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26.04.2015, 20:03
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.04.2015, 20:31 von BastyCDGS.)
Den Zwölfen zum Gruße und dem Dreizehnten zum Fluche!
Ich frage mich gerade, wie ihr den Wandel des RPG-Genres im Vergleich früher zu heute sieht...ich persönlich bin entsetzt, wenn ich sehe, wie heutzutage Rollenspiele gespielt werden.
Niemand macht sich mehr die Mühe, sich in die Rolle des Charakters zu versetzen. Dialoge sind auf dem Niveau von: "Ey du kack Noob! Gib mir Deine Items!"
Selbst die Egoshooter-Szene liefert hier besseres Rollenspiel! Man fährt mit dem Panzer auf 'ne Mine, explodiert, wird an den nächsten Turm geschleudert, der dann mit dir zusammenkracht und per TeamSpeak schreit der Spieler: "HIIILFE, Kameraden!". Das erzeugt immerhin Atmosphäre! Ähnlich Dialoge wie: "Kommandant X, schickt Verstärkung!"
Auch wenn solche Dialoge sicherlich nicht umbedingt die Sternstunde des niveauvollen Verhaltens beschreiben, sie sind immerhin für die Szenarien, die in diesen Spielen stattfinden, realistisch!
Schau ich mir hingegen aktuelle Rollenspiele (insbes. MMORPG's) an, könnte man nur noch heulen:
"Man, wo ist das nächste Quest-Item?", "Wo ist der Kack Endgegner, ich brauch' noch umbedingt diesen Schild +84!?", usw.
Rätselniveau hat sich eh angepasst. Das höchste der Gefühle ist oft: Finde Schlüssel zur nächsten Truhe / Türe.
Man stelle sich vor, die Dialoge von "Herr der Ringe" wären auf diesem Niveau...grausam!
Woran liegt das? Was ist hier los? Warum gibt's heutzutage gefühlt nichts mehr vernünftiges??
Auch das die Charaktereigenschaften nicht mehr die Rolle spielen, die sie sollten: Ob ich bei Diablo mit Stärke 1 oder 100 rumlaufe ist gefühlt komplett egal, hauptsache, ich hab das "Sword of instant destruction" oder ähnlich.
Ist grad ein Thema, was mir spontan auf dem Herzen liegt. Wie seht ihr das?
EDIT: Liegt es vielleicht auch daran, dass diese Spiele keine vernünftige "Introduction" bzgl. richtiges Rollenspiel haben? Als Pen&Paper-Rollenspieler wird man ja gewissenermaßen da aufgeklärt. Bei 'nem MMORPG hingegen hast nur das übliche Manual, wo halt das wichtigste inkl. Installation erklärt wird. Könnte auch das eine Ursache sein?
EDIT2: Auch sorgt das Genre mittlerweile dafür, das Menschen ihre physischen Bedürfnisse vergessen, ich habe vor ein paar Monaten 'ne News gelesen, das eine Mutter wegen WoW ihr Baby verdursten ließ und deshalb auch wegen Mordes verurteilt wurde...wie kann das sein? Am Spielen selber kann's eigentlich nicht liegen, die gibt's mittlerweile ja einige Jahrzehnte, ohne das es da zu Zwischenfällen kam.
Best regards,
:-) Basty/CDGS (-:
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26.04.2015, 20:46
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.04.2015, 20:47 von Rabenaas.)
Das liegt mMn daran, dass sich das Publikum verändert hat. Früher waren Rollenspiele schwer. Man musste mitdenken, vorausplanen, seine Fantasie einsetzen, um aus dem Pixelbrei eine spannende Geschichte entstehen zu lassen. Heute nennt sich jeder bessere Egoshooter "Rollenspiel". Die Leute, die sowas spielen, haben eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und kein Interesse an einer Hintergrundgeschichte. Hauptsache nach zehn Klicks gibt es Loot.
Ich kenne Jugendliche, die auch im RL so reden.
Man muss allerdings zugeben, dass unsere Schulhofgespräche über Computerspiele teilweise auch nur wenig besser waren. Nostalgiebrille
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Ich weiß nicht, ob du da nicht Äpfel mit Birnen vergleichst. Ein Spiel wie WoW betrachte ich nicht als "Rollenspiel". Es mag ein Actionspiel mit Rollenspiel-Elementen sein, aber mehr auch nicht, für mich zumindest. Das Spiel interessiert mich nicht, daher ist es mir auch egal, wie die Spieler, die das nutzen, reden.
Hast du damals UO gespielt? An mir ist das vorbeigegangen, deshalb weiß ich nicht, ob es damals nicht auch schon Spieler gab, die sich im Spiel so artikuliert haben.
"Vernünftige" Rollenspiele gibt es nach wie vor auf dem Singleplayer-Rollenspielmarkt und im Pen&Paper. Da bleiben für mich keine Wünsche offen.
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(26.04.2015, 20:51)aeyol schrieb: Ich weiß nicht, ob du da nicht Äpfel mit Birnen vergleichst. Ein Spiel wie WoW betrachte ich nicht als "Rollenspiel". Es mag ein Actionspiel mit Rollenspiel-Elementen sein, aber mehr auch nicht, für mich zumindest. Das Spiel interessiert mich nicht, daher ist es mir auch egal, wie die Spieler, die das nutzen, reden.
So sehe ich das auch, und dass gilt m.E. ned nur für WoW, sondern auch für DAOC und wie 'se alle heißen...im Grunde kenne ich kein MMORPG was wirklich ein RPG ist.
Zitat:Hast du damals UO gespielt? An mir ist das vorbeigegangen, deshalb weiß ich nicht, ob es damals nicht auch schon Spieler gab, die sich im Spiel so artikuliert haben.
UO hab ich damals sogar gekauft, aber nie gespielt, weil ich keine Internet-Verbindung hatte, um dies zu tun. Hatte mich da von 'nem damaligen Freund überreden lassen. Hat mich damals aufgeregt, weil viel Geld ausgegeben für. Heute bin ich froh drum!
Ein Hauptproblem was ich da auch sehe ist, dass der Tod des Chars keinerlei Konsequenzen mehr hat. Das macht's komplett witzlos! Das ist so wie wenn ich von vornerein mit 'nem "Unendlich viel Leben"-Cheat anfange!
Egal welchen Bockmist ich mit meinem Char mache, es hat Null Konsequenzen mehr...ok ma'n paar Sek. bis zum Respawn warten...hach wie tragisch!
Zitat:"Vernünftige" Rollenspiele gibt es nach wie vor auf dem Singleplayer-Rollenspielmarkt und im Pen&Paper. Da bleiben für mich keine Wünsche offen.
Klar gibt es die...das streitet auch keiner ab, grade hier. ;-)
Aber man kann die echt mittlerweile mit der Lupe suchen!
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(26.04.2015, 20:46)Rabenaas schrieb: Das liegt mMn daran, dass sich das Publikum verändert hat. Früher waren Rollenspiele schwer. Man musste mitdenken, vorausplanen, seine Fantasie einsetzen, um aus dem Pixelbrei eine spannende Geschichte entstehen zu lassen. Heute nennt sich jeder bessere Egoshooter "Rollenspiel". Die Leute, die sowas spielen, haben eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und kein Interesse an einer Hintergrundgeschichte. Hauptsache nach zehn Klicks gibt es Loot.
Das auch, aber heutzutage ist so manchner Shooter anspruchsvoller, als so manches moderne RPG...bei Shootern musst wenigstens noch grübeln, welche Waffe du nimmst, aus welcher Distanz du schießt, etc.
Bei den heutigen RPGs ists einfach nur noch Dauerklicken auf das Enemy-Icon!
Zitat:Ich kenne Jugendliche, die auch im RL so reden.
Man muss allerdings zugeben, dass unsere Schulhofgespräche über Computerspiele teilweise auch nur wenig besser waren. Nostalgiebrille
Damals ham se wenigstens nur so geredet, heute sterben se teilweise dafür. :-(
Und unser Lieblingsgenre wird dadurch in den Dreck gezogen!
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Der Trend hat mit Diablo angefangen. Da hat man gesehen, dass Action-RPGs einfach mehr Käufer finden. Echte RPGs gibt es nur noch über Kickstarter oder aus der idealistischen Indieszene. Einen Publisher zu finden ist wohl aussichtslos. Aber das golden Zeitalter von P&P ist genau so vorbei. Da war es Magic the Gathering und dann das Internet. Aber mainstreamfähig waren echte Rollenspiele eh nie, das macht auch etwas von ihrem Reiz aus.
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26.04.2015, 22:19
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.04.2015, 22:21 von Silencer.)
(26.04.2015, 21:23)BastyCDGS schrieb: Klar gibt es die...das streitet auch keiner ab, grade hier. ;-)
Aber man kann die echt mittlerweile mit der Lupe suchen!
So schlecht sieht es derzeit eigentlich garnicht aus, schließlich gibts ja aktuell sogar relativ viel Auswahl, vom Eindruck her sogar wieder etwas mehr, als in den letzten Jahren. Man könnte allenfalls bemängeln, dass die großen Big Budget RPGs den Anspruch eher abbauen und lediglich im vermeintlichen Umfang zulegen. Evtl. beweist ja Witcher 3, dass es auch besser geht, ohne das man die eigentlichen RPG Stärken dem Massengeschmack zuliebe reduziert.
Action RPGs ala Diablo sind für mich auch noch keine RPGs im eigentlichen Sinne, ein rudimentäres Skill/Levelsystem findet man heutzutage in sovielen Spielegenres, dass man daran, kein RPG mehr identifizieren kann. Selbst Spiele wie die Dark Souls Reihe, die immerhin etwas mehr Interaktion und ein relativ komplexes Attributsystem bieten, sind primär "nur" Action RPGs.
Was mich eher stört, ist die generell kaum erkennbare Weiterentwicklung des Genres an sich. Die aktuellen "klassischen" RPGs sind prinzipiell nur Neuinterpretationen von dem, was man vor 10 Jahren bereits hatte. Mit ein bisschen mehr Komfort und natürlich besserer Grafik, aber wenig Weiterentwicklung im eigentlichen RPG Kernbereich. Daneben gibts dann nur noch die Großproduktionen, die hier bisher (mit seltenen Ausnahmen) eher abbauten als zulegten.
Das Thema hatten wir hier ja schon mehrfach, die Frage ist, wie man typische RPG Features, die es in der ein oder anderen Form schon vor 20 Jahren gab, entsprechend weiterentwickeln und mit den heutigen Möglichkeiten besser umsetzen könnte. Und da fehlt mir vor allem mehr Fortschritt in den Bereichen Questkomplexität, Partyinteraktion, NPC Verhalten, Choices & Consequences und Weltinteraktion. Achja und ein wirklich anspruchsvolles Kampfsystem ist mir bis dato auch noch nicht untergekommen, dass gilt allerdings nicht nur für die neueren RPGs.
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(26.04.2015, 20:03)BastyCDGS schrieb:
- [...]Niemand macht sich mehr die Mühe, sich in die Rolle des Charakters zu versetzen[...]
- [...]Auch das die Charaktereigenschaften nicht mehr die Rolle spielen, die sie sollten[...]hauptsache, ich hab das "Sword of instant destruction" oder ähnlich.[...]
- [...]EDIT2: Auch sorgt das Genre mittlerweile dafür, das Menschen ihre physischen Bedürfnisse vergessen, ich habe vor ein paar Monaten 'ne News gelesen, das eine Mutter wegen WoW ihr Baby verdursten ließ und deshalb auch wegen Mordes verurteilt wurde...wie kann das sein? Am Spielen selber kann's eigentlich nicht liegen, die gibt's mittlerweile ja einige Jahrzehnte, ohne das es da zu Zwischenfällen kam.[...]
zu Eins: da kann ich nur sagen, wie's in den Wald rein ruft...
wenn ich mit meiner Fräggel-ähnlichen Azura durch GW ² wusel, werde ich schon verstärkt in die Rolle hineinversetzt. Dementsprechend agiere ich dann auch, sei's mit Emotes, dem was ich sage oder wie ich auf Mitspieler reagiere. Und ich bemerke immer wieder, dass sich mein Gegenüber plötzlich auch eher "In-Charakter" bezogen verhält und seine Rolle spielt. Nicht immer, aber immer wieder.
zu Zwee: Es gibt leider wirklich viel zu viele Spiele, bei denen die Ausrüstung viel entscheidender ist, als die Skillung oder das spielerische Können. Aber viel interessanter fänd' ich, wo's dieses "Sword of instant destruction" zu finden gibt.
zu Dritt'ns: Ich glaube, bei der Frau lief sowieso was schief, das hatte nicht mehr viel mit MMO zu tun. Da fällt mir spontan der Junge aus Erfurt ein, der in seiner Schule Amok lief. Hinter her hieß es, Counter-Strike wär schuld. Dabei hatte der nen 486er mit 400 Mhz. Ganz ehrlich, da würd ich auch Amok laufen, wenn ich CS auf so 'ner Ruckel-Pinne spielen müsste.
(26.04.2015, 20:46)Rabenaas schrieb: [...]Ich kenne Jugendliche, die auch im RL so reden. [...] Ich keine keine Jugendlichen, die nicht so im RL reden. Das macht mir echt Angst.
(26.04.2015, 20:51)aeyol schrieb: [...]"Vernünftige" Rollenspiele gibt es nach wie vor auf dem Singleplayer-Rollenspielmarkt und im Pen&Paper. Da bleiben für mich keine Wünsche offen.[...] Auch im online-Bereich gibt es da noch echte Juwelen. Zum Beispiel hat mich ein Freund auf einen Server für Neverwinter Nights aufmerksam gemacht bei dem das Hauptaugenmerk auf RPG liegt. Sogar mit großem Abstand zu allem sonstigen. Arelith hieß der. Einziger "Nachteil" ist, des is alles auf Englisch.
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(26.04.2015, 20:51)aeyol schrieb: Hast du damals UO gespielt? An mir ist das vorbeigegangen, deshalb weiß ich nicht, ob es damals nicht auch schon Spieler gab, die sich im Spiel so artikuliert haben. Ich habe UO auf dem Server Europa gespielt. Da wurde teilweise Rollenspiel betrieben. Es kam aber auch dort auf die Leute an, mit denen man zusammen war. Ich erinnere mich deshalb gerne an die UO-Zeiten. Und viele Entwickler von Herokon hatten früher auch UO gespielt und brachten auch einiges von dort in HO ein.
Das "höher, weiter, besser" war schon immer bei den Spielern vorhanden. Das Posen vor der Bank (Char hinstellen und angeben) gab es schon bei UO und sehe ich extem bei der Bank in Götterfels. Was da teilweise für Angeber rumstehen
(26.04.2015, 20:03)BastyCDGS schrieb: Ich frage mich gerade, wie ihr den Wandel des RPG-Genres im Vergleich früher zu heute sieht...ich persönlich bin entsetzt, wenn ich sehe, wie heutzutage Rollenspiele gespielt werden.
Niemand macht sich mehr die Mühe, sich in die Rolle des Charakters zu versetzen. Dialoge sind auf dem Niveau von: "Ey du kack Noob! Gib mir Deine Items!" Schade, Du hast anscheinend nicht Herokon Online gespielt. Dort gab es Rollenspieler, die ihren Spaß damit hatten. Nicht umsonst wird Dilshad hier gleich unterstellt, dass sie die Farbe geklaut hat
Es kamen aber auch dort die Leute, die fragten, wo man die beste Rüstung findet bzw. wie man am schnellsten levelt. Diese Leute waren dann auch häufig mit HO unzufrieden, weil es so etwas nicht gab.
HO hat leider nicht überlebt - es gab zu wenig Rollenspieler, die genug Durchhaltevermögen für eine (zu) lange Betaphase hatten Auf der Anbieterseite wurden natürlich auch Fehler gemacht - das sollte jetzt aber hier nicht weiter diskutiert werden, das haben wir ausführlich genug bereits getan.
Vielleicht werden wir es mit der PaGa schaffen, ein wenig Rollenspiel nach GW2 zu bringen?
Tut es eigentlich einer Zahl weh, wenn sie gerundet wird?
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(27.04.2015, 07:40)Dreschor schrieb: (26.04.2015, 20:46)Rabenaas schrieb: [...]Ich kenne Jugendliche, die auch im RL so reden. [...] Ich keine keine Jugendlichen, die nicht so im RL reden. Das macht mir echt Angst. Warum? In den letzten 10.000 Jahren der Menschheitsgeschichte hat sich einiges geändert. Nur zwei Sachen sind immer gleich geblieben: 1. Die Jugend von heute taugt nix. 2. Früher war alles besser. Dennoch ist die Welt noch nicht untergegangen. Die Jugend will, und muss, sich von den Alten absetzen. Eine andere Sprache, die vorzugsweise die Alten schockt, ist da sehr probat.
(27.04.2015, 12:31)Mazana schrieb: Das Posen vor der Bank (Char hinstellen und angeben) gab es schon bei UO und sehe ich extem bei der Bank in Götterfels. Was da teilweise für Angeber rumstehen Die Bösen! Nehmen die einfach Dilschad den Platz weg, wenn sie ihrem neuen Look präsentieren will *duck-und-weg*
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(26.04.2015, 22:19)Silencer schrieb: So schlecht sieht es derzeit eigentlich garnicht aus, schließlich gibts ja aktuell sogar relativ viel Auswahl, vom Eindruck her sogar wieder etwas mehr, als in den letzten Jahren. Meine ich auch. Gerade jetzt kommen wieder einige Spiele auf den Markt, die sich an beliebten Spielen aus den eigenen Jugenderinnerungen orientieren - letzteres ist ja häufig die jeweils generationsspezifische Auslegung vom "guten Rollenspiel".
Die von dir angesprochene mangelnde Weiterentwicklung sehe ich auch, aber nicht aus einer allzu anklagenden Perspektive. Du sprichst ganz konkret die verwendeten Kampfsysteme an, ich verstehe dich so, sie würden dich zu wenig fordern. Schwerer geht immer, wie das Taktik- und Strategiegenre zeigt. Allerdings kann ein Rollenspiel sein Publikum verlieren, wenn es sich zu sehr ans Nachbargenre anlehnt, z. Bsp.: "Temple of Elemental Evil"
Meiner bescheidenen Erfahrung nach sind nicht wenige Rollenspieler eher auf ein empathisches als ein analytisches Spielerlebnis aus. Knifflige Knobelkämpfe oder kluge, komplexe spielmechanische Verschränkungen (Charaktersystem) werden seltener gewürdigt als Immersionsschranken beklagt werden. Oft scheinen mir Romanzen, Dating-Sims, Tränendrüsenaktivierungsprotokolle oder dem Klicktun sinngebende Erzählrahmen wichtiger genommen zu werden als die Bandbreite der eigentlichen spielmechanischen Wechselwirkungsmöglichkeiten (Spielweltinteraktionen, Taktikmöglichkeiten, Charakteraufstiegsstrategien).
Solange das so bleibt, geht das interaktive Medium keine weiteren eigenen Wege, weil es lieber in den Fußstapfen des Buches wandelt. Die Spieler kaufen lieber sowas.
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Das Problem ist meiner Meinung nach die Belohnung durch den schnellen Erfolg.
Ziel ist ja bei den Online Games im Endeffekt besser zu sein als die anderen und am besten dies noch mit Fakten untermauern zu können.
Bei Diablo II war das ja irgendwie die Windmacht (Bogen) o.ä.
Eigentlich nicht zu finden, aber irgendwie gab es Leute die 2 Wochen spielten und eine hatten. Die das Spiel nie durchgespielt hatten (sich durchziehen haben lassen), dadurch keine Ahnung von den Grundlagen des Spiels hatten und deswegen trotz perfekter Ausrüstung gern starben (ich hab meist HC gespielt, da hatte man Ruhe vor solchen )
RPGs wie DSA oder auch die klassischen Adventure í la Indiana Jones and the Fate of Atlantis sind Spiele, in die man sich hineindenken muss. Bis man den Erfolg hat dauert es lange und wenn man Pech hat ist man Game Over und fängt ganz von vorne an (ähnlich Diablo II HC). Das reizt aber viele nicht, da das schnelle Erfolgserlebnis bei Spielen wir WOW viel schneller eintritt.
Die Tüfftler (warum muss ich jetzt an Schwaben denken ) sammeln sich dann eben in einem Forum wie hier mit dem Ziel sich selber Herausforderungen zu stellen (Gruppe verkleinern, Spiel auf Zeit, Maximale AP, etc.) und das Spiel so weit es geht zu analysieren => ergo Grundarbeit zu leisten.
Es ist doch bei Diablo II, dass ich sehr intensiv gespielt habe auch so gewesen. Da gibt es Leute, die analysieren das Spiel, testen Items aus, um das Maximale aus dem Charakter herauszuholen. Sie optimieren damit auch Ihren Spiel-Skill und werden immer besser. Dann schreibt einer einen Guide, alle Kiddis bauen es nach und versuchen (auch gern mit "Tricks") so nach oben an die Ladder zu kommen.
Leider gibt es wenig Tüfftler und viele Kiddis, so dass Spiele wie Schick, oder Adventure wie Indiana Jones eine zu geringe Marge bringen.
Man muss auch sagen, dass die Hochzeit von "Das Schwarze Auge" wahrscheinlich auch eher Ende der 80er bis Anfang der 90er war (Stichwort Ulrich Kiesow). Nach seinem Tod und dem Weggang einiger Mitstreiter mit Entrepreneur-Eigenschaften ging es eben nur noch ums Geld und die Seele verschwand und verschwindet immer mehr...
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Das ist vielleicht so wie mit Fernsehserien: Anfangs ist alles neu, das Szenario spannend und um jede Ecke lauert ein Abenteuer. Später wird es immer schwieriger, neue Geschichten zu erzählen, und dann wird es zunehmend selbstreferenziell und abstrus. Auch der frühe Tod von Ulrich Kiesow und der Weggang von Ugurcan Yüce haben DSA zweifellos dauerhaft geschadet. Aber immerhin, z.B. Drakensang und Satinav waren großes Kino. Es steckt noch Leben in Aventurien. Die Konkurrenz durch andere Medien und Genres hat einfach zugenommen, so dass die Nerds wieder unter sich sind - aber mittlerweile ist Nerd ja ein Kompliment.
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Vielleicht liegt die Wahrnehmung, die man von heutigen, modernen (Multiplayer-)Rollenspielen hat, auch mit daran, dass Rollenspiele nicht mehr nur von "Rollenspielern" (oder Rollenspiel-Nerds :-)) gespielt werden. Die Spielmechanismen erlauben es eben, das Spiel auch einfach nur als kompetitives Action-Spiel zu spielen. Das Spiel "funktioniert" auch ohne den Rollenspielaspekt, technisch. Und die Spiele werden grafisch hübscher, sodass sie auch für Leute mit weniger Phantasie interessant werden? Also das Publikum wird breitschichtiger (auch in MMORPGs kann man immer noch Gruppen und Gilden finden, die wirklich Rollenspiel betreiben wollen, man MUSS nicht mit den "gib Item!11elf Wo ist der Kackboss!?"-Spielern zu tun haben, wenn man das nicht möchte).
Umgekehrt kann man, wenn man denn möchte, viele Spiele als Rollenspiel spielen, die eigentlich nicht in die typische Rollenspielschublade gehören. Sei es ein Point & Click Adventure oder ein beliebiger Shooter (wie schon erwähnt).
Wem die Rätsel oder das Spiel an sich zu einfach sind, der kann doch heutzutage zumindest Singleplayer-Rollenspiele oft "problemlos" modifizieren. Zumindest bringen viele Spiele die Werkzeuge von sich aus mit (sei es ein Skyrim, ein Witcher, ein Divinity: Original Sin, SchicksalsklingeHD...).
Also wie haben Rollenspiele sich verändert? Ich denke, die sind einfach für eine größere Spielerschaft "erreichbar"/spielbar geworden, mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt.
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Bezüglich WoW, wie man an der vor kurzem gewesenen Diskussion um sanktionierte Classic Server sieht, scheinen soche instant Kills auch nicht so beliebt zu sein bzw die Spielerschafft wieder mehr RP zurückwünscht. Ansonsten was die Tüffler und Spieler angeht, es gibt immer weniger Tüfftler weil den Jugendlichen einfach abgewöhnt wird, ordentlich zu denken und dank der schnellebigen Zeit wenig Lust auf Frust hat, also Schicksalsklinge mit größerer bzw verbesserter Einsteigerfreundlichkeit zu haben. Meiner Meinung nach hat Morrowind genügend Komplexität verbunden mit Einsteigerfreundlichkeit (ich glaube da musste man nur die Anleitung lesen um alles zu wissen, was man wissen brauchte, vielleicht auch verbunden mit keinem Zeitdruck um alles auszuprobieren)
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Ein wesentlicher Punkt sind halt die Entwicklungskosten. Eine differenzierte Handlung mit vielen Benutzerentscheidungen ist halt wesentlich mehr Aufwand als immer wieder ein neuer Kampf.
Es mag auch heute keiner mehr an jede Tür im Ort klopfen um jemanden zu finden. Drakensang ist ein Kompromiss mit einer sehr geführten Handlung.
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Bezüglich differenzierter Handlung, dass sieht man denke ich auch sehr gut an Shadowrun Hong Kong. Dort war es beim Crowdfunding das vorletzte Stretchgoal bei 700.000$ und das letzte, nämlich eine Epilog Kampagne von 4-5 Stunden Spielzeit ab 1.000.000$, also faktisch 300.000$ nur um 5 Stunden Spielmaterial mit viel Text und differenzierter Handlung wo auch auf der originalen Kampagne aufgebaut wird zu erstellen. Die Summe muss man erstmal auf der Zunge zergehen lassen, um wirklich erfassen zu können, wie teuer heutzutage Spiele sind und dabei war das Ziel für das ursprüngliche nicht so aufwändig gestaltete Spiel nur 100.000$
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