "It stinks and they don't like it", wenn sie zum ersten Mal die Basis angreifen). Dann muss man sich verteidigen, durch automatische Geschützturme und dicke Mauern mit automatisierten Toren für bspw. einfahrende Rohstoffzüge.

Alternativ baut man sich ein Exoskelett, ein paar dicke Wummen und räuchert die Nester der Viecher aus. Das wiederum finden die nicht gut. Macht man das zu oft, verbünden sich Nester gegen einen und überfallen regelmäßig in immer größer werdenden Gruppen die Basis. Oder die Verschmutzung nimmt überhand, dann eskalieren die Lebensformen auch.
Auf dem Weg zum Satelliten erforscht man natürlich zwangsläufig Raketentechnik. Wenn man auch der Nukleartechnik nicht abgeneigt war, hat man dann die passenden Sprengköpfe, um den Viechern den Garaus zu machen. Aber man kann das Spiel auch komplett friedlich oder sogar ohne diese Viecher spielen.

Die Landschaft wird -- wie bei Diablo -- für jedes neue Spiel eigens generiert. Die Karte ist dabei rechnerisch gesehen unendlich groß, aber nur die erkundeten Bereiche bleiben im Speicher; so limitiert die Hardware die Größe der Karte. Auf einem nicht sonderlich mit viel RAM ausgestatteten Laptop brauche ich in meiner größten Karte fast 10 Minuten von Grenze zu Grenze, mit dem Auto (was laut Angabe im Spiel ca. 80km/h sind => ca. 14km). Aber ohne Ruckler und Probleme. Also alles sehr riesig und weitläufig.
Umfangreiche Parameter helfen bspw. die Verteilung von Rohstoffvorkommen oder Biter-Nestern (die Viecher sind sehr bissig und heißen demnach auch so) einzustellen, um neue Aspekte zu erleben. Hab das Spiel jetzt seit ein paar Wochen und bisher mehrmals neu angefangen, weil ich Sachen ausprobieren wollte.

Bisher bin ich noch nicht so weit, Raketen zu starten. Aber die paar Stunden, die ich schon investiert habe, waren richtig, richtig gut. Das schöne an dem Spiel ist, dass es meistens recht stressfrei läuft. Solange keine Biter unterwegs sind (und so oft passiert das anfangs nicht), hat man viel Muße, die Produktionsanlagen zu bauen und zu optimieren. Es gibt eigentlich keine Stellen, an denen unwiederbringlich irgendwas kaputt geht, sodass man das Spiel auch einfach mal laufen lassen kann. Und weil es so stressfrei ist, kann man es auch sehr gut zwischendurch spielen. Hat man mal eine halbe Stunde Zeit, reicht das oft, um einen neuen Produktionszweig aufzubauen. Dann speichert man und macht einfach beim nächsten Mal dort weiter. Habe selten ein Spiel erlebt, das so gut für Zwischendurchspielen geeignet ist und dennoch eine so hohe Spieltiefe aufweist. Erstaunlich.

Screenshots aus dem Spiel

Schmelzöfen, Transportbänder und Greifarme
[Bild: grafik.jpg]

Abbau von Eisenerz
[Bild: grafik.jpg]

Stromerzeugung
[Bild: grafik.jpg]

Bahnhof mit zwei Zügen
[Bild: grafik.jpg]

Die ersten drei Bilder sind aus einem neuen Spiel; die Basis ist noch fuschneu und winzig. Man kann die Transportbänder und die Greifarme gut erkennen. Die Basis dort besitzt eine Stromversorgung und elektrisch betriebene Erzbohrer. Die Schmelzöfen sind aus Stein (und können nachher durch stählerne Hoföfen ersetzt werden, wenn man sein eigenes ThyssenKrupp-Duisburg baut :) ).

Im letzten Bild sieht man meinen ersten Entwurf für einen Verladebahnhof mit Zügen. Der untere wird gerade mit Kohle beladen, oben sieht man die Tankwagons mit Flüssiggas/LPG. In der Mitte der Platz soll eine Verladestelle für Plastikerzeugnisse (die weißen Quader auf dem Transportband) werden. Wenn man es richtig macht, fahren die Züge dann selbstständig und werden automatisch be- und entladen. Das Bild entstand nach mehreren Stunden Spielzeit.


Im Netz gibt es auch jede Menge Screenshots, aber die zeigen oft nur das Endgame, d.h. den Spielabschnitt, in dem man fast fertig ist. Dort sind die Anlagen überaus riesig und undurchschaubar. Das war auch der Grund, warum ich dem Spiel erst aus dem Weg gegangen bin. Wirkte einfach alles zu komplex. Außerdem mag ich keine Wirtschaftssimulationen. So gar nicht. Diese hier ist eine Ausnahme! Spielt man das Spiel einige Stunden, erkennt man, das diese hochkomplexen Screenshots aus dem Endgame gar nicht so komplex sind, sondern eigentlich recht logisch.
Das schreibe ich nur, damit sich keine von den überwältigend komplizierten Bildern abschrecken lässt :D

Fazit
Also, das Spiel ist eine eindeutige Empfehlung von mir! :ok:
So ein geiles Teil hab ich selten erlebt. Ist zwar Early-Access, läuft aber saugut und sehr stabil, hab jetzt in 30 Stunden keinen einzigen Absturz oder irgendwelche Probleme gehabt.
Das Prinzip ist sehr einfallsreich und man fühlt sich an kaum einer Stelle von den Möglichkeiten überfordert. Langzeitmotivation ist auch dabei (es gibt wohl Leute mit > 1000 Stunden). Der einzige Nachteil: eine richtige Story gibt es kaum, wenn man von der Nummer mit dem Absturz und dem Satelliten absieht.
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#2
Vielen Dank dafür, Shihan. :ok: Hatte selber schon ein klein wenig Interesse an dem Spiel, umso mehr wundert es mich aber, dass es noch Early Access sein soll. :confused:
Dachte, es wäre längst final.
Zum NLT-Wiki: http://nlt-wiki.crystals-dsa-foren.de/doku.php , Zum Drakensang-Wiki: http://drakensang-wiki.crystals-dsa-foren.de/doku.php
KEIN SUPPORT per E-Mail, PN, IRC, ICQ! Lest die Regeln und benutzt das Forum für sämtliche Anfragen! KEINE persönliche Betreuung!
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#3
Ne, noch nicht. Es nähert sich zwar dem Finale, aber ist immer noch Early Access. Aktuelle Version ist 0.16.51.
Aber wie gesagt, man merkt dem Spiel das nicht an. Es läuft deutlich besser und stabiler als so manche AAA-Blockbuster kurz nach Release.
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#4
Dafür auch von mir ein dickes Danke, Shihan. :up:
Immer wieder schön, hier sowas zu lesen, auch wenn ich vermutlich in nächster Zeit nicht dazu kommen werde, es zu testen. Aber was ist schon Zeit. :)
Egal, wie tief man die Messlatte des menschlichen Verstandes setzt - jeden Tag kommt jemand und marschiert aufrecht gehend darunter hindurch.
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#5
Golem.de Warum ein IT-Profi bei Bosch Factorio liebt
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