Antamar muss Aventurien verlassen
#86
Den Zwölfen zum Gruße!

Zurgrimm schrieb:Wobei es fast "ehrlicher" wäre, von vorneherein zu sagen, daß eine Duldung nur solange läuft, bis aus einem Projekt etwas Vorzeigbares geworden ist. Wenn nämlich die Bedeutungslosigkeit Voraussetzung für eine Duldung ist, dann brauchen die Leute gar nicht erst ihre Freizeit in ein Projekt zu stecken, in der Hoffnung, man könne es nicht-kommerziell weiterbetreiben. Das schreibe ich auch gerade mit etwas besogtem Blick auf Rastullah's Lockenpracht.

Ich glaube, das ist dennoch übertrieben. Nach meinem Verständnis wäre Antamar so oder so kommerziell geworden, weil es sich in diesem Umfang als Spaßprojekt einfach nicht mehr anders finanzieren ließ. Wir haben mit Siebenwind ein Beispiel dafür, wie ein Fanprojekt nicht mehr auf DSA-Basis weitermachen durfte. Andererseits gibt es Projekte wie Wiki Aventurica. Dort ist natürlich die Verzahnung zu offiziellen Publikationen und DSA-Produkten aller Art naturgemäß deutlich besser. Es wirken sogar einige DSA-Autoren selbst mit. Die verschiedenen Lizenzinhaber würden sich selbst ein Bein stellen, wenn sie jedes Fanwerk automatisch unterbinden würden. Viele DSA-Redaktionsmitglieder haben als begeisterte Fans angefangen und ich glaube nicht, dass sie das vergessen haben.

Chromatrix-Stellungnahme schrieb:Damit eine Spielwelt wie Das Schwarze Auge in sich stimmig bleibt, ist es unerlässlich, die Produkte sämtlicher Lizenznehmer des Schwarzen Auges miteinander abzustimmen.

Zurgrimm schrieb:Eine erstaunliche Aussage in diesem Zusammenhang, wenn man betrachtet, wie streng das Antamar-Team darauf bedacht war, der Welt Aventurien nichts Eigenes hinzuzufügen, sondern sich an den bestehenden Quellen geradezu sklavisch zu orientieren. So bedurfte es erst des Nachweises eines findigen Spielers, bevor in Punin (war es glaub' ich) eine Filiale der NLB eröffnet wurde. Daß Antamar zu Unstimmigkeiten in der Welt des Schwarzen Auges hätte führen können, glaube ich zumindest nicht.

So einfach ist das nicht. Gerade bei Diskussionen rund um die Nordlandtrilogie hat sich das gezeigt. Die zahlreichen Händler, Kneipen, Schmiede und Heilen, welchen man in den Orten in Thorwal begegnet, sind per se nicht kanonisch. Selbst die Mitarbeit von namhaften DSA-Autoren wie Thomas Römer an dem Spiel ist keine Garantie dafür, dass Inhalte mit dem offiziellen Aventurien übereinstimmen.

Bei Antamar sind ebenfalls zig Händler dabei, die so nicht in anderen Publikationen erwähnt werden. Außerdem sind einige Ländergrenzen zumindest sehr diskussionswürdig.

Borbaradwurm schrieb:Das hier ist übrigens die ewige Disskussion nachdem etwas ge-FOXed wurde. Der Rechteinhaber setzt sein(e) Recht(e) durch und die Fans des jeweiligen Projektes hassen ihn dafür.

Zurgrimm schrieb:Nein, das ist nicht der Fall. Es gibt sicher einzelne sehr emotionale Postings. Aber wenn Du Dir den Thread durchliest, wirst Du feststellen, daß es bei den meisten sehr sachlich zugeht. Hier wird kein Hass gegen Chromatrix ausgetragen. Wohl gibt es starke Zweifel an der betriebswirtschaftlichen und moralischen Richtigkeit, die Vertragsverhandulungen überhaupt oder aus bestimmten Gründen platzen zu lassen. Aber man liest auch immer wieder, daß man die Angelegenheit nicht einseitig sehen dürfe oder sie von außen gar nicht wirklich beurteilen könnte. Daß Enttäuschung und auch etwas Ärger über das Ergebnis - das Ende von DSA-Antamar - dabei sind, ist doch ganz normal. Aber das ist nicht der Grund dafür, daß man es nicht bei Deiner Erklärung zur juristischen Lage beläßt. Die muß man zwar klar sehen, sie muß aber nicht das Ende aller Diskussionen sein. ;)

Was hier abgeht, ist völlig harmlos. Man lese sich die entsprechenden Diskussionsfäden im Antamar-Forum durch. Um einen besseren Überblick über die Kriegsschauplätze zu bekommen, erwähne ich die m.E. wichtigsten: Bei Chromatrix gibt es inzwischen eine eigene Antamar-Diskussion sowie die bereits erwähnte offizielle Stellungnahme, die ebenfalls zahlreich kommentiert wurde. Auch bei Alveran hat sich die übliche Antamar-Diskussion ergeben, ergänzt um eine über das "wahre" DSA. Hier äußern sich neben Stefan Blanck u.a. die (Ex-)DSA-Autoren Ragnar Schwefel (Ucurian) und Karl-Heinz Witzko (Karli). Lesenswert finde ich außerdem Thure Arvesons Meinung und Vodoos Meinung. Im entsprechenden Faden bei Vinsalt geht es deutlich zivilisierter zu. Hier hat Tommek noch einige Dinge klargestellt. Auch hier gibt Karl-Heinz Witzko (Karli) einige Kommentare ab.

Nebenbei wird erwähnt, dass bei Antamar auch Inhalte des Thorwal-Briefspiels verwendet werden sollten. Das kommt mir doch sehr blauäugig vor, wenn man von der guten Absicht der Verzahnung absieht. Das Briefspiel war immer halboffiziell, auch wenn einige Ereignisse daraus tatsächlich in die offizielle DSA-Geschichtsschreibung übernommen wurden. Letzten Endes hat man sich auch mit den Leuten vom Thorwal-Briefspiel nicht einigen können. Es gab also weitere Unstimmigkeiten. Ich frage mich, ob ich so begeistert davon wäre, wenn ich als DSA-Fan erst eine Figur, Stadt oder Landschaft beschrieben hätte und diese dann unentgeltlich in einem kommerziellen Projekt Verwendung finden würde.

Zurgrimm schrieb:Ich hatte auch nach allen Stellungnahmen nicht den Eindruck, daß es am Finanziellen gescheitert ist. Allerdings soll laut Chromatrix-Statement auch das Konkurrenz-Argument keine Rolle gespielt haben, da die bisherigen Chromatrix-Browsergames völlig anders konzeptioniert sind.

Ebenfalls wird im Chromatrix-Forum (ein paar Beiträge nach der Stellungnahme im dortigen Ausgangsposting) mehrfach betont, daß die Datenweitergabe nur einer von mehreren Punkten gewesen sei, an denen es gescheitert ist. Es ist nur offenbar der einzige der Punkte, der - entgegen den Wünschen von Chromatrix - an die Öffentlichkeit gelangt ist. Ob andere Punkte ebenfalls unüberwindlich waren, wissen wir nicht.

Was man wem glaubt und welche Schlüsse man für sich zieht, bleibt jedem selbst überlassen. Es bleiben aber jedenfalls viele Fragezeichen, was auch richtig so ist, denn solche Verhandlungen diskutiert man (als beteilige Partei) nicht öffentlich, zumindest dann nicht, wenn Stillschweigen verienbart ist.

Die erste Meldung bei Antamar war in jedem Fall ungeschickt formuliert - zumindest nach meinem jetzigen Kenntnisstand. Es hätte klar sein müssen, dass die Antamarnutzer Sturm laufen gegen Chromatrix, wenn man schreibt, dass eine Lizensierung nur wegen der Weitergabe der Nutzerdaten gescheitert sei. Laut der Stellungnahme von Chromatrix, die inzwischen erfolgt ist und ebenfalls berücksichtigt werden muss, war das nur einer von mehreren Punkten, an denen es haperte. Es war insofern unschön, dieses eine Detail zu nennen. Besser wäre es gewesen, von Anfang an eine gemeinsame Erklärung abzugeben, in der auf jeden Fall die Länge der Verhandlungen erwähnt worden wäre. Damit wäre mehr Leuten klargewesen, dass die Lizenz nicht aufgrund von Kleinigkeiten oder momentanen Verstimmungen nicht vergeben werden konnte, sondern triftige Gründe dahinterstanden.

Umgekehrt war es vielleicht etwas zu naiv und gutmütig von Chromatrix, darauf zu hoffen, dass die Diskussionen durch eigenes Schweigen schnell wieder abebben würden. Es war im Gegenteil eher schädlich, dass von Seite des Lizenzinhabers so lange keine Reaktion kam (bis auf die gemeinsame Erklärung), denn das hat den Spekulationen erst richtig Tor und Tür geöffnet. Letzten Endes stand man unter Zugzwang, nachdem bei Antamar nur ein Grund für das erfolglose Verhandeln genannt wurde.

Ich weiß nicht, ob von beiden Seiten die Vermarktung richtig überlegt wurde. Am einfachsten wäre es sicherlich gewesen, gut gemachte Werbung für DSA-Produkte bei Antamar zu schalten. Das wäre jedoch evtl. nicht mit den Plänen von Tommek vereinbar gewesen (die ich nicht kenne). Insbesondere wenn durch Google-Werbung Geld reingeholt werden soll, wäre es wohl etwas zuviel auf einmal geworden mit der Werbung. Bleibt die Frage, ob man Werbung, Information und Querverweise nicht ins Spiel hätte integrieren können. Man muss es ja nicht gleich so plump machen wie beim Phextempel in Tiefhusen in "Sternenschweif".

Andererseits stelle ich fest, dass mich E-Mails mit Produkthinweisen nerven, selbst wenn sie von Chromatrix kommen. Meine eigene Erfahrung ist also eher pessimistisch, was solche gezielten Hinweise betrifft. Im Internet holen sich DSA-Spieler die Infos selbst ab in diversen Foren; was heute auf den Chromatrix-Internetseiten angekündigt wird, steht bald sowieso in den einschlägingen Informationsquellen. Diese Art des Informierens taugt natürlich nicht für DSA-Neulinge, die all das noch nicht kennen. Hier frage ich mich, warum man nicht einfach einen Antamar-Verteiler eingerichtet hat, bei dem sich jeder Antamarnutzer eintragen kann. Dieses Verfahren wirkt deutlich weniger lästig als eine generelle, automatische Kontaktaufnahme. Richtung Chromatrix hätte man nur eine Verteileradresse weitergeben müssen, wenn es nur um eine Info-E-Mail ab und zu gegangen wäre.

Eine Folge der heftigen Fan-Reaktionen, die m.E. in vielen Fällen unter aller Kanone sind, wurde in den Diskussionen bereits angedeutet: Chromatrix wird Fanprojekte mit Aussicht auf Kommerzialisierung weit weniger dulden, weil sie soviel Ärger machen. Insofern kann ich allen, die evtl. irgendwann eine offizielle Lizenz erwerben wollen/müssen, nur raten, sich von Anfang an Gedanken darüber zu machen. Nicht alles, was technisch machbar ist, ist ökonomisch, rechtlich und moralisch sinnvoll.
Ärger im Svellttal? Auf der Suche nach dem Salamanderstein? Dann hilft der Sternenschweif-Reiseführer von Kunar!


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RE: Antamar muss Aventurien verlassen - von Kunar - 09.09.2008, 08:11



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