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Der Weg ins Ungewisse - DerWildeWolf - 25.01.2012 Reiseberichte von Eska "der Groben" Eintrag vom 7. Praios, 15 Hal. Früh am Morgen. Es war endlich soweit! Nach jahrelanger schweißtreibender Ausbildung, mörderischem Drill, emotionsloser Befehlsbefolgung und der stetigen Bestätigung meiner durchaus rondragefälligen Theorie über das Überleben des Stärkeren (ein unheimlicher Traum flüsterte mir allerdings gestern nacht ins Ohr, dass meine Stärke weniger das Resultat meiner Mühen, als eine Frage des vieläugigen Glücksgottes sei - was auch immer damit gemeint sein mag) trete ich nun in ein Leben in völliger Freiheit. Andere würden vielleicht auch sagen: Ziellosigkeit. Denn kaum hatte ich einen Fuß aus den Pforten der Wehrheimer Kriegerakademie für Strategie und Taktik gesetzt (zum Abschied verlieh man mir den Beinamen "die Grobe", was ich bis heute als recht irritierend empfinde), da wusste ich auch schon nicht mehr weiter. Nach einiger Zeit koordinationsloser Suche nach Arbeit trieb es mich gen Thorwal, wo derzeit die Orks aktiv werden. Ich konnte mir gut vorstellen, dass es dort Ehrenvolles zu tun gäbe. Und nicht, dass ich nicht auch ohne Bezahlung für die rechte Sache kämpfen würde, aber nachdem ich auf meinen Reisen lernte, dass sich ein Bihänder nur unzureichend für die Jagd nach (Tier-)Fleisch eignet, und noch weniger für die Verarbeitung der teils unidentifizierbaren Reste, entschloss ich, dass ein paar Silbertaler im Gepäck einen besseren Dienst bei der Füllung meines leeren Magens leisten würden. Entsprechend suchte ich nach einem Auftrag, der mir im gleichen Maße Ehre wie Reichtum bescheren würde. Ich schätze, ich nahm mir damit zu viel vor, denn zwei Tage später fand ich mich vor einem Travia-Tempel in Thorwal wieder, noch immer arbeitslos, nicht mehr ganz so frohgemut, aber mit einem von einem freundlichen Geweihten wärmstens verschenkten Teller Eintopf in den Händen (dort offenbar auch bekannt als "armer-Tropf-Teller"). Doch ich hatte Glück im Unglück, denn scheinbar war dies der Treffpunkt der Desillusionierten, die einen geregelten Arbeitstag und ein sicheres Einkommen ebenso fürchteten, wie ich. Schnell schloss ich mit einigen der armen Tropfe(n) Freundschaft, und wir rauften uns zu einer kleinen Gruppe zusammen, die gemeinsam Größeres erreichen wollte (ein noch immer unklar definiertes Ziel). Wir waren eine recht bunte gemischte Gruppe, und genau aus diesem Grunde fühlte ich mich besonders wohl. Am Ende des Tages zogen wir los in folgender Gruppierung: Eska, die Grobe (ich) (Kriegerin) Profil: Hochgewachsen, sehr kräftig. Strategin und Denkerin. Kann jeder Situation etwas abgewinnen, aber nicht immer etwas Gutes. Bevorzugt große Waffen, falls zu erschöpft für strategisches Denken. Heldenmotto: Erst fragen, dann schlagen, dann wieder fragen. Hörst ´n noch was sagen, dann musste nochmal schlagen. Aufgaben: Vorne stehen und das Schwertfutter futtern. Salaria Mondenglanz (Waldelfe) Profil: Sehr schlank, sehr elegant, zu zerbrechlich. Sie spricht kaum Garethi, und fühlt sich auch ganz offenbar nicht wohl in der Stadt. Sie hat mir eine ausführliche Geschichte über den Grund ihres Aufenthalts in Thorwal erzählt. Ich bin mir sicher, sie ist schlüssig und wohlbegründet. Leider habe ich kein Wort verstanden. Bei Gelegenheit sollte ich ihr ein paar Worte Garethi beibringen. Ob das Mädchen wirklich "Mondenglanz" heißt, weiß ich allerdings nicht. Sie sagte etwas Elfisches, das irgendwie nach Mondenglanz klang. Sie wird ab jetzt mit diesem Namen leben müssen. Heldenmotto: Wenn der Weg das Ziel ist, dann laufe ich am besten im Kreis. Aufgaben: Wildniskunde, Heilung, Spürsinn. Braucht keinen Bihänder zur Hasenjagd! Antaryia Winterwanderer (Firnelfe) Profil: Blasser und muskulöser als Salaria, etwas höher gewachsen. Hat helles, sehr hübsches Haar und trägt selbst in Räumen einen Mantel aus dickem Robbenfell. Hat bisher noch gar nichts gesagt. Ich weiß nicht, ob sie überhaupt sprechen kann. Ich habe einmal gehört, die Elfen aus dem Norden seien außerordentlich unnahbar. Antaryia folgt Salaria allerdings wie ein treuer Hund. Vielleicht bellt sie ja auch einmal. Hat die ganze Zeit auf ihren armen-Tropf-Teller gestarrt, als würden ihr die verarbeiteten Tiere darin mehr leidtun, als die armen Tropfe, die ihn essen mussten. Heldenmotto (vermutlich): Schweigen ist Gold. Silber brauche ich nicht. Aufgaben: Gefahrensinn, Schwertkampf, magisches Talent. Warnschüsse mit dem Bogen. Reonar von Melk (Kampfmagier) Profil: Dieser weißhaarige Geselle ist vielleicht 50 Götterläufe alt, und vertritt im Groben meine pragmatisch-effektive (er sagt: destruktive) Grundeinstellung. Er setzt sie allerdings nicht mit dem Schwert, sondern mit (bisweilen recht heimtückischer) Magie um. Er hat im Travia-Tempel arme-Tropf-Teller verteilt, weil man ihn beim Flanieren durch die Stadt fälschlicherweise für einen Geweihten hielt, der dem Müßiggang frönte. Als Menschenfreund, als welchen er sich selbst bezeichnet, wagte er es nicht, die hoffnungsvollen Travia-Geweihten und armen Tropfe zu enttäuschen, bis jeder einen Teller Suppe hatte. Heldenmotto: Die wahre Macht der Götter liegt nicht in der Zerstörung, sondern in der Schöpfung. Aber kaputtmachen ist leichter. Aufgaben: Kampfmagie (die er allerdings lieber als "Vernichtungsmagie" bezeichnet) und Heilung. Aidra, die Weise Profil: Eine junge Frau, die sich offenbar keine großen Gedanken um Äußerlichkeiten macht [diese Profilbilder...]. Sie gehörte nicht zu den armen Tropfen vor dem Tempel, sondern suchte nach ihrem Begleiter Reonar, den sie schließlich neben mir auf der Treppe wiederfand. Selbst ich hielt ihn bis zu diesem Zeitpunkt für den höflichsten Geweihten unter Travias Diensten. Aidra und Reonar waren offenbar ursprünglich auf der Durchreise zu einer nahegelegenen Gelehrten-Akademie. Sie hatte viel von einer erzürnten Mutter, als sie ihn kellenschwingend auf dem Boden sitzen sah, und ihre Fassung verlor. Sie stauchte ihren gut 20 Götterläufe älteren Reisegesellen so streng zusammen, dass sie ihn anschließend problemlos in ihrem Rucksack hätte mitnehmen können. Meines Wissens beruht ihr Titel "die Weise" auf einem Missverständnis, das mit dem frühen Tod ihrer Eltern und den begrenzten Schreibfähigkeiten eines garethischen Barden zusammenhängt. Was sie damit meinte, habe ich allerdings nicht verstanden. Heldenmotto: Wenn du deinen Feind nicht schlagen kannst, werde sein Freund. Bannbaladin eignet sich dafür am besten. Aufgaben: Beherrschungsmagie, Kräuterkunde, Alchemie Cadrim, Sohn des Bolbo (Zwerg) Profil: Ein Zwerg, der seine fehlende Körpergröße ohne jeden Zweifel durch die Größe seines Mundwerks zu kompensieren versucht. Er war neben Reonar der einzige Anwesende, der nicht zu den armen Tropfen gehörte. Stattdessen suchte er offenbar einfach nach einer geselligen Runde, die weniger wohlhabend war als er. Mit uns hatte er sie gefunden und stand mit prall gefülltem Geldbeutel vor uns und schwang ihn lachend im Kreis wie ein Nackter sein missgeformtes Gemächt. Das hätte er allerdings wahrscheinlich nicht getan, wenn er gewusst hätte, dass später mit uns reisen würde: die letzten beiden Tavernenzechen gingen notgedrungen auf seine Rechnung. Wie wir das geschafft haben? Das ist alles eine Frage von Diplomatie und Rhetorik. Außerdem hat er sich als recht anfällig für Aidras Zaubersprüche erwiesen. Heldenmotto: ...und meine Axt! (Habe ich bis heute nicht verstanden...) Aufgaben: Lebender Rammbock. Aufgrund seines tiefen Schwerpunktes und seiner stabilen Schädeldecke eignet er sich dafür besser als jeder andere. Außerdem ein guter Zechgenosse, sowie Spar- und Trüffelschwein. Ab morgen machen wir uns auf die Suche nach Arbeit. Wir haben gehört, der Hetmann suche nach "Helden"...na wenn das nichts für uns ist... Eintrag Ende. Die Gruppe unterliegt allerdings keinerlei Einschränkungen, außer meiner hoffnungslosen Ahnungslosigkeit. Damit werde ich wahrscheinlich genug zu tun haben...daher auch der Titel, den ich im Nachhinein wohl leider nicht mehr gegen einen kreativeren tauschen kann. RE: Der Weg ins Ungewisse - Boomer - 25.01.2012 Gefällt mir soweit schon sehr gut. Ich mag den Schreibstil und den Humor (v. a. die Heldenmottos). Ich freu mich auf Weiterführung. Gruß derzahmehund RE: Der Weg ins Ungewisse - DerWildeWolf - 25.01.2012 Dankesehr. =D Ich freu mich, dass jemand drüber schmunzeln kann - ich habe gesehen, dass hier einige Texte doch sehr mühevoll und professionell geschrieben wurden. Allerdings habe ich dazu leider nicht die Zeit, sondern kann nur immer mal wieder kleinere Einträge machen, die ich entsprechend lieber etwas unernster halten möchte. Das ist aber nicht als Herabwertung der tollen anderen Beiträge gemeint! RE: Der Weg ins Ungewisse - Boomer - 25.01.2012 Hier gibt es so viele verschiedene Schreibstile und Herangehensweisen an das Thema wie auch Leser mit unterschiedlichen Vorlieben. Manchen gefällt etwas, dem andere wiederum gar nichts abgewinnen können. Und genauso soll es auch sein. Das hat auch nichts mit Herabwertung zu tun. Jedenfalls freu ich mich auf weitere Beiträge, egal wann und wie oft. RE: Der Weg ins Ungewisse - Rabenaas - 25.01.2012 Sieht Reonar zufällig Christian Slater ähnlich? RE: Der Weg ins Ungewisse - DerWildeWolf - 25.01.2012 Eher seinem Lehrmeister, Jean Connery! Seitenverweis sofort erkannt, top! RE: Der Weg ins Ungewisse - DerWildeWolf - 25.01.2012 Reiseberichte von Eska "der Groben" Eintrag vom 7. Praios, 15. Hal, Abends. Wir haben ein Ziel! Der Aufruf des Hetmanns nach Helden, die sich um die Steuerung von Thorwals Schicksal bemühen sollen, geht derzeit durch alle Tavernen. Ging durch alle Tavernen, sollte ich sagen, denn der Hetmann hat mit uns gefunden, wonach er suchte. Zumindest haben wir das, durchaus selbstsicher, behauptet. Und während Reonar, die beiden Elfenmädchen und meine Wenigkeit uns in die Details einweihen ließen, kümmerten sich Cadrin und Aidra darum, unsere Reise zu erleichtern. Erstens besorgten sie Proviant und die allernötigste Ausrüstung (Lampen, Schaufeln, Dietriche, Spitzhacken, Beile, Kletterhaken, Behälter verschiedener Größen, Kleidung, Ersatzkleidung, Schneeschuhe, Kristallkugeln, Waffen, Rüstungen, Mäntel, Kräuter, Tiegelchen, Phiolen, Sattelzeug, Schnaps und Bier, Pergament, Tinte und Schreibfedern, Siegelwachs und Kerzen, Tau, Hammer und Nägel, eine Säge, ein paar süße Leckereien aus dem Süden Aventuriens, einen weißen Hasenfuß, ein Hufeisen aus Silber, ein in Bernstein gefasstes zweiblättriges Kleeblatt als Glücksbringer, eine Brille mit stark bikonkaven Gläsern und einiges mehr - an dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass wir nun verschuldet sind und ich die beiden nicht alleine mehr einkaufen lassen werde) auf dem Marktplatz, und zweitens verkündeten sie in den Tavernen, dass der Hetmann nun ausreichend Helden gefunden habe und entsprechend niemand mehr dem Aufruf folgen solle. Kompetente Konkurrenz können wir im Augenblick nämlich nicht gebrauchen - keiner von uns hat bisher Kampferfahrungen sammeln können, die in nennenswerter Weise über den Sieg über Hunger und Erkältungen hinausgehen. Auf diese Weise vorbereitet werden wir nun tun, was jeder große Held als erstes tun würde: Das Sammeln von Informationen. In einer Taverne. Die "vier Winde" sehen sehr vielversprechend aus. Cadrin erzählte bereits von diesem ehrlichen Geschäft und sprach von guten Kontakten, die er dort schon seit Tagen pflegte. Es scheint bergauf zu gehen! Reiseberichte von Eska "der Groben" Eintrag vom 8. Praios, 15. Hal, Mittags. Nun, der Tavernenbesuch ist anders verlaufen, als ich angenommen hatte. Wie sich herausstellte, hatte der Zwerg tatsächlich hervorragende Kontakte zum Tavernenbesitzer, weil er dessen wichtigste Einnahmequelle war. Noch bevor ich mich gesetzt hatte, hielt Cadrin bereits zwei Krüge Bier in den Händen - und es wären mehr gewesen, hätte er nur eine größere Zahl Hände gehabt. Die beiden Elfenmädchen waren so unverhohlen angeekelt von dem schmutzigen, engen Laden, für dessen Geruch die Bezeichnung "Schweißgestank" noch geschmeichelt gewesen wäre, dass sie sich freiwillig bereiterklärten, ihre unangenehm scharfen Sinne durch ein mildes alkoholisches Getränk zu vernebeln. Nun, "freiwillig" ist vermutlich etwas übertrieben, wenn man bedenkt, dass die beiden vermutlich noch nie etwas vom berüchtigten "Premer Feuer" gehört hatten, welches sie zudem für eine wohltuende Medizin hielten, wie es der Zwerg ausdauernd beteuerte. Nicht, dass die beiden einfältig genug gewesen wären, um sich eine ganze Pulle dieses Teufelszeugs einzuverleiben, aber bereits einige kleine Schlucke reichten völlig aus, um ihre zarten Elfenmanieren völlig zu ruinieren. Während Antaryia kurzerhand die Flöte zückte und im Laufe des Abends ebenso viele Silberstücke wie sehnsüchtige (Menschen!-)Blicke verdiente, tanzte die Waldelfe nach einer halben Stunde halbnackt auf unserem Tisch und machte dabei die Ausgaben des gestrigen Einkaufes mehrfach wieder wett. Glücklich darüber scheinen die beiden heute aber nicht mehr zu sein. Während Salaria noch jetzt zusammengekauert vor der Taverne sitzt und in scheinbar tiefer Verzweiflung das Wort "badok" wiederholt (ich nehme an, es bedeutet so viel wie Kopfschmerzen), sitzt Antariya im Gastraum, mit dem Kopf gegen das kühle Fenster gelehnt und hofft darauf, dass sich ihr Magen irgendwann wieder beruhigt. Die beiden Magier haben wenigstens versucht, Informationen zu sammeln. Das einzige, was sie in Erfahrung bringen konnten war allerdings, dass man von einem nicht weit entfernten Leuchtturm eine zauberhafte Aussicht genießen kann - und selbst für diese Information mussten sie eine Runde Freibier spendieren, die sie dann nicht einmal selbst bezahlen konnten. Der Zwerg ist der einzige, der in dem Tavernenbesuch keinen Misserfolg sieht. Er sitzt noch immer an der Theke und hat sich soeben ein weiteres Bier bestellt. Seine Kehle müsse befeuchtet werden nach der langen Nacht. Ich dagegen war fleissig. Ich hörte von einer verlassenen Zwingfeste, hier in Thorwal, welche als Lagerhaus verwendet wird. Es sollen Dinge wie von Geisterhand verschwunden sein. Der Sache müssen wir auf den Grund gehen, bei unserer Ehre! Außerdem winkt eine beträchtliche Belohnung. In einer Stunde brechen wir auf! 8. Praios, Nachtrag (kurz vor dem Aufbruch): Wir haben wohl verdrängt, dass wir eigentlich bereits einen Auftrag vom Hetmann erhalten haben. Nun können wir die Begehung der Zwingfeste aber nicht mehr absagen. Danach machen wir uns aber zur Rettung Thorwals auf. Gleich morgen! RE: Der Weg ins Ungewisse - Boomer - 25.01.2012 Ab jetzt haben meine Kopfschmerzen einen Namen! Es ist ziemlich lange her, daß ich herzhaft lachen konnte. Danke dafür! RE: Der Weg ins Ungewisse - DerWildeWolf - 26.01.2012 Ich freu mich, dass Du Deine Freude dran hast. Solange ich mich hier von meiner Arbeit ablenken kann und noch jemand was davon hat, hab ich auch meinen Spaß dran. Reiseberichte von Eska "der Groben" Eintrag vom 9. Praios, 15. Hal, Abends. Heutiger Eintrag wurde von Aidra der Weisen übernommen. Nachdem Eska im Augenblick leider an das Krankenbett gefesselt ist, habe ich, als stellvertretende Anführerin (und fraglos als einzig logisch denkender Kopf der Gruppe), mich bereiterklärt, den heutigen Tagesbericht zu übernehmen. Nachdem wir uns gestern, kurz nachdem wir einen Auftrag zur Rettung Thorwals erhalten haben, lieber der kleingeistigen Beschäftigung der "Schatzsuche" (so nannte es zumindest Cadrim. Eska bezeichnete es als "Heldentat", Reonar schimpfte es "potenziellen Selbstmord" und ich fasse es unter dem Begriff "Dummheit" zusammen) innerhalb der Stadtmauern widmeten, waren große Resultate erst einmal nicht zu erwarten. Tatsächlich mussten wir aber feststellen, dass dieses Vorhaben nicht nur wesentlich gefährlicher war, als wir anfangs glaubten, sondern es war auch um einiges profitabler. Die alte Zwingfeste unter Thorwal ist ein komplexes Gemäuer über mehrere Stockwerke. Sie muss schon einige Jahrzehnte lang vernachlässigt worden sein, und genau das ist der Grund, aus dem sich dort Schmuggler und Banditen eingenistet hatten. Die Stadtwache scheint sich ihre Helme etwas zu kräftig über die Hohlköpfe zu stülpen, denn wenn ihr Gehirn mit einer ausreichenden Durchblutung versorgt wäre, hätten sie selbst in ihren kaum nennenswerten Wachzeiten sehen müssen, dass jemand diesen Machenschaften Einhalt gebieten muss (obwohl ich gestehen muss, dass ein Teil meiner (wie ich nach wie vor finde: nützlichen) Einkäufe aller Wahrscheinlichkeit nach keinen allzu legalen Weg auf den Thorwaler Markplatz gefunden haben dürften - aber jetzt, wo wir alles Nützliche erstanden haben, ist es spätestens an der Zeit, die Schmuggelgeschäfte der Stadt etwas einzudämmen!). Wir arbeitete uns also zu sechst in die stickigen Gewölbe der alten Zwingfeste, und kaum dass wir einen Fuß auf den Boden außerhalb des ersten Fackelscheins gesetzt hatten, trafen wir bereits auf das erste Schmugglergesicht. Ein bärbeißiger Klumpen aus Muskeln und Gestank, kaum jünger als Reonar. Er stapelte Kisten voller illegaler Waren aufeinander, säuselte ein Liedchen vor sich her und fühlte sich so unbeobachtet, dass er selbst dann nicht an unsere Anwesenheit zu glauben schien, als wir uns gut sichtbar neben ihm sammelten. Er blickte auf, nickte freundlich und widmete sich beinahe wieder seiner Arbeit, als er, nach einer beträchtlichen Denkpause, schließlich begriff, dass wir nicht zu seinem stinkenden Hunderudel gehörten. Er packte seinen Säbel, knurrte aus tiefer Kehle und brummte im feinsten Hündisch: "Seidir vonner Wache?". Als wir vorläufig verneinten, entspannte er sich und ließ die Waffe sinken. "Wennir was kaufn wollt, seidir falschier. Wiamn genünd Käufer." Eska versuchte offenbar nicht, die Angelegenheit friedlich zu regeln, als sie fast schon anerkennend sagte: "Ich habe noch nie einen derart plumpen Diebstahl wie den Euren gesehen. Ihr bestehlt die Wache und lagert Eure Schmuggelware in den Räumen weiter unten, nicht wahr? Und das macht Ihr nun wie lange unbemerkt? Und das, obwohl Ihr so unauffällig seid, wie ein leuchtendes Schaf in einem Wolfsrudel?" Der Mann packte erneut seinen Säbel und knurrte wie ein tollwütiger Bär. Er sekretierte dabei eine signifkante Menge speichelähnlicher Flüssigkeit aus (will meinen: er spuckte bei jeder Bewegung seiner Lippen, und zwar nicht zu knapp!). Vermutlich, um uns auf Distanz zu halten. "Dann seidir ja doch vonner Wache!", schimpfte er. "Nicht direkt", wand Eska ein und zückte ihrerseits ihre Waffe (ein Bihänder von derart bizarrer Größe, dass man damit einen Ochsen mit einem Hieb längsteilen könnte. Sie kann es noch so oft ein "Werkzeug für den strategischen Vollzug" nennen. Ein Metzgerbeil ist gegen dieses Ungetüm die Materialisierung von Eleganz und Feinschliff). "Aber wir sind bereit, das richtige zu tun." ("Solange wir dafür bezahlt werden.", ergänzte jemand irgendwo aus dem Halbschatten.) Der Schmuggler schrak zurück, blickte uns in unserer hoffnungslosen Überzahl an (schon alleine Eskas völlig absurde Waffe stellt in gewisser Weise eine Überzahl dar), raufte dann all seinen Mut zusammen, schrie aus Leibeskräften, blaffte und bellte wie ein Hund und rannte los. Direkt an uns vorbei. Offenbar wollte er sein Heil in der Flucht suchen. Nicht, dass wir ihn aufgehalten hätten, aber es gelang ihm trotzdem nicht. Als er an unserer Gruppe vorbeipreschen wollte, übersah er unseren Zwerg, der im Halbdunkeln stand wie ein kleiner, aber dick gepanzerter Fels in der Brandung. Er rannte mit so ungebremster Wucht in ihn hinein, dass man seinen Schmerzensschrei vermutlich noch bis in die Vier Winde hören konnte. Die wenig vorteilhafte Größe Cadrims gestattete einen Treffer direkt in des Schmugglers Lenden, der sie nun vermutlich eine Weile lang nicht mehr verwenden kann. Wenn überhaupt (eine vielversprechendere Methode zur langfristigen Eindämmung der Schmugglervermehrung ist im Übrigen kaum denkbar. Wir sehen unsere Pflichten daher als erfüllt an, obwohl wir den Mann am Leben ließen und nicht in eine Zelle warfen). Während der arme Kerl sich vor Schmerzen am Boden wand, schien Cadrim nicht einmal richtig bemerkt zu haben, was eigentlich gerade passiert war. Er stapfte völlig desinteressiert zu den Kisten und durchwühlte sie nach brauchbaren Schätzen. Unsere erste Rast in den Gewölben mussten wir übrigens nicht zuletzt deswegen praktisch direkt nach Betreten des Gewölbes einschlagen. Unsere Taschen waren mit Einkäufen und Schmugglerbeute so überladen, dass Cadrim vermutlich nicht einmal hätte ausweichen können, wenn er es gewollt hätte. Wir mussten also, Wohl oder Übel, einen Teil unseres Gepäcks aussortieren. Nachdem Salaria dem Verletzten einen kleinen Beutel mit Wirselkraut hinterließ und ihm aufmunternd den Kopf tätschelte (er mochte unser Feind gewesen sein, aber die Götter hatten sich bereits genügend über ihn belustigt, und er tat uns allen ein wenig leid), machten wir uns auf den Weg in die tieferen Gewölbe der Feste. Ob wir wohl auch zukünftig all unsere feindseligen Begegnungen kampflos überstehen werden? Vermutlich nicht. Aber es hätte nun wirklich auch schlechter ausgehen können. Ist es später auch. Aber um es vorerst mit den Worten Eskas zu bedenken, die soeben nach meiner helfenden Hand jammert (warum, das erkläre ich später): "Für eine erste Heldentat gar nicht mal so schlecht." In diesem Sinne: Bericht (Teil 1) Ende. Post Scriptum: Ich habe mir erlaubt, die vielen Schreibfehler unserer Anführerin weitestgehend zu korrigieren. Aus ihrer doch recht begrenzten Perspektive auf die Dinge hat sie aber gute Berichterstattung geleistet. Die meisten anderen tumben Eber können gar nicht schreiben... |